Deutsche Teilung - Berlin und Brandenburg erinnern an Mauerbau vor 63 Jahren

Di 13.08.24 | 16:46 Uhr
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Archivbild: Ostberliner Bauarbeiter verlängern, von bewaffneten Volkspolizisten bewacht, am 18. August 1961 die Mauer vom Potsdamer Platz in Richtung Lindenstraße. (Quelle: dpa/archiv)
Video: rbb24 | 13.08.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/archiv

Mindestens 140 Menschen starben an der Berliner Mauer. Ihnen und anderen Opfern des DDR-Grenzregimes ist am Dienstag in Berlin und Brandenburg mit mehreren Veranstaltungen gedacht worden. Anlass ist der 63. Jahrestag des Mauerbaus.

Berlin und Brandenburg haben am 63. Jahrestag des Mauerbaus der Opfer des DDR-Grenzregimes gedacht. Bei mehreren Veranstaltungen erinnerten Vertreter aus Politik und Gesellschaft am Dienstag an die Folgen der jahrzehntelangen Teilung und an diejenigen, die bei Fluchtversuchen getötet wurden.

Andacht und Kranzniederlegungen in Berlin

An der zentralen Berliner Gedenkfeier an der Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße in Mitte nahmen unter anderen der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte Frank Ebert teil.

Neben einer Andacht in der Kapelle der Versöhnung mit Zeitzeugen waren Kranzniederlegungen an der Gedenkstätte Berliner Mauer und der Peter-Fechter-Gedenkstelle geplant. Der 18-jährige Fechter wurde dort im August 1962 bei einem Fluchtversuch von DDR-Grenzposten erschossen.

Brandenburger Landesregierung in Großbeeren

Auch in Brandenburg wurde an den Bau der Berliner Mauer erinnert. Vertreter aus Politik, Kultur und Gesellschaft kamen in Potsdam und in Großbeeren zusammen. In der Gemeinde Großbeeren wurde für den Mauerbau der kleine Ort Osdorf abgerissen, die rund 150 Einwohnerinnen und Einwohner wurden ins nahegelegene Heinersdorf umgesiedelt.

"Mehr als 28 Jahre haben Millionen Menschen unter der Teilung gelitten", sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) laut einer Mitteilung der Staatskanzlei. Allein an der Berliner Mauer hätten mindestens 140 Menschen ihr Leben verloren. "Ihr Tod ist uns auch heute noch eine Mahnung. Eine Mahnung dafür, dass sich der Freiheitswille eines Volkes nicht dauerhaft unterdrücken lässt", führte Woidke aus.

In einer Zeit, in der Zusammenhalt und Gemeinsinn unter starkem Druck stehen, sei es wichtig, daran zu erinnern, betonte Woidke. In der friedlichen Revolution hätten die Menschen dafür gekämpft, ihre Meinung ohne Angst sagen zu dürfen. "Wenn heute manche behaupten, dass sie heute vieles nicht mehr sagen dürften, wirkt das für mich wie Hohn und Spott für diejenigen, die 1989 für unsere Freiheit gekämpft haben."

Liedtke: Notwendigkeit der Erinnerung

Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) betonte die Notwendigkeit der Erinnerung an die Menschen, die an der Mauer ihr Leben ließen. "Es ist und bleibt wichtig, an die Frauen und Männer zu erinnern, die ihren Wunsch nach Freiheit mit dem Leben bezahlen mussten", sagte sie. Dieses Erinnern sei man den Opfern schuldig - wie auch den kommenden Generationen. Liedtke nahm an einer Gedenkveranstaltung zum Mauerbau an der Glienicker Brücke teil.

Der Brandenburger CDU-Chef, Jan Redmann, sagte: "Das Gedenken an die Berliner Mauer ist nicht nur ein Rückblick, sondern auch Auftrag für die Zukunft, der heute aktueller denn je ist: Freiheit und Demokratie sind kein Naturgesetz." Sie müsse man "verteidigen, schützen und leben - jeden Tag". Auch er schlug die Brücke zur aktuellen politischen Lage. "Wenn wir feststellen, dass die Zufriedenheit sinkt, wie im aktuellen Deutschland-Monitor, sind wir als Politik aufgerufen, uns noch mehr anzustrengen und den vollen Fokus auf die Lösung der Probleme zu richten, die die Menschen bewegen."

Der Bau der Berliner Mauer hatte am 13. August 1961 begonnen. Die Führung der DDR wollte so die massenhafte Abwanderung von Menschen in den Westen Berlins und in die Bundesrepublik stoppen, die die DDR-Wirtschaft bremste und den Staat destabilisierte. Die rund 155 Kilometer lange Mauer zerschnitt Berlin mehr als 28 Jahre lang. Bis zu ihrem Fall am 9. November 1989 starben allein in Berlin mindestens 140 Menschen nach Fluchtversuchen oder bei anderen Zwischenfällen an den Sperranlagen. Insgesamt 260 Menschen kamen an der innerdeutschen Grenze ums Leben, die meisten von ihnen wurden von DDR-Grenzsoldaten erschossen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 13.08.2024, 19:30 Uhr

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77 Kommentare

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  1. 77.

