Glück, Höhepunkt, unfassbar, historisch - zum 35. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer erinnern Politikerinnen und Politiker an den Freudentaumel von damals. Für manche ein Ansporn, andere klingen fast schon melancholisch.
Als Inspiration für friedliche Veränderungen und den heutigen Kampf für Freiheit weltweit haben Spitzenpolitiker und Zeitzeugen den Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren gewertet.
Die zentrale Gedenkveranstaltung zum 9. November 1989 fand mit Jugendlichen aus mehreren europäischen Ländern und Vertretern internationaler Freiheitsbewegungen am Samstag in der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße statt.
Daran nahmen der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte das historische Datum am Rande des EU-Gipfels in Budapest in einer Videobotschaft.
Der 9. November 1989 war für Berlin wohl einer der glücklichsten Tage überhaupt. Die Stadt erinnert an den Mauerfall vor 35 Jahren mit viel Programm. Ausstellungen, Lesungen, einer Art Karaoke-Boulevard und Punkmusik in der früheren Stasizentrale.
Optimismus, Mut, Zusammenhalt
Bundeskanzler Scholz sprach in seinem Video auf der Internetplattform X vom Fall der Berliner Mauer als einem "glücklichen Höhepunkt einer gesamteuropäischen Entwicklung". Er erinnerte an die vorangegangenen Freiheitsbewegungen in Osteuropa und unterstrich: "Der Sieg der Freiheit im Herbst 1989 war ein gesamteuropäischer Sieg. Der Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren war der glückliche Höhepunkt einer gesamteuropäischen Entwicklung, ein Glückstag, für den wir Deutschen bis heute dankbar sind."
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) nannte den Mauerfall vom 9. November 1989 einen Glückstag, an dem mutige Bürgerinnen und Bürger "die Mauer einfach wegdrückten". Der CDU-Politiker sprach von "unfassbaren Momenten". Den Optimismus, Mut und Zusammenhalt jener Tage wünsche er sich heute angesichts vielfältiger Probleme mitunter zurück, sagte Wegner.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) rief dazu auf, die Energie und Aufbruchstimmung von 1989 in Ostdeutschland für die Zukunft zu nutzen. Zugleich sprach er von einem "unglaublichen Glücksgefühl", als er die Menschen vor genau 35 Jahren auf der Berliner Mauer feiern sah. Die Landesregierung und der Landtag erinnerten am Jahrestag bei einem Festakt in Frankfurt (Oder) an den Mut vieler Menschen in der DDR.
Am 9. November wird an den Mauerfall vor 35 Jahren erinnert. Ein Höhepunkt ist das Konzert der "Band für Freiheit". Tausende Musiker spielen und singen "Freiheitssongs" entlang des ehemaligen Mauerverlaufs. Es moderiert Volker Wieprecht. rbb|24 streamt live.
Woidke sagte: "Was am 9. November 1989 begann, bleibt ein Auftrag für die Zukunft. Einiges von der damaligen Aufbruchsstimmung und dem Gemeinschaftsgefühl brauchen wir auch heute. Belassen wir es also nicht bei Erinnerungen, sondern nutzen unsere Energie, um den erfolgreichen Weg Ostdeutschlands fortzusetzen."
Auch Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) rief dazu auf, täglich "unser leidenschaftliches Engagement für die Demokratie" zu erneuern. "Wir haben erfahren, dass wir Politik verändern können, dass Meinungsfreiheit ebenso normal ist wie überallhin reisen zu können. Wir hatten ein hoffnungsvolles Bild von der Zukunft einer freiheitlichen und offenen Gesellschaft und erlebten die eigene Gestaltungsmacht."
Gefeiert wird die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze am 9. November 1989 auch außerhalb von Berlin und Brandenburg. Am Lappwaldsee fand am Morgen eine gemeinsame Feier von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen statt.
Grenzpolizei, Gräben und Graffiti
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14. August 1961, Ost-Berlin schottet sich ab: Soldaten mit Maschinengewehren bewachen die ersten Absperrungsmaßnahmen mit Stacheldraht. Der Bau der Mauer hat in der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 begonnen, bekannt als "Operation Rose". Noch im Juni 1961 erklärte Walter Ulbricht öffentlich: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" Die endgültige Entscheidung fiel bei einem Treffen zwischen dem sowjetischen Regierungschef Chruschtschow und Ulbricht am 3. August 1961 in Moskau. Zuvor hatte sich die sowjetische Führung lange gegen ein solches Vorhaben gesträubt.
