Beschluss nach Mitglieder-Antrag - Warum Regionalligist Babelsberg 03 zukünftig nicht mehr gegen Hertha BSC testen will

Mo 08.07.24 | 18:34 Uhr | Von Ilja Behnisch
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Ein Spieler von Babelsberg 03 (r.) im Testspiel gegen Hertha BSC (imago images/Jürgen Engler)
Bild: imago images/Jürgen Engler

Ein Testspiel zwischen Fußball-Regionalligist Babelsberg 03 und Zweitligist Hertha BSC wird es noch geben. Danach ist damit nach dem Willen der Brandenburger erstmal Schluss. Beim Hauptstadtklub kam das zunächst nicht sonderlich gut an. Von Ilja Behnisch

Wenn der Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 am Mittwoch (19 Uhr) zum Testspiel gegen den benachbarten Zweitligisten Hertha BSC antritt, dann zum vorerst letzten Mal. Zumindest im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion. Zu verdanken hat man diese Gewissheit den Fans des Potsdamer Stadtteil-Klubs, die auf der Mitgliederversammlung am 25. Juni einen entsprechenden Antrag ein- und zu später Stunde auch durchbrachten.

Die Meldung darüber las sich zunächst wie ein Husarenstück. Mündlich hatten die Antragsteller einen letzten Tagesordnungspunkt angemeldet, gegen 21 Uhr. Zu dem Zeitpunkt waren nur noch 62 abstimmungsberechtigte Mitglieder zugegen. Der Rest hatte die Versammlung bereits verlassen, auch, um die Abendspiele der Fußball-Europameisterschaft zu schauen.

Wenn sie gewusst hätten, wie dröge die Nullnummern zwischen Dänemark und Serbien sowie England und Slowenien daherkommen sollten, hätten sie es sich vielleicht noch einmal anders überlegt. Andererseits seien auch zu Beginn der Versammlung überhaupt nur 80 Mitglieder anwesend gewesen, sagt Katharina Dahme, die Vorstandsvorsitzende des Klubs im Gespräch mit rbb|24. Insgesamt hat der Verein 1.349 Mitglieder.

Im Einklang mit den Anhängern

Mit 28 zu 25 Stimmen wurde der Antrag schließlich angenommen. Überrascht sei sie aber nicht gewesen, so Dahme, "weil ich ja wusste, dass es bei unseren Fans durchaus Vorbehalte gegenüber Testspielen mit Hertha BSC gibt". Allerdings habe sie auch das Gefühl gehabt, dass die Konflikte, die ihren Ursprung vor zwanzig Jahren gehabt hätten, inzwischen abgekühlt seien.

Die Antragsteller selbst hatten bei ihrem Vorstoß formuliert, sie sähen "einfach eine große Gefährdung für Fans von Babelsberg 03 bei Spielen gegen Berliner Klubs, weil es da Rivalitäten gibt, die in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen und Übergriffen geführt haben". Bei einem Aufeinandertreffen im DFB-Pokal 2001 war es zu schwerwiegenderen Ausschreitungen gekommen.

Nach einem Testspiel im Oktober 2018 hatte es Angriffe von Hertha-Hools gegeben, die sich vor allem gegen eine Babelsberger Szene-Kneipe richteten. Aber auch rund um Freundschaftsspiele in den Jahren 2021 und 2022 war es zu vereinzelten Zwischenfällen gekommen, weshalb schon auf der Mitgliederversammlung vor einem Jahr über das diskutiert wurde, was nun beschlossen wurde.

Schwierige Suche nach Testspielgegnern

Unbedingt notwendig schien dieser Beschluss dabei nicht gewesen zu sein. So sagt die Vorstandsvorsitzende Katharina Dahme, man habe den Anhängern bereits signalisiert, keine Testspiele gegen Hertha BSC mehr im heimischen Stadion anzusetzen. Allerdings, so ihr Eindruck, wollten die Fans das nun "wasserdicht haben"; daher der Beschlussvorschlag.

Immerhin, formell kann der Klub auch weiterhin gegen Hertha testen, sogar in Potsdam. Nur eben nicht im Karl-Liebknecht-Stadion. Zudem könne der Beschluss bei der nächsten Mitgliederversammlung auch wieder kassiert werden. Auf welcher Basis der Beschluss in Hinblick auf die gesamte Anhängerschaft des Vereins getroffen wurde, ist ohnehin fraglich.

