Verkehr in Berlin - Grüne haben rechtliche Zweifel an Schreiners Radwege-Stopp

Do 13.07.23 | 18:17 Uhr
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Das Piktogramm für einen neuen Radweg in der Ollenhauerstraße in Berlin-Reinickendorf wurde mit einer gelben Markierung durchkreuzt (Bild: dpa / Thomas Trutschel)
Bild: dpa / Thomas Trutschel

Die Grünen im Abgeordnetenhaus stellen die Rechtmäßigkeit des von Verkehrssenatorin Manja Schreiner verfügten teilweisen Stopps von Radprojekten in Berlin in Frage.

"Es wird deutlich, dass die Anweisung zum Radwegestopp fachlicher Grundlagen entbehrt", sagte die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen Oda Hassepaß. Sie bezieht sich dabei auf eine Parlamentsanfrage, die dem rbb vorliegt. In dem Dokument wird die Mobilitätsverwaltung gefragt, auf welcher rechtlichen Grundlage sie die Aussetzung von Radwegeplanungen mit dem Wegfall von Parkplätzen verknüpft wird.

In der Antwort verweist die Verwaltung von Senatorin Schreiner auf Paragraf 9 der Landeshaushaltsordnung. In diesem Paragrafen geht es allerdings um "Beauftragte für den Haushalt". Von Mittelsperrungen ist nicht die Rede.

"Es gibt keine Rechtsgrundlage für eine solche pauschale Parkplatz-Vorgabe", schlussfolgert Verkehrspolitikerin Hassepaß. "Die Antwort der Senatsverwaltung entlarvt, dass die Vorgabe rein politisch-ideologisch motiviert war. Auch durch konkrete Nachfragen kann keine Ordnung in das Chaos der CDU-Verkehrssenatorin gebracht werden."

Seniorenvertretung Mitte kritisiert Schreiners Vorgehen

Kritik an der Politik der Senatorin kommt auch von anderer Seite. Die Seniorenvertretung im Bezirk Mitte bezeichnet es nur als "schwachen Trost", dass nach einer ersten Überprüfung zahlreiche Projekte fortgesetzt, andere hingegen weiter unter Vorbehalt stehen. "Jeder fertiggestellte und nicht freigegebene Radweg und jeder geplante und nicht weiter gebaute Radweg bedeutet einen "Verdrängungseffekt Richtung Bürgersteig" und damit mehr gefährliche Situationen für den Fußverkehr", warnen die Seniorenvertreter. Im Interesse ihrer "individuellen Mobilität" seien ältere Menschen genauso wie Kinder und Eltern "unbedingt" auf sichere Radwege angewiesen, schreiben sie dem Regierenden Bürgermeister und der Verkehrssenatorin.

Für Schreiner ist der Brief der Senioren nicht das einzige Schreiben, das sie in diesen Tagen erreicht. Auch die Stadtteilvertretung Turmstraße zeigt sich in einer Mail "in höchstem Maße enttäuscht". Das Gremium reagiert auf das vorläufige Aus für einen Radstreifen an der Beusselstraße in Moabit. Dadurch droht auch der Verlust von mehreren 100.000 Euro Fördergeld des Bundes. Die Stadtteilvertretung erinnert nicht nur an das "Versprechen eines neuen Miteinanders" auf den Straßen. Durch Verzögerungen und Rückschritte beim Radwegebau werde auch "unsere und die Sicherheit unserer Mitmenschen auf Jahre hinaus unnötig gefährdet", heißt es weiter.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.0.2023, 19 Uhr

50 Kommentare

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  1. 49.

    "ODER gilt die StVO nur für Autofahrer ???"

    Anscheinend nicht. Falschparker, Raser und Drängler erlebe ich jeden Tag. Völlig unbehelligt von Polizei und OA.

  2. 48.

    47. Fahrradwege und Radfahrer-sind set Woche nur noch Thema!
    Die Fahrrad Lobbyisten schreiben sich die Finger wund!

  3. 47.

    Ich habe noch nie die Grünen gewählt und dennoch setze ich mich mit deren Themen auseinander (und das ist der Grund warum ich sie nicht wähle).
    80% der Berliner wählen keine Grünen ist kein Argument, es ist ein Armutszeugnis! Noch dazu ein Armutszeugnis auf Basis einer sehr zweifelhaften Zahl! So argumentieren die Leute, die ich meinte! Nur Vorurteile und Angst vor den Dingen, die sie nicht verstehen oder verstehen wollen.

  4. 46.

    Dauerthema des RBB - Radwege! Nichts anderes findet Beachtung - Luxusprobleme

  5. 45.

    Es fällt mir schwer daran zu glauben, ein Ausbau der Radwege würde einen großen Teil der FahrradfaherInnen davon abhalten, auf den Bürgersteigen zu fahren. Es ist für Fussgänger sehr gefährlich in dieser Stadt geworden. Trotzdem sollten Fahradwege ausgebaut werden, hoffe aber auf eine Gesetzgebung, die Fahrradfahrer zur Verkehrsschulung verpflichtet, Nummernschilder einführt und eine Haftpflichtversicherung vorschreibt sowie verstärkte Kontrollen.

  6. 44.

    Parlamentarische Anfrage stellen, Antwort auswerten und bewerten, kommunizieren.

    Also klassische Oppositionsarbeit. Verstehe deshalb die Aufregung (hier) nicht. Soll die Opposition etwa zu allen Ja & Ahmen sagen, was die GroKo macht? Wünscht man sich etwa Verhältnisse wie in der DDR mit der "Nationalen Einheitsfront", den "Blockparteien"?!