    Ich hatte auch eine schöne überwiegend sorgenfreie Kindheit aber nicht weil es solche Verbrecher wie Ulbricht und Honecker gab sondern weil meine Eltern versucht haben mich zu einen anständigen Menschen zu erziehen man könnte auch sagen zu einen Antikommunisten dem das Recht auf freie Meinung anderer sehr wichtig ist

  2. 76.

    Es geht nicht nur um eine "falsche" Umsetzung. Jede Theorie, die es ja war und ist, ist niemals eine Wissenschaft, nur ein spezifischer Zugang, neben vielen anderen auch. An den Universitäten den Marxismus-Leninismus gleichauf zu Physik, Chemie und Mathematik als solches zu etablieren, war die eigentliche Vermessenheit, alles Weitere war "nur" die Folge davon.

  3. 75.

    Wer die Welt erkennen will kommt um eine wissenschaftliche Betrachtung nicht herum. Die Forschheit mit der diese Erkenntnis in der DDR von manchem umgesetzt wurde, war sicherlich ein Fehler. Der vom Gegenpart vorgetragene Antikommunismus dürfte daran seine Aktie gehabt haben.

  4. 74.

    ... und wie immer uneindeutig.
    Nur wer sich einem "Historischen Materialismus" verschreibt, kann und muss da anderes wollen. ;-

  5. 72.

    Da haben Sie diesen Kommentar missverstanden.
    In diesem Kommentar wird die eingenommene Opferrolle moniert.

  6. 71.

    Aus meiner Abiturklasse studierte eine befreundete Pfarrerstochter, deren Eltern sogar einen Ausreiseantrag gestellt hatten. Die zwei Abiturplätze in einer Klasse erhielten nur die mit den allerbesten schulischen Leistungen. Viele verstecken sich bis heute hinter politischen Argumenten, weil ihre Zensuren einfach nicht ausreichend waren. Und man konnte nicht einfach ungeliebte Fächer abwählen wie heute; man musste eben in Mathematik, Physik, Chemie, Geografie, Biologie oder in Deutsch oder in mindestens zwei Fremdsprachen richtig gut sein. Übrigens Herr Gauck, Frau Merkel, Frau Göring-Eckardt und viele Dissidenten haben in der DDR auch studiert.
    Hören Sie endlich mit der peinlichen (und auch entlarvenden) Schwarz-Weiß-Denke auf.

  7. 70.

    Danke an die Kommentare von 'Gerd Glaudino' und 'Kalter Krieg'. Bei manchen Kommentaren fällt mir dermaßen die Kinnlade runter, dass ich mich schwer damit tue, überhaupt noch etwas dazu schreiben zu wollen. Also geht mein Dank an Sie für die Reaktionen auf den Kommentar von 'Wähler'

  8. 69.

    Zitat: "Die Mauer sorgte für Frieden in Europa , seit sie weg ist ist auch der Krieg wieder da . . ."

    Ach du meine Güte, nun fahren Sie aber sehr wilde Thesen auf. Die Teilung Deutschlands soll also bis zuletzt DER Friedensgarant für Europa gewesen sein und die Deutsche Wiedervereinigung hat dem Krieg Tor und Tür geöffnet? Dieser Tinnef kann nicht Ihr ernst sein, "Wähler".

  9. 68.

    Die Mauer sorgte für Frieden in Europa? Sie wurde gebaut, weil 2,5 Millionen Menschen von der Gründung der DDR an bis 1961 flohen. Raten Sie mal, wohin.

    Sie formulieren hier die Worte Erich Honneckers. Der meinte zudem, dass der antifaschistische Schutzwall den Frieden rettete und noch in 100 Jahren bestehen würde. Er irrte.

    Von der Aussage konnte man depressiv werden, die Suizidrate war enorm hoch.

  10. 67.

    Zitat: "Das ist aber gar nicht der Punkt."

    Doch Steffen, genau das ist der Punkt in meiner Antwort auf den Kommentar des Users "Verklärung". Denn er od. sie meinte ja zum Beitrag von "Exempel", dass man parteilinientreu sein musste, um zum Studium zugelassen zu werden. Und das war nicht unbedingt der Fall, wie ich aus persönlichen Erfahrungen, aber auch bspw. aufgrund des prominenten Beispiels unserer Ex-Kanzlerin, die sogar aus einer Pfarrersfamilie stammt und trotzdem eine wissenschaftliche Karriere machen konnte, ableiten kann.

  11. 66.

