Schulstart - Brandenburg stellt tausende neue Lehrer ein - doch hunderte Stellen bleiben unbesetzt
Die Schule in Brandenburg startet erneut mit einem Personalengpass. Zwar wurden mehr als 3.000 neue Lehrer eingestellt. Doch mehr als 450 Stellen sind weiter unbesetzt. Der Bildungsminister setzt auf Quereinsteiger - und weitere Maßnahmen.
Der Lehrermangel in Brandenburg bleibt auch zum Start des neuen Schuljahres am Montag bestehen. Auf der einen Seite wurden nach Angaben des Bildungsministeriums zwar mehr als 3.000 Lehrer neu eingestellt - darunter rund 1.500 unbefristete und 1.600 befristete Stellen. Davon sind mehr als die Hälfte Quereinsteiger.
Trotzdem sind im kommenden Schuljahr noch 455 Stellen unbesetzt, wie Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) am Donnerstag in Potsdam sagte. Aktuell sind 378 Stellen ausgeschrieben (Stand 29.08.). Die Unterschiede zwischen den beiden Zahlen hingen mit laufenden Besetzungsverfahren und der Tatsache zusammen, dass einige Stellen noch nicht ausgeschrieben seien, hieß es aus dem Ministerium.
Freiberg: Anteil der Quereinsteiger wird noch steigen
Im Vergleich zur Situation von vor einem Jahr hat sich die Lage damit kaum verbessert. Damals waren zu Beginn des Schuljahres rund 460 Vollzeitstellen noch nicht besetzt. "Dass wir die Lücke nicht ganz schließen konnten, hat sich abgezeichnet", sagte der SPD-Politiker. Man könne die Situation nicht schönreden, der Personalmangel sei die größte Herausforderung und treffe alle Schulen im Bundesland.
Freiberg zeigte sich überzeugt, dass der Anteil der Quereinsteiger in den ostdeutschen Ländern weiter steigen werde. Um den Bedarf zu decken, müssten in jedem Jahr 15 oder 20 Prozent der Abiturienten auf Lehramt studieren. Das sei nicht realistisch, erklärte der Bildungsminister.
Sichergestellt ist lediglich der Kernunterricht
Die Stundentafeln, also der Kernunterricht, seien aber für alle Schulen sichergestellt, betonte der SPD-Politiker. Gekürzt werden müsse im Zweifel bei Wahlpflichtfächern - und wenn es ganz eng werde, fielen Förderstunden weg. "Die Auswirkungen sind sehr unterschiedlich", sagte Freiberg. Größere Schulen könnten Ausfälle besser ausgleichen als kleine.
Freiberg begründete den Mangel unter anderem mit einem "erheblichen" Anstieg der Schülerzahlen. Im kommenden Schuljahr würden ungefähr 5.000 Schülerinnen und Schüler mehr unterrichtet. Das hängt nach Angaben des Ministers unter anderem mit geburtenstarker Jahrgänge und Zuzügen aus Berlin zusammen.
Rund 322.000 Kinder und Jugendliche in Brandenburg starten am Montag ins neue Schuljahr. Darunter sind 25.000 Schulanfängerinnen und Schulanfänger.
Neue Maßnahmen zur Lehrergewinnung
Ohne ältere Lehrer wären die Lücken größer, betonte der SPD-Politiker. So hätten sich mehr als 400 von ihnen aus der Rente zurückgemeldet oder vom eigentlich geplanten Vorruhestand verabschiedet, sagte Freiberg. Das sei auch Maßnahmen wie dem Programm 63+ zur Weiterbeschäftigung von Lehrkräften zu verdanken. Damit konnten für das kommende Schuljahr bislang etwas mehr als 430 Lehrer erreicht werden.
Lehrer über 63 Jahre erhalten in Brandenburg eine Zulage von bis zu 900 Euro monatlich, wenn sie weiterarbeiten. Diese Zulage wird nicht auf eine Pension angerechnet.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 30.08.2024, 19:30 Uhr