Was passiert mit dem verfallenden Areal am Bogensee mit seiner Goebbels-Villa bei Wandlitz? Tragfähige Konzepte für die Zukunft gibt es bisher nicht. Die Sanierung aber auch die Sicherung der Fläche kosten viel Geld - das Berlin laut Wegner nicht hat.
Die Erschließung des Areals am Bogensee mit der früheren Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels wäre nach Überzeugung des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner für Berlin eine Nummer zu groß. Es gehe um ein schwieriges, historisch belastetes Thema, über das seit Jahren diskutiert werde, sagte der CDU-Politiker bei der Gesprächsreihe "Kai Wegner vor Ort" in Berlin-Prenzlauer Berg am Mittwochabend.
"Die Erschließung des Gesamtareals würde 300 Millionen Euro kosten. Das ist eine Größenordnung, die wir aus dem Landeshaushalt definitiv nicht stemmen können. Das ist völlig ausgeschlossen." Das Areal im brandenburgischen Wandlitz gehört dem Land Berlin.
Das Areal Bogensee mit einer ehemaligen Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels gammelt seit Jahrzehnten vor sich hin. Berlins Finanzsenator möchte die Kosten verschlingende Immobilie lieber heute als morgen loswerden.
Der Bürgermeister von Wandlitz Oliver Borchert (Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz) äußerte Anfang Mai Bedenken, das Gelände zu verschenken und befürchtet, rechte Ideologen könnten versuchen, an das Gelände zu kommen.
Das rund 17 Hektar große Gelände, auf dem sich Goebbels ein Landhaus bauen ließ, ist seit dem Jahr 2000 ungenutzt und verfällt. Nach dem Ende der NS-Diktatur nutzten die Alliierten das Gelände kurzzeitig als Lazarett. 1946 übergaben die Sowjets dann das Grundstück der Freien Deutschen Jugend (FDJ), die dort eine Jugendhochschule gründete.
Bereits seit längerer Zeit wird wieder verstärkt diskutiert, wie das Areal genutzt werden kann. Ein tragfähiges Konzept ist aber noch nicht gefunden worden. Berlin erwägt, die Gebäude abzureißen und die Flächen zu renaturieren - schon, um die Kosten für Sicherung und Unterhalt zu sparen.
Wegner war am Mittwochabend im Rahmen seiner Gesprächsreihe zu Gast im Bezirk Pankow. Bürgerinnen und Bürger hatten bei dem Treffen Gelegenheit, Fragen zu stellen und mit dem Regierenden Bürgermeister zu diskutieren. Es war Wegners vierte Veranstaltung dieser Art. Zuletzt war er in Reinickendorf, davor in Treptow-Köpenick und zum Auftakt Mitte April in Charlottenburg-Wilmersdorf.
Erst von der NS-Elite genutzt, jetzt von Schulkindern
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"Die Stadt Berlin hat ihrem Gauleiter Dr. Goebbels ein besonderes Geburtstaggeschenk gemacht", schreibt 1936 der "Völkische Beobachter", die Parteizeitung der NSDAP. Gemeint war damit ein Blockhaus am Bogensee. Es wurde Goebbels zur Nutzung zu Lebzeiten zur Verfügung gestellt, und gar nicht wirklich geschenkt, so Irmgard Zündorf, vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam (ZZF). Goebbels nutzte das Haus ab Ende Oktober 1936 als privates Wochendendhaus und Dienstsitz. Die Kosten für den Bau und auch die laufenden Kosten wurden aus Berliner Steuergeldern finanziert. Dieses Blockhaus wurde als einziges Gebäude auf dem Areal vor wenigen Jahren abgerissen.
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Das Blockhaus aber war Goebbels schnell zu klein. Deshalb ließ er 1939 den sogenannten Waldhof auf der gegenüberliegenden Seite des Bogensees bauen. Das kleinere Blockhaus wurde damit zum Gästehaus. Die Gebäude des Waldhofes sind bis heute unverändert und stehen unter Denkmalschutz. "Zu Anfang nutzte er es ohne seine Familie, an den Wochenenden. Zum Schluss, als Berlin gefährlicher wurde, hat er auch seine ganze Familie dorthin geholt und Berlin ganz verlassen, weil der Krieg immer näher rückte", berichtet Zündorf.
