Antrag auf Einstweilige Verfügung - Berliner Senat will unbefristeten Kitastreik per Gericht verhindern

Do 26.09.24 | 20:40 Uhr
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Gummistiefel hängen an einer Palettenwand in einer Kita (Bild: dpa-news/Heiko Rebsch)
dpa-news/Heiko Rebsch
Video: rbb24 Abendschau | 26.09.2024 | Bild: dpa-news/Heiko Rebsch

Ab Montag wollen die Beschäftigten öffentlicher Kitas in Berlin auf unbestimmte Zeit streiken. Die Finanzverwaltung geht dagegen juristisch vor. Die Bildungssenatorin hofft derweil auf eine Wiederaufnahme der Gespräche mit den Gewerkschaften.

Der Berliner Senat will einen unbefristeten Streik in den kommunalen Kitas auf juristischem Wege verhindern. Die Senatsverwaltung für Finanzen habe am Donnerstagabend beim Arbeitsgericht Berlin einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung eingereicht, teilte Senator Stefan Evers (CDU) mit.

"Der unbefristete Streik führt mehr noch als die vielen Warnstreiks der letzten Wochen zu extremen Belastungen Tausender Kinder und Eltern, da die Betreuung nicht gesichert ist und nicht ohne weiteres durch Eltern oder Verwandte abgefedert werden kann", hieß es in einer Mitteilung der Finanzverwaltung.

Evers: Eltern und Kinder werden unverhältnismäßig beeinträchtigt

Nach Einschätzung der Finanzverwaltung sprechen eine Reihe von Gründen dafür, dass der unbefristete Streik rechtswidrig sein könnte. So könne er dazu führen, dass die Rechte von Eltern und Kindern unverhältnismäßig beeinträchtigt werden. Zudem seien Ziele der Gewerkschaften wie ein Ausgleich der Beschäftigten für hohe Belastungen nicht durch einen Tarifvertrag erreichbar.

"Das Land Berlin war und ist jederzeit offen für Gespräche über realistische Wege, die Belastungssituation für die Beschäftigten der Kita-Eigenbetriebe weiter zu verbessern", so Evers. "Die Mitgliedschaft Berlins in der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) darf dabei allerdings nicht gefährdet werden."

Bildungssenatorin ruft Verdi an den Verhandlungstisch zurück

Auch die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) rief die Gewerkschafter zurück an den Verhandlungstisch. Die Gespräche seien am Mittwochabend von Verdi abgebrochen worden - ohne Begründung, sagte sie. "Ich warte jetzt auf eine Reaktion von Verdi, die inhaltlicher Natur ist, und dann bin ich auch gerne bereit, die Gespräche weiter fortzuführen", so die CDU-Politikerin.

Günther-Wünsch will nach eigener Aussage erreichen, dass während des unbefristeten Kitastreiks ab Montag eine Notbetreuung von 50 Prozent des Personals möglich wird. Darüber verhandele sie derzeit mit den kommunalen Eigenbetrieben, sagte sie in der rbb24 Abendschau. Verdi habe bislang eine Notbetreuung von zehn Prozent angeboten, was auch die Elternvertreter als ungenügend abgelehnt hätten. "Wir hoffen, dass wir deutlich über die 50 Prozent kommen. Morgen (Freitag) werden alle Eltern eine Information haben, wie die Woche startet."

Die Gewerkschaften Verdi und GEW hatten angekündigt, ab nächstem Montag die kommunalen Kitas zu bestreiken, die etwa ein Zehntel aller Berliner Kitas ausmachen. Sie fordern einen Tarifvertrag oder andere Vereinbarungen für bessere Arbeitsbedingungen, kleinere Kita-Gruppen und andere Entlastungen der Beschäftigten.

Sendung: rbb24 Abendschau, 26.09.2024, 19:30 Uhr

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7 Kommentare

  1. 7.

    Was ver.di und die Beschäftigten der Eigenbetriebe hier mit den Kindern und Familien anstellen, ist wirklich unfassbar. Das Streikrecht sollte doch dazu da sein, den Arbeitgeber unter Druck zu setzen. Aber nicht kleine Kinder und junge Familien unbefristet als Geiseln zu nehmen. Wie ist das mit dem Berufsethos von Kitabeschäftigten vereinbar? Letztlich riecht das für mich sehr danach, dass sich die Kitabeschäftigten, einen lauen Lenz machen wollen und das als Grundrechtsausübung tarnen.

  2. 6.

    Punkt 1: Die Beamten zahlen Lohnsteuer. Deswegen passt der Vorschlag nicht die Beiträge zur Rentenversicherung steuerpflichtig zu machen. Punkt 2: Keine Beamte, dann können auch endlich Polizisten streiken

  3. 5.

    Ich unterstütze den Streik der der Erzieher/innen und stehe voll dahinter. Wo kämen wir denn da hin wenn das Streikrecht (durch die Hintertür ,oder per Gericht ) aufgehoben würde. Es ist das letzte und einzige Mittel um dem Senat mal Druck zu machen. Damit er seinen Pflichten nachkommt. Anstatt seine Zeit und Energie auf Klagen, Ausreden warum dies und Jenes nicht möglich ist, sollte mal etwas für die Kinder /Eltern und Erzieher getan werden. Diese Leute haben ihre gut bezahlten Ämter schließlich nicht fürs quatschen sondern fürs gestalten. Von uns erhalten!!!!

  4. 4.

    Super, wie die Politik alles wieder auf die Gewerkschaft schiebt. Als Politiker musst du eigentlich nur eins: sich gut aus allem rausreden und die Schuld auf andere schieben. So läuft es aber momentan im ganzen Land. Schade, dass es soweit gekommen ist.

  5. 3.

    deshalb wird es auch höchste Zeit das Verbeamtungsunwesen zu beenden und alle Einkommen für die Renten- und Pflegekassen
    steuerpflichtig zu machen. Wird leider bei Wahlen immer wieder vergessen.

  6. 2.

    Super Idee… demnächst kommt dann die BSR, dann die Wasserbetriebe, Schul- und Kitahausmeister… Verbeamten wir doch alle, die irgendwas im Öffentlichen Dienst machen. Sie wissen schon, dass Beamte ganz schön teuer für den Steuerzahler sind und nichts für die Sozialsystem beitragen (keine KV, AV oder RV-Beiträge)?

    Sollte das ironisch gewesen sein, darf man das auch so kennzeichnen.

  7. 1.

    Warum verbeamtet Berlin dann nicht einfach das Kita-Personal? Dann gäbe es kein Streikproblem mehr. Da ja auch die Lehrer wieder Beamte werden sollen, wäre das bei Kitas doch auch nicht so abwegig.

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