3:1 gegen Babelsberg 03 - Energie Cottbus feiert nach dem Aufstieg auch den Sieg im Landespokal
Energie Cottbus hat vor einer Rekordkulisse den Brandenburger Landespokal geholt. Die Lausitzer setzten sich mit 3:1 gegen Babelsberg 03 durch. Beide Toptorjäger des FCE trafen - einer verkündete danach unter Tränen seinen Abschied, der andere bleibt.
- Energie Cottbus holt seinen zwölften Titel im Brandenburger Landespokal
- 13.305 Zuschauer sorgen für eine Rekordkulisse bei einem Endspiel in diesem Wettbewerb
- Topstürmer Tim Heike wird Cottbus verlassen - Sturmpartner Timmy Thiele bleibt
- Jonas Hildebrandt beendet Fußballer-Laufbahn und wird ab kommender Saison Co-Trainer
- Unterlegenes Babelsberg um scheidenden Trainer Markus Zschiesche ist im Umbruch
Energie Cottbus hat durch ein 3:1 (1:1) gegen den SV Babelsberg 03 zum zwölften Mal den Brandenburger Landespokal gewonnen. Vor 13.305 Zuschauern - einer Rekordkulisse für ein Endspiel in diesem Wettbewerb - trafen am Samstagnachmittag im Leag Energie Stadion Maximilian Krauß (23. Minute), Timmy Thiele (53.) und Tim Heike (75.) für die Lausitzer, die das Double aus Regionalliga-Meisterschaft und Landespokal-Sieg perfekt machten. Paul Wegener gelang im letzten Spiel von Coach Markus Zschiesche an der Seitenlinie der Babelsberger kurz vor der Pause der zwischenzeitliche Ausgleich (45.+3.).
Cottbus wach trotz Feier-Marathon
Wer - nach der ausgiebigen Aufstiegsparty - müde Cottbuser erwartet hatte, dürfte von er Lausitzer Energie überrascht gewesen sein. Der FCE war wieder hellwach, hatte mehr vom Spiel und die erste Chance: Jonas Hofmann flankte den Ball von der rechten Seite in den Strafraum und die Abnahme von Timmy Thiele flog nur knapp am Tor vorbei (8.).
Der Stürmer war nach der Gelbsperre im Aufstiegsfinale bei Hertha II wieder aus dem Fanblock auf den Platz zurückgekehrt. Es war der einzige Neue, auf den Coach Claus-Dieter Wollitz setzte. Rotation am Ende einer anstrengenden Saison? Fehlanzeige. Lediglich einige Positionen wurden für die Thiele-Rückkehr getauscht und schlussendlich war es Niko Bretschneider, der auf die Bank rutschte.
Krauß bringt den FCE in Führung
Viele Möglichkeiten bekamen die Zuschauer in der Folge nicht zu sehen. Erst in der 23. Minute wurde es wieder richtig spannend vor dem Tor und Cottbus jubelte: Die Gastgeber hatten sich auf der linken Seite - mit einem perfekt getimten Pass von Tobias Hasse - temporeich in den Strafraum gespielt, Maximilian Krauß entwischte allen Gegenspielern und ließ auch Babelsberg-Keeper Luis Klatte mit seinem Schlenzer ins lange Eck zum 1:0 keine Chance.
Babelsberg war bemüht, umgehend zu reagieren. Und beinahe wäre das auch geglückt. Mehrere hohe Bälle segelten durch den Cottbuser Strafraum. Die zweite Bogenlampe - getreten von Gordon Büch von der linken Seite - landete punktgenau auf dem Kopf von Stürmer-Routinier Daniel Frahn. Von da ging der Ball aber knapp neben den rechten Pfosten (24.).
FCE-Präsident Lemke: "Dafür war es überragend"
Danach galt wieder: viel spielerische Disziplin, wenig Spektakel. Und so schien es bereits so, als würde das Spiel mit dem 1:0 für die Cottbuser in die Pause gehen. Doch dann überspielte Babelsbergs kreativer Kopf Tahsin Cakmak einen Traumpass durchs gesamte Mittelfeld in den Strafraum, Emir Can Gencel legte für Paul Wegener auf und der traf flach und passgenau neben den Pfosten zum 1:1-Ausgleich ins Tor (45.+3).
