Silvester-Krawalle - Giffey lädt zum Gipfel gegen Jugendgewalt

Mi 11.01.23 | 10:14 Uhr
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Polizeibeamte stehen am 31.12.2022 hinter explodierendem Feuerwerk in Berlin. (Quelle: dpa/TNN/Julius-Christian Schreiner)
Audio: rbb24 Inforadio | 11.01.2023 | Sabine Müller | Bild: dpa/TNN/Julius-Christian Schreiner

Auch Jugendliche waren an den Silvester-Krawallen in Berlin beteiligt. Die Regierende Bürgermeisterin will auf einem Jugendgipfel mit Experten am Mittwoch über Konsequenzen reden. Die Grünen legen derweil eigene Vorschläge auf den Tisch.

Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat für Mittwoch zu einem "Gipfel gegen Jugendgewalt" ins Rote Rathaus eingeladen.

Daran sollen gut zwei Dutzend Vertreter aus Politik, Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz sowie der Integrations- und Sozialarbeit teilnehmen. Nach Angaben der Senatskanzlei gehören dazu auch die jeweils zuständigen Senatsmitglieder und die Bürgermeister aus den besonders betroffenen Bezirken.

Zentrales Ziel der Veranstaltung ist der Austausch darüber, welche Maßnahmen nach den Silvester-Krawallen mit zahlreichen Angriffen, nicht zuletzt von Jugendlichen, aus Sicht der Teilnehmer notwendig sind.

Giffey: zusätzliche finanzielle Mittel nötig

Nach den Worten von Giffey soll die Veranstaltung der Beginn eines Prozesses sein, der dann während des ganzen Jahres ausgestaltet werden müsse. "Es ist klar, dass man mit einem Gipfel nicht alles löst, aber das war auch nie meine Absicht", sagte Giffey am Dienstag nach der Sitzung des Berliner Senats. Der Gipfel sei "keine Eintagsfliege, sondern der Beginn eines Prozesses, den wir auch über das ganze Jahr zu gestalten haben", ergänzte sie.

Giffey kündigte an, beim Gipfel über Jugendgewalt solle auch darüber gesprochen werden, mit welchen zusätzlichen finanziellen Mitteln Präventionsarbeit unterstützt werden müsse. Nach ihrer Einschätzung ist ein Betrag in mehrstelliger Millionenhöhe nötig.

Grüne legen Eckpunktepapier vor

Unmittelbar vor dem Gipfel im Roten Rathaus haben die Grünen am Mittwoch ein Eckpunktepapier zum Umgang mit Jugendgewalt vorgelegt. "Jugendliche brauchen Chancen und eine Perspektive auf eine gute Zukunft", heißt es in dem Papier, an dem unter anderem die Fraktionsvorsitzende Silke Gebel und die Bezirksbürgermeisterinnen von Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg, Stefanie Remlinger und Clara Herrmann, mitgearbeitet haben.

Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Corona-Pandemie jüngere Menschen besonders getroffen habe, ist aus Sicht der Grünen ein "Jugendstärkungspaket für Berlin" erforderlich. "Es braucht keine Vorverurteilung aufgrund des Vornamens, keinen Pauschalverdacht aufgrund kultureller Zuschreibungen und keinen blinden Aktionismus", schreiben die Autorinnen. Kritisiert wird, dass zum Anti-Gewalt-Gipfel der Regierenden Bürgermeisterin die Jugendstadträte der Bezirke nicht eingeladen worden sind. "Sie sind aber diejenigen, die wissen, wo die Fehler liegen, die Maßnahmen umsetzen und dafür sorgen, dass sich substanziell etwas bewegt", sagte die Fraktionsvorsitzende Silke Gebel dem rbb.

Konkret fordern die Grünen, dass die Bezirke finanziell und personell besser ausgestattet werden, um Jugend- und Sozialarbeit leisten zu können. Nötig sei auch eine Zweckbindung der Mittel, damit sie nicht für andere Aufgaben verwendet werden. Deutlich stärker als bisher müssten die Akteure vor Ort eingebunden werden. Dazu zählten Familienberatungsstellen, Familienzentren, Schulsozialarbeiter:innen und das Quartiersmanagement (QM).

