Analyse | Unions erste Saisonniederlage - Der Weg ist das Ziel

Sa 28.09.24 | 22:01 Uhr | Von Till Oppermann
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Das Team des 1. FC Union Berlin nach der Niederlage bei Borussia Mönchengladbach (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)
Audio: rbb24 Inforadio | 28.09.2024 | Marc Eschweiler | Bild: IMAGO / Matthias Koch

Am fünften Spieltag kassiert der 1. FC Union seine erste Pflichtspielniederlage der Saison 2024/25. Trotz des 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach sieht Trainer Bo Svensson seine Mannschaft auf einem guten Weg. Von Till Oppermann

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war für viele Deutsche ein Sommermärchen. Den Soundtrack dazu hat unter anderem Xavier Naidoo gesungen. "Dieser Weg wird kein leichter sein", heißt es in einem seiner Lieder. Ein Satz, der seine eigene Karriere beschreibt - geriet er doch wegen seiner politischen Ansichten in die Kritik.

Mindestens genauso gut passt dieser Satz aber auch zum 1. FC Union Berlin. Die Eisernen verloren ihr Auswärtsspiel in Mönchengladbach am Samstagnachmittag in der 96. Minute mit 0:1. Die anderthalb Stunden vorher wirkte es so, als würde der FCU darauf hoffen, 0:0 zu spielen. Spaß kann dieses Fußballspiel niemandem gemacht haben.

Union defensiv

Man sei enttäuscht, sagte Trainer Bo Svensson auch deshalb nach der späten Niederlage in Gladbach. Das späte Gegentor habe wehgetan. "Aber wir haben wieder gesehen, dass der Weg, auf dem wir sind, gut ist", so Svensson weiter. Nach einem Spiel, das der Sky-Konferenzreporter als "grauenhaft" bezeichnete, klingt das etwas euphemistisch. Aber: Nach fünf Ligaspielen ist klar, dass Bo Svenssons 1. FC Union eine Mannschaft ist, die sich über ihre Defensive definiert.

Als der linke Flügelverteidiger Tom Rothe - ein offensivstarker Spieler - zur Halbzeit ausgewechselt wurde, setzte der Trainer nicht auf den ähnlich veranlagten Robert Skov. Stattdessen wurde Innenverteidiger Diogo Leite auf die linke Seite beordert. Hauptsache stabil stehen! - So definiert sich Unions Fußball in den ersten Wochen der neuen Saison. Verglichen zur Vorsaison ist das ein Quantensprung.

Zurück zu den alten Tugenden - Zu wenig Fußball

Was Union seit dem Aufstieg in die Bundesliga ausgezeichnete, war die Defensive. Weil die Mannschaft auch in der vergangenen Saison, als es sportlich nicht gut lief, die laufstärkste der Bundesliga war, sprach Svensson seit seinem Amtsantritt häufig davon, auf den Union-Tugenden aufbauen zu wollen. Kampf, Einsatz und Leidenschaft, auch wenn es manchmal unfair ist.

Nach dem Spiel in Mönchengladbach ist Union das Team, das ligaweit am häufigsten foult. Knapp 123 Kilometer liefen die Unioner und standen am Ende doch mit leeren Hände da. Unnötig sei die Niederlage gewesen, so Abwehrchef Kevin Vogt, und: "Wir können vorher den Ball besser wegspielen und wenn du in der 96. Minute ein Tor kassierst, ist das bitter."

Wir wollten kein Gegentor bekommen. Das ist uns über weite Strecken gelungen.

Rani Khedira, Kapitän des 1. FC Union Berlin

"Spielen" ist ein gutes Stichwort, denn genau das gelingt Union unter Svensson noch zu selten. Die 68-prozentige Passquote gegen Gladbach ist im Ligavergleich extrem schwach. Vogt hat zwar Recht, wenn er sagt, Union sei in der zweiten Hälfte die bessere Mannschaften gewesen. Aber von insgesamt neun Schüssen gingen nur drei aufs Tor. Ex-Unioner Moritz Nicolas im Tor der Fohlen hatte einen ruhigen Nachmittag, weil Union nicht den Eindruck erweckte, gierig darauf zu sein, ein Tor zu schießen.

Zwei Szenen waren dafür symptomatisch: Nach einer halben Stunde spielte Jeong eine Ecke wie einen Flachpass im Mittelfeld in die Füße eines Gladbacher Verteidigers. Und im zweiten Durchgang entschied sich der eingewechselte Yorbe Vertessen nicht dafür, den Ball von der Grundlinie scharf in den Strafraum zu spielen. Stattdessen drehte er sich um die eigene Achse und dribbelte sich fest.

