Kein Gegenkandidat -
In Wittenberge in der Prignitz wird am Sonntag ein neuer Bürgermeister gewählt. Doch es gibt nur einen Kandidaten: den parteilosen Amtsinhaber Oliver Hermann. Er vereint ein breites Parteienbündnis hinter sich.
Kommt man mit den Menschen in Wittenberge (Prignitz) über ihren Bürgermeister und jetzt einzigen Kandidaten bei der Wahl am Sonntag ins Gespräch, ist große Begeisterung zu spüren. "Bei mir ist das so - ich mag den", sagt etwa Annett Bosch und auch Hannelore Hannemann findet: "Einen Besseren hätten wir nicht haben können, den hätten wir nur viel früher haben müssen."
Weitestgehend unisono erhält der Bürgermeister Unterstützung von den befragten Wittenbergern. Auch Sven, der mit seiner Frau Anika durch die Bahnstraße spaziert, findet nur gute Worte: "Wir wohnen seit 15 Jahren in Wittenberge und es ist immer besser geworden. Wittenberge verändert sich, größere Firmen siedeln sich an, die Autobahn kommt noch."
Wittenberge verändert sich
Wer durch die Stadt zieht, sieht die Veränderungen. Die alten Gründerzeitvillen wurden oder werden saniert, die Elbpromenade ist erneuert und mit einem besseren Hochwasserschutz ausgestattet worden, das historische Bahnhofsgebäude als Tor zur Prignitz wird aktuell umfassend saniert. Der Einwohnerschwund konnte weitestgehend gestoppt werden und immer häufiger ziehen Menschen aus den Metropolen in die Stadt an der Elbe.
Ein Ausgangspunkt dafür war der "Summer of Pioneers". Im Sommer 2019 konnten 20 Digitalarbeitende und Kreative in Wittenberge zur Probe wohnen und arbeiten. Einige von ihnen sind geblieben, haben Unternehmen gegründet und engagieren sich in Gesellschaft und Kultur.
Parteiübergreifende Arbeit
Außerdem wird Wittenberge mit seinen rund 17.000 Einwohnern Standort der Kleinstadt-Akademie des Bundes und somit zum Sprachrohr von 2.100 Kleinstädten in ganz Deutschland. 2027 heißt es in der Elbe-Stadt zudem: Wittenberge blüht auf – die Stadt ist dann Ausrichter der Brandenburger Landesgartenschau. Eine Erfolgsmeldung reiht sich an die nächste und das, obwohl die Stadt einen erheblichen Umbruch erleben musste durch den Wegfall der großen Industrie mit dem Ende der DDR.
Für die Wittenbergerin Annett Bosch hat der Erfolg vor allem einen Grund: "Dass der Bürgermeister parteilos ist – das finde ich mit am wichtigsten und dass man nicht so starres Denken hat." Außerdem loben die Wittenberger die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern. Wenn es Probleme gibt, ist der 58 Jahre alte Bürgermeister, der auch Präsident des Brandenburger Städte- und Gemeindebundes ist, mit seiner Mannschaft im Rathaus zur Stelle und kläre sie auch mal auf dem kurzen Weg, sagt Spediteur Detlef Benecke (CDU).
Hermann tritt auf Ticket der SPD an – Parteienbündnis unterstützt ihn
Die parteiübergreifende Arbeit ist Oliver Hermann schon immer wichtig, auch wenn er bei der Bürgermeisterwahl auf dem Ticket der SPD antritt. Unterstützt wird er auch dieses Mal wieder von einem breiten Parteienbündnis – neben den Sozialdemokraten auch von der CDU, der FDP und der Linken. Sie alle verzichten erneut auf einen eigenen Kandidaten. "Den anderen Parteien war es natürlich immer wichtig, dass ich parteiübergreifend und im Sinne der Bürger agiere und ich glaube, das ist gar nicht so schlecht gelungen", sagt Hermann selbst.
Nach 16 Jahren im Amt habe er schon überlegt, ob er nochmal antrete. Allerdings sei er noch nicht fertig und blickt dabei auf die Landesgartenschau, die Stadtentwicklungsprojekte und auch die Probleme in der Stadt, die er noch sieht: "Stichwort Ärzteversorgung, da ist noch einiges zu tun. Und wir müssen auch die Lebensqualität weiter verbessern und stabilisieren, wenn wir neue Arbeitskräfte, Ärzte und Investoren haben wollen", sagt Hermann dem rbb.
Außenstehende würden ihm durchaus auch den Sprung in die Landespolitik zutrauen, doch Oliver Hermann winkt ab. Das Amt als Bürgermeister entspreche seiner Person am besten. So könne er sich in der Stadt auch ein Stück selbstverwirklichen und sich zugleich für die Einwohner und die Gemeinschaft einbringen.
Gegenkandidatur von Grüne-Stadtverordnetem Heinke gescheitert
Dass es keinen Gegenkandidaten gibt, mache die Wahl nicht einfach, sagt der amtierende Bürgermeister. Denn viele würden denken, die Neuwahl wäre ein Durchmarsch. Der Grüne-Stadtverordnete Frank Heinke aus dem Ortsteil Bentwisch hatte sich an einer Gegenkandidatur als Einzelbewerber versucht: "Ich finde es wichtig bei einer Wahl auch wirklich eine Wahl zu haben – also dass mindestens zwei Personen zur Wahl stehen. Dass einfach auch verschiedene Positionen geäußert werden im Vorfeld und man die besten Ideen für die Zukunft verfolgt", so Heinke. Er scheiterte allerdings schon im Anlauf, weil er nicht die notwendige Anzahl an Unterstützungsunterschriften zusammenbekommen hatte und damit nicht zur Wahl zugelassen werden konnte.
Damit die Wahl am Sonntag gültig ist, muss Oliver Hermann das notwendige Quorum erfüllen. Heißt: Neben der Mehrheit der abgegebenen Stimmen müssen die Ja-Stimmen außerdem mindestens 15 Prozent aller Wahlberechtigen ausmachen. Gelingt dies nicht, wäre die Stadtverordnetenversammlung am Zug und müsste den Bürgermeister wählen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 08.03.2024, 06:30 Uhr