Rastplatz in Ostprignitz-Ruppin - Ein Kranich kommt selten allein

Sa 05.10.24 | 18:50 Uhr | Von Philipp Rother
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Kranichschwarm (Quelle: IMAGO/imagebroker)
Audio: Antenne Brandenburg | 24.09.2024 | Uwe Wortha | Bild: IMAGO/imagebroker

Das Rhinluch in Ostprignitz-Ruppin ist einer der größten Rastplätze für Kraniche in Europa. Die Vögel pausieren dort bis zu zwei Wochen, um Kraft für den Weiterflug zu tanken. Der Oktober ist die ideale Zeit, um die Tiere zu beobachten. Von Philipp Rother

Das herbstliche Naturschauspiel im Oberen Rhinluch hat bereits im September begonnen: Zehntausende Kraniche machen in dem Feuchtgebiet nahe Linum (Ostprignitz-Ruppin) auf ihrer langen Reise in die südlichen Winterquartiere auch in diesem Jahr Rast.

Bei Zählungen des Landschaftsfördervereins Ende September wurden rund 22.000 Kraniche in dem Naturschutzgebiet zwischen Kremmen und Fehrbellin registriert, kurz darauf waren es fast 57.000 und damit "ungewöhnlich viele" für diesen frühen Zeitpunkt.

Höhepunkt der Kranichrast im Oktober

"Die Kraniche kommen immer früher, daher starten wir mittlerweile auch eine Woche früher mit der Zählung", erklärte Kristin Garner im Gespräch mit dem rbb. Sie ist Stationsleiterin der Linumer Storchenschmiede und nimmt auch an den Zählungen der grauen Vögel teil.

Die Zahl der Kraniche soll in den kommenden Wochen noch deutlich ansteigen, der Höhepunkt der Rast wird üblicherweise im Oktober erreicht: "Im Schnitt sind es maximal 80.000 Kraniche – das hängt aber auch vom Flugwetter ab", berichtete Garner. Bei einer Zählung seien auch schon einmal 120.000 Tiere gezählt worden. Das sei der absolute Rekord, aber gewiss nicht die Regel, so die Stationsleiterin weiter.

Rhinluch bietet ideale Bedingungen

Die Kraniche haben den Sommer in Skandinavien oder im Baltikum verbracht. Zum Start in den Herbst fliegen sie nun in großen Keil-Formationen und mit lautem Tröten nach Spanien, Frankreich und Nordafrika. In Brandenburg pausieren sie meist für zwei bis 14 Tage, um Kraft für ihren Weiterflug zu tanken.

Das Rhinluch bietet den Allesfressern ideale Bedingungen für ihren Zwischenstopp. Tagsüber suchen die Vögel auf den umliegenden bereits abgeernteten Maisfeldern nach Nahrung. Die Nächte verbringen sie in den knietiefen Teichen oder auf den vernässten Wiesen des Schutzgebietes.

"Die Mischung aus Schlafplatz und Nahrung ist optimal für die Kraniche", fasste Garner zusammen: "Die Tiere kommen seit ungefähr zwanzig Jahren, seitdem wird hier auch intensiv Mais auf den Feldern angebaut." Mittlerweile ist das Naturschutzgebiet bei Linum einer der größten Rastplätze für Kraniche in Europa.

Zähltrupps beobachten bestimmte Sektoren

Das Schauspiel lockt auch viele Naturliebhaber und Schaulustige in die Region. Die besten Zeiten für Beobachtungen sind die frühen Morgenstunden, wenn die Kraniche aus ihren Übernachtungsquartieren abfliegen, um auf den Feldern nach Nahrung zu suchen. Dann werden sie auch von Ehrenamtlichen gezählt. Die Zähltrupps verteilen sich an verschiedenen Positionen an den Feldern im Rhinluch. Jede Gruppe beobachtet dann zwei Stunden lang einen bestimmten Sektor, zum Beispiel die Überflüge zwischen der Kirche in Linum und einem markanten Feldrand.

Mitte November kehrt in Linum und Umgebung wieder Ruhe ein. Dann sind auch die letzten Kraniche weitergeflogen. Bis dahin wird dienstags jeder einzelne Vogel gezählt. Ziel ist es, Aussagen zur Population und zu Zugrouten treffen zu können.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.09.2024, 15:40 Uhr

Beitrag von Philipp Rother

10 Kommentare

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  1. 10.

    Das kann bei Interesse hier nachgelesen werden:
    https://lfu.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/Dokumentation-Voegel-Windkraft.pdf

  2. 9.

    Nicht in dieser Massierung immer gigantischer werdender WK- und PV-Anlagen, die sich wie Krebsgeschwüre über die Landschaft ausbreiten. Aber Ihrem Nickname nach ist Naturschutz für Sie ja nur Blabla.

  3. 8.

    ... nur dass Windkrafträder leider auch viel tödlicher sind für Vögel als Kohlekraftwerke. Das ist dann die Kehrseite. Aber für uns Menschen ist das natürlich viel besser und das ist ja das Einzige, was zählt...

    Gruß
    Navan

  4. 4.

    Es ist und bleibt jedes Jahr ein phantastisches Naturschauspiel.

  5. 3.

    Zählt auch jemand, wie viele Kraniche beim Tiefstart nach dem Zwischenstopp von den allein in Brandenburg tausenden Windkraftindustrieanlagen auf grausame Weise erschlagen werden? Der NABU und BUND sicher nicht. Die finden die Vogelschredderer ja super.

  6. 2.

    Das stimmt nicht ganz: der größte Teil fliegt weiter; es bleiben aber immer mehr hier.

  7. 1.

    Das stimmt nicht ganz:
    Ein grosser Teil der Kraniche fliegt gar nicht mehr weiter, weil die Winter so warm geworden sind.

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