Hertha BSC nach Sieg im Pokal - Zeit für eine Serie

Mo 19.08.24 | 06:22 Uhr | Von Anton Fahl
  31
Das Team von Hertha BSC jubelt im Pokal-Spiel beim FC Hansa Rostock (Quelle: IMAGO / Ostseephoto)
Audio: rbb24 Inforadio | 18.08.2024 | Jan Didjurgeit | Bild: IMAGO / Ostseephoto

Mit dem 5:1 in Rostock hat Hertha BSC seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Im Pokal zeigte das Team von Trainer Fiél alte Schwächen und neue Qualitäten. Tabakovics anhaltende Torflaute ist nur bedingt ein Problem. Von Anton Fahl

Im Ostseestadion läuft die 74. Minute, als Haris Tabakovic die Erlösung auf dem Fuß hat. Nach sehenswerter Vorarbeit von Michal Karbownik taucht Herthas Angreifer frei vor dem Tor auf. Er zieht mit links ab - und der Ball prallt gegen den Querbalken.

In der Vorsaison war Tabakovic mit 25 Pflichtspieltreffern der Top-Torjäger der "Alten Dame". In der neuen Spielzeit muss er weiter auf sein erstes Tor warten - saisonübergreifend bereits seit vier Partien. Für den bosnischen Nationalspieler ist es die längste Durststrecke des laufenden Kalenderjahres.

Wann zündet die nächste "Fluppe"?

Es darf jedoch sehr wohl als positives Zeichen gedeutet werden, dass Hertha BSC auch ohne Tabakovic-Treffer am Sonntag in der ersten Runde des DFB-Pokals beim FC Hansa Rostock fünf Tore erzielte.

Zumal "Fluppe" nicht mal eine Minute, nachdem er selbst die Großchance ungenutzt gelassen hatte, Marten Winkler in Szene setzte, der zum 3:1 einschob und für die Vorentscheidung sorgte. Der eingewechselte Florian Niederlechner schnürte innerhalb von drei Minuten einen Doppelpack, Hertha BSC ging als verdienter Sieger vom Platz und löste das Ticket für die zweite Pokal-Runde.

"Wenn du in Rostock 5:1 gewinnst, was wirklich nicht leicht ist, kannst du auch einigermaßen zufrieden sein", befand Trainer Cristian Fiél nach dem Abpfiff am Mikrofon der "Sportschau". Nach der Heimniederlage gegen Paderborn zum Auftakt in die neue Zweitliga-Saison und dem erkämpften Punkt beim Hamburger SV in der Vorwoche war es für Fiél der erste Sieg als Cheftrainer der "Alten Dame".

"In der ersten Hälfte haben wir manchmal zu schnell die Geduld verloren. Wir wollten zu schnell vors Tor kommen. Diese Geduld brauchst du aber gegen einen Gegner, der so spielt", analysierte der 44-Jährige.

Ibrahim Maza (li.) und Derry Scherhant von Hertha BSC (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)Zwei der vier Berliner Torschützen gegen Hansa Rostock: Ibrahim Maza (li.) und Derry Scherhant.

"Alte Dame" im letzten Drittel nicht konsequent genug

Gegen tiefstehende Rostocker kontrollierten die Berliner aus Fiéls favorisierter 4-3-3-Grundordnung über weite Strecken das Geschehen auf dem Rasen, hatten deutlich mehr Spielanteile als der Drittligist (67 Prozent Ballbesitz) und mehr Torabschlüsse (15 zu 7).

Doch gerade in den ersten 45 Minuten fehlte es den Herthanern an Kreativität und Präzision im letzten Angriffsdrittel. Das Fehlen Fabian Reeses war einmal mehr unverkennbar. Fragen Sie mal nach bei "Fluppe" Tabakovic.

Gefahr ging zunächst allenfalls von Jonjoe Kennys Standards aus, was allerdings primär dem mangelhaften Rostocker Abwehrverhalten zu verdanken war. Jedenfalls passte es ins Bild, dass auch dem 1:0 von Derry Scherhant ein Kenny-Freistoß vorausging.

Beim 2:1 durch Ibrahim Maza hatte der Brite, der sich zunehmend zum Berliner Fanliebling mausert, erneut seine Finger im Spiel. Diesmal sogar buchstäblich, denn es war ein Einwurf Kennys, der Mazas Treffer einleitete. Winkler vollendete einen Dreierpack der besonderen Art: Die ersten drei Hertha-Tore in Rostock wurden von Spielern aus der hauseigenen Akademie erzielt. Stichwort: "Berliner Weg".