"Dafür war es überragend", bewertete Präsident Sebastian Lemke den Cottbuser Auftritt nach den Party-Tagen und freute sich über einen "dominantes Spiel mit viel Ballbesitz". Die ersten 45 Minuten seien sehr gut gewesen "und dann passiert zum Schluss ein dummer Fehler. (...) Das 1:1 ist selbst verursacht von uns." Kristian Kreyes, Vorstandsvorsitzender der Babelsberger, sagte: "Das war super wichtig für uns, dass wir in der Nachspielzeit zurückgekommen sind. Das Spiel ist noch offen. Wir hatten in den letzten Jahren nicht mehr so wahnsinnig viel Erfolg in Cottbus. Deswegen ist es umso schöner, dass wir eine spannende zweite Halbzeit haben."
Thiele im zweiten Anlauf
Die zweite Hälfte begann genau so: mit Spannung. Zielte der eingewechselte Marcel Rausch für Babelsberg aus 14 Metern noch einen Meter über das Tor. Deutlich (!) knapper war es kurz darauf auf der Gegenseite. Da bediente Krauß - durch die Beine eines SVB-Abwehrspielers - Thiele, dessen Abschluss aus spitzem Winkel an den Innenpfosten klatschte (47.).
Sechs Minuten später konnte der 32-Jährige dann aber jubeln. Maximilian Pronichev war - mit sehenswerter Ballkontrolle - durch den Babelsberger Strafraum und die Beine seiner Gegenspieler getanzt und hatte Thiele den Ball so aufgelegt, dass er ihn nur freistehend zum 2:1 ins leere Tor schieben musste (53.). Das Double war nun wieder ganz nah.
Babelsberg wehrt sich
Doch Babelsberg wehrte sich. Die Gäste hatten nun ihre bislang größte Druckphase. Während Rico Gladrow nach Flanke von Samir Werbelow noch deutlich verzog (65.), wurde es eine Minute später ganz (!) knapp: Wegener zog aus der Distanz ab, der Cottbuser Innenverteidiger Jonas Hildebrandt fälschte gefährlich ab und FCE-Keeper Elias Bethke kratzte den tückisch herabsinkenden Ball mit den Fingerspitzen so gerade noch aus dem Torwinkel.
Babelsberg war dem Ausgleich nun deutlich näher als Cottbus dem 3:1. Und doch fiel genau das. Der eingewechselte Phil Halbauer fing einen Pass in der gegnerischen Hälfte ab, stürmte unaufhaltsam Richtung Grundlinie und fand mit seiner perfekten Flanke auf den zweiten Pfosten Tim Heike, der die Führung der Hausherren mühelos ausbaute (75.).
Beide Teams drängten danach weiter nach vorne. Tore fielen nicht mehr. Dafür wurde es in der Nachspielzeit mit mehreren Rudelbildungen noch einmal richtig hitzig. Am Ende bejubelte Cottbus einen in der Summe verdienten Landespokal-Sieg. Es war der bereits 12. Titel für die Lausitzer in diesem Wettbewerb. Babelsberg bleibt vorerst bei zehn Titeln.
Heike geht, Thiele bleibt
Nach dem Abpfiff begann - neben dem Jubel mit dem Pokal - auch die Zeit der Abschiede. So verkündete Cottbus' Topstürmer Tim Heike mit tränenerröteten Augen, dass er die Lausitzer verlassen werde. Das Ziel: ein anderer Drittligist.
Bis zum Schluss hatte der FCE gehofft, den 24-Jährigen halten zu können. "Es fällt mir sehr, sehr schwer zu sagen und ich habe es bis heute nicht getan. Aber das war mein letztes Spiel für diesen tollen Verein", sagte er exklusiv im rbb|24-Stream. "Meine Emotionen sind mit mir durchgegangen. Es ist einfach unbeschreiblich. Diesen Klub zu verlassen tut schon sehr weh, aber ich freue mich auch auf meine neue Station."