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Wenige Wochen später behauptet die DDR-Führung nun, die Mauer diene dem Schutz vor "revanchistischen und militaristischen Kräften Westdeutschlands und West-Berlins". In Wirklichkeit richtet sich die Mauer primär gegen die eigene Bevölkerung, um deren Flucht zu verhindern und das System zu stabilisieren. Zwischen 1949 und 1961 hatten bereits rund 2,5 Millionen Menschen die DDR verlassen, viele von ihnen gut ausgebildet.
Westberliner blicken von der Bernauer Straße aus auf die eingemauerte Versöhnungskirche. Die Mauer trennt nicht nur die Stadt, sondern auch Familien und Freunde für Jahrzehnte. Knapp 44 Kilometer verlaufen entlang der Sektorengrenze zwischen West- und Ost-Berlin, insgesamt ist die Mauer 155 Kilometer lang. Das entspricht in etwa der Entfernung vom Brandenburger Tor bis Dresden.
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DDR-Propaganda am Checkpoint Charlie in Kreuzberg 1962. Mit "Hier beginnt die Freiheit" haben die Verantwortlichen die Barriere aus Stahlbeton und Stacheldraht dahinter bezeichnet. Zwischen 1961 und 1988 versuchen mehr als 100.000 DDR-Bürger über die innerdeutsche Grenze zu fliehen. Mindestens 140 davon kommen bei Fluchtversuchen an der Berliner Mauer ums Leben - die meisten von ihnen werden von DDR-Grenzsoldaten erschossen.
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US-Präsident John F. Kennedy (r.) bei seinem Besuch in Berlin am 26.06.1963 auf einer Aussichtsplattform an der Berliner Mauer und dem Brandenburger Tor. Da hat er noch wenige Monate zu leben. Hinter Kennedy steht der Regierende Bürgermeister Willy Brandt. Die USA reagieren zunächst sehr zurückhaltend auf den Mauerbau. Für Kennedy bleiben drei Grundpfeiler der US-Politik zu Deutschland unberührt: Der freie Zugang nach Berlin, die Anwesenheit der Westmächte in der Stadt und die Freiheit der West-Berliner Bevölkerung. Er will nichts riskieren.
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Kennedys berühmter Besuch in Berlin 1963 mit seiner "Ich bin ein Berliner"-Rede wird zu einem wichtigen symbolischen Akt der Solidarität - auch wenn er die Realität der Mauer und der Menschen auf beiden Seiten nicht ändert. Hier nutzen Ostberliner Kinder unmittelbar hinter dem Grenzzaun an der Schwedter Straße, Ecke Kopenhagener die offene Straßendecke als Buddelplatz.
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Eine Frau wird am 05.10.1964 in Berlin aus einem Ausstiegsschacht nach oben gezogen. Dieser Schacht ist Teil eines Fluchttunnels. Insgesamt fliehen 57 Menschen durch ihn nach West-Berlin - bis er entdeckt wird. Fluchthelfer holen Tausende DDR-Flüchtlinge in die Bundesrepublik. Einer von ihnen ist der Medizinstudent Burkhart Veigel. "Ich habe mich aber von Mensch zu Mensch zuständig gefühlt. Was die Politik macht, hat mich eigentlich wenig interessiert", erinnert sich Veigel im Gespräch mit rbb|24.
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Eine Gruppe Kinder tummelt sich im März 1972 an und auf der Mauer am Legiendamm im Westberliner Stadtteil Kreuzberg. Auf der Mauer sind mit weißer Farbe die Worte "Einigkeit und Freiheit für Berlin" aufgemalt. Doch zu dieser Zeit ist eine deutsche Wiedervereinigung sehr unwahrscheinlich geworden. Die innerdeutschen Beziehungen haben sich normalisiert, was auch am neuen Grundlagenvertrag zwischen BRD und DDR liegt.