Gersbeck patzt - Hertha zeigt Stärke

Dass sich die Herthaner in dieser Begegnung – gegen eine offensiv harmlose "Kogge" – nur selbst schlagen konnten, bewies ein weiteres Eigengewächs: der inzwischen 29-jährige Marius Gersbeck. Trainer Fiél belohnte den Schlussmann für gute Trainingsleistungen mit Einsatzzeit im Pokal. Doch in der 46. Minute, unmittelbar nach Wiederanpfiff, war es Gersbeck, der patzte und die Rostocker zurück in die Partie holte.

"Natürlich ärgert man sich. Man hat alles im Griff und gibt dem Gegner kurz nach der Halbzeit einen Push, wieder reinzukommen", sagte Fiél, der sein Team im nächsten Atemzug allerdings für die erfolgte, weil letztlich erfolgreiche, Reaktion lobte.

Tatsächlich zeugt es von einem gefestigten Kollektiv und einer mannschaftlichen Entwicklung, dass Hertha BSC, zumal in einem Pokalduell vor hitziger Kulisse, das Spiel nicht komplett aus der Hand gab. An dieser Stelle eine weitere positive Randnotiz: Von Ausschreitungen auf den Rängen keine Leuchtspur – im Gegensatz zum Aufeinandertreffen der rivalisierenden Fanlager im Pokal 2017.

Niederlechner: "Haken dahinter."

"Am Ende ist alles gut. Wir sind weiter und alle sind happy", sagte Florian Niederlechner nach dem Schlusspfiff in den Katakomben des Ostseestadions und dürfte zumindest für alle Herthaner gesprochen haben. "Wir waren der Favorit. Das war unser Ziel. Haken dahinter."

Bis zur ersten Länderspielpause der Saison 2024/25 hat Hertha nun die Chance, eine Serie zu starten. Nicht mehr und nicht weniger. Mit dem Weiterkommen im Pokal und dem erkämpften Punkt in Hamburg im Rücken. In der Liga kommt als nächstes Aufsteiger Jahn Regensburg ins Olympiastadion, danach steht der Auswärtstrip zum 1. FC Kaiserslautern auf den Betzenberg an.

Zwar wolle Niederlechner die "Kirche im Dorf lassen." Doch wenig überraschend betonte er auch, dass Hertha "alles daran setzen" werde, den ersten Dreier in der zweiten Liga zu holen.

Und wer weiß, vielleicht trägt Haris Tabakovic ja schon gegen Regensburg mit einem Tor seinen Teil dazu bei. Wenn eine Serie endet, fängt die nächste an.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.08.2024, 18:15 Uhr

Beitrag von Anton Fahl

31 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 31.

    Wenn Sie tatsächlich aus dieser Zeit kommen, dann sollten Sie es besser wissen. Dann sollten Sie wissen, dass diese Fanfreundschaft nicht gelebt wurde, sie existierte quasi nicht. Sie wurde zwar von uns Unionern besungen, aber nur, um die damalige Staatsmacht zu provozieren. Und als wir Unioner mit der politischen Wende und der Wiedervereinigung die "Kollegen" aus Westend kennenlernen "durften" haben wir sehr schnell festgestellt, dass man auf solche Freunde sehr gut verzichten kann.

  2. 30.

    Lerne die Geschichte! Es war einst ein gemeinsamer Spruch aus Zeiten der Fanfreundschaft zwischen Hertha und Union! Ich komme aus der Zeit und bleibe dabei.
    Eisern Berlin

  3. 29.

    „ Trainer Fiél belohnte den Schlussmann für gute Trainingsleistungen mit Einsatzzeit im Pokal. “

    Großes Problem beim Leistungssport. Nicht das Training ist entscheidend, sondern der echte Einsatz. War wohl ein Versuch gegen einen schwächeren Gegner. Dann lieber später einsetzen, wenn schon alles klar ist im Spiel. Das wäre als Belohnung ausreichend gewesen. Mal schauen, wann Gersbeck wieder eine Chance bekommt. Von mir aus muss das aber nicht sein

  4. 28.

    Ja, Gersbeck bringt die Mannschaft nicht weiter. Es sollte auf jeden Fall nur auf die jungen Torhüter gesetzt werden. Denen gehört die Zukunft.

  5. 27.

    Der einzige, der echt „anstrengend“ war, ist Gersbeck mit seinem Fauxpas. Das geht garnicht, wenn Torhüter so leichtsinnig sind, passiert ja ab und an immer wieder. Sieht lustig aus, ist es aber nicht.

