Berlin-Kreuzberg - Zaun um Görlitzer Park kommt wohl erst im Sommer - Bezirk und Senat weiter uneins

Di 23.01.24 | 18:14 Uhr
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Ein Rundgang im Görlitzer Park von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und weiteren Mitgliedern des Senats wird von Demonstranten begleitet. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Video: rbb24 Abendschau | 23.01.2024 | Boris Hermel | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Der Görlitzer Park in Kreuzberg gehört zu den Kriminalitäts-Hotspots in Berlin. Der Senat will mit einem Zaun und nächtlicher Schließung für Ordnung sorgen, der Bezirk hält das für die falsche Maßnahme. Dennoch soll der Zaun kommen - mit Verspätung.

Der umstrittene Bau von Zaun und Toren um den Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg könnte sich wegen der langen Planungs- und Ausschreibungsphase weiter verzögern. Das folgt aus den Zeiträumen, die sich aus Auftragsausschreibung, Vergabe und Umsetzung durch verschiedene Bau- und Handwerksfirmen und entsprechende Wartezeiten ergeben.

Ursprünglich hatte der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) angekündigt, der Zaun werde Anfang des Jahres gebaut. Im Dezember beauftragte der Senat die landeseigene Grün Berlin GmbH, die Mauer um den Park auszubauen und Tore aufzustellen. Baubeginn sei voraussichtlich bis Ende März 2024, hieß es dann, Fertigstellung bis Mai oder Juni.

Nun erklärte die zuständige Senatsumweltverwaltung, Ziel sei, dass die Umfriedung "im Sommer" stehe. Man befinde sich derzeit in der Endphase der Planung. Dieser Zeitplan lässt einen Spielraum nach dem Kalender nun immerhin bis Ende September zu. Müsste die Ausschreibung europaweit erfolgen, könnte es sogar noch länger dauern.

Keine Annäherung von Senat und Bezirk

Im Streit um die geplante nächtliche Schließung des Parks bleiben der CDU-geführte Senat und der Grünen-geführte Bezirk bei ihren kontroversen Positionen. Trotzdem würden Eingangstore und Umzäunung nun gebaut, betonte Wegner am Dienstag nach einer Sitzung des Senats im Rathaus des Bezirks.

Beide Seiten hätten sich nicht verständigt, der Senat werde jetzt handeln, sagte Wegner: "Wir gucken uns das heute noch mal an, aber wir haben alles auf den Weg gebracht, was den Zaun angeht." Es gehe nicht um eine dauerhafte Schließung nachts. Man müsse das Ergebnis nach einem Jahr auswerten.

Herrmann fordert nachhaltige Lösung

Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) sagte, das Abschließen des Parks sei keine nachhaltige Lösung der Situation. Im Fokus stehe, dass sich die Situation für die Anwohner verbessern müsse mit Blick auf die dortige Kriminalität, Obdachlosigkeit und Drogensucht, die sich ausweite in Hauseingänge und Hausflure.

Wegner erwiderte, der Senat habe viele Vorschläge des Bezirks zu mehr sozialer Unterstützung und Hilfe für die Menschen übernommen. "Ich nehme das auch sehr ernst. Es hilft ja nichts, wenn wir die Kriminalität aus dem Park drängen und das dann in den Hausfluren landet." Die Polizei verzeichne 72.000 Einsatzstunden im Jahr im Park. "Wenn ich diese Stunden nachts aus dem Park rausnehme und damit die Wohngebiete schütze, verhindern wir die Verdrängung in die umliegenden Wohngebiete. Das ist mein Ziel. Und da muss die Polizei auch dafür sorgen", so Wegner weiter.

Bei einem anschließenden Rundgang im Park wurden die Senatsmitglieder von etwa 200 Demonstranten empfangen, die gegen die Umzäunungspläne protestierten. Auf Bannern und Plakaten war etwa zu lesen "Görli bleibt auf!" oder "Anwohner:innen gegen den Görli-Zaun". Die Demonstranten drängten sich um die Senatoren und begleitenden Journalisten und mussten von der Polizei auf Abstand gehalten werden.

Zaun-Projekt könnte vier Millionen Euro kosten

Baumaßnahmen und Tore sollen knapp zwei Millionen Euro kosten. Über Details wie die Höhe von Mauer und Zaun und die Bauart der Tore wird schon länger beraten. Zusätzliches Personal im Park sowie Beleuchtung sollen weitere rund zwei Millionen Euro kosten.

Die Debatte über Sicherheit in dem Park, der seit weit mehr als zehn Jahren einer der größten Plätze des Drogenhandels ist, war erneut entbrannt, weil eine junge Frau im Juni von mehreren Männern vergewaltigt worden sein soll. Der Prozess gegen mehrere Angeklagte aus der Dealerszene begann kürzlich. Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe. Wegner sagte zu dem Prozess, das sei nur ein Fall. Dass es dort aber viele Straftaten gebe und viele Frauen sich nicht mehr sicher fühlten, sei völlig unabhängig von diesem einen Fall.

