Skalitzer / Ecke Mariannenstraße -
In Berlin-Kreuzberg ist am Samstagnachmittag der Çetin-Mert-Park offiziell eingeweiht worden. Die neu gestaltete Grünfläche an der Skalitzer Ecke Mariannenstraße ist nach dem Jungen Çetin Mert benannt, der am 11. Mai 1975 in der Spree ertrunken ist. Er wäre an diesem Samstag 54 Jahre alt geworden. Vor Ort erinnert künftig auch eine Informationstafel an den tragischen Unfall. Anlässlich der Einweihung machte die Stftung Berliner Mauer am Samstagnachmittag eine kostenlose Sonderführung an der heutigen East Side Gallery. Auch am Sonntag um 11 Uhr bietet sie dort eine Sonderführung an [stiftung-berliner-mauer.de].
Çetin Mert lebte mit seinen Eltern und seinen beiden Brüdern in Kreuzberg. An seinem fünften Geburtstag spielte er mit anderen Kindern am damaligen Groebenufer nahe der Oberbaumbrücke. Çetin versuchte, einen in die Spree gefallenen Ball mit einem Stock herauszufischen. Dabei fiel er selber ins Wasser. Die Spree gehörte hier in voller Breite zu Ost-Berlin und das Betreten des Grenzbereichs war lebensgefährlich. Deshalb trauten sich West-Berliner Retter auf der Suche nach Çetin nicht ins Wasser.
Passanten versuchten, die DDR-Grenztruppen auf den kleinen Jungen aufmerksam zu machen. Ein Boot der Grenztruppen kam zu spät, obwohl DDR-Aufklärer den Unfall bemerkt hatten. Çetin wurde fünf Meter vom Ufer entfernt tot von DDR-Tauchern geborgen.
Proteste an der Unglücksstelle
Çetin Merts Leiche wurde ins Gerichtsmedizinische Institut der Charité in Ost-Berlin gebracht und den Eltern erst mehrere Tage später übergeben. Es gab an der Unglücksstelle noch Tage später heftige Proteste gegen das DDR-Grenzregime, besonders von türkeistämmigen Berlinern. Çetin wurde im türkischen Heimatort seiner Eltern begraben.
Er war das vierte Kind innerhalb von drei Jahren, das in der Nähe der Oberbaumbrücke beim Spielen ertrank. Sein Tod hatte Konsequenzen. West-Berlin ließ die Uferböschung sichern und Warnschilder aufstellen, wie es in der Chronik der Mauer heißt. Grenzer auf DDR-Seite erhielten ihrerseits den Befehl, das westliche Ufer intensiver zu überwachen und bei Unfällen zu helfen. Im Oktober 1975 schlossen beide Seiten ein Abkommen, wonach auch westliche Helfer in akuten Notlagen Menschen aus Grenzgewässern retten durften.
Sendung: rbb24 Inforadio, 11.05.2024, 14:30 Uhr