  6. 26.

    Ist doch albern, solch Verhalten von Fans relativiert niemand, bei keinem Verein. Aber man muss sich nicht immer zwanghaft von seinen fehlgeleiteten Mitmenschen distanzieren. Da würde ich ja ständig was sagen müssen. Von einigen Kommentaren müsste man sich dann sich immer distanzieren, wie gesagt, dann wäre ich ständig im Alltag beschäftigt. Und wenn hier gegenseitig etwas vorgeworfen wird zwischen Fanlagern, dann ist das auch nicht zu tolerieren, es ist „nur“ Fußball.

  7. 25.

    Eigentlich ist der Inhalt der Hertha Artikel hier beim RBB inzwischen völlig egal. Die Überschrift "HERTHA" würde reichen und dann - feuer frei-, kaum einer der bisherigen Kommentare hat irgendetwas mit dem Artikelinhalt zu tun. Das rutscht hier immer mehr auf Instagram Niveau. Traurig.
    Gutes Spiel. Wichtig, dass man auch mehrere Tore (und verschiedene Schützen) geschossen hat, momentan sind die 2. Halbzeiten ansehnlicher als die 1., anders als früher unter Dardai. Tabakovic wird auch bald treffen und solange es Andere tun, ist das auch ok. Jetzt daran anknüpfen, dann kommen auch weitere Erfolge.
    HAHOHE

  8. 24.

    Sorry, mit Greifswald habe ich mich vertan,warum auch immer.
    Entschuldigt aber nicht das Fehlverhalten von ca. 100 Herthafans.
    Und wenn es Unioner gewesen wären, wäre es hier 20 mal und öfter Thematisiert worden.
    Aber natürlich wird dieser Vorfall von euch ja runtergespielt und verharmlost.
    Und euch mal zu kritisieren ist für euch Superfans ja gleich eine Majestätsbeleidigung.

  9. 23.

    Ja, leider hat der BVB die CL nicht gewonnen. Sechs deutsche Teams wären schon geil gewesen. Bin gespannt auf diese Saison.

  10. 21.

    Kasse! Volltreffer und versenkt!
    Schön, wie alle "Spezialisten" auf meinen Kommentar reagieren. Absolut berechenbar.

  11. 20.

    „ An dieser Stelle eine weitere positive Randnotiz: Von Ausschreitungen auf den Rängen keine Leuchtspur…“

    Und das ist gut so.

  12. 19.

    Mit Ihrem Basiswissen ist aber auch nicht weit her. Es nehmen fünf Bundesligisten teil, hätten auch sechs werden können.

  13. 16.

    Man muss ab und an mal in die Blasen stechen, damit die Bewohner*innen vielleicht merken, dass es andere Meinungen gibt!
    Ich beleidige aber im Gegensatz zu anderen Kommentator*innen niemanden!
    Sympathien möchte ich hier nicht generieren.
    Mein Text diente nur dazu, auf die Verwässerung der Wettbewerbe hinzuweisen, was inzwischen Basiswissen sein sollte.
    Schon der Namen "CL" ist Etikettenschwindel.
    Mein Vergleich diente nur der Verständniserleichterung!
    Ihr Hinweis auf die Noten geht fehl, da Noten nicht unbedingt den Leistungsstand reflektieren. Eine z.B. 3 in Bayern oder Sachsen wird wertvoller als eine 2 oder gar eine 1 in Berlin sein. Das Heinrich -Hertz-Gymnasium nehme ich davon ausdrücklich aus!!! Zur "Abitur-Schwemme" und der Studierunfähigkeit der Abiturient*innen befragen Sie mal die Professor*innen der Hochschulen und Universitäten. Dazu gibt es ausreichend Literatur etc.!
    Eine sinnvolle Antwort erwarte ich hier nicht. 'Würde auch tatsächlich nicht passen,


  14. 12.

    Relativierungen damit zu erzeugen andere Vereine hineinzuziehen (Whataboutism), zeugt nur von der Schwäche eigenes Verhalten zu reflektieren. Nein, nicht alle, aber genug Hertha"fans" zeigten sich bei Neuruppin von einer üblen Seite. Als Herthaner sollte man sich davon distanzieren, anstatt zu rechtfertigen. Und hier geht es um Hertha, und kein anderes Berliner Team!
    Zumindest die Fussballer haben für ein tolles Pokalspiel gesorgt!
    Eisern Berlin

Nächster Artikel