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Der Vertrag sieht "normale gutnachbarliche Beziehungen" vor. Für die Bundesrepublik bleibt die Wiedervereinigung ein Auftrag des Grundgesetzes - auch wenn sich bis auf Weiteres niemand die Finger daran verbrennen will. Die DDR versucht, den westdeutschen Standpunkt einer fortbestehenden deutschen Nation zurückzuweisen. Eine Wiedervereinigung wird von der Staatsführung nur für den Fall in Aussicht gestellt, dass sich der Sozialismus in der Bundesrepublik durchsetzen würde - was höchst unwahrscheinlich ist. Hier der Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße in Mitte Anfang der 1970er Jahre zu sehen.
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Ein Bild wie eine dystopische Fototapete: Eine Berlinerin macht am 1. Januar 1976 einen Neujahrsspaziergang mit ihrem Hund auf der Rudower Höhe (heute: Dörferblick). Links kann man die Mauer und den Todesstreifen erkennen.
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Eine Schrebergartenlaube in Berlin-West direkt an der Mauer, aufgenommen 1982. Die lange Dauer der Teilung führt mit der Zeit zu einer gewissen Akzeptanz des Status quo: Die Erinnerungen an ein geeintes Deutschland verblassen zunehmend.
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Sowohl die Welt als auch viele Deutsche selbst gewöhnen sich an den Zustand der deutschen Teilung. Dieser Kreuzberger pflegt seine Balkonblumen mit Ausblick auf den Todesstreifen am Bethaniendamm. Es wirkt, als würde er die Mauer gar nicht mehr bewusst wahrnehmen - für ihn und die anderen Berliner ist sie Alltag.
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Was Einheimischen wohl nicht mehr groß auffällt, ist für viele Touristen ein absurder Anblick: Das Brandenburger Tor (hier im Jahr 1984) liegt mitten in der Stadt - aber auch mitten im Grenzstreifen und ist darum für keinen zugänglich. Zu Beginn des Jahrzehnts sieht es noch immer aus, als würde sich daran nichts ändern. Doch langsam kommt etwas ins Rutschen.
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Die Erfolge der unabhängigen polnischen Gewerkschaftsbewegung Solidarność, der neue sowjetische KP-Generalsekretär Michail Gorbatschow und seine Reformen von Perestroika und Glasnost - das alles erhöht den Druck auf die DDR-Führung. Hier feiern junge Ost-Berliner bei einem privat organisierten Punkkonzert am 18. Mai 1985 im Hirschhof in der Oderberger Straße.
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Zugleich geht die Zahl der erfolgreichen Fluchtversuche deutlich zurück, auch deshalb, weil das Regime die Grenzsicherung verstärkt hat. Drei Beispiele von jungen Menschen, die es nicht geschafft haben: Marienetta Jirkowsky ist 18 Jahre alt, als sie 1980 bei einem Fluchtversuch an der Mauer bei Frohnau von DDR-Grenzern angeschossen wird. Sie stirbt am nächsten Tag. Ihre Familie darf keine Todesanzeige veröffentlichen. Silvio Proksch (21 Jahre) wird 1983 in Pankow von Grenzsoldaten angeschossen und verblutet, weil er keine medizinische Hilfe bekommt. Michael Schmidt (20 Jahre) stirbt 1984 nahe des S-Bahnhofs Wollankstraße, als ihn ein Soldat beim Versuch erschießt, mit einer Leiter über die Mauer zu klettern.
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Unzählige Fans versammeln sich zu einem Konzert des britischen Rockmusikers David Bowie am 06. Juni 1987 vor dem Reichstagsgebäude in West-Berlin. Obwohl die Bühne nach Westen ausgerichtet war, überquert die Musik die Mauer und erreicht die Ostseite, wo sich etwa 5.000 junge Menschen versammelt haben, um zuzuhören. Bowie, der zwei Jahre in Berlin gelebt hat, richtet bewusst eine Botschaft an sie: "Wir schicken unsere besten Wünsche zu all unseren Freunden, die auf der anderen Seite der Mauer sind." Diese Geste der Solidarität hat eine starke symbolische Bedeutung - und löst letztlich eine Gruppendynamik unter ostdeutschen Jugendlichen aus, die als "Pfingstunruhen von 1987" in die DDR-Geschichte eingehen wird.
