Religion - Stiftung und Universität kooperieren bei Rabbinerausbildung in Potsdam

Mo 16.09.24 | 16:25 Uhr
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eine Kooperation unterzeichnet zur Rabbinerausbildung wurde am 16.09.2024 in Potsdam unterzeichtet. (Quelle: rbb)
Audio: rbb24 Inforadio | 16.09.2024 | Ursula Voßhenrich | Bild: rbb

Die Rabbinerausbildung in Potsdam wird neu organisiert. Am Montag ist dafür ein Kooperationsvertrag zwischen der Universität Potsdam und einer neu gegründeten Stiftung des Zentralrats der Juden geschlossen worden. Die neue Stiftung ist nach dem liberalen Rabbiner Nathan Peter Levinson (1921-2016) benannt.

Nach langen Querelen um Machtmissbrauch am Abraham-Geiger-Kolleg und der Übernahme des Kollegs durch die Jüdische Gemeinde zu Berlin will der Zentralrat der Juden die Ausbildung nun auf ein neues Fundament setzen.

Der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, sagte, dass es der Stiftung zum bevorstehenden Wintersemester zunächst darum gehe, den bisherigen "Bestandsstudenten" am Standort Potsdam die Möglichkeit zu geben, ihr Studium im Rahmen der neuen Institute fortzusetzen. Botmann sagte dem rbb, alle Prüfungsleistungen, die bisher am Abraham-Geiger-Kolleg erbracht worden seien, würden bei den neu gegründeten Seminaren anerkannt werden. "Jeder Student und jede Studentin haben die Garantie, dass sie ihr Studium fortsetzen können an den neuen Seminaren", so Botmann.

Ab dem darauffolgenden Semester werde es darum gehen, neue Studierende aufzunehmen, sagte Botman. Dabei gehe er derzeit mit Blick auf das Wintersemester von einer Zahl von etwas weniger als 20 Studierenden aus. Den Tag der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags nannte Botmann einen "herausragenden Moment für das jüdische Leben in Deutschland".

Der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther, sagte dem rbb, die Kooperationsvereinbarung habe eine große Bedeutung für die Universität Potsdam. Sie ermögliche es, "dieses historisch einmalige Projekt einer jüdischen Theologie an einer deutschen Universität fortzuführen".

Drei Seminare für die Ausbildung

Zentralratspräsident Josef Schuster sagte, die neue Nathan-Peter-Levinson-Stiftung arbeite für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland, öffne aber auch wichtige internationale Horizonte und Netzwerke. Unter dem Dach der neuen Stiftung sind demnach drei Seminare versammelt, die liberale und konservative Rabbinerinnen und Rabbiner sowie Kantorinnen und Kantoren ausbilden.

Die drei Seminare der Stiftung stehen damit in Konkurrenz zu dem vor 25 Jahren gegründeten Abraham-Geiger-Kolleg und zum Zacharias-Frankel-College in Potsdam. Das Kolleg, das zuletzt Anfang September zwei Rabbinerinnen und sechs Kantoren und Kantorinnen feierlich ordiniert hatte, bekommt seit einiger Zeit keine öffentlichen Mittel mehr, weil der Zentralrat und die Zuwendungsgeber kein Vertrauen in die Trägerstruktur haben. Trägerin ist seit Anfang 2023 die Jüdische Gemeinde zu Berlin.

Der Zentralrat und die Hauptstadtgemeinde liegen deswegen und auch wegen anderer Punkte im Streit miteinander. Die Gemeinde und liberale jüdische Verbände kritisieren die Gründung der neuen Stiftung.

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.09.2024, 12:20 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Zwingend notwendig! Es braucht viel mehr jüdisches Leben in Deutschland! Shalom!

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