Turbine, Union und Co. - Frauenfußball-Teams aus Berlin und Brandenburg starten in die Saison

Mi 21.08.24 | 11:45 Uhr
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Collage: Spielerinnen von Hertha, Turbine und Union in Aktion. Quelle: imago images
Audio: rbb24|Inforadio, 21.08.2024, Thomas Hollmann | Bild: imago images

Im Frauenfußball hat sich in der Region zuletzt viel getan. Union, Hertha und Viktoria streben dorthin, wo Turbine nach einem Jahr Zweitklassigkeit wieder angekommen ist - in die Bundesliga. Nun werden die Karten zum Saisonstart neu gemischt.

Turbine Potsdam

Turbine Potsdam ist zurück in der Bundesliga. Nach dem bitteren Abstieg 2023 und einem Jahr in der zweiten Liga haben die Brandenburgerinnen den sofortigen Wiederaufstieg geschafft. Der Wunsch des einstigen Spitzenklubs im deutschen Frauenfußball: die Konsolidierung in der ersten Liga. Dafür muss bei Turbine aber wohl noch einiges getan werden. Erst kürzlich warb der Klub auf seiner Vereinswebsite um einen neuen Haupt- und Trikotsponsor. Für den Brandenburger Klub ist es seit Jahren nicht einfach, im Geschäft der Erstliga-Klubs mitzuhalten. Es klafft mittlerweile eine große finanzielle Lücke zwischen den Vereinen, die auch mit Männermannschaften in den höchsten Ligen vertreten sind und reinen Frauenklubs. Neben Potsdam wird in der neuen Bundesliga-Saison nur die SGS Essen aus dieser Kategorie mit dabei sein.

Den Start in ein sicher herausforderndes Bundesliga-Jahr macht die Mannschaft der Trainer Marco Gebhardt und Dirk Heinrichs ausgerechnet im Eröffnungsspiel am 30. August gegen Meister Bayern München. Das Ziel für die Saison: Nichtabstieg.

Union Berlin

Mit einer überragenden Saison, die gespickt war mit etlichen Rekorden, hat Union Berlin den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft. Mittelfristig soll das aber nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach ganz oben sein. Bereits vor dem Start der neuen Spielzeit am Samstag (13 Uhr) gegen den Hamburger SV im Stadion an der Alten Försterei gibt sich Trainerin Ailien Poese zuversichtlich: "Wir haben einen guten Zweitliga-Kader und dementsprechend können wir selbstbewusst in die Saison gehen", sagte die 40-Jährige zuletzt dem rbb. "Wir werden schauen, wie uns der Start gelingt und dann nach und nach unsere Ziele formulieren."

Schon vor der letzten Regionalliga-Saison hatte man in Köpenick professionelle Strukturen für das Frauenteam geschaffen. Die Ausrichtung für die nächsten Jahre ist klar: Die Mannschaft soll sich ähnlich wie die Männer in der Bundesliga etablieren. Der erfolgreiche Auftakt in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Ligakonkurrent FSV Gütersloh (6:4 n.E.) könnte ein Vorgeschmack auf eine ambitionierte Mannschaft mit großen Zielen gewesen sein.

Hertha BSC

Hertha BSC geht im Vergleich zu Union mit ganz anderen finanziellen Voraussetzungen an den Start. Anders als der Konkurrent aus Köpenick hatte Hertha in der abgelaufenen Regionalliga-Spielzeit auch nichts mit dem Aufstieg zutun und beendete die Saison im gesicherten Mittelfeld auf Rang sechs. Eine Platzierung mit der die Führungsetage um Ex-Hertha-Profi Sofian Chahed zufrieden war.

Zwar ist das Ziel der Blau-Weißen mittelfristig ebenfalls der Aufstieg, der Frauenfußball bei Hertha BSC ist aber immer noch Neuland. Schließlich stand in der letzten Saison erstmals überhaupt eine Frauenmannschaft mit dem blau-weißen Trikot und der Fahne auf der Brust auf dem Rasen. Die neue Spielzeit beginnt für das Team von Manuel Meister am Sonntag (14 Uhr) mit einem Auswärtsspiel beim Bischofswerdaer FV.

Viktoria Berlin

Wohin führt der Weg von Viktoria Berlin? Vor zwei Jahren startete der Klub - gestützt von diversen Investoren - das ambitionierte Projekt, in fünf Jahren in die erste Liga zu kommen. Jetzt, quasi zur Hälfte, steckt Viktoria immer noch in der Regionalliga fest. Im ersten Jahr scheiterte man in zwei Aufstiegsspielen gegen den HSV, in der letzten Saison war Lokalrivale Union einfach zu stark.

Jetzt also der dritte Anlauf. Nach Angaben des Vereins ist das Interesse und die Unterstützung von Investorinnen und Investoren ungebrochen groß und das Ziel bleibt der Aufstieg bis ganz nach oben. Den Startschuss könnten die Berlinerinnen am Sonntag (14 Uhr) bei Türkiyemspor Berlin machen, das neben der zweiten Mannschaft von Turbine Potsdam als weiteres Team aus der Region in der Regionalliga Nordost vertreten ist.

