Anleger in Aurith und Urad - Neue Fähre zwischen Polen und Deutschland erfährt Besucher-Ansturm
Fußgänger und Radfahrer können seit dem Wochenende mit einer Fähre von Aurith nach Polen übersetzen, zunächst probehalber. Pläne dazu gibt es seit mehr 15 Jahren. Zum Start nutzten Hunderte Touristen das neue Schiff. Von Fred Pilarski
Zwischen Aurith (Landkreis Oder-Spree) und dem polnischen Urad (Gemeinde Cybinka) ist seit vergangenem Samstag eine neue Touristenfähre unterwegs. Obwohl das zuständige Amt Brieskow-Finkenheerd nicht offiziell informiert hatte, erlebte die Fähre sofort einen Ansturm von Touristen. Am Sonntagnachmittag waren über den Fahrgastzähler mehr als 800 Personen registriert worden.
Probebetrieb mit wenig Tiefgang
Die acht Meter lange Motorfähre kann bis zu zwölf Personen und ihre Fahrräder gleichzeitig mitnehmen. Der polnische Kapitän achtet penibel darauf, dass das Gewicht nicht zu hoch wird. Aus gutem Grund: Am deutschen Anlegesteg in Aurith ist kaum eine Handbreit Platz zwischen dem Aluminiumrumpf und dem Grund - obwohl die Fähre nur einen Tiefgang von 40 cm hat und damit auch bei extremem Niedrigwasser fahren könnte. "Da muss nachgebessert werden", sagt Amtsdirektor Dirk Wesuls. Um solche Erfahrungen zu sammeln, sei der Probebetrieb da. "Aber wir sind heilfroh, dass es begonnen hat."
Langer Kampf um die Fährverbindung
Mehr als 15 Jahre hat es gedauert, das Projekt umzusetzen. Eine Bürgerinitiative hatte es auf den Weg gebracht - ursprünglich auch, um zwischen Aurith und Urad eine riesige Brücke für den Lkw-Verkehr zu verhindern. Bis 1945 gab es dort noch eine Fähre.
"Diese Fährverbindung wollten wir wiederbeleben, unsere Gegend touristisch attraktiver machen, Urad entdecken und mit den Polen zusammenarbeiten", sagt Kirstin Seifert, eine der Initiatorinnen von damals. Doch das großteils EU-finanzierte Projekt zog sich. Mal waren sich die deutschen Gemeinden uneins über ihre Eigenanteile, mal standen bürokratische Hürden im Weg. Insgesamt wurden für Fähre und Anleger etwa 300.000 Euro investiert.
Polnische Seite investiert in Infrastruktur
Die polnische Nachbargemeinde Cybinka baute in Urad unterdessen einen 30 Meter hohen Aussichtsturm ans Oderufer - mit einem weiten Blick auf das Odertal zwischen Frankfurt und Eisenhüttenstadt. Damit schuf sie einen der wichtigsten Gründe für deutsche Touristen, um die Fähre zu nutzen. Bürgermeister Marek Kołodziejczyk bekennt sich ausdrücklich dazu, dass seine Gemeinde sich als Teil der Euroregion "Pro Europa Viadrina" verstehe. Mit der Fähre sei es für die polnischen Touristen besser möglich, das gut ausgebaute deutsche Radwegenetz zu nutzen.
Der Bürgermeister verweist auf die Infrastruktur, die noch um den Turm herum entstanden sei: Ein Kinderspielplatz, solide Rastplätze ein Festplatz für gemeinsame Dorffeste. Kołodziejczyk verspricht, noch mehr in Radwege zu investieren. "So wird die Gemeinde Cybinka immer attraktiver."
Offizieller Fährbetrieb ab Frühjahr 2024
Zunächst fährt die Fähre noch den ganzen September jeweils an den Wochenenden - und zwar kostenlos. Bei genügend Wasserstand soll der Probebetrieb auch noch am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, stattfinden. Im Frühjahr soll die Fähre dann offiziell in Betrieb gehen, wird dann aber nicht mehr kostenlos zu nutzen sein. "Im Moment denken wir noch darüber nach, wie ein Bezahlsystem installiert werden kann", sagt Amtsdirektor Wesuls.