Schließlich sind für das Testspiel an diesem 10. Juli bereits mehr als 2.000 Tickets verkauft worden. Neben den Einnahmen, die dem Regionalligisten gut zu Gesicht stehen, ist die Hertha dabei auch sportlich ein "attraktiver Testspielgegner", wie Dahme sagt. Es sei heutzutage schwierig, Spiele anzusetzen, weil "viele wollen, dass Du den Geldkoffer mitbringst". Über allem stehe aber der Wunsch, dass die "Leute sich rund um das Spiel sicher fühlen", so Dahme, die das Votum der Fans nicht "schlimm findet, sondern respektiert".

Nie wieder gegen Hertha? Doch, im April

Entgegenkommend, so Dahme, habe sich übrigens auch Hertha BSC geäußert. Deren Interims-Präsident Fabian Drescher wurde unlängst noch im "Berliner Kurier" mit den Worten zitiert, er habe "dafür kein Verständnis. Hier werden unsere Fans pauschal in eine Ecke der Gewalttätigkeit gedrängt. Das geht so nicht." Allerdings, so Dahme, habe es zwischen den Klubs einen guten Austausch dazu gegeben. Drescher sei "total entspannt damit und freut sich auf das Spiel".

Warum auch Union Berlin in den durch die Anhänger eingebrachten Beschluss mit aufgenommen wurde, bleibt derweil ein wenig rätselhaft. Problematische Aufeinandertreffen zwischen beiden Klubs liegen gut 20 Jahre zurück. Union selbst wollte sich auf rbb|24-Nachfrage nicht dazu äußern.

Die aktive Fanszene von Babelsberg 03 möchte nun durch ihre Kontakte zu anderen Fanszenen dabei behilflich sein, in Zukunft attraktive Testspielgegner auch nach ihrem Gusto ins Karl-Liebknecht-Stadion zu locken. Doch erstmal heißt es: noch einmal Hertha.

Und gleich noch einmal, im April 2025. Dann gegen die zweite Mannschaft des Zweitligisten. Im Heimspiel der Regionalliga Nordost. Da kann auch ein Mitgliederentscheid nichts gegen ausrichten.

Sendung: rbb 24 Inforadio, 08.07.2024, 19:15 Uhr

Beitrag von Ilja Behnisch

33 Kommentare

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  1. 33.

    Diese Leute gibt es in jedem Verein, auch bei Union, Babelsberg oder sonst wo. Wir wurden bei diversen Auswärtsfahrten auch schon bepöbelt. Ist kein alleiniges Hertha Problem, so wie das hier teilweise dargestellt wird.

  2. 32.

    Ich schlage vor, dass Sie sich von den 0,02 % der Berliner, die Vereinsmitglieder des groß- und einzigartigsten FC Union sind, in die Leitungsebene wählen zu lassen.

  3. 31.

    Große Namen kaufen und dann gegen den Abstieg spielen, da fallen mir nicht viele Adjektive zu ein. Aber erfolgreich war es nicht. Wenn man sich als Traditionsverein gibt, sich damit schmückt, für die Fans da zu sein, dann die Möglichkeit sieht, im Olympiastadion zu spielen statt im eigenen Stadion, nachvollziehen kann ich das nicht. Zusammenhangslos war das im Übrigen auch nicht, wenn er davon erzählt, Hertha sei eine Schande für Berlin

  4. 30.

    Legitim schon. Aber dann sollte man das meines Erachtens nicht damit verkaufen, es „jedem Fan“ ermöglichen zu wollen. Wenn man bedenkt, dass man eh nur Tickets für direkt alle drei Spiele kaufen musste und die Tickets nach den AGB nicht übertragbar waren. Die 70.000 hätte man auch mit drei spielen in Köpenick erreicht. Aber man sah das Geld. Auch legitim, aber dann soll man nicht versuchen, sich medial wie so oft als Traditionsverein und Fannah zu verkaufen. Und wenn die Politik sich seit Jahrzehnten in Bezug auf eigenes Stadion querstellt, soll Hertha dann einfach mal im Westend ein Stadion bauen, formell baurechtlich illegal und Abrissverfügungen kassieren? Übrigens war es auch der Verein aus Köpenick, der vor 23/24 „Namen“ kaufte, nach 10 Niederlagen in Folge habe ich aufgehört zu zählen und dann gegen den Abstieg spielte

  5. 29.

    Und wenn sie hier erzählen, Hertha sei großkotzig, dann mal ganz direkt eine Frage zurück: war es nicht ein Verein aus Köpenick . . .