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1945 fanden sowjetische Truppen das Anwesen von Goebbels verlassen vor. "Er war damals schon mit seiner Familie in den Führungsbunker zu Hitler gezogen", so Zündorf. Das sowjetischen Militär nutzte die Räumlichkeiten während des Vormarschs auf Berlin als Lazarett. Das sei kurzfristig sinnvoll gewesen, denn immerhin gab es dort Strom und eine Heizung, wie die Historikerin meint. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Areal an die Freie Deutsche Jugend (FDJ) übergeben. Damals gab es laut der Historikerin kaum Alternativen an intakten Gebäuden.
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"Außerdam war es aus FDJ-Sicht ein attraktiver Standort: keine Ablenkung, völlig abgeschieden", so Zündorf. Ab März 1946 startete dort die FDJ-Jugendhochschule mit der Ausbildung von Funktionär:innen. In den 50ern wurde das Areal dann um das große Gebäudeensemble der späteren Hochschule erweitert. Benannt wurde sie nach Wilhelm Pieck.
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Neben den Räumen für Seminare und einer Bibliothek wurden auch mehrere Wohnhäuser für die Studierenden gebaut.
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Das Areal der Kaderschule wurde zu DDR-Zeiten umzäunt und streng bewacht. Zu erreichen war es über einen Waldweg außerhalb von Wandlitz. Man musste sich an einer Pforte anmelden und nicht jeder wurde eingelassen. Die Studierenden kamen von dort auch gar nicht einfach weg, wie die Historikerin Zündorf erzählt: "Sie wurden teilweise nach Berlin geschafft, zum Beispiel für Paraden am 1. Mai", erählt sie. Ansonsten hielten sie sich in den Unterkünften auf dem Anwesen auf.
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Nach der Wiedervereinigung löste sich die FDJ auf, das Areal wurde vom Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB) übernommen. "In diesem Zug hat beispielsweise eine Hotelfachschule die große Küche dort zu Ausbildungszwecken genutzt", wie Zündorf berichtet. Zwischendurch war ihr zufolge auch mal eine Polizeiausbildungsstätte dort untergebracht.
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Seit 1998 stehen die meisten Gebäude leer. Ein Nebengebäude der Goebbels-Villa wird heute noch von der Waldschule Bogensee für Schulkinder und Jugendgruppen genutzt. Die Berliner Immobilienmanagementgesellschaft (BIM), die Verwalterin des Geländes, überlegt derzeit, die Gebäude abzureißen und das Gelände zu renaturieren. Berlin stecke pro Jahr rund 250.000 Euro in die Bewirtschaftung der leerstehenden Gebäude. Weitere Überlegungen sind, sich beim Förderprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus" zu bewerben, oder das Grundstück als Trainingsstätte zwischenzunutzen.
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"Ein Abriss, das darf nicht sein", findet Zündorf. Eine Nutzung wäre Ihrer Meinung nach wünschenswert, zum Beispiel, wenn wieder eine Hochschule die Räume nutzen würde. Goebbels "Waldhof", so ihr Vorschlag, könne in eine Dokumentationsstätte der NS-Zeit verwandelt werden.
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Muss mich korrigieren. Natürlich gibt es Beispiele, wo die DDR ein Vorbild war. Gesundheitswesen, Gütertransport ÖPNV, Deutsche Reichsbahn, Schiffsbau, SERO, Sportförderung, Wohnungsbau ...
Schlagen Sie doch sicherheitshalber mal nach, was "geografisch" bedeutet, bevor Sie weiter Falschheiten behaupten.
Es kommt auf die Betrachtungsweise an. Aus DDR-Sicht war Westberlin eine Enklave der Bundesrepublik. Aus BRD-Sicht eine Exklave.
Vieleicht hat es die Morena mal Nummer kleiner, die DDR war weder bei Wohnen noch sonst wie ein gutes Beispiel, und daher wollten seine Bürger diesen Staat nicht mehr .