    Genau und wer nicht mit den anderen mitheulte, der war raus. Das ist so der Diktatur eigen, Linientreue, geheuchelt oder nicht. Die einzige Option der Menschen in Diktaturen. Alles andere hätte Mut gekostet. Ein Zeichen von großer Unfreiheit, wenn man keine eigene Meinung haben darf.

  12. 65.

    Zitat: "Die Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend sind so positiv, dass sie täglich präsent sind. Die Gegenwart . . . ist für mich nur noch frustrierend."

    Ersteres ist ja schön für Sie, hat aber mit dem Thema nichts zu tun. Und meinen Sie nicht auch, dass Sie, mal ganz theoretisch angenommen, die DDR würde heute noch existieren, nicht weniger frustriert als aktuell wären, "Wähler"?

  13. 64.

    Dafür müsste er erst mal Anstand haben, statt weltfremde Feindbilder zu kreieren.

  14. 63.

    "Dieser Mauerbau und alles was damit zusammenhängt war furchtbar. Das hat doch gar nichts damit zu tun, dass eine Kindheit in der DDR trotzdem schön gewesen sein kann."
    Nun das ist wohl Ansichtssache. Die Mauer sorgte für Frieden in Europa , seit sie weg ist ist auch der Krieg wieder da , angefangen in Jugoslawien und heute halt in der Ukraine. Das hat sehr viel mit dieser Mauer zu tun. Was die Opfer betrifft, so ist natürlich jedes Opfer beklagenswert , die Zahl der Menschen, die heute Opfer von europäischen Grenzen werden ist jedoch jährlich um ein Vielfaches höher. Wann wird dieser Opfer gedacht?

  15. 62.

    >"Die DDR-Bürger haben sich gezwungenermaßen arrangiert und eingerichtet, was hätten sie sonst auch tun sollen. Man musste halt irgendwie klar kommen, mit all den Unzulänglichkeiten und hat sich an die schönen Dinge geklammert. Das ist normal."
    Jepp! So wars. So wars und ist in allen Einparteien-Systemen. Der Mensch kann und will sich bis zu einem gewissen Punkt anpassen und im Privaten dann sein persönliches Glück suchen. Wo dieser gewisse Punkt der dann Überspannung und absoluten Unzufriedenheit liegt, ist bei jedem auch unterschiedlich. Je nach politischen, gesellschaftlichen oder auch rein nur privaten Engagement.

  16. 61.

    "Na ja, Linientreue konnte man auch vorheucheln..." Ja und das wusste auch Jeder. Das ist aber gar nicht der Punkt. Auch die Funktionäre waren nicht blöd und wussten, wie die Stimmung wirklich ist. Es ging nicht darum, der Partei nach dem Munde zu reden. Das tat man offiziell aus reiner Show und jeder wusste, dass kaum einer es ernst meinte, was er da sagt. Es ging schlicht nur darum, der SED nicht in die Quere zu kommen und offen gegen sie zu agieren. Weg konnten die Menschen dank der Mauer ja nicht mehr, also zwang man sie zum offiziellen Mitlaufen, sonst wurde es schnell unbequem gemacht. Die DDR-Bürger haben sich gezwungenermaßen arrangiert und eingerichtet, was hätten sie sonst auch tun sollen. Man musste halt irgendwie klar kommen, mit all den Unzulänglichkeiten und hat sich an die schönen Dinge geklammert. Das ist normal.

  17. 60.

    Ggf. war es immer schon die faktisch gezielte oder zumindest in Kauf genommene Idee eines Mitläufertums, was jeglichen Staat zugrunderichtet - gleich wo und unter welchen Vorzeichen. Formale Ergebenheitsadressen sind ja harmlos; etwas, was sich durch das ganze Leben durchzieht, dann nicht mehr.

    Im Grunde genommen trifft das für jede Partei in spezifischen Umständen zu und bei bestimmten eben ganz besonders. Die "Spitze" davon war die SED. Deshalb auch der Abgang. ;-

  18. 59.

    Ich bin 1960 als zweijährige mit meiner Mutter aus dem Westen in den Osten,, rübergezogen'', der ,,Liebe'' wegen.
    Deshalb verachte ich jetzt das gleichgültige und denkfaule AfD-Völkchen...

  19. 58.

    Zitat: "Studienplätze vergab die SED, Voraussetzung war immer Linientreue. Ein anderer hatte Null Chance."

    Na ja, Linientreue konnte man auch vorheucheln; das wurde einem ja schon in den Mund gelegt bzw. unterschriftsfertig vorgelegt. Um sich für eine höhere Schulbildung zu empfehlen musste man allerdings schon Klassenbester/-beste od. zumindest eine/r davon sein und sich auch ansonsten gut geführt, sowie einen gewissen "Stein im Brett" bei den Entscheidern gehabt haben. So jedenfalls meine Erinnerung.

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