Fährverbindung über die Oder - Die Problem-Fähre von Aurith
Die neue Oder-Fähre bei Aurith konnte in ihrer ersten Saison mehrmals nicht fahren. Auf deutscher Seite bereitet eine Sandbank Probleme. Nun könnte eine geschützte Wasserpflanze die Sache noch komplizierter machen.
Diese Fähre sitzt oft auf dem Trockenen: Die vor kaum einem Jahr eingeweihte Fährverbindung zwischen Aurith (Oder-Spree) und dem polnischen Urad (Gemeinde Cybinka) kann oft wegen Niedrigwasser auf deutscher Seite nicht betrieben werden. Das Schiff steht aktuell 18 Kilometer flussabwärts im polnischen Słubice und soll eigentlich an den Wochenenden Passagiere von Aurith nach Polen und umgekehrt bringen. Die Strecke ist kaum 100 Meter lang.
50 Zentimeter Wasserstand auf deutscher Seite
Die neue Fähre wurde im vergangenen September getestet und ging im Mai offiziell in Betrieb. Das Schiff ist mit einem Tiefgang von 40 Zentimetern ideal für die Oder. Doch auf deutscher Seite am Fähranleger in Aurith gibt es aktuell nur 50 Zentimeter Wasserstand, sagte Dirk Wesuls, Amtsdirektor von Brieskow-Finkenheerd, dem rbb. Mit Blick auf das Wochenende zeigte er sich trotzdem optimistisch: "Wir könnten jetzt fahren."
Allerdings ist die Prognose nicht gut, laut Daten des Landesamtes für Umwelt wird der Pegel in den kommenden Tagen leicht fallen. Ein Stillstand der Fähre ist an diesem Wochenende deswegen nicht auszuschließen. Bereits an drei Wochenenden blieb das Schiff auf dem Trockenen, obwohl das Jahr eigentlich regenreich war.
Sandbank vor dem Fähranleger bereitet Probleme
Der Bürgermeister der Partnergemeinde Cybinka, Marek Kołodziejczyk, wünscht sich mehr Planbarkeit. "Natürlich wünschen wir uns, dass unsere Fähre langfristig läuft und das unabhängig von den Bedingungen an der Oder", sagte er.
In Urad, auf polnischer Seite, zeigt der Pegelmesser aktuell einen Wasserstand von 1,20 Metern vor dem Fähranleger an – 70 Zentimeter mehr als bei Aurith. Der Grund: Vor dem Fähranleger auf deutscher Seite türmt sich eine Sandbank auf. Sie müsste zumindest teilweise weggebaggert werden, so Amtsdirektor Wesuls: "Wir müssen sehen, was es uns mit dem Ausbaggern beziehungsweise Auspumpen der Sedimente und Abtransport kosten wird. Wenn es Sondermüll sein sollte, dann haben wir ein Problem."
Die Fähre startete nach fast 70 Jahren Pause
Tue sich nichts, werde die Fähre bald gar nicht mehr fahren können, befürchtet Kirstin Seifert von der Bürgerinitiative Ziltendorfer Niederung. Sie habe viele Jahre für die Fährverbindung gekämpft, sagte sie. "Aus Erfahrung aus den letzten Jahren wissen wir, dass die Oder auch sehr flach sein kann, sodass man fast durchlaufen kann. Und da haben wir dieses Jahr Glück. Meistens konnte sie fahren."
Mehr als 15 Jahre dauerte es, das Projekt mit der Fähre umzusetzen. Die Bürgerinitiative hatte es auf den Weg gebracht - ursprünglich auch, um zwischen Aurith und Urad eine große Brücke für den Lkw-Verkehr zu verhindern. Bis 1945 gab es dort noch eine Fähre.
Frühestens im kommenden Frühjahr wird laut Amtsdirektor die Buhne bei Aurith ausgebaggert. Allerdings gibt es ein weiteres Problem: In der Buhne hat sich die Wassernuss ausgebreitet. Dabei handelt es sich um eine einjährige Wasserpflanze, die auf der roten Liste steht und vom Aussterben bedroht ist.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 30.08.2024, 19:30 Uhr
Mit Material von Michael Lietz