Nach dem die DDR den sowjetischen Sektor zur Hauptstadt erklärt hatte, haben die Wesallierten der geografischen Zugehörigkeit Westberlins zur Bundesrepublik zugestimmt, allerdings ohne politische Einflußnahme auf die Bundespolitik..
Och, mimimi. Wer austeilt, muss auch einstecken können und wer Mist baut, wird abgewatscht.
Weshalb sollte ausgerechnet auf Schwarz Rücksicht genommen werden?!
Natürlich halte ich sie nicht für blöd allenfalls für kurzsichtig was die Politik der Regierenden anbelangt. Dieses Areal wurde früher als Schule genutzt. Es war die politische Wende, die zum Aus führte. Danach ging es nur noch bergab. Wer ist also verantwortlich?
Jetzt wollen sie mir die Kosten für deren Missmanagement aufbürden ? Nö danke. Es ist eben eine politische Frage, ob ich Projekte fördere, die einen hohen Stellenwert für die Gesellschaft haben aber keinen Gewinn abwerfen(müssen),wie z.B. eine Jugendbildungsstätte, oder immer nur nach den Kosten schiele. Geld ist genug da,man muss es nur in die richtigen Bahnen lenken.
Ach, Morena, Ihr oberlehrerhaftes und einseitiges kommentieren ist langsam nervig. Berlin hängt schon lange am Tropf des Länderfinanzausgleichs. Einige Länder haben schon laut daran gedacht, Berlin nicht mehr zu unterstützen. Und wenn Berlin nicht langsam aufhört Geld zu verbrennen, wird es auch so kommen. Da ist Herr Wegner schon recht blickig. Egal, was die jetzige Regierung macht, hier in den Kommentaren geht sofort das ‚Bashing‘ gegen Wegner und Co. los
Lesen Sie doch einfach die Kommentare von "Morena ". Da geht's um Wohnungen/Wohnungsbau. "Ein Hoch auf die DDR"? Meine Güte, haben Sie es auch eine Nummer kleiner? Oder nervt es Sie,wenn jemand das vergangene/bestehende System kritisiert?
Nee, begreife ich nicht, ich dachte, ist nur eingelagert… Ende des Witzes!
Halten Sie mich bitte nicht für blöd, logisch ist es weg, ist ja verkauft, dass ist schließlich der Sinn der Sache, oder Spenden Sie die Unterhaltungskosten jährlich!
"Der soziale Wohnungsbau der DDR funktioniert trotz seiner Regierung."
Entschuldigung aber das ist nun wirklich Unfug. Haben sie schon mal was von "führender Rolle" gehört? Die war nicht nur in der Verfassung festgelegt, sondern bedeutete, dass kein Stein auf den anderen gesetzt werden konnte, ohne das okay von "oben".
Im anderen Teil der Stadt war in der Regel die zu erwartende Rendite ausschlaggebend und natürlich waren beide Teile "Schaufenster" des jeweiligen Systems und somit hoch subventioniert. Im Osten oft zu Lasten der "Provinz" , im Westteil zu Lasten vor allem der westdeutschen Steuerzahler.
Na was würden sie denn mit dem Gelände anfangen?
Einfach überwuchern lassen wie die Mayastädte in Mexiko und in 500 Jahren überlegen Menschen was das mal war?
Das die Stätte mitten im Wald liegt ist mir bekannt und das Baumaschinen erst einmal Beschädigungen bedeuten dürfte wohl klar sein. Am Ende der Aktionen würde die Natur sich diese Flächen aber wieder zurückholen.
Bin gespannt auf ihre Vorschläge!
Nice day
"Ein realer Vergleich wäre der Vergleich mit einer Landeshauptstadt, beispielsweise München oder Düsseldorf."