4 Kommentare

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  1. 4.

    Im vergangenen Jahr stimmten die 24 Teams, die die beiden höchsten Spielklassen des Frauen-Profifussballs in England einstimmig für die Gründung.. Jeder der 24 Vereine wird als Anteilseigner des neuen Unternehmens fungieren. Trotz einer Saison mit rekordverdächtigen Zuschauerzahlen bestehen sie darauf, dass sie kurzfristigen Einnahmen keine Priorität einräumen werden.

    Die Kanadierin Nikki Doucet (CEO) hat den Sport als "Start-up"-Unternehmen bezeichnet. Alle Ideen werden untersucht, da "das Unternehmen einen Test-and-Learn-Ansatz fördern wird, um Ehrgeiz, Fortschritt und Anpassungsfähigkeit zu fördern.

    Zu diesem Zweck wird die neue WPLL zunächst durch "eine Kooperations- und Finanzierungsvereinbarung" mit der Premier League der Männer finanziert, die ein zinsloses Darlehen in Höhe von 25,7 Millionen US-Dollar (20 Millionen Pfund) beinhaltet, "um ein starkes Fundament aufzubauen und in Bereiche wie die Rekrutierung und die Entwicklung langfristiger Projekte zu investieren".

  2. 3.

    Die Verluste der Frauenvereine werden durch die wirtschaftliche Bilanz der Männer ausgeglichen. Das Timing der Verwertung nimmt wenig Rücksicht auf Belastungssteuerung und Regeneration. Es bleibt abzuwarten, was der Medienhype "Bronze" in den nächsten Wochen zu Tage fördern wird.

    Die Vereinsvertreter beobachteten mit großer Sorge, wie die Zahl der Ausfälle zunahm und welchen hohen Preis erst die Spielerinnen und dann die Vereine für den Abnutzungskampf in der französischen Sommerhitze zahlen werden. Der Besuch des olympischen Dorfes erfolgte in individueller Absprache mit den abstellenden Vereinen, hieß es vorsorglich von DFB-Seite. Für einige Vereine war die Grenze des Zumutbaren erreicht.

    In England startet Mitte September ein völlig neu finanziertes Ligakonzept des Frauenfußballs. Die beiden höchsten Ligen des englischen Frauenfußballs hatten sich offiziell von der Football Association abgespalten und die eigenständige Women's Professional Leagues Ltd (WPLL)abgespalten.

  3. 2.

    Die SGS Essen belegte in der abgelaufenen Saison 2023/2024 den vierten Tabellenplatz vor der TSG Hoffenheim, Bayer04 Leverkusen und dem SV Werder Bremen. Von wegen abgeschlagen und chancenlos. Die SG Essen-Schönebeck 19/68 e.V. hatte bereits am 29.02.2024 in einer Mitgliederversammlung einstimmig die Professionalisierung ihrer Frauen-Bundesliga-Abteilung beschlossen.

    Nun wurden die entsprechenden Eintragungen im Handels- und Vereinsregister beim Amtsgericht Essen bestätigt. Damit ist die SGS Essen der Vorreiter der reinen Frauenfußballvereine, der diesen Schritt erfolgreich umgesetzt hat. Der DFB hat aktuell bereits die Spielberechtigung für die Saison 2024/25 in der Google Pixel Frauen-Bundesliga als SGS Essen GmbH & Co. KGaA erteilt.

    Wie bisher werden die Verluste der Frauenvereine in der 1. Google Frauen-Bundesliga durch das wirtschaftliche Ergebnis der Männer ausgeglichen. Die 1. Bundesliga erwirtschaftet noch keinen finanziellen Mehrwert.

  4. 1.

    Bei Turbine Potsdam wurden die Karten bereits neu gemischt. In Sachen Professionalisierung hat die ordentliche Mitgliederversammlung in der Sommerpause mit 2/3-Mehrheit die Ausgliederung der Profi-Bundesliga-Abteilung vorbereitet, um den Weg für langfristiges Kapital und frauensportaffine Investoren frei zu machen und andererseits die großen Mädchen, Juniorinnen und Breitensport-Abteilungen in Verbindung mit dem Sportinternat zu fördern.

    Eine intensivere Recherche der Hauptstadtpresse in diese Richtung sollte sich für mehr Transparenz & Information für ihre Leser & Abonennten lohnen. Die Vorfreude der coolen Turbine-Frauen wird sich bald in Energie umwandeln.

    Das Eröffnungsspiel wird live im ZDF übertragen. Mit dabei sind auch MagentaSport und DAZN. Ob eingefleischter Fan oder neugieriger Neuling - das Interesse scheint sehr groß zu sein - die Haupttribüne ist bis heute fast ausverkauft - um Leidenschaft und das Engagement dieser herausragenden Athletinnen hautnah zu erleben.

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