Stiftung fordert langfristig angelegte Lösungen gegen Jugendgewalt

Im Vorfeld des Treffens hat die Amadeu Antonio Stiftung auf langfristig angelegte Lösungen hingewiesen. Statt Aktionismus und neuer Parallelstrukturen brauche es einen Ausbau bestehender und erprobter Ansätze, etwa durch mehr Personal, Räumlichkeiten und Geld. Das teilte die Organisation, die sich unter anderem gegen Rassismus und Rechtsextremismus engagiert, am Dienstag mit.

Kritisiert wurde zudem, dass Jugendgewalt und Migrationshintergrund in der medialen wie politischen Debatte über die Vorfälle schnell in einem Atemzug genannt würden. Die Ursachen für die Eskalationen seien allerdings nicht in Migrationsgeschichten zu suchen, sie lägen vielmehr in einem Mosaik aus erlernter Gewaltbereitschaft, gefühlter Perspektivlosigkeit, mangelnder Teilhabe, gefährlichen Männlichkeitsbildern und einem grundsätzlichen Misstrauen gegenüber dem Staat.

Ähnlich äußerte sich Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). Er sprach sich dafür aus, dass die soziale Arbeit mit Jugendlichen besser und langfristiger finanziert wird. Mit Blick auf das Treffen zur Jugendgewalt sagte Hikel auf Radioeins vom rbb, dort gebe es auch die Gelegenheit, die Beispiele gelungener Sozialarbeit zu benennen. Sollte sich die Runde darauf verständigen, solche Beispiele zu stärken, sei das positiv.

CDU kritisiert den Gipfel

Die CDU kritisierte den Gipfel gegen Jugendgewalt als "Ausdruck der Hilflosigkeit". "Ihr Gipfel soll Aktion suggerieren, um zu vernebeln, dass unter ihrer Führung Polizei und Justiz zunehmend an Handlungsfähigkeit verlieren", sagte Generalsekretär Mario Czaja dem RND in Richtung Giffey.

Ähnlich wie Czaja äußerte sich CDU-Parteichef Friedrich Merz. "Frau Giffey und die Berliner SPD hatten in den letzten Jahren genug Zeit, die Probleme anzupacken. Sie kennt doch das Chaos in der Stadt. Ein runder Tisch bringt da nichts", sagte er der "Rheinischen Post".

Wegen der Silvester-Krawalle waren in Berlin 145 Menschen mit insgesamt 18 verschiedenen Nationalitäten festgenommen worden, darunter zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene.

Sendung: rbb24 Abendschau, 11.01.2023, 19:30 Uhr

57 Kommentare

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  1. 57.

    2. Teil!

    ...] Wie schon vor den Ausschreitungen beabsichtigt, wurden die für ihre schweren Krawalle bekannten 'Frösche' von der Aachener Polizei am Hauptbahnhof in Empfang genommen. [...] Zahlreiche Schlagwaffen und andere Gegenstände wurden sichergestellt. Zwei Berliner hatten sogar Gaspistolen dabei."

    Es gab nachher 9 Anklagen, wenige Verurteilungen und eine Gefängnisstrafe.

    Merke. Wenn der rechte Mob und/oder Hooligans wüten dann muß man das hinnehmen wie ein Naturschauspiel und ist gerade mal eine Meldung auf Seite 3 wert.

    Aber wehe es befinden sich unter den Festgenommenen, für die extra vorher eine Task Force abgestellt wurde, sage und schreibe eine handvoll Kinder von Migranten, dann ist das wochenlang eine Schlagzeile wert.

    Wie das hier aufgebauscht wird haben auch sensationsgierige Journalisten und Medien ihren Anteil.

  2. 56.

    Um ehrlich zu sein : Gar nichts dazu beigetragen. Ihre Reaktion auf solche u.ä. Vorkommnisse ist die Verdrängung, weil ansonsten die Bedrohung schwer zu ertragen und erst recht nicht vermittelbar ist.