In Düsseldorf habe ich Mitte der 1980er gelebt: Wohnungen knapp. Überteuert. Bezahlbarer Altbaubestand in erbärmlich Zustand. Kohlenheizung vielfach noch Standard,
München kenne ich durch Verwandtschaft und längstjährige Freunde über langen Zeitraum: Wohnungen knapp. Im Innenstadtbereich zunehmend unbezahlbar. Im Stadtrandbereich noch schlimmer Gettoisierung und Isolation vom Stadtzentrum.
Über Köln - habe ich lange gelebt, Frankfurt /M. - bin ich geboren, gar nicht zu sprechen.
Ich war - in Köln - 38 Jahre alt, als ich zum ersten Mal an eine bezahlbare Wohnung ohne Kohleheizung kam 1996.
So ist das, erlöst man im Schnitt die jeweilige Kaufkraft von 1000-1300 Euro Netto /Monat. Was der Realität eines grossen Teils der Gesellschaft entspricht.
Dazu muss man sagen - das war weniger Erfolg einer "vernünftigen" Regierung -
es ist die Leistung der Gesellschaft der DDR. Ist dem Westdeutsch-Chauvinisten immer nicht so klar: Der soziale Wohnungsbau der DDR funktioniert trotz seiner Regierung. Weniger wegen der Regierung.
Es gibt ihn bis heute - bezahlbar, verhältnismässig günstig instand zu halten und im inneren flexibel modernen Wohnbedürfnissen anpassbar. Erstellt in grossen Stückzahlen. Nicht auszudenken, man wäre in Berlin auf die Immobilien-Wohnbau-Täigkeit der sich abwechselnden SPD-CDU-Senate seit 1945 angewiesen, Da stünde man ja mit fast leeren Händen da. Deren Kapitalismus war ja auch nicht in der Lage Kreuzberg, Neukölln besser aussehen zu lassen, als der Altbaubestand, nur kleinteilig kostenaufwändig zu renovierende im Prenzlauer Berg.
Alls halt nicht so einfach. Wenn man 40,50,60 jähre im voraus denken und handeln muss. Das übersteigt Bedürfnisse und Horizont der Gemeinwohl-Simulation des Endsiegers der Geschichte.
Se vergleichen eine Hauptstadt der DDR mit einer Stadt die nur geografisch zu der Bundesrepublik gehörte, und sich außerdem in mitten der DDR befand.
Ein realer Vergleich wäre der Vergleich mit einer Landeshauptstadt, beispielsweise München oder Düsseldorf.
Ich muss da nichts erläutern. Was wurde denn vor vielen Jahren im Ostteil Berlins alles gebaut? Hunderttausende Wohnungen, Kultur-und Bildungseinrichtungen, ein Fernsehturm und ein Republikpalast. Bei 40- 50 % Arbeitsproduktivität im Vergleich zum Westen und Reparationen.Dem westdeutschen Provinzbewohner ist nur ein Bauwerk bekannt (Baujahr 1961). Was haben die Senate im Westteil vollbracht ? Philharmonie, Asbest- ICC und Beate Uhse- Shops, der Rest war Spekulation der Immobilienmafia , die diese Senate längst gekapert hatte. Solche Regierung kann, egal in welcher Zusammensetzung , nur dem Kapital den Teppich ausrollen. Was sich nicht rechnet wird zur Ruine.
Flächenmäßig ist das Gelände schon viel Natur, die Gebäude an sich ergeben anteilig am Gelände in Quadratmetern nicht wirklich viel……und drumherum ist sowieso richtig viel Natur, das Gelände befindet sich mitten im Wald.
Bitte nicht immer argumentieren als wäre das ganze Areal eine Betonwüste, dem ist nicht so. Wer so argumentiert sollte vielleicht erstmal selbst hinfahren und die vorhandene wunderschöne Natur dort genießen ;-)
Ein Abriss und Abtransport des Schuttes würde die gewachsene Natur zudem erstmal auf Jahrzehnte zerstören bis der Wald nachgewachsen ist. Oder richten Baumaschinen, Bagger, Radlader und große LKWs keinen Schaden an? Kosten neue Bäume in der Masse zum aufforsten nicht auch ein halbes Vermögen? Ähnliche Diskussionen hatten wir doch erst kürzlich zum Thema Tesla ;-)