Haushalt in Berlin - Tausende protestieren vor Abgeordnetenhaus gegen Milliarden-Kürzungen

Do 19.12.24 | 13:11 Uhr
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PRODUKTION - 19.12.2024, Berlin: Transparente mit der Aufschrift "Demokratie braucht Wissenschaft" und "Studieren in Berlin wird richtig unsexy" werden bei einer Demonstration der Berliner Wissenschaft unter dem Motto #SaveBrainCity! vor dem Abgeordnetenhaus gezeigt. D
dpa
Video: rbb24 | 19.12.2024 | Tobias Schmutzler | Bild: dpa

Drei Milliarden Euro will der Berliner Senat im kommenden Jahr sparen. Am Donnerstag hat das Abgeordnetenhaus die Pläne beschlossen. Vor dem Gebäude wird lautstark protestiert.

  • Das Berliner Parlament hat die Milliarden-Sparpläne am Donnerstag verabschiedet
  • Zahlreiche Menschen demonstrieren vor dem Abgeordnetenhaus gegen die Kürzungen
  • Wegner verteidigt die Pläne, Opposition kritisiert sie scharf

Vor dem Berliner Abgeordnetenhaus haben am Donnerstagvormittag zahlreiche Menschen gegen die umstrittenen Milliarden-Kürzungen im Berliner Landesetat demonstriert.

Im Mittelpunkt der Kundgebung standen geplante Einsparungen bei Hochschulen und in der Wissenschaft. Die Landesrektorenkonferenz, Gewerkschaften und andere Vertreter sehen dadurch die Zukunft des Wissenschaftsstandortes Berlin gefährdet. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi kamen um die 3.000 Menschen zu der Kundgebung.

Anlass ist die letzte Sitzung des Abgeordnetenhauses in diesem Jahr, in der das umstrittene Milliarden-Sparprogramm endgültig beschlossen wurde. Mit den Stimmen der schwarz-roten Koalition verabschiedete das Parlament den Nachtragshaushalt für 2025.

Hunderte Menschen aus der Berliner Wissenschaft demonstrieren unter dem Motto #SaveBrainCity! vor dem Abgeordnetenhaus gegen die geplanten Kürzungen im Wissenschaftsetat. +++ dpa-Bildfunk +++
| Bild: dpa

Wegner verteidigt "Rekordhaushalt" gegen Kritik

Der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verteidigte den Sparkurs seiner Koalition. In einer Regierungserklärung im Abgeordnetenhaus betonte Wegner, dass die Stadt mit 40 Milliarden Euro immer noch einen "Rekordhaushalt" habe. Die zum Teil schmerzhaften Kürzungen im Umfang von drei Milliarden Euro seien jedoch notwendig, so Wegner, weil in den vergangenen Jahren "zu viel Geld ausgegeben" worden sei. Dabei griff Wegner vor allem die Grünen an, denen er vorwarf, mit "teuren Wunschträumen" hohe Ausgaben verursacht zu haben.

Die schwarz-rote Koalition habe bei den Einsparungen Schwerpunkte gesetzt und vor allem bei der Sicherheit keine Abstriche gemacht. "Wir sparen nicht bei Polizei und Feuerwehr", sagte Wegner. Auch das Kitachancenjahr werde wie geplant umgesetzt, um die frühkindliche Bildung zu stärken. Den Vorwurf der Opposition, die Koalition richte einen sozialen Kahlschlag an, wies Wegner zurück. Auch bei der Verwaltung gebe es keine Abstriche, vor allem nicht beim Personal. Die Etats der Bezirke würden von den Kürzungen ausgenommen. Die massive Kritik an Kürzungen im Kulturetat wies Wegner ebenfalls zurück: Für Kultur würde noch immer fast eine Milliarde Euro pro Jahr ausgegeben, mehr als zum Beispiel unter dem früheren Regierenden Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD).

Wegner lobte seine Koalition für disziplinierte Haushaltsverhandlungen, die ohne öffentlichen Streit ausgekommen seien. "Die Ampel-Regierung hat gezeigt, wie es nicht geht", so Wegner.

Der frühere Berliner Kultursenator Klaus Lederer kritisierte den Sparhaushalt des Senats als unseriös. Lederer sagte im rbb24 Inforadio am Donnerstagmorgen, bei den geplanten Kürzungen im Kulturbereich sei die Landesregierung falsch vorgegangen. CDU und SPD hätten gemeinsam mit den Betroffenen darüber reden sollen, wo und wie gespart werden kann.

Senat will drei Milliarden Euro sparen

Drei Milliarden Euro spart die Koalition im Haushalt 2025 ein. Zwei Drittel davon sollen durch Kürzungen zusammenkommen, ein Drittel soll durch "alternative Finanzierungsformen" wie Kredite landeseigener Unternehmen aufgefangen werden. Der Haushalt umfasste bisher sogenannte bereinigte Ausgaben von rund 40 Milliarden Euro. Laut einer in monatelangen Beratungen erarbeiteten Liste sind Tausende Haushaltstitel in praktisch allen Bereichen betroffen.

Gegen die Einsparungen gab es in den vergangenen Wochen immer wieder Proteste. Daraufhin wurden Kürzungen im Kulturetat wie für das Grips-Theater zurückgenommen und die Streichungen etwa bei der Schaubühne, dem Deutschen Theater oder dem Berliner Ensemble verringert.

Auch im Verkehrsetat wurden Kürzungen zurückgenommen. So soll es beispielsweise weniger Einsparungen bei Mitteln für die Sanierung von Fahrradwegen geben und keine Streichungen bei denen für die Verbesserung der Verkehrssicherheit.

