200 Studierende pro Jahr - Medizinerausbildung soll in Cottbus 2026 mit neuer Universität starten

Di 21.03.23 | 21:19 Uhr
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Medizinstudenten üben die Wiederbelebung eines Patienten (Foto: dpa/Woitas)
Video: rbb24 | 21.03.2023 | Nachrichten | Bild: dpa-Zentralbild

Seit Jahren wird von einem Medizinstudium in Cottbus gesprochen, zuletzt war offen, ob es unter dem Dach der BTU stattfindet oder nicht. Nun wurden die konkreten Pläne für das bisher teuerste Strukturwandelprojekt in der Lausitz vorgestellt.

  • Cottbus soll eigene Uni für angehende Mediziner bekommen
  • CTK Cottbus soll Uniklinikum und "Digitales Leitkrankenhaus" werden
  • Ziel: bis zu 1.300 Arbeitsplätze in Forschung und Lehre, 200 Studienanfänger pro Jahr
  • Konzept muss noch vom Wissenschaftsrat geprüft werden

Für den künftigen Medizinernachwuchs aus der Lausitz wird in Cottbus eine eigene Universität gegründet. Das steht im Konzept für den Aufbau der Universitätsmedizin in der Lausitz, das Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) am Dienstag vorgestellt hat. Zuvor hatte das Kabinett die Leitlinien der Landesregierung für das Konzept beschlossen.

Damit wird die medizinische Fakultät nicht wie ursprünglich geplant an die BTU Cottbus-Senftenberg angegliedert. Schüle sagte im rbb, eine neue Universität zu gründen, sei die richtige Entscheidung. "Das passt am besten zur Region. Das ist das Modell, das wir brauchen", so Schüle in der Sendung rbb24 Brandenburg aktuell.

Die Unimedizin in Cottbus gilt als eines der Leuchtturmprojekte im Lausitzer Strukturwandel. Bund und das Land wollen laut Schüle bis 2038 rund 2,1 Milliarden Euro für den Aufbau und den Betrieb investieren. Forschungsschwerpunkte sollen Gesundheitssystemforschung und Digitalisierung des Gesundheitswesens sein. Das Carl-Thiem-Klinikum (CTK) Cottbus soll zum Universitätsklinikum und "Digitalen Leitkrankenhaus" ausgebaut werden.

Wissenschaftsrat muss Konzept zustimmen

Damit soll in Cottbus die 37. staatliche Unimedizin in Deutschland entstehen, die laut Manja Schüle ein "absolutes Alleinstellungsmerkmal" haben werde. "Die Verknüpfung von Versorgung, Lehre und Forschung mit den Schwerpunkten 'Gesundheitssystemforschung' und 'Digitalisierung des Gesundheitswesens' ist ein Profil, das es bisher nirgends in Deutschland gibt", wird sie in der Mitteilung der Staatskanzlei zitiert.

Nachdem nun das Konzept vorliegt, wird es Ende März dem Wissenschaftsrat zur Prüfung vorgelegt. Die Arbeit werde laut Schüle etwa ein Jahr dauern, ein Ergebnis werde im Frühjahr 2024 erwartet. "Abhängig davon könnte die Medizinische Universität Mitte 2024 gegründet werden, 2026 könnten dann die ersten Studierenden starten", so die Staatskanzlei.

Das CTK Cottbus soll nach den Plänen im Jahr 2024 als Uniklinikum in Landesträgerschaft überführt werden. Bis 2035 soll der Vollausbau der Unimedizin abgeschlossen sein. Bis zu 1.300 Arbeitsplätze sollen in Forschung und Lehre entstehen. Geplant werde mit 200 Studienanfängern pro Jahr. "Im Endausbau werden etwa 1.200 junge Menschen in Cottbus Medizin studieren", so Schüle in der Mitteilung der Staatskanzlei. Die ersten Lausitzer Ärzte sollen im Jahr 2032 die Uni verlassen.

Der Weg zur Unimedizin

Seit Jahren wird darüber gesprochen, dass künftig Medizinernachwuchs aus Cottbus kommen soll. Im Jahr 2019 war das erste Mal von einem Medizinstudium die Rede. Im Zuge des Strukturwandels solle eine staatliche Medizin-Fakultät mit dem Schwerpunkt digitale Medizin aufgebaut werden, die ersten Studenten sollten im Semester 2023/2024 starten - so damals der Plan, den der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke und die damalige Wissenschaftsministerin Martina Münch (beide SPD) vorgestellt hatten.

Im August 2021 hatte eine Expertenkommission dem Land Brandenburg schließlich konkrete Vorschläge für ein Projekt mit dem Namen "Innovationszentrum Universitätsmedizin (IUC)" vorgelegt. Demnach sollte an der BTU Cottbus-Senftenberg eine Medizinische Fakultät gegründet werden. Die Komission war es auch, die vorgeschlagen hatte, das CTK Cottbus zu einem Universitätsklinikum in Landesträgerschaft und einem "Digitalen Leitkrankenhaus" auszubauen.

Anfang 2023 wurde bekannt, dass für die geplante Medizinerausbildung offenbar eine eigene Universität gegründet werden soll. In einem Schreiben zeigte sich BTU-Präsidentin Gesine Grande unzufrieden. "Wir bedauern diese Entscheidung außerordentlich und sehen sie aus wissenschaftlicher und hochschulpolitischer Sicht kritisch."