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Die Aussichtstürme sind für viele im Westen nicht nur eine gute Möglichkeit, einen Blick in die "Zone" zu wagen: Weil die Ostler nicht rüber können, und manche Westler nicht in den Osten reisen können oder dürfen, winken sie sich hier zu. Aussichtsplattform mit Besuchern am Potsdamer Platz in West-Berlin. Links stehen Grenzbeamte hinter Absperrgittern. Aufnahme vom 1988.
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Nein, das sind keine "Stormtrooper" bei Krieg der Sterne - sondern mit Gasmasken und Kamera ausgerüstete DDR-Grenzsoldaten. Sie gucken am 21.06.1988 über die Mauer am Potsdamer Platz. Da bleiben ihr nur noch knapp eineinhalb Jahre, aber das ahnt damals keiner. Was überdeutlich ist: Die wirtschaftliche und politische Situation in der DDR verschlechtert sich zunehmend. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst, so wie die Zahl der Ausreiseanträge und Fluchtversuche.
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Gorbatschows Reformen erhöhen den Druck auf die DDR-Führung, ebenfalls Veränderungen anzustoßen. Das ermutigt die Opposition und nährt Hoffnungen. Auch in Westdeutschland und international wächst die Erwartung, dass sich auch in der DDR etwas bewegen könnte. Hier machen zwei West-Berliner Amateurfotografen im Morgengrauen Schnappschüsse von einer Aussichtsplattform.
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DDR-Grenzpolizisten am Brandenburger Tor. Die Aufschrift zu ihren Füßen: "Erich gib doch endlich auf". Wahrend aber die Bürger Hoffnung durch die Veränderungen in der Sowjetunion schöpfen, reagiert das SED-Politbüro mit strikter Abgrenzung von Gorbatschow und beharrt auf dem Status Quo - was die Entfremdung zur Bevölkerung verstärkt. Am 4. September 1989 findet in Leipzig die erste offizielle Montagsdemonstration statt. Teilnehmer entrollen Transparente mit Forderungen wie "Für ein offenes Land mit freien Menschen" und "Reisefreiheit statt Massenflucht". Dann geht alles schnell, so schnell.
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Am Vormittag des 9. November überarbeitet die DDR-Führung unter dem Druck der Demonstrationen den Entwurf eines neuen Reisegesetzes. Um kurz vor 19 Uhr verkündet das Politbüromitglied Günter Schabowski überraschend, dass DDR-Bürger "ohne Vorliegen von Voraussetzungen" und "sofort, unverzüglich" ausreisen dürften. Gegen 20:30 Uhr treffen die ersten Ost-Berliner an den Grenzübergängen Sonnenallee, Invalidenstraße und wie hier Bornholmer Straße ein, um zu sehen, was los ist - und die Öffnung der Grenze zu fordern. Ohne eindeutigen Befehl öffnen die DDR-Grenzsoldaten tatsächlich mehrere Übergänge.
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Allmählich wird klar: Nach 28 Jahren ist die Teilung der Stadt Geschichte. Es wird eine Nacht, die niemand vergessen wird. Berliner aus beiden Teilen der Stadt stürmen die Mauer am Brandenburger Tor, umarmen sich, feiern gemeinsam. Millionen sitzen vor den Fernsehern und können nicht fassen, was sie da sehen.
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Der Platz hallt vom Klopfen der "Mauerspechte" wider, die mit Hämmern und Meißeln Teile der Mauer auf der Westseite bearbeiten. Um 0:20 Uhr werden etwa 30.000 Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) in "erhöhte Gefechtsbereitschaft" versetzt. Weil aber keine weiteren Befehle folgen, stellen die Kommandeure der Grenzregimenter diese Maßnahmen auf eigene Verantwortung ein. Von den Grenzübergängen strömen die Menschen zum Kurfürstendamm, der bis zum frühen Morgen in eine Partymeile verwandelt wird.
In den nächsten Stunden und Tagen verstopfen Tausende Trabis die Straßen - wie der dieser Familie am Grenzübergang Bornholmer Straße, am 10. November. Wie diese Frau werden viele Menschen von ihren Gefühlen übermannt.
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Am Nachmittag des 10. November gibt der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse eine bedeutsame Erklärung: Er betont, dass die Sowjetunion die Ereignisse in der DDR als eine interne Angelegenheit der neuen Führung und des Volkes betrachte und ihnen dabei vollen Erfolg wünsche. Am Potsdamer Platz begrüßen sich am gleichen Tag wildfremde Menschen.
