"Sensationsfund" in Berlin - Jahrhundertealtes Samurai-Schwert bei Ausgrabungen auf Molkenmarkt gefunden
Von so einem Fund träumen Archäologen: Bei Ausgrabungen nahe des Berliner Molkenmarktes fand sich unter Militaria ein Schwert, das offenbar aus dem Fernen Osten stammt. Interessierte können es sich am Wochenende ansehen.
Bei Ausgrabungen auf dem Berliner Molkenmarkt haben Archäologen ein japanisches Kurzschwert aus dem 17. Jahrhundert gefunden. Das sogenannte Wakizashi befand sich in einem mit Kriegsschutt verfüllten ehemaligen Keller eines Wohngebäudes in der Stralauer Straße, wie das Landesdenkmalamt am Donnerstag mitteilte.
Hier fanden sich bei der Freilegung diverse Militaria der Artillerie wie Trensen, Steigbügel, Kandaren und Zaumzeug, die offenbar in den letzten Zügen des Zweiten Weltkrieges dort eilig entsorgt worden waren, und eben das stark korrodierte Schwert.
Wahrer Charakter des Fundes zuerst nicht erkannt
Das Kurzschwert wurde anfangs für eine militärische Paradewaffe gehalten, was den restlichen Kellerfunden entsprochen hätte. Da alle Berliner Bodenfunde treuhänderisch vom Museum für Vor- und Frühgeschichte konserviert und verwahrt werden, wurde auch dieses Schwert in die Restaurierungswerkstatt des Museums eingeliefert. Erst hier wurde bei Restaurationarbeiten der wahre Charakter des Fundstücks erkannt.
Anhand der Motive und des Stils sei der Griff in die sogenannte Edo-Zeit zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert datiert worden. Die Klinge sei wesentlich älter und stamme möglicherweise sogar aus dem 16. Jahrhundert.
Herkunft lässt sich mit Fundort nicht in Verbindung bringen
Das Landesdenkmalamt sprach in einer Mitteilung von einem "Sensationsfund". Dieser zeige "einmal mehr, welche überraschenden Objekte in Berlins Boden auf ihre Entdeckung warten. Wer hätte sich vorstellen können, dass zu einer Zeit, als Japan abgeschottet war und kaum ein europäischer Reisender in das Land gekommen ist, eine solche, lange genutzte und reich verzierte Waffe hier nach Berlin gelangt ist?", erklärte der Berliner Landesarchäologe Matthias Wemhoff.
Wie das Kurzschwert, dessen Besitz einst als standesbezogene Waffe nur Würdenträgern wie Samurai vorbehalten war, an die Fundstelle gelangte, ist unklar. Eventuell war es ein Gastgeschenk japanischer Gesandter Ende des 19. Jahrhunderts, die Europa und die übrige westliche Welt besuchten, um Beziehungen aufzubauen und Impressionen zu sammeln.
Die räumliche Nähe des Molkenmarktes zum Berliner Schloss würden dafür sprechen, so das Landesdenkmalamt. Im Schloss empfing Wilhelm I. noch als König die japanische Gesandtschaft der Takenochi-Mission und 1873 als Kaiser die Gesandtschaft der Iwakura-Mission. Allerdings lässt sich die Herkunft des Schwerts nicht mit den Biografien der damaligen Hauseigentümer der Stralauer Straße am Molkenmarkt in Verbindung bringen.
Im Samurai-Museum zu sehen
Das Schwert soll zur Langen Nacht der Museen am Samstag erstmals im Samurai-Museum Berlin öffentlich ausgestellt werden.
Der Molkenmarkt in der historischen Mitte Berlins wird zurzeit neu gestaltet. Seit Grabungsbeginn vor fünf Jahren haben Archäologen am Molkenmarkt hinter dem Roten Rathaus mitten in Berlin rund 600.000 Fundstücke geborgen. Bis Ende 2025 sollen sie ihre Arbeit dort noch fortsetzen und nach Spuren der Berliner Geschichte suchen.
Sendung: rbb 88.8, 22.08.2024, 14:30 Uhr