Hochwasser an der Oder - Naturschützer nennen Abschüsse von Dutzenden Bibern "rechtswidrig"
An der Oder wurden mehr als hundert Biber während des Hochwassers im September erlegt. Laut den Behörden ist das zur Gefahrenabwehr notwendig. Artenschützer nennen den Biber-Abschuss im Schutzgebiet "rechtswidrig" - es gebe Alternativen.
137 Biber: So viele Tiere wurden während des Oder-Hochwassers im September etwa in den Landkreisen Märkisch-Oderland und Oder-Spree über Ausnahmeregelungen erlegt. Das teilte das Brandenburger Umweltministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Tiere wurden innerhalb weniger Tage getötet.
Der Landkreis Märkisch-Oderland rechtfertigte den Abschuss von Bibern im September mit der Notwendigkeit, die Stabilität der Dämme zum Hochwasserschutz zu gewährleisten. Die geschützten Tiere versuchen bei Hochwasser, sich aus ihren überfluteten Biberburgen auf die Deiche zu retten und können dort Löcher graben. Deichläufer wurden deshalb vom Landkreis aufgefordert, auch auf mögliche Biberschäden zu achten.
Umweltschützer: Biber-Abschuss im Schutzgebiet "rechtswidrig"
Die Naturschützer des Vereins Wildtierschutz und des BUND sehen die Abschüsse kritisch. Die Tötung von Bibern sei generell verboten, die Biberverordnung des Landes erlaube nur bestimmte Ausnahmen - beim Oder-Hochwasser sei die Tötung von Bibern in Schutzgebieten "in jeder Hinsicht rechtswidrig" gewesen, sagte ein Sprecher während einer Pressekonferenz am Freitag. Die Bescheide der Landkreise dazu hätten die notwendigen Voraussetzungen nicht erfüllt. So sei beispielweise im Landkreis Uckermark nicht bekannt gewesen, wie viele Biber überhaupt in dem Gebiet leben.
Umweltministerium: Mehrere Tausend Biber in Brandenburg
"Es muss davon ausgegangen werden, dass durch die Entnahmen die lokale Population der Elbe-Biber in diesen Landkreisen stark geschädigt wurde", kritisieren BUND und Wildtierschutz Deutschland. An der Oder leben den Organisationen zufolge rund 1.000 Elbe-Biber - eine in Deutschland vorkommende Unterart.
Die Umweltschützer forderten am Freitag präventive Deichschutzmaßnahmen, um eine Tötung der Nagetiere künftig auszuschließen. Möglich sei eine Sicherung der Deiche mit "Eingrabeschutzmatten" oder die Schaffung von Rettungshügeln für Biber.
Das Umweltministerium teilte im Februar mit, die Zahl der Biber werde in Brandenburg auf bis zu 3.700 Tiere geschätzt. Der Bestand entspreche einem günstigen Erhaltungszustand, der Biber sei nahezu flächendeckend verbreitet.
In Konflikten soll ein Biberbeauftragter vermitteln. Die Nagetiere können mit ihren scharfen Zähnen Bäume fällen und durch den Bau von Dämmen Gewässer stauen oder auch Straßen unterhöhlen. Die Wildtierstiftung schreibt auf ihrer Internetseite, der Biber schaffe eine Vielfalt an Lebensräumen und trage wesentlich zur Dynamik von Gewässerlandschaften bei. Mit sogenannten Biber-Teichen entstünden wichtige Lebensräume für viele Pflanzen, Fische, Amphibien, Insekten und Vögel.
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.12.2024, 14:30 Uhr