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.01.2024, 19:30 Uhr

53 Kommentare

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  1. 53.

    Also echt, Drogen gibt es in fast jedem Park, teilweise bestimmte Bänke mit geregelten Öffnungszeiten. Bei mir hier im Park hab ich außer nachts wegen Ruhestörung noch nie Polizei wahrgenommen. Ich kann mir kein echtes überproportionales Gefährdungsrisiko Besucheranzahl zu Opfern im Görli vorstellen. Allein die Menge der Besucher schützt doch

  2. 52.

    Was sind denn die superschlauen Argumente in Ihrem offenbar bessergestellten Milieu, um die Situation dort in den Griff zu bekommen? Laufen lassen, wie bisher?

    Es ist doch so, dass der Drogenhandel dort vor allem die Partyszene bedient. Nicht nur die Nachfrage bestimmt das Angebot, sondern eine leichte Verfügbarkeit kann auch zu Gelegenheitskonsum führen. Im übrigen ist auch die Situation für viele Anwohner dort nicht angenehm und auch diese Interessen sind zu schützen. In dem Park lässt sich der Verkauf kaum kontrollieren, darum zieht das Argument die umliegenden Viertel wären dann das alternative Ziel für den Verkauf nicht, da das dort viel eher möglich ist.

  3. 51.

    Ursprünglich hatte der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) angekündigt, der Zaun werde Anfang des Jahres gebaut – und
    a) wissentlich Quark erzählt? Denn die Ausschreibungsregeln waren ja trotzdem zu beachten, das weiß ein Bürgermeister.
    b) die Ausschreibungsregeln und -zeiten ignoriert? Nicht gekannt? Beides fatal.

  4. 50.

    Ach Moritz,
    erklären Sie mir einmal, weshalb eigentlich die schlichtesten Parolen, die einfachsten, ewig wiederholten Quatschargumente in bestimmten Milieus doch immer wieder ziehen? Wie funktioniert das? Muss man einfach nur dreist genug sein, um mit so Dorfargumenten die grösste Anhängerschaft zu gewinnen?

    Seien Sie doch froh, macht Sie eine Bürgermeisterin der Grünen nicht glauben, man könne einen Drogentreff verbieten. Oder ein Zaun um die Wohnviertel der Steuerhinterzieher beende das Steuern hinterziehen.
    Man ist doch nicht für Steuerhinterziehung, oder für Drogen, sagt man den Leuten die Wahrheit. Da helfen nur ganz andere Massnahmen.
    Statt das der Alkoholuser in Reinickendorf oder Spandau glaubt, die echt richtigen Drogenuser gehörten an die Kandare. Damit er als Alkoholiker nicht mehr als Drogenkonsument dasteht.

  5. 49.

    Kommste heute nicht, kommste morgen.

  6. 48.

    Diese wirklich Kranken sind direkt rund um den Görli nicht sonderlich auffällig, dort sind eher Anwohner und , auch von der CDU gewünschte, Eventtouristen und diese besonders auch Nachts, unterwegs. Da sind dann auch die entsprechenden Dienstleister unterwegs. Vom U-Bahnhof bis zum Kotti wird es dann grenzwertig. Die wirklich bedrückenden Orte aber Eher entlang der U6 + 8, Oranienplatz oder Leopoltplatz bis Seestr, fällt mir da auch noch ein. Ein politisch motiviertes Schauspiel, das spezielles Publikum beeindrucken soll.

  7. 47.

    Gutes Beispiel. Junge (oft ausreisepflichtige) Dealer ohne Perspektive als Auslöser für ein Mauergrab, das Millionen Gelder verschlingt. Füttert die "Alternativwähler". Danke, CDU.

  8. 45.

    Wie wärs mit Suchtursachen bekämpfen? Z. B. soziale Ausgrenzung und ungleiche Chancen durch Niedriglohn und Armut mit Zwangsknechtschaft?

  9. 44.

    Seit der Wende wird Kreuzberg linksgrün regiert. Der Bezirk hat in all den Jahrzehnten jeden Versuch sabotiert, den Drogenhandel einzudämmen. Stattdessen wurde angestrebt, die Gesetze zu ändern. In Berlin sind die Freigrenzen für illegale Drogen auch dadurch so hoch wie sonst nirgends in Deutschland. Kein Wunder, dass sich alles dort ballt. Suchtkranken muss geholfen werden, aber auch rigoros gegen andere Kunden und die Dealer vorgegangen werden.

  10. 43.