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Die euphorische Stimmung setzt sich in den folgenden Tagen fort, vor Banken in West-Berlin bilden sich lange Schlangen von DDR-Bürgern, die ihr Begrüßungsgeld abholen wollen. Tausende Menschen aus Ost und West strömen weiterhin über die offenen Grenzübergänge, wie hier an der Puschkinallee zwischen Kreuzberg und Treptow. Da sind bereits jede Menge Betonsegmente aus der Mauer herausgetrennt.
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An das Danach denkt in diesen Tagen des Glücks kaum jemand. Viele machen sich keine Vorstellungen, was nun aus ihrem untergehenden Land wird - und wie ihre Zukunft aussehen soll, wenn sie vollkommen frei darüber entscheiden können. Die für viele ehemalige DDR-Bürger brutalen Verwerfungen und Verletzungen der Nachwendejahre wirken im Rückblick zu diesem Zeitpunkt unendlich weit entfernt - und sind es doch nur wenige Jahre.
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Die DDR-Regierung erkennt schnell das wirtschaftliche Potenzial der Mauerteile: Im Dezember 1989 übernimmt "Limex", eine Firma des DDR-Außenhandelsministeriums, offiziell den Verkauf der Mauerreste. Bemalte Teile werden bei Auktionen versteigert, sie finden Käufer in der ganzen Welt. Im Sommer 1990 ist die einstige hochbewachte Mauer nur noch eine Ruine: Menschen spazieren auf Höhe der Heidelberger Straße im einstigen Todesstreifen. Bis Ende November 1990 werden allein in Berlin 184 Kilometer Mauer, 154 Kilometer Grenzzaun, 144 Kilometer Signalanlagen und 87 Kilometer Sperrgräben entfernt.
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Noch die kleinsten Bröckchen werden zu Souvenirs verarbeitet - wie hier auf Postkarten vor einem Souvenirladen am Pariser Platz. Echtheitszertifikat? Eher unwahrscheinlich.
Der Großteil der Mauer aber wird zu Bauschutt. Nach Schätzungen der Grenztruppenführung fallen rund 1,7 Millionen Tonnen davon an. Viele dieser Teile werden vermutlich im Straßenbau wiederverwendet. In der Bernauer Straße ist ein Stück Mauer 1998 für eine Gedenkstätte erhalten geblieben. Die meisten Touristen aber zieht es heute dazu an das nicht wiederzuerkennende, schicke (manche sagen auch neureiche) Spreeufer: Die 1,3 Kilometer hier heißen nun "East Side Gallery". Von Profis bunt bemalt, "instagramable" - wenig erinnert heute noch an den Schrecken und das Leid, das diese Schlange grauen Stahlbetons in Berlin verursacht hat. Von Sebastian Schneider, Julia Sie-Yong Fischer und Caroline Winkler | Mehr zur Berliner Mauer | 35 Jahre Mauerfall | Weitere Bildergalerien
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Chapeau! Weise Worte, wirklich! Muß unbedingt Rosa Luxemburg lesen!
37.
Ja, aber Freiheit gibt es nur in Demokratien! Wenn die Blauen die Macht ergreifen, ist es damit vorbei, dann gibts auch leine Freiheit mehr, weil die Freiheit stets acu die Freiheit de Andersdenkenden ist / Rosa Luxemburg!
Laienpflege kann einen schon mal überfordern, wenn Sie persönlich unzufrieden sind, holen Sie sich professionelle Hilfe und Unterstützung vom ambulanten Pflegedienst.
Meist fängt Überforderung damit an, anderen die Schuld für die eigene Unzufriedenheit zu geben.
35.
Antwort auf [Antonia ] vom 10.11.2024 um 17:30
Warum benutzen sie eigentlich immer Frauennamen? Meinen sie dann wäre ihre rechtsextreme Hetze weniger schlimm?
Das ist Ihr ganz persönliches Problem. Ich bin 64, meine Mutter verstarb vor zwei Jahren, mein Ehrenamt heisst Opa und das der Boxsack symbolisch gemeint war, sollte auch bei durchschnittlichem IQ erkennbar sein.