    Was genau soll die Austragung der CL-"Heimspiele" im O-Stadion mit "Großkotzigkeit" zu tun gehabt haben? Die Spiele waren allesamt ausverkauft und haben mehr als 200.000 Besucher angezogen. Und dass der User "So ein Quatsch" pro Babelsberg03 argumentiert, deutet nicht gerade daraufhin, dass er FCU Fan ist, wie Sie hier hier völlig zusammenhangslos unterstellen. Denn, wie man dem Artikel entnehmen kann, haben die Antragsteller auch Spiele gegen den FCU auf die Verbotsliste gesetzt.

  6. 28.

    ... dann ist ja nach Deiner Aussage die alte Dame seit dem Verkauf der Plumpe permanent im Auswärtsmodus?
    Wenn die Alte Försterei zu klein ist, ist es legitim auch das Oly zu mieten. Vorallem wenn es gleich bezahlt wird!
    Also schenk Dir solche Aussagen.
    Eisern Berlin

  7. 27.

    Richtig, die letzte Saison war tatsächlich eine Ausnahme bei vielen Fans der Hertha. Ich kann mich auch sehr gut daran erinnern, als Herthamitglied z. B. beim letzten Derby schlimme Momente erlebt zu haben. Eigene junge Spieler wurden angegangen, beschimpft und aufgefordert die Trikots auszuziehen. EIGENE Spieler! Vater der einen Unionfan vor seinem etwa 10jährigen Sohn schwer beleidigt hat ohne Anlass! Noch mehr? Ich habe mich geschämt im Gegensatz zum Vorstand!
    Eisern Berlin

  8. 26.

    Ja, anders kann man sich das nicht erklären. Es sollte mittlerweile im ganzen Land angekommen sein, dass Hertha mit dem Berliner Weg einen Weg von Demut und Zurückhaltung geht, ohne dabei zu vergessen, was diesen Verein ausmacht: die Akademie. Mit Andrich und Mittelstädt spielen mittlerweile zwei Spieler beim DFB. Dabei hinterfragen wir uns ständig, wo wir wir herkommen, was wir wollen und wo der Weg realistischer Weise hingehen soll. Meinung hört übrigens dort auf, wo eine Aussage den Boden von Sachlichkeit verlässt. Und „Schande“ ist keine Meinung, als vielmehr eine Beleidigung. Unterstützen sie meinetwegen Babelsberg. Und wenn sie hier erzählen, Hertha sei großkotzig, dann mal ganz direkt eine Frage zurück: war es nicht ein Verein aus Köpenick, der letzte Saison das erste Mal in der gesamten Vereinsgeschichte Champions League spielte und dies zum Anlass nahm, diesen historischen Erfolg mit 6 Auswärtsspielen in der Gruppenphase zu feiern?

  9. 25.

    Sie meinen, dass Wut die Motivation von Schalala ist, der sich hier auf Fakten beruft? Und nennen Sie, dass sich über diesen Verein und dessen gewogene Presse lustig zu machen, bashing?
    Und, nur so am Rande: wer im Glashaus sitzt, …
    Ist schon komisch, dass „So“ plötzlich auftaucht, während Schalala schon Monate hier seine Meinung, wie jeder Andere hier auch, vertritt.
    Man kann diesen Verein mögen, oder eben nicht.
    Ich mag ihn nebenbei auch nicht. Er ist eine Schande für den Berliner Fußball. Großkotzig, selbstherrlich, Arrogant, peinlich.
    Ich kann nur den SV Babelsberg 03 unterstützen.

  10. 24.

    ...von welchen vermuteten Anhängern im Mommsenstadion fabulierst Du da bitte?
    Die haben meist nicht einmal 400 Zuschauer und dort geht es eher Richtung Meckerentner.

  11. 23.

    Ich verfolge ihre Kommentare schon länger. Sie sind, trotz wechselnder Namen, zu erkennen. Ich frage mich, was ihnen der Verein Hertha BSC persönlich angetan hat. Anders ist ihre Wut und dieses permanente bashing nicht nachzuvollziehen. Falls dem so sein sollte, empfehle ich ihnen dringend andere Wege zu beschreiten und die Kommentarfunktion Nutzern zu überlassen, die sich zur Thematik austauschen möchten. Gleichzeitig rate ich ihnen sich die Kommentar-Regeln sorgfältig duchzulesen.

  12. 22.

    Zitat: "Ich kann Vereine verstehehen die da keinen Bock drauf haben!"

    Kein Verein hat Bock auf aggressive Auswärtsfans anderer Vereine, das ist doch klar. Hier aber hat nicht der Verein Babelsberg03, sondern haben gerade mal 28 Mitglieder bei 25 Gegenstimmen darüber entschieden, keine Testspiele o. ä. gegen HBSC mehr durchzuführen.