    "denn es sollte überhaupt kein dealen möglich sein im öffentlichen Raum"
    Na dann mal raus mit den Ideen um dies umzusetzen... Verboten ist es ja ... wirkt schon mal nicht... strafen gibt es ebenfalls... wirkt auch nicht.

  11. 42.

    Stimmt nicht: >Wenigstens wird "etwas" gemacht. Die grüne Bezirksregierung … macht nichts.<
    "Etwas" = Zaun dürfte sinnlos sein, siehe all die Einwände hier und im Senat. Grüne haben Radwege befestigt, Straßen für Menschen und Radler gestaltet statt nur für Autofahrer, die Luftqualität verbessert. Auch sozial hat sich viel zum Besseren entwickelt, Stück für Stück.
    Diese Mauer ist das Gegenteil davon, Geldverschwendung der überlassenen Bürgergelder.

  12. 41.

    Haha, Sven, der war gut. Sie leben in Deutschland, in Bürokratien. Motto: Warum einfach, wenns auch kompliziert geht? Warum nicht verschlimmbessern statt lebendig? So süß: links ein Zaun und rechts eine Mauer. Macht man nun den Durchgang dazwischen auch zu, dann kommt man nicht mehr in den Park. – Nicht in Bürokratien.

  13. 40.

    Was für ein Desaster. Verzweiflung ersetzt Kapitulation. Alle haben versagt, auf ganzer Linie. Jetzt wird es ein 4 Millionen Euro teurer Schildbürgerstreich und das mit Ansage. Sehr geehrter Herr Wegner, 4 Millionen Euro für ein Pilotprojekt um herauszufinden ob ein Zaun die gesamte Problematik in die positive Richtung lenkt? All die Hoffnung gesetzt in einen Zaun? Wie verzweifelt muss man sein? Ich denke mal, sehr verzweifelt.

  14. 39.

    Warum ist da noch kein Wassergraben in Planung? Woanders soll das Umfeld gefährlicher Orte doch auch mit dieser Methode geschützt werden.

  15. 37.

    Ich verstehe das nicht,dass die Leute so vehement protestieren gegen den Zaun , in anderen Großstädten wie Paris und London ist es auch üblich. Die Begründung es verlagert sich in ihre Hauseingänge finde ich nicht logisch, denn es sollte überhaupt kein dealen möglich sein im öffentlichen Raum gleichwohl sich anscheinend der ein oder andere Bewohner in der Umgebung ja auch ihr Päckchen Dope dort besorgen. Hat man Angst die Dealer werden deswegen vertrieben?

  16. 36.

    Wie viele Berliner:innen und Gäste der Stadt versorgen sich für ihr Partywochenende mit Ecstasy und Co. im Görli? Es wird immer groß von Kriminalität gesprochen, aber der Drogenkauf wird genauso weitergehen, ob tagsüber im Görli oder nachts an einem anderen Ort. Das Konzept Drogen zu kriminalisieren, die von einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung konsumiert werden, ist gescheitert und es braucht sowohl legale Wege für den Drogenkauf wie auch legale Jobmöglichkeiten für die Dealer im Park, dann lösen sich die Probleme schnell, anstatt Dealer und Käufer in die Illegalität zu zwingen.

  17. 35.

    Die Situation im Görlitzer Park ist schon seit langem bekannt und für die Polizei sehr unübersichtlich. Ich als Anwohner beobachte diese auch schon lange. Die Gruppen von Dealern sind gut organisiert und haben Verstecke innerhalb des Parks. Bei Bedarf und entsprechenden Bestellungen wird die Ware angefordert und über Roller oder Fahrräder gebracht, so dass eine direkte Kontrolle der Polizei wenig Erfolg hat. Ich glaube diese unübersichtliche Lage ist eine Ursache, warum die Situation nicht unter Kontrolle gebracht werden kann. Ob ein Zaun die Lösung ist kann ich nicht sagen. Vielleicht ist es ein Mosaikstein und es ist zumindest besser, als die Situation nur passiv zu beobachten, wie bisher durch die Politik geschehen.

  18. 34.

    Herr Wegner hat doch gesagt, er hätte mit deutlich mehr Demonstrantinnen und Demonstranten gerechnet. Es gibt auch Menschen, die Schichtdienst machen oder Menschen wie meine Wenigkeit, die sich zwei Stunden frei genommen haben und diese Zeit nacharbeiten. Bei der nächsten Aktion werden wir hoffentlich der Annahme unseres Regierenden gerecht und noch viel zahlreicher vor Ort sein. Dealer, Kriminelle gibt es überall, mit oder ohne Zaun. Die vier Millionen wären bestens in präventive Maßnahmen oder die Erneuerung von Spielplätzen / Kitas / Schulen investiert.

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