Beneidenswert, wenn Sie soviel Zeit haben. Ich stehe mit 60 um 3.30 Uhr auf, versorge meine Mutter, fahre mindestens 3- 4 Stunden durch die Stadt, Arbeiten, Haushalt, wieder Mutter versorgen. Bei all Ihrer Freizeit sollten Sie mal über ein Ehrenamt nachdenken, wäre mit Sicherheit sinnvoller, als auf einen Sandsack hauen
Von wann bis wann hatten sie den bisher in Russland bzw. Nordkorea gelebt, um solche Erfahrungen vermitteln zu können?
31.
Den Tag des Mauerfalls werde ich nie vergessen. Dieses Gefühl war unbeschreiblich. Was danach kam war nicht so toll aber alternativlos. Die übergroße Mehrheit der Bürger wollte es so. Einer DDR in Freiheit wären die Menschen davongelaufen. Eine echte Chance auf eine eigenständige Entwicklung gab es somit nicht. Ich vermisse bei den Veranstaltungen am 09.11. die Einbeziehung der Bürgerrechtler und Menschen, die unter schwierigsten Bedingungen Widerstand geleistet haben ( z.B. " Schwerter zu Pflugscharen " und des Neuen Forum ). Die Politiker feiern sich bei diesen Veranstaltungen mal wieder selber, es geht denen doch gar nicht um die Sache.
30.
Freiheit ist politisch. Die eigene Freiheit hört dort auf wo die Freiheit des anderen anfängt!
Ein sehr relativer Begriff, die freiheitlichen Grenzen bestehen nicht nur aus Mauern.
Sehen sie mal das Video von Tuan Le hier an. Der junge Kerl passt voll in die Welt - da kann man als "alter Sack" nur den Hut ziehen. Es müssen ja nicht, bezogen auf das Video, die Erwartungen der Eltern sein. Eigene sind auch nicht schlecht. Die muss man aber erstmal haben.
Meckern kann zwar kurz befreiend wirken, ändert aber nichts und ist eigentlich verschwendete Zeit. Gehen sie mal nach getanen Tagwerk in Sportstudio, kleben ein Foto von jemanden den sie nicht mögen auf den Boxsack. Sie wären schon Champion.
28.
Für den Erhalt der Freiheit müssen wir täglich etwas tun. Freiheit ist nicht selbstverständlich, sie wird jeden Tag verteidigt. Unsere Freiheit schützt das GG. Unsere Freiheit ist in der Demokratie begründet, durch die Verfassung geschützt. Ich weiß um die privilegierte Situation, frei leben zu dürfen. Freiheit ist Reichtum.
Tja, mit der Freiheit auf Kosten der Umwelt die Zeiten neigen sich dem Ende zu, und das ist gut so.
Aber, das EU - Tempo, und das hiesige ambitionierte Tempo sollte besser durchdacht sein!
26.
Freiheit scheint eine merk-würdige Vokabel: Fast alle benutzen sie, doch je präziser gefragt wird, verliert sie sich im Nebulösen.
In der Tat gibt es eine Freiheit i. S. von Befreiung, einer verordneten Vormundschaft zu entgehen, wie sie zweifellos die SED ausübte. Doch Befreiung ist noch lange nicht Freiheit, weil Befreiung versucht ist, den Spieß bloß umzudrehen. Dafür gibt es weltweit Beispiele - von Lenin über Mugabe bis hin zu Ortega.
Rosa Luxemburg sprach - recht weise - davon, dass Freiheit (zuallererst) die Freiheit der Andersdenkenden sei. Das war an ihre Partei gerichtet, die im Begriff war, andere mundtot zu machen und ein Heer von Claqueren aufzubieten, den politischen Führern, die auch damals schon so bezeichnet wurden, Beifall zu klatschen.
Freiheit, die bloß propagandistisch angeführt oder nur in Sonntagsreden hochgehalten wird, ist keine Freiheit. Freiheit in dem Sinne, dass ich weiß, welche verschiedensten Mittel und Auswahl ich habe, die schon.
25.
Von Freiheit ist nicht viel übrig geblieben, schon wieder kommt man nicht von A nach B. Gerade andiesem Tag sollten Menschen sich in Berlin ungehindert bewegen können. Ständig wird die Stadt abgeriegelt.
