Interview | Babelsberg-Trainer Meyer - "Hier wehrt sich niemand gegen große Ziele"

Do 20.06.24 | 08:21 Uhr
André Meyer, der neue Trainer des SV Babelsberg. Quelle: imago images/Fotostand
Bild: imago images/Fotostand

Stillstand gab es beim SV Babelsberg zuletzt kaum. Die große personelle Fluktuation im Verein wird den Fans aber kaum gefallen haben. Mit André Meyer will der SVB nun einen Coach gefunden haben, der die Zukunft prägen soll.

rbb|24: Herr Meyer, nach zwei Jahren in Halle sind Sie - in Strausberg aufgewachsen - nun als Trainer des SV Babelsberg zurück in Ihrer Heimatregion. Warum haben Sie sich für das Engagement beim SVB entschieden?

André Meyer: Ich hatte schon bei meinem Wechsel nach Halle eine gewisse emotionale Nähe zum Verein - Halle ist meine Geburtsstadt. Gleichermaßen ist es nun in Babelsberg durch die räumliche Nähe. Ich habe den Weg des Vereins auch immer verfolgt und mir die letzten anderthalb Jahre Zeit genommen, um mir zu überlegen, was der nächste richtige Schritt ist. Da ich ein Trainer bin, der sich auch über Emotionalität definiert, war es mir wichtig, einen Verein zu finden, bei dem das die Basis ist. In Babelsberg waren die Gespräche super und ich habe mich von dem Weg überzeugen lassen.

In Babelsberg gab es in den letzten Jahren nicht nur auf der Trainerposition sehr viel personelle Fluktuation. Hat Sie das nicht verunsichert?

Schon. Wobei ich nicht jede Entscheidung im Detail beurteilen kann oder will. Für mich sind das Entscheidende der Status Quo und die Neuausrichtung. Der Verein hat mir gegenüber frühzeitig signalisiert, dass sie Veränderungswünsche haben und jemanden suchen, der den neuen Weg mitgestalten kann und will. Es geht vor allem darum, eine andere Kaderstruktur zu finden und mit dem Blick nach vorne ambitionierte Ziele zu erreichen. Dabei wird es ein paar Zwischenschritte geben. Ich sehe mich auch nicht nur als Trainer von 22 Spielern, sondern schaue über den Tellerrand hinaus.

In der Pressemitteilung des Klubs hieß es, man habe sich auch für Sie entschieden, weil Sie viel Erfahrung im Nachwuchsbereich haben. Bedeutet der neue Weg des SVB also vor allem einen verstärkten Fokus auf die Jugend?

Man muss den Blick auf die vergangene Saison werfen: Es wurde mit viel Euphorie über die vergangene Spielzeit gesprochen, weil es faktisch die beste Saison nach dem Abstieg war. Es gibt allerdings bei einer vertieften Analyse auch eine zweite Sichtweise darauf. Der Verein ist mit dem höchsten Etat jemals in die Saison gestartet. Wenn man dann schaut, was hängengeblieben ist - Platz fünf mit großem Rückstand auf Platz eins, ein verlorenes Pokalfinale und ausschließlich Niederlagen gegen die Topteams - sieht das nicht gut aus. Außerdem ist der Klub mit der ältesten Mannschaft der Liga in die Saison gestartet. Die Frage ist, ob das der Weg ist, um irgendwann die Lücke zwischen Platz fünf und eins zu schließen.

Was meinen Sie?

Ich bin der festen Überzeugung, dass junge Spieler weitaus mehr Entwicklungspotenzial haben als erfahrene oder ältere. Der Verein hat nun entschieden, dass man keine Mannschaft für eine Saison zusammensetzen will, sondern mittel- und langfristig etwas aufbauen möchte. Wir haben den Kader nun mit Talenten von Hansa Rostock oder Hertha BSC bestückt, die sind also richtig gut ausgebildet und wollen in Babelsberg den Sprung in den Profifußball schaffen.

Ihr Blick zurück wirkt sehr enttäuscht, der nach vorne sehr ambitioniert.

Nicht unbedingt enttäuscht, es ist mehr eine faktische Analyse. Es ist die Aufgabe des Vereins, Dinge zu hinterfragen und die richtigen Personen für die verschiedenen Aufgaben zu finden. Man darf sich nicht nur durch Euphorie treiben lassen, sondern muss strategisch die richtigen Entscheidungen treffen. Erfolg ist allerdings nicht planbar, wir wollen uns in der nächsten Saison also nicht über irgendeinen Tabellenplatz definieren, sondern den Kader und den Gesamtverein vorantreiben. Außerdem soll das sportliche Profil des SV Babelsberg geschärft werden und ein Leitbild geschaffen werden.

Was werden die Eckpunkte sein?

Es geht darum, ambitioniert Richtung Profifußball zu arbeiten, offensiven Fußball zu spielen, jungen Spielern Raum für Entwicklung zu geben und ihnen ein Sprungbrett in die 3. Liga zu bieten. Selber wollen wir aber auch Rahmenbedingungen schaffen, die es uns ermöglichen, irgendwann selber in den Konkurrenzkampf um Platz eins eingreifen zu können. Hier wehrt sich niemand gegen große Ziele.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Jonas Bürgener, rbb sport.

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