Seit die Expertenkommission vorgeschlagen hatte, die geplante Medizinerausbildung in die BTU zu integrieren, habe die Uni in gemeinsamen Arbeitsgremien mitgearbeitet und "mit Leidenschaft" ein passfähiges Konzept erstellt. "Diese Entscheidung kam für uns unerwartet, auch weil wir in den Entscheidungsprozess nicht eingebunden waren", erklärte Grande weiter.

Dem rbb sagte Grande: "Es ist klar, dass die Universitätsmedizin ohne die BTU die Lehre in den Grundlagenfächern oder die angedachten interprofessionellen Schwerpunkte gar nicht gestalten kann." Wissenschaftsministerin Manja Schüle hat angekündigt, dass enge Kooperationen zwischen beiden Universitäten geplant seien.

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.03.2023, 15:10 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    >"Schade um die absehbaren und eigentlich unnötigen Reibungsverluste mit der BTU."
    Die Reibungen werden von der BTU Leitung heraufbeschworen. Was heißt BTU noch mal?
    >Brandenburgische Technische Universität< !! Nicht Medizinische Universität!
    Die BTU hat sich auf technischen Gebieten etabliert und hat ihren Ruf dahingehend auch immer so ausgebaut.
    Dass Medizin heutzutage auch viel mit Technik zu tun hat, macht eine BTU damit nicht automatisch zum Haus einer Medizinuniversität. So gesehen dürften sich beide Universität auch fachlich nicht ins Gehege kommen. Auf einigen Infrastruktur- oder Verwaltungsgebieten arbeiten beide sicher dann irgendwann zusammen. Ist ja eine Stadt und eine Studentencommunity.

  2. 12.

    "Immerhin hat Frankfurt(Oder) die letzte Ausschreibung um Investionen für die Zukunft klar verloren." War knapp. Aber der OB sagte ja, daß es schon einen Plan B für Ffo gibt. Leider wurde bis heute nicht gesagt, was der Plan B sein soll und von den Journalisten scheint auch keiner nachfragen zu wollen (einer Sache lange zu folgen und nachzuhaken ist wohl oft ein Problem).

  3. 11.

    Das stimmt schon, aber worüber möchten Sie sich eigentlich unterhalten ?

    Das ist und war in jeder Branche und auf jedem Flecken Erde so.

    Warum soll dort nicht ausgebaut werden?

    Und wirbt Deutschland nicht auch ausländische Arbeitnehmer an, die deren Heimatstaaten dann verlassen?

    Ich kann Ihre Argumentation nicht ganz nachvollziehen.

    Welche Garantie bietet z. B. die Ausbildung der Mediziner in Greifswald?

  4. 10.

    Wenn Sie sich das Interview noch einmal anhören, werden Sie feststellen, daß die Hoffnung mitschwingt, daß von den ausgebildeten Ärzten ein Teil in der Region bleibt.
    Jährlich 200 Mediziner mit hohem Aufwand auszubilden, die danach in der Schweiz, Österreich oder Norwegen arbeiten, weil in D die Arbeitsbedingungen schlecht sind, ist auf vielen Ebenen sinnlos und auch volkswirtschaftlich nicht wünschenswert.
    Zwingen kann man die Menschen nicht, manche lassen sich noch durch das Stipendiuim-Programm für Landärzte binden.

  5. 8.

    Man kann nur hoffen, dass das Projekt gestoppt wird. Im Ideallfall wird auch die TU Cottbus aufgelöst.
    Immerhin hat Frankfurt(Oder) die letzte Ausschreibung um Investionen für die Zukunft klar verloren.

  6. 7.

    Niemand sagt, dass die jährlich bestenfalls 200 ausgebildeten Mediziner in der Lausitz bleiben sollen.

    1300 sollen an der Hochschule arbeiten.

  7. 6.

    Garantien für den Erfolg gibt es nie und nirgends. Das bedeutet nicht, dass man es gar nicht erst versuchen soll!

  8. 5.

    Natürlich. Die Frau Doktor von 2037 ist im Moment noch in der 9a, es dauert eben. Im Interview meinte Ministerin Schüle, daß nach Studien bis zu 1/3 der Absolventen in der Region bleiben. Leider reichlich naiv. Die Leute können sich europaweit aussuchen, wo sie arbeiten möchten, warum sollen sie in der Lausitz bleiben?

  9. 3.

    Ich finde das Projekt gut und bin gespannt, ob es gelingt, ausreichend Personal für Lehre und akad. Mittelbau in die Region zu locken. Wenn die ersten Absolventen 2032 fertig sind, folgt i.A. die 5jährige Facharztausbildung, wenn die fertig ist, schreiben wir das Jahr 2037.

  10. 2.

    Schade um die absehbaren und eigentlich unnötigen Reibungsverluste mit der BTU. Frage mich tatsächlich, warum man ein wissenschaftliches Gutachten zum Aufbau der Medizin in Cottbus in Auftrag gibt, nur um sich dann mit dünnen Argumenten für die selbstgebastelte Variante zu Entscheiden. Die vorgebrachten Argumente zur eigenen Universität überzeugen zumindest mich nicht.

  11. 1.

    Tolles Projekt....jetzt warte ich auf die ersten miesen und von Neid erfüllten Kommentare.

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