Die Rummel-Feier hätte auch in den Städten wo der Aufruhr statt fand abgehalten werden können - in Leipzig sonst wo im Osten. Oder vielleicht mal zur Abwechselung in Bonn? Das Jahr war schon durch die EM die reinste Katastrophe - es reicht langsam.
Also ich weiß nicht, wir hatten, solange ich mich erinnern kann, immer fließend Wasser und die Toilette in der Wohnung. Das war in Kleinmachnow und in Babelsberg so und später in Waldstadt 2 kam auch das warme Wasser aus der Wand.
Damit Sie den Zeitraum haben, ich bin Baujahr 56.
War zwar nicht angesprochen, aber die Frage reizt doch. Heute vor 35 Jahren begann mein Nachtdienst auf dem A 24 am Theo. Die Pressekonferenz war in aller Munde und auch auf dem einzigen Schwarz/Weiß-Fernseher auf der Wache zu sehen. Als die berühmten Worte fielen, war es muksmäuschen still. Einer sagte "Das glaube ich jetzt nicht.". Unser "Alter" strich Zivil- und Sonderstreifen zusammen, alle Mann "verkleiden", ließ den restlichen Fahrzeugpark, ja sowas gab es mal, auf "Funkwagen" umrüsten, wurde gefragt ob der die Flöhe husten hört. Gegen halbelf war jede Lästerei verstummt und gegen 01.00 Uhr war die Heerstr, mit Trabbis und Wartburgs voll. Der Grenzübergang Staaken war offen. So eine irre und ausgelassene Stimmung habe ich bisher nie wieder auf den Straßen angetroffen. Man war nicht mehr nur "Bulle" sondern vielmehr fast Schülerlotse, Erklärbär u.v.m. Das hielt auch noch die nächsten Wochen an. Insgesamt war es eine spannende und sehr lehrreiche Zeit. und 1000 Zeichen sind zuwenig
"als sich die Städte in einem grausigen Zustand befanden … Heute sehen sie zurecht gemacht und wohlhabend aus." wie recht Du hast.
Heute muss ich nicht mehr in Wohnungen hausen wo die Decken noch zusätzlich mit Balken abgestüzt, oder ich mit aufgespannten Regenschirm sitzen mußte.
Wasser nur von der Strassenpumpe, und der Toilettengang, nunja, nahe dem Mittelalter, auch vorbei.
Aber dank Alteigentümern und (westlichen/internationalen) Investoren haben auch Ossis die Möglichkeit, und vor Allem die Freiheit, sicher und unbekümmert bis zu 50% vom Einkommen für Miete auszugeben.
Ich z.B. trau mir aber kaum noch einen Brief zu versenden, sehe ich die geplanten 95 Cent dafür.
Und da auch noch das Beispiel zu
Aha, ich nehme es mal auf:
Ohne einen Staat, der dir sagt, was du zu tun, zu denken oder zu lassen hast;
Das zu tun oder zu lassen, was man selbst für richtig hält;
Die Berufsausbildung oder das Studium zu wählen, die oder das man für richtig hält;
Sind das Aufzählungen aus der Gegenwart oder einer (früheren) Parallel-Welt?
Frage nur, weil deutsche und EU-Vorgaben da auch kaum Spielraum lassen, ausgenommen dem Denken.
19.
Das Datum markiert in der Geschichte sehr gute Entwicklung und sehr Schlechte. Im Jahre 1989 markiert der Fall der Mauer in Berlin auch ein Ende des Eisernen Vorhangs. Markiert einen ganzen Katalog an Abkommen zwischen den Staaten für den Frieden und das Abrüstung.
Wir haben es geschafft, das eine jede Person sich entscheiden kann, ob der Mittelpunkt des Lebens, seines Lebens, in Berlin, in Warschau, Prag, Wien, Madrid, Paris oder einen anderen Ort in der EU sein soll.
Dass es Leute gibt die alles kurz und klein reden, hat es immer gegeben, wird es immer geben. Ist soo.
Die Veranstaltung, die offizielle Veranstaltungen, sei es in Berlin, sei es am Grünen Band, ist auch eine Aussage. Zu wissen dass es auch andere Zeiten gab,zu der wir nicht zurück wollen.