Potsdam-Mittelmark - Kinder und Eltern protestieren gegen geplante Schul- und Kitaschließungen in Kleinmachnow
Eine Gesamtschule platzt aus allen Nähten, Grundschulen und Kitas sind dagegen nicht voll besetzt - die Gemeinde Kleinmachnow hat ein Platzproblem. Schließungen sollen die Lösung bringen. Dagegen regt sich aber Widerstand. Von J. Piwon und M. Scheibe
"Bürgermeister mach deine Hausaufgaben" steht auf einem der vielen Plakate, die Kinder und Eltern am Freitagnachmittag auf dem Rathausmarkt in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) im strömenden Regen hochhalten. Sie sind wütend, denn die Gemeinde will eine Kita und eine Grundschule schließen. Seit Wochen brodelt es daher in der Gemeinde.
Von den bevorstehenden Schließungen haben viele Eltern nur durch Hörensagen mitbekommen. Doch seit klar ist, dass eine Kita und die Schule tatsächlich zur Debatte stehen, wehren sich aufgebrachte Eltern und ihre Kinder gegen die Pläne.
Seeberg-Grundschule soll in drei Jahren auslaufen
Geschlossen werden soll die Seeberg-Grundschule. Eine moderne Schule mit kleinen Klassen, zentral gelegen. Viele Eltern der rund 280 Schülerinnen und Schüler schätzen die kurzen Wege.
"Warum sollen wir eine Schule abschaffen, wenn überall woanders großer Bedarf an Schulen ist? Berlin würde sich die Finger ablecken nach unserer Schule", sagt die Vorsitzende der Schulkonferenz an der Seeberg-Grundschule, Andrea Reinfeld.
Nach den Plänen des Bürgermeisters soll die Schule in den kommenden drei Jahren auslaufen, Schüler und Lehrer sollen dann auf die übrigen zwei Grundschulen verteilt werden.
Die Seeberg-Grundschule soll dann in Zukunft von den Schülerinnen und Schülern der Maxim-Gorki-Gesamtschule genutzt werden, denn die hat derzeit zu wenig Platz für ihre Schülerinnen und Schüler, die auch aus dem Umland nach Kleinmachnow kommen.
Um das Platzproblem an der Maxim-Gorki-Gesamtschule habe sich die Gemeinde nicht rechtzeitig gekümmert, kritisieren Eltern wie Andrea Reinfeld: "Es kann nicht sein, dass das jetzt auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen wird. Es muss eine eigenständige Lösung für die Maxim-Gorki-Gesamtschule geben."
Zudem soll entweder die Kita "Waldhäuschen" oder die Kita "Regenbogen" schließen.
Finanzloch der Gemeinde angeblich kein Grund für die Schließung
Bürgermeister Michael Grubert (SPD) verteidigt die Schließungspläne und begründet sie mit rückläufigen Geburtenzahlen: "Wir haben vor sechs Jahren 120 Geburten gehabt, wir sind jetzt bei 75. Und das wirkt sich ganz langsam aus." Die beiden verbleibenden Grundschulen könnten das Auslaufen der Seeberg-Grundschule auffangen, so der Bürgermeister weiter. Die Schülerzahlen würden in den kommenden Jahren sinken.
Gleichzeitig betont der Bürgermeister, dass die finanzielle Schieflage der Gemeinde nichts mit den Schließungsplänen zu tun habe. Im Februar war bekannt geworden, dass die Gemeinde Kleinmachnow auf 41,2 Millionen Euro Gewerbesteuer verzichten muss, weil ein großer Steuerzahler abhandengekommen ist. Daraufhin hatte die Verwaltung eine Haushaltssperre verhängt. Geplante Großprojekte sollen geschoben oder gleich ganz gestrichen werden.
Eltern verstehen die Argumentation des Bürgermeisters nicht
Trotz des strömenden Regens werden die Argumente des Bürgermeisters lautstark zurückgewiesen. Viele Eltern können die Argumentation nicht nachvollziehen. Sinkende Geburtenzahlen könnten nicht das einzige Argument sein, schließlich sei Kleinmachnow auch eine Zuzugsgemeinde, sagt Vater Benjamin Helfritz: "Das hat nichts damit zu tun, dass hier Kinder geboren werden. Die Leute ziehen hier her, weil sie ein Haus haben wollen, weil sie schon zwei Kinder haben und vielleicht noch ein drittes oder ein Viertes bekommen. Also stimmt einfach die Herangehensweise schon mal nicht." Die Eltern halten das Vorgehen der Stadt für undurchdacht und nicht praktikabel.
Kritik an den Plänen kommt auch von der CDU. Gemeindevertreterin Kathrin Heilmann spricht sich für den Erhalt der betroffenen Einrichtungen aus und findet, es fehle grundsätzlich an Konzepten in der Gemeinde. "Es wird immer nur stückchenweise gearbeitet. Wir müssen hier gemeinsam eine Lösung finden", so Heilmann. Es gäbe denkbare Lösungsansätze, doch dafür müsse man Mehrheiten im Gemeinderat finden.
Auch die Eltern fordern Mitbestimmung bei den Entscheidungen und verbindliche Planungen. Bürgermeister Grubert will nach den heftigen Debatten der vergangenen Wochen jetzt schnell eine Arbeitsgruppe einrichten, wie er sagt. Sie solle sofort anfangen zu arbeiten. Neben Gemeindevertretern sollen auch Eltern und Lehrer Teil der Arbeitsgruppe werden.
Eine Entscheidung, so Grubert, könne aber nur in der Gemeindevertretersitzung am 18. Mai 2024 fallen. Doch der Bürgermeister dämpft die Erwartungen: "Alles erhalten und alles machen - ich glaube, das ist ein sehr schönes, heeres Ziel, ich habe allerdings Zweifel, dass wir das erreichen werden."
Sendung: Antenne Brandenburg, 22.04.2024, 13:20 Uhr