  7. 43.

    Yeah, Grünen-bashing ist voll in Mode, und wer da nicht mitmacht ist ein links-grün-versiffter Weltverbesserer der wahrscheinlich sogar noch den Planeten retten will!!!
    Leute, was ist los mit euch? Seid ihr alle so frustriert von eurem Alltag dass ihr nen Sündenbock braucht?
    So viel Hass und rumgetrolle sobald man irgendwie die Schuld auf die Grünen oder auf Radfahrende schieben kann... denkt nach bevor ihr euren Mist postet und nutzt die Energie, um euren Frust anderweitig abzubauen...

  8. 42.

    Im rechtskonservativen Neusprech ist "Ideologie" gleichzusetzen mit von der Wissenschaft als sinnvoll erachteten Veränderungen. Gegenbeispiele fallen mir keine ein.

  9. 41.

    Die CDU hätte jetzt die Möglichkeit etwas gegen die Subvention von Autofahrern zu unternehmen. Lt RBB vor einigen Tagen beträgt die ca 5000 Euro pro Jahr und Autofahrer in Berlin. Ich bin mir sicher das sie diese Chance nicht nutzen.

  10. 40.

    Antwort auf Richard
    Also ich könnte mir ein Auto leisten tue es aber aus Überzeugung nicht.
    Ich sehe nicht ein mein Geld für etwas in meinen Augen nicht sinnvolles zu finanzieren.
    Es sind ja nicht nur die Anschaffungskosten sondern die Laufenden wie Versicherungen, Reparatur bzw Inspektion, Kraftstoff und Pflege dazu nich Parkgebühr.
    Aber ich halte Carsharing für alternative Möglichkeiten.
    Davon bitte mehr in jedem Bezirk davon.

  11. 39.

    23 René 29 Conny H

    Zwei zutreffende Kommentare, kann man nicht besser beschreiben!
    Einige Kommentare sind sehr grün ideologisch eingefärbt, und man fühlt regel recht die Missgunst der CDU! Mit den zwei genannten Kommentaren von oben ist alles gesagt!

  12. 38.

    Es war doch klar, dass DIE GRÜNEN jetzt laut schreien, schließlich haben ALLE GRÜNEN die überzogene Radwegeplanung von Frau Jarasch unterstützt.
    Es ist gut, dass diese Planung auf den Prüfstand kommt - siehe Flaniermeile Friedrichstraße - und nur noch Radfahrspuren gebaut werden, die auch allen anderen Verkehrsteilnehmern Platz einräumen.

    Schließlich ist Berlin eine GROßSTADT und sollte nicht zu einem Dorf umfunktioniert werden.

  13. 37.

    Da hat aber jemand schon Angst vor der nächsten Wahl. Wegner, Schreiner & Konsorten sind ein Auslaufmodell und bald wieder Geschichte. Dann kann in Berlin wieder an der Zukunft und einer lebenswerten Stadt gearbeitet werden.

  14. 36.

    Und ich habe rechtliche Zweifel an den Grünen. Was soll dieses Mimimi? Die sind raus aus dem Senat und müssen nun nachtreten, wo immer sich die Möglichkeit bietet. Schlechte Verlierer.

  15. 35.

    Hansen:
    "Das Geld ist besser im ÖPNV aufgehoben. Denn von dem haben alle was und nicht nur das Klientel der Grünen."

    Vom stärkeren Radverkehr haben auch alle etwas: Weniger Autoverkehr (1 Auto = ca. 5 m², 1 Fahrrad = ca. 0,5 m²) und damit weniger Stau und weniger (falsch) parkende Autos! Weniger voller ÖPNV!

  16. 34.

    Detlef:
    "Und 80% der Berliner sind der Meinung das Grüne keine Politik machen können ( und sollten)"

    Belegen Sie bitte Ihre frei erfundene Behauptung!

  17. 33.

    Matze:
    "Wenn ich morgens zur Arbeit unterwegs bin, oder auch abends auf dem Heimweg, begegnen mit Radfahrer, teilweise mit ihren Kindern, die trotz Radweg auf dem Gehweg rasen. Oft in falscher Richtung. Viele Radfahrer machen was sie wollen. Rücksichtslos."

    Was soll daran rücksichtslos sein, wenn Radfahrer und Fußgänger zusammen harmonsci den Fußweg benutzen und dabei aufeinander Rücksicht nehmen, so wie ich es tagtäglich erlebe?

  18. 32.

    Detlef 2:
    "Über 80% der Berliner halten die Grünen nicht für eine Partei"

    Belegen Sie bitte Ihre frei erfundene Behauptung!

  19. 31.

    @6: Wenn 80 % der Berliner nicht die Grünen wählten, müssen sie nicht der Meinung sein, daß die Grünen keine Politik machen können. Sie fanden andere Parteien nur besser. @14: Mich interessierts. Sie machen bessere Politik als andere. Sie hätten aber mehr liefern müssen: Mehr Radwege, Busspuren, Straßenbahn+S-Bahnstrecken. @15: Das hat nichts mit dem Thema zu tun. Sie wurden in das Abgeordnetenhaus gewählt und haben wie alle das Recht, Politik zu machen und der Regierung auf die Finger zu sehen und sie zu kontrolieren. @25: Frau Schreiner sollte sofort aus der Politik aussteigen. Sie hat genug Unsinn gemacht. @17: Neben mir auch nicht.

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