Bleiben will und wird hingegen sein Sturmpartner Timmy Thiele. "Ich kann das sagen: Ich werde meinen Vertrag auf jeden Fall verlängern. Das wird jetzt nach dem Spiel passieren. Es ist alles so weit durch", sagte der 32-Jährige freudestrahlend. Er habe "ein sehr gutes Verhältnis zum Trainerteam und zum Verein. Die Leute sind unfassbar gut mit mir umgegangen und ich fühle mich sehr wohl. Ich wüsste nicht, warum ich das aufgeben soll. Die Reise ist noch nicht zu Ende."
Bevor es erst in die Sommerpause und dann in die 3. Liga geht, steht aber ein weiterer Feier-Marathon an. Empfang in der Stadhalle, Party auf dem Altmarkt und dann Teamreise nach Mallorca - das sind die nächsten Stopps für die Double-Gewinner. "Morgen um 7:30 Uhr geht's los. Alle Mann nach Malle. Ich glaube, dass haben sich die Mannschaft und wir komplett verdient", sagte ein heiserer Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz, der sein Team in den höchsten Tönen lobte: "Wir haben Sonntag durchgefeiert, Montag durchgefeiert und Dienstag durchgefeiert. Wir haben am Donnerstag das erste Mal dreißig Minuten trainiert - aber nur, wer geradeaus laufen konnte. Was die Mannschaft dann heute gezeigt hat, war das beste Spiel der Saison."
Hildebrandt wird Co-Trainer
Am Samstagabend wartete der Verein dann noch mit einer nicht zu erwartenden Personalie auf: Mit Jonas Hildebrandt wird ein Führungsspieler des FC Energie seine aktive Laufbahn beenden und von nun als Co-Trainer fungieren. Darauf hätten sich die Klubverantwortlichen und der 27-jährige in den zurückliegenden Wochen verständigt.
Er habe schon vor seiner Rückehr nach Cottbus vor drei Jahren überlegt, "gänzlich mit dem Fußball aufzuhören", sagte Hildebrandt laut Klub-Webseite. Dass der Verein ihm nun "diese Perspektive bietet, um künftig ein Teil des Trainerteams zu sein, das ist nicht selbstverständlich und eine wundervolle Aufgabe, die ich mit allem, was ich dazu beitragen kann angehen möchte".
Mit Beginn der Vorbereitung auf die Drittligaspielzeit 2024/2025 wird Hildebrandt das Trainerteam um Claus-Dieter Wollitz und Tobias Röder als zweiter Assistenztrainer verstärken.
Babelsberg-Trainer Zschiesche mit traurigem Abschied
Während auf Cottbuser Seite Coach Wollitz feierte, hieß es für seinen Babelsberger Kollegen Markus Zschiesche Abschied nehmen. Er verlässt den Klub, sein Nachfolger steht mit André Meyer bereits fest. "Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir haben das gut gemacht. Hatten zum richtigen Zeitpunkt durch den Ausgleich einen psychologischen Vorteil", sagte der 42-Jährige. Das zweite Gegentor war dann aber "zu leicht hergegeben. Da war kein gutes Zweikampfverhalten da. (...) Wir müssen für uns erkennen, dass wir in solchen Spielen fehlerfrei spielen müssen. Und ich glaube, es sind uns heute und auch in den Spielen zu vor zu oft zu leichte Fehler unterlaufen."
Der Abschied aus Babelsberg fällt Zschiesche spürbar schwer. "Es war gerade sehr traurige Stimmung. Es war sehr emotional. Wir haben einander alle schätzen gelernt. Jetzt geht alles auseinander. Die Mannschaft wird neu formiert, die Trainer gehen, der Sportliche Leiter geht." Im Landespokal-Finale habe man die "mit 56 Punkten sehr, sehr gute Saison" noch "vergolden" wollen. "Das ist uns leider nicht gelungen. Deshalb überwiegt so ein bisschen das Bewusstsein, dass die Saison zu Ende ist und man getrennte Wege geht. Das ist sehr schade."
Sendung: rbb UM6, 25.05.2024, 18 Uhr