Hochwasser an der Oder - Naturschützer nennen Abschüsse von Dutzenden Bibern "rechtswidrig"

Fr 20.12.24 | 13:38 Uhr
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Ein Biber schwimmt im Hochwasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder im Oderbruch. Die Wasserstände in den Hochwassergebieten an der Oder gehen weiter leicht zurück.
dpa
Audio: rbb Antenne Brandenburg | 20.12.2024 | Tim Stähle | Bild: dpa

An der Oder wurden mehr als hundert Biber während des Hochwassers im September erlegt. Laut den Behörden ist das zur Gefahrenabwehr notwendig. Artenschützer nennen den Biber-Abschuss im Schutzgebiet "rechtswidrig" - es gebe Alternativen.

137 Biber: So viele Tiere wurden während des Oder-Hochwassers im September etwa in den Landkreisen Märkisch-Oderland und Oder-Spree über Ausnahmeregelungen erlegt. Das teilte das Brandenburger Umweltministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Tiere wurden innerhalb weniger Tage getötet.

Der Landkreis Märkisch-Oderland rechtfertigte den Abschuss von Bibern im September mit der Notwendigkeit, die Stabilität der Dämme zum Hochwasserschutz zu gewährleisten. Die geschützten Tiere versuchen bei Hochwasser, sich aus ihren überfluteten Biberburgen auf die Deiche zu retten und können dort Löcher graben. Deichläufer wurden deshalb vom Landkreis aufgefordert, auch auf mögliche Biberschäden zu achten.

Umweltschützer: Biber-Abschuss im Schutzgebiet "rechtswidrig"

Die Naturschützer des Vereins Wildtierschutz und des BUND sehen die Abschüsse kritisch. Die Tötung von Bibern sei generell verboten, die Biberverordnung des Landes erlaube nur bestimmte Ausnahmen - beim Oder-Hochwasser sei die Tötung von Bibern in Schutzgebieten "in jeder Hinsicht rechtswidrig" gewesen, sagte ein Sprecher während einer Pressekonferenz am Freitag. Die Bescheide der Landkreise dazu hätten die notwendigen Voraussetzungen nicht erfüllt. So sei beispielweise im Landkreis Uckermark nicht bekannt gewesen, wie viele Biber überhaupt in dem Gebiet leben.

Umweltministerium: Mehrere Tausend Biber in Brandenburg

"Es muss davon ausgegangen werden, dass durch die Entnahmen die lokale Population der Elbe-Biber in diesen Landkreisen stark geschädigt wurde", kritisieren BUND und Wildtierschutz Deutschland. An der Oder leben den Organisationen zufolge rund 1.000 Elbe-Biber - eine in Deutschland vorkommende Unterart.

Die Umweltschützer forderten am Freitag präventive Deichschutzmaßnahmen, um eine Tötung der Nagetiere künftig auszuschließen. Möglich sei eine Sicherung der Deiche mit "Eingrabeschutzmatten" oder die Schaffung von Rettungshügeln für Biber.

Das Umweltministerium teilte im Februar mit, die Zahl der Biber werde in Brandenburg auf bis zu 3.700 Tiere geschätzt. Der Bestand entspreche einem günstigen Erhaltungszustand, der Biber sei nahezu flächendeckend verbreitet.

In Konflikten soll ein Biberbeauftragter vermitteln. Die Nagetiere können mit ihren scharfen Zähnen Bäume fällen und durch den Bau von Dämmen Gewässer stauen oder auch Straßen unterhöhlen. Die Wildtierstiftung schreibt auf ihrer Internetseite, der Biber schaffe eine Vielfalt an Lebensräumen und trage wesentlich zur Dynamik von Gewässerlandschaften bei. Mit sogenannten Biber-Teichen entstünden wichtige Lebensräume für viele Pflanzen, Fische, Amphibien, Insekten und Vögel.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.12.2024, 14:30 Uhr

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39 Kommentare

  1. 39.

    Ich gehe angeln, weil der Fisch den ich selber angel, mir am besten schmeckt...weil ich dann weiß wo er herkommt und
    ich die Natur nicht zerstöre... und ich mir keinen Fisch kaufen muss der durch Massennetzhalterung oder durch Schleppnetze gefangen wird.
    Ich angel nur soviel wie ich brauch.

  2. 38.