  3. 55.

    "Es ist schon eine Schande, dass die Bundeshauptstadt sich von ein paar Randalierern terrorisieren lassen kann. Ob der jetzige Senat dagegen allerdings eine Lösung hat, wage ich zu bezweifeln!"

    Welchen Senat hatten wir 1983? War das nicht der Weizsäcker Senat der von vielen so gelobt wird? Mit einem Innensenator wie er hier vom rechten Mob herbeigesehnt wird?

    "Einen Sachschaden in Millionenhöhe verursachten die Fans von Hertha BSC Berlin auf ihrer Fahrt zum Schlagerspiel der Zweiten Liga Nord nach Aachen. Bei Stadthagen, westlich von Hannover, steckten sie drei Waggons der DDR-Reichsbahn in Brand und zwangen den Interzonenzug D 340 durch eine Notbremsung zum Halt. [...] Von den rund 300 der sogenannten 'Hertha-Frösche', die in Richtung Aachen aufgebrochen waren, erreichten ganze 43 ihr Ziel. Die anderen wurden unterwegs verhaftet oder flüchteten vor der Polizei. [...]

  4. 54.

    "Danke Demokratie." Berlin geht nicht von ein paar Vollidioten, die einen Tag Bürgerkrieg spielen, kaputt, sondern an solchen Demokratieverächtern von rechts die Probleme haben ihre eigene Sprache korrekt zu schreiben. Integration gescheitert.

    Ausschreitungen und Krawalle gab es auch in anderen Städten und inzwischen muß die rechtsgerichtete Boulevardpresse und die Polizei auch mit den Festnahmen und der angeblich so hohen Beteiligung von Migranten und Nachkommen von Migranten unfreiwillig zurückrudern.

    Nur 38 Personen sind nach solchen Angriffen festgenommen worden – zwei Drittel davon sind Deutsche. Aber der rechte Mob und die sie befeuernden Presse hatten ihr Fest und freuen sich schon auf das nächste Jahr, während sich rechtspopulistische Politiker weiter profilieren wollen.

    38 Festnahmen, da passiert bei jedem Drittligaspiel mehr, gerade was Pyrotechnik angeht. Also, kommt mal alle wieder runter!

  5. 53.

    Die Regierende kennt doch wohl die gesamte Problematik seit ihrer "Neuköllner Zeit ". Was hat sie seit dem zur Problemlösung beigetragen? Offenbar zu wenig.

  6. 52.

    " Sheela " Sie rufen immer nach mehr Geld und Räumlichkeiten. Ich frage mich immer wie wir es früher gemacht haben. Wir schliefen zu dritt in einem Zimmer, ohne Heizung - auch im Winter- Wir wir hatten noch einen Winter von minus 15 grad und mehr.
    Wir hatten eine Erziehung, hart aber gerecht. Taschengeld mussten wir uns selber verdienen. Hatten wir mal Blödsinn gemacht, gab es zu Hause eine Tracht Prügel.
    Das Problem ist, alles wird heute weichgespült. Im Kindergarten fängt es schon an. In der Schule wird es fortgesetzt. Keine Leistung, kein Problem. Das Abitur wird die " geschenkt ". Politisch so gewollt !!!
    In der Lehre kommen die verwöhnten Kinder dann an. Mal ein hartes Wort, nächsten Tag, ist der " Gelbe Schein " auf dem Schreibtisch des Handwerksmeisters.
    Wir müssen früh anfangen, die faulen Kartoffeln von den Guten zu trennen, später sind zu viele Kartoffeln faul.

  7. 51.

    Die Jugendlichen, die auf Krawall aus sind. Da helfen auch keine Gespräche oder Therapien. Die wollen einfach nur zerstören. Egal ob Deutsch oder Migrant, oder wo sie sonst herkommen. Die Kriminalität nimmt immer zu. Wie gesagt, da hilft auch nicht der dudu Finger.