Semesterbeitrag für Studierende wird voraussichtlich erhöht

Schlechte Nachrichten gab es am Mittwoch für die etwa 170.000 Studentinnen und Studenten in Berlin: Bald müssen sie voraussichtlich 22 Euro mehr für ihren Semesterbeitrag zahlen. Das sagte die Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Konkret geht es um den Beitrag für das Studierendenwerk, den sogenannten Sozialbeitrag.

Die Sparpläne sehen unter anderem vor, dass die Zuschüsse an das Studierendenwerk um rund 6,5 Millionen Euro gekürzt werden. Die Details müssten noch im Verwaltungsrat des Studierendenwerks besprochen werden, sagte die Senatorin. Insgesamt muss die Wissenschaftsverwaltung kommendes Jahr 250 Millionen Euro einsparen. "Natürlich ist das schmerzhaft", sagte Czyborra.

Sendung: rbb24, 19.12.2024, 13 Uhr

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68 Kommentare

  1. 68.

    Es wird nicht verschwiegen, es interessiert die meisten dort draußen nicht so, weil es als Thema unsexy und auch abstrakt ist. Wer will sich schon mit Begriffen wie Nettoneuverschuldung, Länderfinanzausgleich oder konsumptiven Sachausgaben befassen?
    Viel wichtiger ist, daß das Amt pünktlich überweist, was dahintersteckt, ist egal.

  2. 66.

    Stimmt, aber der Kommentator ist auch nicht die hellste Leuchte im Raum. Der hat keine Ahnung, wer hier was finanziert. Es heisst BUNDES-Autobahn - könnte ein Hinweis sein.

  3. 65.

    Herr Wegener sucht nun die Schuld bei den Grünen er sollte sich mal selbst an die Nase fassen.
    Berlin lebt seit Jahren über die Verhältnisse und schmeiss das Geld zum Fenster raus.
    Nun ist aus die Maus.
    Was geht mir die Finanzen in Berlin an in Brandenburg lebt man sparsamer.

  4. 64.

    Die fetten Jahre sind erstmal definitiv vorbei, da können noch so Viele protestieren. Irgendeiner meckert immer, wenn irgendwo gespart werden muss. Insofern ändert auch solch eine Demo nichts an der Realität. Und nein, auch bei den Reichen ist nicht genug zu holen, um den Sparzwang umgehen zu können.

  5. 63.

    Woher wissen Sie, was es in den Kantinen gibt? Auch gleich wieder gegen Ukrainer meckern. Sie sitzen in der warmen Stube mit einem Dach über dem Kopf. Schauen Sie mal wie vielfach Omas, Kinder in der Ukraine durch Krieg hausen. Ein bisschen Empathie wäre gerade in der Weihnachtszeit angebracht.

  6. 60.

    Ja, die 22 Euro mehr pro Halbjahr sind wirklich ein Witz. Das verdiene ich als Tramfahrer im Nullkommanix. Da gehe ich lieber arbeiten statt protestieren.

  7. 59.

    Die Katastrophe ist schon da. Ganz ohne BSW und AfD in Regierungsverantwortung. Schauen Sie sich im Land um. Mit offenen Augen.

  8. 57.

    22 Euro mehr, das bekomme ich als Tramfahrer locker im studentischen Nebenjob rein. Einfach mal mehr arbeiten.

  9. 56.

    25 Jahre SPD-Regierung und der Todesstoß mit RRG-Haushalt. Die Folgen sind nun da und waren absehbar. Die CDU ist als Verwalter der Reste nun in der Kritik, zu Unrecht

  10. 55.

    Weil (wahlweise auch alternativ zueinander)
    - Fakten offensichtlich nur die wenigsten interessieren, man es andererseits aber einfach nachschlagen kann
    - man sich lieber auf niedrigsten Niveau "battelt"
    - Politiker nur selten mit klaren Zahlen kommen
    - die Presse unabhängig ist und frei nach ihrem Gusto entscheidet (in Finanzblättern sind die Zahlen z.B. durchaus enthalten, hier sind Schweine im Weltall wichtiger)
    - alle sich einig sind, es muss gespart werden, aber nicht bei mir
    - ich nicht der Kassenwart bin ;-) (Most wanted wäre mir sicher)

  11. 52.

    Ich kenne das schon mein Leben lang, dass man für Wohlstand auch mal sparen muss. Die jungen Leute kennen nur Schlaraffenland!
    Ich glaube auch nicht, dass das Berliner sind, die da „demonstrieren“ alles organisiert und herangekarrt!

  12. 49.

    "Dabei griff Wegner vor allem die Grünen an, denen er vorwarf, mit "teuren Wunschträumen" hohe Ausgaben verursacht zu haben."

    "Wegner lobte seine Koalition für disziplinierte Haushaltsverhandlungen, die ohne öffentlichen Streit ausgekommen seien. "Die Ampel-Regierung hat gezeigt, wie es nicht geht", so Wegner."

    .....und genau diese Aussagen kritisiere ich, egal von welcher Partei sie fallen. Es ist in der Politik inzwischen üblich geworden, andere Parteien abwerten zu wollen und nur noch mit dem Finger auf andere zu zeigen. Das machen Populisten schon genug. Ich würde mich freuen, wenn ich auch endlich mal wieder Selbstkritik von einigen Politikern hören würde und nicht dieses: die anderen sind schuld und ich mache alles richtig. Manche Aussagen sind dermaßen durchschaubar, weil sie immer öfter als Floskel benutzt werden und ich finde, so langsam sind einige davon abgedroschen, da sie eben immer und immer wieder benutzt werden.

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