Svensson will sich treu bleiben

Ab der 70. Minute spielte Union die meiste Zeit in Gladbachs Hälfte. Klare Torchancen ergaben sich nicht. So fühlte sich das Gegentor in der sechsten Minute der Nachspielzeit zwar unfair an, wie Svensson sagte: "Es ist bitter, so spät noch ein Gegentor zu bekommen - und so viel Nachspielzeit gibt es in der Bundesliga auch nicht oft."

Doch trotz der langen Nachspielzeit war das Gegentor nicht unverdient. Denn spätestens ab der 90. Minute ging es nur noch auf den Kasten der Eisernen. Coach Svensson will sich davon aber nicht beirren lassen: "Jetzt verarbeiten wir das, dann blicken wir nach vorne und werden unserem Weg treu bleiben."

Kapitän Rani Khedira sagte nach dem späten K.O.-Schlag: "Wir wollten kein Gegentor bekommen. Das ist uns über weite Strecken gelungen." Wenn dieser Ansatz weiter verfolgt wird, können sich alle Eisernen darauf einstellen, dass die Spiele ihrer Mannschaft weiter torarm bleiben werden. Obwohl noch nicht alle Partien des 5. Spieltags gespielt sind, sind Union-Spiele, mit 1,4 Toren im Schnitt, die langweiligsten und ereignisärmsten der 1. Fußball-Bundesliga.

Es ist nicht zu erwarten, dass sich das in dieser Saison ändern wird. Acht Punkte aus den ersten fünf Spielen lassen allerdings ebenfalls erahnen, was nicht zu erwarten ist: Mit dem Abstiegskampf wird der 1. FC Union in dieser Spielzeit nichts zu tun haben. Daran ändert auch ein spätes Gegentor in Mönchengladbach nichts. Das ist Teil des Weges.

Sendung: rbb24, 28.09.2024, 21:45 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

19 Kommentare

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  1. 17.

    Genau wie bei Hertha :)
    Wo bleiben eigentlich dort Ihre lästernden Kommentare ?

  2. 16.

    Dann sollte man mehr lesen, ausser den einen oder anderen Bericht! Das wurde nach der letzten Saison ausgegeben. Stabilisierung und Klassenerhalt...
    Eisern Berlin

  3. 13.

    Im Foulspiel ist der FCU also jetzt Spitzenreiter. Das ist der Weg? Härte hat der Trainer ja gefordert. Aber Fouls? Finde ich nicht gut.

  4. 12.

    Was immer bei „uns“ sein soll, aber der Weg hier geht bestimmt noch ein gutes Stück in die Tiefe weiter ;-)

  5. 11.

    Wenn das Ziel der Klassenerhalt bedeutet, erwartet keiner durchgängig Spitzenleistungen (ausser Hater, die bei Niederlagen gerne hetzen).
    Und ja das Ziel ist dabei bleiben und nicht nur zuschauen. Aber auch das kann passieren und ist auch kein Weltuntergang.
    Ich habe auch auf Punkte gehofft, wie aber auch die Gladbacher. Nun hat Gladbach gewonnen. Also müssen die Punkte woanders geholt werden. Ich drücke die Daumen.
    Eisern Berlin

  6. 10.

    Wenn man keine Tore schießt, kann man auch keine Punkte holen. Man kann nicht 95 Minuten auf einen Punkt spielen. 1:1 wäre ok, wenn man sich dann noch 1 Tor fängt. Pech. Aber 95 Minuten auf 0:0 spielen, geht selten gut. Ein bisschen mehr Mut muss schon sein. Union's Glück wurde in der letzten Saison abgeschöpft. Jetzt muss man sich das Glück erst wieder verdienen.

  7. 8.

    Mir ist die Betrachtung des Kommentators zu negativ, ist halt Ansichtssache. Die extrem unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnisse in der BuLi machen eben unterschiedliche Strategien nötig. Die Schere geht ja immer weiter auseinander.
    Mit offensiven Hurrafussball als technisch und materiell unterlegener Mannschaft zu verlieren ist ja, wie häufig zu erleben, auch kein tolles Konzept. Union hätte das Spiel ja sogar gewinnen können. Ich kann einer so konzentrierten Defensivleistung durchaus etwas abgewinnen.

  8. 6.

    Die Überschrift würde eher zum heutigen Marathon passen. Jedenfalls bei Hobbysportlern. Bei Profis sollte es echte Ziele geben.

  9. 5.

    Wurde ja auch mal endlich Zeit, dass man mit diesem mauen Gekicke verliert.

  10. 4.

    Die Berliner und ihre Wege….. Immer wieder ein Lacher.

  11. 3.

    Der Weg rauf oder der Weg runte? Das ist die Frage ;-) Oder die geplante Mittelmäßigkeit?

  12. 2.

    Der Weg ist gut, direkt nach unten

  13. 1.

    und nächste Woche lautet die Überschrift 'Dabeisein ist alles'? ;-)

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