  8. 50.

    Genau. Als Eltern haben wir unserem Kind beigebracht, was Benehmen heißt. Respekt vor anderen. Ich kann mich nicht erinnern, daß er das nicht verstanden hat. Zur Erziehung gehört auch Konsequenz (keine Prügel) - man geht ans liebste - Smartphone. Vor allem, weiß ich nicht, warum überhaupt Messer mit sich rumgeschleppt werden.

  9. 49.

    Wie wäre es mit einer Vermögenssteuer? Oder eine Übergewinnsteuer? Das Geld ist da, es ist bloß in zu wenigen Händen...

  10. 46.

    Ganz genau. Seit Jahren kämpft die Jugendarbeit um mehr Geld und Personal. Hier gibt es einfach eine viel zu geringe Ausstattung.

  11. 45.

    Seit Anfang Januar gibt es für alle Berliner die Möglichkeit an der Vorab Wahl mit zu machen. Auch ohne Wahantrag möglich. Zu seinem Rathaus mit Personalausweis. Dort gibt es alle Wahlunterlagen gleich zu wählen und ab in die Wahlurne... somit kann man ganz ungestresst jetzt schon wählen. Und Leute ihr habt die Möglichkeit sie abzuwählen.

  12. 44.

    Heute wird Geredet,morgen verschwindet das Papier in der Schublade.Man tut so ,als ob es diese Ausschreitungen eine neue Form der Gewalt ist.Nein Berlin kennt dieses Problem schon seit mehr als 10.jahre, Giffey muss diese Probleme,als Ex, Neuköllner Bürgermeisterin kennen. Man wird sich auch Weiterhin die Welt Schönreden.Berlin geht Kaputt.Regeln ohne Regeln Einzuhalten.Danke Demokratie.

  13. 43.

    „ Die Grünen legen derweil eigene Vorschläge auf den Tisch.“
    Danke GRÜNE, wieder so ein Argument für mich, Euch nicht zu wählen, einfach nicht teamfähig in diesem noch bestehenden Senat!

  14. 42.

    Es ist gut, dass man redet und etwas getan werden soll. Aber woher kommen die Gelder dafür? Welche sozialen Projekte werden dafür gekürzt? Bsp. Projekte zur Arbeit mit psychisch Erkrankten wurden für dieses Jahr gekürzt. Davon sind auch junge Menschen betroffen.

  15. 41.

    "Wie wäre es wenn er mal die Verletzten im Krankenhaus besuchen würde..." Das würden Sie doch auch umgehend wieder als Show-Politik und Wahlkampf abtun. Ihnen geht es doch gar nicht um die Sache sondern lediglich gegen den politischen Gegner. Natürlich dient dieses Ereignis der Opposition als Aufhänger dafür, aufzuzeigen, was politisch im Senat falsch läuft. Man kann trefflich streiten, ob es die CDU früher besser gemacht hat, aber das ist ein anderes Thema.

  16. 40.

    Ich habe schon im Jugendbereich gearbeitet und weiß, dass die finanzielle (und vor allen Dingen räumliche!) Austattung ein Witz ist. Natürlich hat in vielen Fällen das Elternhaus versagt, aber die erreichen die Jugendlichen auch nicht mehr. Es braucht Jugendzentren mit ausreichend, gut bezahltem Personal um andere Werte zu schaffen.

  17. 39.

    Es gibt Aussagen, zu viele derer, man müsse... Seit vielen Jahren werden Millionen in die Migrationsarbeit gepumpt. Mütter mit türkischem Hintergrund organisieren sich. Gut! Gibt es das ansatzweise für Deutsche? Überproportional Lehrer in den bestimmten Bereichen.
    Insgesamt darf darauf hingewiesen werden, aufpassen, es ist nicht alles so einfach. Irgendwann beginnen dann welche, jeden als Rechte und Nazis zu bezeichnen, die nicht das alles gut heißt.

  18. 38.

    Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
    Machen, nicht quatschen! Aber wie schon erwähnt.......

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