Interview | Hockey-Nationalspieler Martin Zwicker - "Alle lechzen nach diesem Ereignis, egal ob Sportler oder Zuschauer"

Martin Zwicker vom Berliner HC ist der Routinier im deutschen Hockey-Team. Vor seiner dritten Olympia-Teilnahme spricht der 37-Jährige über das Leben im olympischen Dorf, den Auftakt gegen Gastgeber Frankreich und den Traum von Gold.
rbb|24: Herr Zwicker, am Samstag starten Sie mit den deutschen Hockey-Herren in die Olympischen Spiele 2024. Das Team ist schon seit einer knappen Woche vor Ort. Wie waren die ersten Tage in Paris?
Martin Zwicker: Wir haben uns hier schon ganz gut eingelebt, haben unsere Apartments so hergerichtet, wie man es gerne hat. Ansonsten haben wir das olympische Dorf erkundet und uns mit den Abläufen vertraut gemacht – zum Beispiel wie man zum Bus oder zur Mensa kommt.
Nach 2016 und 2021 sind Sie nun schon zum dritten Mal dabei. Die Olympischen Spiele in Tokyo standen allerdings ganz im Zeichen strikter Corona-Vorschriften. Die Wettkämpfe fanden weitestgehend ohne Zuschauer statt.
Das ist wirklich gar nicht zu vergleichen. Man begegnet wieder mehr Menschen, kann sich mit Leuten unterhalten und ist nicht so eingeschränkt. Das macht die Sache auch aus. Olympische Spiele leben neben den Wettkämpfen gerade davon, Leute kennenzulernen, auch aus anderen Ländern. Man sagt ja immer: Sport verbindet – und dafür ist Olympia das perfekte Beispiel. Es ist jetzt wieder viel mehr Freude da und man kann wieder viel mehr machen. Alle lechzen nach diesem Ereignis, egal ob Sportlerinnen und Sportler oder Zuschauer. Und dass es dann auch noch in Europa stattfindet, ist umso geiler.
Im Trikot des Deutschen Hockey-Bundes standen Sie bereits in über 320 Länderspielen auf dem Platz. Mit Ihrem Verein – dem Berliner Hockey-Club – wurden Sie Deutscher Meister, mit der Nationalmannschaft Welt- und Europameister. 2016, in Rio de Janeiro, haben Sie Bronze gewonnen. Eigentlich fehlt nur noch olympisches Gold. Was würde Ihnen das bedeuten?
Das wäre sehr hoch zu hängen. Das ist das Nonplusultra, vor allem in unserer Sportart. Ich habe Bock drauf – das ist das Ziel.

Zum Auftakt bekommt es Ihre Mannschaft, die "Honamas", am Samstag (17 Uhr, im ARD-Livestream) mit den französischen Gastgebern zu tun. Am Sonntag warten die Spanier. Worauf wird es ankommen, um lange im Turnier zu bleiben?
Vor allem auf Kleinigkeiten, in unserer Gruppe genauso wie in der anderen. Das ist eine bärenstarke Gruppe, gefühlt kann jeder jeden schlagen. Bei Olympia gibt es keine schwachen Gegner, es haben sich ja auch nur zwölf Mannschaften qualifiziert. Wir wissen um unsere Stärken und gehen die Sache selbstbewusst an. Am Samstag erwarte ich ein sehr, sehr intensives Spiel. Frankreich läuft vor heimischem Publikum auf, es ist das Auftaktspiel. Der Start in ein olympisches Turnier ist für alle enorm wichtig.
Auch die Berliner Johannes Große und Thies Prinz, auf Vereinsebene für Rot-Weiss Köln aktiv, sind Teil des olympischen Aufgebots von Bundestrainer André Henning. Was zeichnet diese beiden Spieler aus?
Sie nehmen beide wichtige Rollen ein: Johannes ist ein sehr vielseitiger Spieler, der auch schon einige Turniere mitgemacht hat und mehrere Positionen bekleiden kann. Das hilft uns sehr. Eingeplant ist er erstmal weiter vorne, zwischen Mittelfeld und Sturm, genauso kann er aber auch in der Abwehr spielen. Er hat eine sehr gute Dynamik und ist immer wieder für unberechenbare Aktionen gut. Und Thies ist einfach ein begnadeter Hockeyspieler. Er kann alles mit dem Ball, gefühlt sechs Leute auf einmal ausspielen. Er hat ein super Spielverständnis, kann ganz vorne spielen, sich aber auch mal als hängender Stürmer etwas fallen lassen.

Am Sonntag (10:30 Uhr, im ARD-Livestream) beginnt für die deutschen Hockey-Damen mit dem Spiel gegen Japan das olympische Turnier. Bundestrainer Valentin Altenburg hat Charlotte Stapenhorst von den Zehlendorfer Wespen nominiert, auch Linnea Weidemann und Benedetta Wenzel vom Berliner HC sind dabei. Was trauen Sie den "Danas" in Paris zu?
Da wir an einem Stützpunkt sind, habe ich mit den Berliner Spielerinnen einige gemeinsame Einheiten absolviert. Ich traue ihnen sehr viel zu. Sie selbst sagen, dass das Erreichen der K.o.-Runde erstmal das wichtigste sein wird – ich glaube aber, dass auch darüber hinaus sehr viel möglich ist. Man merkt, dass die Mannschaft in ihrer Entwicklung vorangeschritten ist. Alle haben ihre Rolle gefunden, das ist eine geschlossene Einheit. Sie müssen immer erst ein bisschen in den Flow kommen, können sich im Laufe eines Turniers aber sehr gut entwickeln.
Mittlerweile sind Sie 37 Jahre alt. Ihre sportliche Karriere biegt langsam, aber sicher, auf die Zielgerade ein. Sehen wir Martin Zwicker auch im Alter von 40 Jahren noch auf den Hockeyplätzen dieser Welt?
Auf die 40 gucke ich noch nicht. (lacht) Ich werde – unabhängig vom Ergebnis – nach den Olympischen Spielen aber nicht aufhören. Solange ich Spaß am Hockey habe, höre ich nicht auf. Egal, ob ich dann 38 oder 39 Jahre alt bin. Es stehen nach Olympia auch noch zwei Turniere an, die sehr cool sind: die Europameisterschaft 2025, die erneut in Mönchengladbach stattfinden wird und im Jahr darauf die Weltmeisterschaft in Belgien und den Niederlanden. Es gibt nichts Besseres, das sind geile Turniere. Man weiß aber natürlich nie, wie es kommt.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Anton Fahl, rbb Sport.
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