Schulstart - Brandenburg stellt tausende neue Lehrer ein - doch hunderte Stellen bleiben unbesetzt

Do 29.08.24 | 16:47 Uhr
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Symbolbild: Ein Lehrer macht im Unterricht einer vierten Klasse einer Grundschule einen Tafelanschrieb. (Quelle: dpa/Marijan Murat)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 29.08.2024 | Andreas B. Hewel | Studiogast: Steffen Freiberg (SPD) | Bild: dpa/Marijan Murat

Die Schule in Brandenburg startet erneut mit einem Personalengpass. Zwar wurden mehr als 3.000 neue Lehrer eingestellt. Doch mehr als 450 Stellen sind weiter unbesetzt. Der Bildungsminister setzt auf Quereinsteiger - und weitere Maßnahmen.

Der Lehrermangel in Brandenburg bleibt auch zum Start des neuen Schuljahres am Montag bestehen. Auf der einen Seite wurden nach Angaben des Bildungsministeriums zwar mehr als 3.000 Lehrer neu eingestellt - darunter rund 1.500 unbefristete und 1.600 befristete Stellen. Davon sind mehr als die Hälfte Quereinsteiger.

Trotzdem sind im kommenden Schuljahr noch 455 Stellen unbesetzt, wie Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) am Donnerstag in Potsdam sagte. Aktuell sind 378 Stellen ausgeschrieben (Stand 29.08.). Die Unterschiede zwischen den beiden Zahlen hingen mit laufenden Besetzungsverfahren und der Tatsache zusammen, dass einige Stellen noch nicht ausgeschrieben seien, hieß es aus dem Ministerium.

Freiberg: Anteil der Quereinsteiger wird noch steigen

Im Vergleich zur Situation von vor einem Jahr hat sich die Lage damit kaum verbessert. Damals waren zu Beginn des Schuljahres rund 460 Vollzeitstellen noch nicht besetzt. "Dass wir die Lücke nicht ganz schließen konnten, hat sich abgezeichnet", sagte der SPD-Politiker. Man könne die Situation nicht schönreden, der Personalmangel sei die größte Herausforderung und treffe alle Schulen im Bundesland.

Freiberg zeigte sich überzeugt, dass der Anteil der Quereinsteiger in den ostdeutschen Ländern weiter steigen werde. Um den Bedarf zu decken, müssten in jedem Jahr 15 oder 20 Prozent der Abiturienten auf Lehramt studieren. Das sei nicht realistisch, erklärte der Bildungsminister.

Sichergestellt ist lediglich der Kernunterricht

Die Stundentafeln, also der Kernunterricht, seien aber für alle Schulen sichergestellt, betonte der SPD-Politiker. Gekürzt werden müsse im Zweifel bei Wahlpflichtfächern - und wenn es ganz eng werde, fielen Förderstunden weg. "Die Auswirkungen sind sehr unterschiedlich", sagte Freiberg. Größere Schulen könnten Ausfälle besser ausgleichen als kleine.

Freiberg begründete den Mangel unter anderem mit einem "erheblichen" Anstieg der Schülerzahlen. Im kommenden Schuljahr würden ungefähr 5.000 Schülerinnen und Schüler mehr unterrichtet. Das hängt nach Angaben des Ministers unter anderem mit geburtenstarker Jahrgänge und Zuzügen aus Berlin zusammen.

Rund 322.000 Kinder und Jugendliche in Brandenburg starten am Montag ins neue Schuljahr. Darunter sind 25.000 Schulanfängerinnen und Schulanfänger.

Neue Maßnahmen zur Lehrergewinnung

Ohne ältere Lehrer wären die Lücken größer, betonte der SPD-Politiker. So hätten sich mehr als 400 von ihnen aus der Rente zurückgemeldet oder vom eigentlich geplanten Vorruhestand verabschiedet, sagte Freiberg. Das sei auch Maßnahmen wie dem Programm 63+ zur Weiterbeschäftigung von Lehrkräften zu verdanken. Damit konnten für das kommende Schuljahr bislang etwas mehr als 430 Lehrer erreicht werden.

Lehrer über 63 Jahre erhalten in Brandenburg eine Zulage von bis zu 900 Euro monatlich, wenn sie weiterarbeiten. Diese Zulage wird nicht auf eine Pension angerechnet.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 30.08.2024, 19:30 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Es könnte auch helfen, den Fachkräften aus Berlin deren Arbeitsjahre so anzurechnen, daß Diese nicht auf einmal in eine kleinere Tarifposition rutschen und sich so ihr Verdienst verringert.

  2. 4.

    also einiges an dem Artikel verwirrt mich. Seit wann haben wir denn "geburtenstarke" Jahrgänge ? Die Geburten sind doch seit Jahren rückläufig ? Es fehlt die Angabe zu den in Pension gehenden Lehrern, also denen, die jährlich ausscheiden.
    Schüler kommen aus Berlin, andererseits hat Berlin immer mehr Schüler und Schulen fehlen. Hier spielt wohl die Migration eine größere Rolle als die sogenannten geburtenstarken Jahrgänge.
    In Potsdam gibt es z.b. zuviel Kitaplätze, woanders fehlen sie.
    Diese Probleme werden natürlich noch verschärft wenn Bildung Ländersache ist und Fehlentwicklungen durch ungesunde Konkurrenz verstärkt werden. In den heutigen Strukturen wird es keine befriedigende Lösung geben können.

  3. 3.

    Kinder sind von der aktuellen Regierung nicht so wirklich gewollt. Der Focus der SPD und auch anderer Parteien liegt auf den älteren Semestern, den Retners. Das sind die Wähler von heute und morgen. Von übermorgen villeicht nicht mehr, da dann viele schon verstorben sind. Aber dann ist es auch für eure Bildung zu spät.
    Wer dies anders sieht, bitte hier kommentieren!

  4. 2.

    Solange Anreize, die einem im Studium gegeben werden im späteren Berufsleben nicht in dem Maße umgesetzt werden, wundert mich, dass nicht noch mehr Menschen aus Brandenburg abwandern.
    Beispiel: Einem wird im Lehramtsstudium und im Studienseminar mitgeteilt, dass - gute Leistungen vorausgesetzt - die Probezeit zur Verbeamtung auf Lebenszeit verkürzt werden kann. Die Lehrkraft ist hoch motiviert und arbeitet auf dieses Ziel hin. Am Ende scheitert es dann an der Personalstelle, die nach eigenem Gusto entscheidet. Obwohl alle Voraussetzungen erfüllt sein sollten, wird hier nur hingehalten. Ob das motivationsfördernd ist, kann jeder für sich selbst entscheiden. Hinzu kommen dann noch Dinge, wie verlorengegangene Unterlagen oder falsche Eingruppierungen, die dann lapidar abgewiegelt werden: "Sie verdienen ja schon so viel, wie ein Studienrat, jetzt haben Sie sich mal nicht so." Auch hier wird dann wieder mit Hinhaltetaktik gearbeitet, bis Ansprüche verjähren, statt zu unterstützen.

  5. 1.

    In Brandenburg kann man doch auch mit dem "Mono-Bachelor" Lehrer werden, oder?
    Also als "Ein-Fach-Person"???
    Hatte gestern ein Zufallsgespräch mit einem syrischen Mann, der Englischlehrer ist und als solcher in Berlin, weil er nur EIN Fach hat, nicht unterrichten darf dank amtlicher Vorgabe...
    Da ich in Spandau wohne und ihn dort auch getroffen hatte, schlug ich ihm das nahe Umland als möglichen Arbeitsort vor... Hatte da mal etwas "aufgeschnappt"....
    War das falsch??

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