    Aber sicherlich leben dort noch viele Menschen die Heimatverbunden sind. So wie in der Lausitz. Da man sich um diese Leute nicht mehr allzuviel kümmert. (ÖNPV, Hausarzt, Internet, Handynetze usw. wächst eine Ostdeutsche Verbundenheit. Nach dem Motto, ihr da in Berlin wir da unten. Das hat vor 40 Jahren zu Paralellgesellschaften geführt und jetzt wieder. Zu Wahlzeiten kümmert man sich da dann wieder und kommt gern an den Küchentischen. Das kenne ich als Ü60 und das kennen auch die Ü16.

  3. 36.

    Vermutlich sind Sie noch sehr jung, sonst wüssten Sie, dass sich ein Leben nicht allein in Zahlen ausdrücken lässt. Und Ihr persönlicher Geschmack die Bauten betreffend, ist in diesem Fall auch irrelevant.
    Ich sage nicht, dass Ihre Empfehlungen keinen Sinn machen würden. Aber die Art und Weise, in der Sie sie vortragen, erscheint mir doch ziemlich oberflächlich. Verständnis für andere zu haben, ist ein hohes menschliches Gut, das es ebenso zu schützen gilt wie die Natur.

  4. 35.

    Von den mehrere Generationen alten Häusern dürfte es im Oderbruch nach WK 2 + DDR + Flut nicht mehr viele geben. Und das was dort an "schicken" Bauwerken nach der Wende hinter den Deich gestellt wurde, ist architektonisch das meiste so wertvoll wie die Shopping-Center und Autohäuser die etwas gleich "alt" sind. Der Baugrund ist mit durchschnittlich 150 €/qm schon ziemlich billig und das Ackerland mit 900 €/h offenbar auch nicht wirklich begehrt. Wahrscheinlich wäre für viele eine Entschädigung jetzt günstiger als das Abwarten bis niemand da noch etwas kaufen möchte.

  5. 34.

    In Berlin verlieren jedes Jahr tausende von Mietern die "Heimat", weil sie von Investoren rausgegrault werden; denn leider wird für Mieterdeiche kein Geld ausgegeben. Auch die Leute aus abgebaggerten Tagebaugebieten mussten ihre Heimat verlassen. Und für die Jugend im Oderbruch ist der Heimatverlust doch sowieso der Regelfall, weil sie für die Ausbildung und den Job woanders hinziehen müssen. Der Heimatverlust ist bei uns im Osten also wirklich nichts Besonderes.

  6. 33.

    Politik macht einfach was sie will und immer zulasten der Tiere! Einfach nur erbärmlich! Warum holt man sich keinen Rat von Fachleuten, prüft andere Möglichkeiten? Aber einfach abschießen ist halt einfacher, erbärmlichen Politik!

  7. 32.

    An Erdenbewohner und NochNeMeinung:

    Sie haben sich offenbar viele Gedanken über das Thema gemacht, aus denen jetzt Ihre Umzugsempfehlungen resultieren. Wie oft haben Sie selbst eigentlich schon Ihr angestammtes Hab und Gut aus Gründen der Renaturierung oder des Tierschutzes verlassen müssen? Hier geht es ja nicht um einen Umzug von einer Wohnung in eine andere, sondern um Grundstücke und teils Generationen alte Gebäude, um Gärten und Kleinvieh. Ganz zu Schweigen von der über Jahrhunderte gewachsenen Gemeinschaft. Meinen Sie nicht, dass da außer dem Mitgefühl für die Biber nicht auch ein kleines Quäntchen Empathie für die Menschen angebracht wäre? Auch das sind schließlich Erdenbewohner und nicht nur störende Elemente in einem Traum von der freien Natur.

  8. 31.

    @22.
    "Menschenschutz vor Tierschutz."

    Aber es müssen doch Menschen, die ja nun selber Säugetiere sind, die "anderen" Tiere und die Natur schützen.
    Ob Sie es nun richtig finden oder nicht!

  9. 30.

    @13.
    "Gut so Sylvester, lasse dich von diesen Gutmenschen nicht verrückt machen."
    Was meinen Sie mit "Gutmenschen"???
    Ist das für Sie ein Problem, wenn sich Menschen Gedanken über die Behandlung der Natur, der Flora und Fauna sorgen und engagieren? Fühlen Sie sich von den "Gutmenschen" bedroht? Und als was für ein Menschen würden Sie sich bezeichnen??? Vielleicht als "Schlechtmensch"?
    Unglaublich!