    Für solch eine Entscheidung hätte man m. E. eine vernünftige Abstimmung ansetzen müssen, um möglichst viele Mitglieder mit einzubeziehen - und nicht kurz vor Schluss der MV, die aufgrund der Abwanderung vieler zum EM-Schauen nur noch schwach besetzt war, einen "Überraschungsangriff" zulassen sollen, bei dem sich die eingeschworenen Antragsteller so gut wie sicher sein konnten, damit durchzukommen.

  13. 21.

    Ich bin seit vielen Jahren Mitglied des SVB03. Diese sehr kleine, aber sehr laute Gruppe von "Fans" schadet dem Verein schon sehr lange. Wie viele Geld mussten wir schon an Strafe für Pyro, Krawalle zahlen..... Einzig wichtig ist, das 2000 Fans das Spiel sehen wollen, mich inklusive. Bei der nächsten MV wird dieser von 28 Antidemokraten ertrickste Beschluss auch wieder zurück genommen. Dafür werden wir sorgen.

  14. 20.

    Diesen Kommentar unterschreibe ich!
    Rhetorische Frage: Kann es sein, dass das Niveau des Publikums entscheidend für das Klima bei Sportveranstaltungen ist?
    Hier eine Meldung vom Sachsenring, wo 250 000 Zuschauer Party ohne "Hochsicherheitsrisiko"-Polizeihundertschaften feierten. Trotz Internationalität nichts mit "Nationalstolz", Prügeleien, Bierbecherwerfereien und rechtslastigen Darbietungen.
    "Sachsenring: Riesige Party mit einer Viertelmillion Besuchern
    08. Juli 2024, 09:49 Uhr
    Das Wochenende am Sachsenring liegt hinter uns und man kann einmal mehr sagen: Es war mega. Spannende Rennen und viel Trubel daneben sorgten auch bei einem Hollywoodstar für Glückseligkeit. Den Veranstaltern bleibt kaum Zeit sich auszuruhen, gedanklich sind einige schon im nächsten Jahr.

  15. 19.

    Sorry, dann sind sie aber schon extrem lange ich mehr im Oly gewesen (wahrscheinlich 80 er Jahre), es war selten friedlicher im Stadion und auf dem Weg dorthin, als letzte Saison. Ich bin die letzten 15 Jahre mit meinem Sohn regelmäßig im Stadion und es war nie unangenehm. Es scheint sehr einfach zu sein, einfach mal was rauszuhauen und was Babelsberg angeht, sind deren Fans nicht besser, als die von anderen Vereinen.

  16. 18.

    Ich gehe schon sehr lange nicht mehr zu Hertha BSC, die Stimmung vieler Anhänger ist latent aggressiv und Bahnfahrten mit den Hertha Fans sind sehr unangenehm. Ich kann Vereine verstehehen die da keinen Bock drauf haben!
    Ich bin froh dass es Vereine gibt bei denen ein freundlicher familiärer Umgang vorwiegend und normal ist

  17. 17.

    Eine komische Sicht auf die Dinge hat der hier Schreibende schon.
    "Wenn sie gewusst hätten, wie DRÖGE die Nullnummern zwischen Dänemark und Serbien sowie England und Slowenien daherkommen sollten, ..." - was für eine Überheblichkeit, was für eine Arroganz. Da kann man nur vom Glück reden, dass die BRD-Mannschaft schon ausgeschieden ist.
    Zum Thema:
    Ich kann den SV Babelsberg 03 verstehen, wer will schon von den Hertha-Hools, oder dem als brutalen Schläger bekannten Torwart verprügelt werden? Und klar ist auch, dass Hertha-Mann Drescher jammert: "Ich habe dafür kein Verständnis. Hier werden unsere Fans pauschal in eine Ecke der Gewalttätigkeit gedrängt. Das geht so nicht." DOCH, so einfach geht das. Keiner will den "beliebtesten Fußballverein Berlins" in seinem Stadion haben.

  18. 16.

    "Amen"
    Ein tatsächlich veröffentlichungswürdiger Beitrag!
    Da bin ich aber baff.

  19. 15.

    Schiss? ;) und das sich die Babelsberger ihr hohes Nibeau nicht verderben alssen wollen durch solche testspielchen ist doch klar - wär ja fast wie gegen die Engländer gähnnn

  20. 14.

    Es ist aber nicht so, dass in Babelsberg immer alles friedlich zugeht. Genauso bei deren Freunden im Mommsenstadion.
    Ich habe oft genug erlebt, dass dort als Hertha Anhänger zu erkennende Fans von schwarz vermummten Gestalten angegriffen wurden.
    Ist halt oft eine einseitige und engstirnige Auffassung der Welt, bei diesen Leuten.

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