American Football - Wie Berlin Thunder sich neu erfinden will

Es sind noch ein paar Monate hin, ehe es für Berlin Thunder wieder rund geht in der European League of Football. Doch die neue Leitung des Klubs macht jetzt schonmal klar: Sie hat einiges vor.
American Football boomt in Deutschland. Davon will auch die Stadt Berlin profitieren und in Zukunft möglichst eines der lukrativen Europaspiele ausrichten, die die amerikanische Profi-Liga NFL immer häufiger ansetzt. Durch diese erhielten in den vergangenen Jahren Frankfurt und zuletzt München Zusatzeinnahmen im dreistelligen Millionen-Bereich.
Im Zuge des Booms entstand 2021 auch die European League of Football (ELF), die sich als Pendant zur großen NFL versteht und im kommenden Jahr mit 16 Teams aus neun Ländern an den Start gehen wird. Darunter sind, wie in bisher jeder der vier Saisons, auch die Berlin Thunder, die sich den Namen von einem Team liehen, dass zwischen 1995 und 2007 Teil der NFL Europe war. Einem frühen und letztlich gescheiterten Versuch der Amerikaner, mit einer neuen Liga zu expandieren.
Sitzen wie bei Adele
Ob die aktuelle ELF ein Erfolgsmodell ist, darüber ließe sich streiten. Der Erfolg von Berlin Thunder ist zumindest überschaubar. Ein einziges Mal ging es bisher in die Play-offs, in denen 2023 sofort in der ersten Runde Schluss war. Das alles soll sich nun zu kommenden Saison ändern. Man ist geneigt zu sagen: mal wieder.
Von einer Final-Teilnahme träumen sie bei Berlin Thunder. Dabei beginnt die Saison erst im kommenden Frühjahr und endet am 7. September mit dem "Championship Game" in Stuttgart. Am Kader wird noch gebastelt, am Budget auch. Aber irgendwo muss man ja anfangen.
Im Fall von Ulrich Kramer, dem neuen General Manager der Berliner, zunächst einmal beim Design: Der Klub hat nicht nur neue Farben (schwarz, weiß, gold), sondern auch ein neues Logo erhalten. Auf der Thunder-Homepage [berlinthunder.de] schreibt Kramer dazu, es zeige "Thors Hammer und den Blitz (…) – eine Hommage an die nordische Mythologie und unsere eigene Geschichte."
Kramer ist ein Urgestein des American Football in Deutschland, begann schon Ende der 70er-Jahre bei den damals gerade gegründeten Bremerhaven Seahawks und war seither in verschiedensten Positionen bei den verschiedensten Vereinen quer durch Deutschland. Nun also Berlin und das mit klaren Maßgaben, wie er im Gespräch mit dem rbb verdeutlicht: "Die Stadt muss wissen, dass es uns gibt."
Zu Zeiten der NFL Europe lockte Thunder schonmal knapp 20 Tausend Zuschauer an, damals ins Berliner Olympiastadion. Die EFL-Spiele der Neuzeit absolvierte man lieber im Jahnstadion und vor durchschnittlich 3.400 Zuschauern. Weil das Jahn-Stadion nun aber abgerissen wird (oder auch nicht), will man zur neuen Saison einen Steinwurf entfernt aufspielen: gleiches Gelände, andere Arena. Das Cantianstadion soll dabei aber nur so etwas wie die Hülle sein für die Heimspiele von Berlin Thunder. Eine Hülle, in der eine Firma eine Art mobiles Spieltagsstadion errichtet. Immerhin: Die Firma, die Kramer dafür im Auge hat, hat die temporäre Münchner Arena für die Auftritte der englischen Sängerin Adele verantwortet.
Die Frage nach dem Boom
4.800 Plätze sollen es dann werden und alles ein "bisschen kuschliger, aber mit deutlich mehr Atmosphäre", so Kramer. Es soll Event-Spieltage geben, an denen etwa den Berliner Rettungsdiensten gedankt wird. Das Catering soll sich am jeweiligen Gegner orientieren. Und ansonsten? "Wir sind das Berliner Team. Und das Team für die ganze Familie."
Thunder sei "das einzige Team", das Gesamt-Berlin repräsentiert, so Kramer mit Verweis auf unter anderem Füchse (Reinickendorf) und Union (Köpenick). 1,6 bis 1,7 Millionen Euro werde das Gesamt-Budget für die Saison 2025 betragen bei Berlin Thunder, so Kramer, gesteigertes Marketing-Budget inklusive.
In den sportlichen Bereich wolle er sich hingegen nicht so sehr einmischen. Das sei Aufgabengebiet von unter anderem Dean Cokinos, dem neuen Headcoach der Berliner. Der war schon einmal in Berlin tätig, als Defensiv-Trainer der Berlin Rebels Ende der 2010er-Jahre, und sagt: "Es ist großartig, zurück zu sein. Football ist wirklich gewachsen hier."
Sonst sagt der Mann mit reichlich Erfahrung, unter anderem in der NFL, nicht sonderlich viel - das aber mit einem wunderbar breiten Englisch und viel Zuversicht: Ein "special place" sei Berlin, man wolle natürlich versuchen, den Titel zu holen und das mit den besten Spielern des Landes, die es hier in der Stadt gebe. Darunter womöglich auch jene, die im Zuge des Niedergangs beim Lokalrivalen Berliner Adler frei sind für neue Aufgaben.
So bleibt noch einiges zu tun, bis es im Frühjahr dann auch sportlich wird bei Berlin Thunder. Und ganz nebenbei die Frage geklärt wird, was eigentlich genau boomt in Deutschland: American Football als Sportart oder einfach nur die NFL als Liga.
Sendung: rbb24 Inforadio, 06.12.2024, 15:15 Uhr
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