  10. 29.

    @10.

    "in meinen Augen ist ein Menschenleben mehr wert als ein...ist aber halt Ansichtssache"
    Warum?
    Wenn Sie ein "Waldmensch und Angler" sind, warum sind Sie dann nicht auch ein humaner Mensch, der das Leben (auch anderer Lebewesen) schützt und respektiert? Warum nimmt der "Mensch" (Homo Sapiens, auch ein Säugetier und nicht mehr) sich das Recht, andere nicht erwünschte Tiere zu vernichten und zu töten?

  11. 27.

    >"Perspektivisch wäre es besser, die Ortschaften von denen die meisten keine 1000 Einwohner haben, geordnet aufzugeben und der Natur wieder ihren Lauf zu lassen."
    Na denn machen Sie mal los und siedeln die Leute um. Das fänden die Leute, auch wenns wenige sind, wohl echt toll. Können Berliner sich nicht vorstellen, dass man seine Heimat doch mag und möglichst nicht weg will oder?
    Wenn es sich so ergeben sollte, dass Orte auf Grund natürlich Fluktuation sich selber entsiedeln, steht immer die Frage, ob sich Infrastruktur für 10 Leute weit draußen noch lohnt. Aber jeder, der umgesiedelt werden soll, muss auch entschädigt werden und alles ist freiwillig.
    Für Sie mal in Berlin zum Vergleich: Sie müssen raus aus ihrem Haus, weil das für einen Stadtpark abgerissen wird. Welche Freude würde da bei Ihnen aufkommen?

  12. 26.

    Ihre Fakten belegen es.Ja, genau so muß da ein Umzug erfolgen, natürlich mit entsprechender Entschädigung. Aber durch den nachhaltigen Tourismus kommt wieder alles Geld zurück und es ist auch schöer so!

  13. 24.

    Ich antworte Ihnen und auch@5,@7 und@8, dass wohl gemessen am Körpergewicht von Bibern die gleiche Masse an Ratten Großstädte bevölkert. Deshalb wäre mein Vorschlag zur Güte, dass sich jeder mit den Problemen beschäftigt, die ihn direkt betreffen oder betreffen könnten. Zufällig handelt sich bei beiden Tierarten um Nagetiere, die Fell haben, mit Wasser gut zurechtkommen und Schäden verursachen. Es wäre ganz nett, wenn nicht jeder die Sorgen des anderen als eine Art Pillepalle hinstellt und ihn als Mörder betitelt. Mord ist ein Kapitalverbrechen, betrifft nur Menschen.

  14. 23.

    Im ganzen Oderbruch mit seinen 24 Ortschaften leben ca. 40000 Menschen. Die Bevölkerungsdichte liegt bei 23 pro qKm. Das Durchschnittsalter liegt inzwischen bei 50 Jahren. Das BIP pro Kopf ist eines der niedrigsten in Deutschland. Es gibt also deutlich mehr Vergangenheit als Zukunft und das bei schon jetzt sehr schwacher Gegenwart. Und in diesem Landstrich wird seit den letzten Jahren mit 26 Mil. € zusätzlich und sonst mit 3 Mil. € jährlich die eigentlich natürliche Überschwemmung durch Deiche verhindert. Nicht alles was 1739 einen Sinn ergab hat diesen heute noch bewahrt.

    Perspektivisch wäre es besser, die Ortschaften von denen die meisten keine 1000 Einwohner haben, geordnet aufzugeben und der Natur wieder ihren Lauf zu lassen.

  15. 22.

    Menschenschutz vor Tierschutz. Deiche sind Krirische Infrastruktur

  16. 21.

    Es gibt mehr als genug Biber. Es werden daher sowieso 400 jedes Jahr im Oderbruch geschossen.

  17. 20.

    Wieder ziehen die Biberbefürworter gegen die Bibervernichter zu Felde. Die einen sind für den notwendigen Abschuss und die anderen finden die Tierchen einfach wundervoll. Wenn, bei einem der nächsten Hochwasser,der Deich brechen sollte, und dann festgestellt wird, dass er von diesen lieben Tierchen völlig untergraben wurde, sprechen die Befürworter sofort von Verantwortungslosigkeit, Nachlässigkeit und das man das hätte merken müssen. Allen Menschen recht getan, ist eine kunst.....! Den Beiträgen nach zu urteilen, scheint es aber solche Typen zu geben.

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