Ruhetage in der Ferienzeit - Fachkräftemangel und hohe Kosten zwingen Gastronomen zu kürzeren Öffnungszeiten

Mo 07.08.23 | 17:12 Uhr
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Symbolbild:Fußgänger laufen durch die Altstadt von Potsdam an vielen Restaurants vorbei.(Quelle:picture alliance/imageBROKER/Schoening)
Audio: Antenne Brandenburg | 07.08.2023 | Elke Bader | Bild: picture alliance/imageBROKER/Schoening

Ruhetage, kürzere Öffnungszeiten und kleinere Speisenkarten - Immer mehr Gastronomen und Hoteliers in Brandenburg müssen sparen. Das verärgert wiederum die Touristen.

Zahlreiche Unternehmer der Tourismusbranche sowie Gastronomen und Hoteliers im Landkreis Oder-Spree verkürzen derzeit ihre Öffnungszeiten. Immer mehr Betriebe schließen zwei bis drei Tage die Woche, sagte die Geschäftsführerin vom Tourismusverband Seenland Oder-Spree, Ellen Rußig, am Montag dem rbb. Die Anzahl von Gästen sei gleichbleibend, doch der Bedarf könne durch die bestehenden Fachkräfte oftmals nicht gedeckt werden. In Folge würden Betriebe laut Rußig Ruhetage einführen und Öffnungszeiten verkürzen.

Neue Mitarbeiter seien ebenfalls schwer zu finden und für viele Unternehmer zu teuer. Unter anderem aufgrund geringerer Ausgaben der Gäste seien viele Gastwirte derzeit darauf angewiesen, Kosten zu sparen. "Mann trinkt vielleicht nur einen Wein und nicht den zweiten oder dritten", so die Geschäftsführerin. Zudem gebe es höhere Liefer-, Energie- und Personalkosten. Auch die Forderungen der Fachkräfte würden zunehmen. Laut Rußig wird der Wunsch nach einer Vier-Tage-Woche oder freien Wochenenden immer größer.

Akzeptanz für Ruhetage muss erworben werden

Der Verband sehe es nun als Pflicht, die Bedingungen so zu gestalten, dass Gäste die Ruhetage akzeptieren können. Eine offene Kommunikation mit Gästen sei wichtig, betont Rußig. Um ihnen entgegenzukommen und sie künftig besser zu informieren, wolle der Verband digitale Medien einsetzen. Demnach sollen Öffnungszeiten und alternative touristische Angebote digital aufgeführt werden.

Zudem wolle der Verband noch stärker in den Austausch mit Unternehmen treten und Netzwerk-Funktionen ausüben.

Gastronomen und Hoteliers untereinander vernetzt

Sich mit Gastronomen und Hoteliers der Region vernetzen will auch Chefin des Hotels Kaisermühle im Schlaubetal (Oder-Spree), Constance Mikeska. "Es gibt Tage, an denen wir voll sind - und natürlich helfen wir uns", so Mikeska. Zudem gebe es zeitweise auch Personalengpässe. In diesen Fällen sei eine Weitervermittlung von Gästen gegeben.

Im Hotel Kaisermühle gibt es derzeit ein Mal die Woche eine Schließzeit von 24 Stunden. Zudem habe die Hotelchefin das erste Mal seit 25 Jahren Betriebsferien eingeführt. "Das ist einfach nötig, damit wir auch mal Dinge abarbeiten können, die liegen geblieben sind." Ihre Kunden wolle sie über ihre Homepage darüber informieren.

Selbstbedienung und Roboter zur Entlastung

Um Personal zu entlasten und dem Fachkräftemangel engegenzuwirken, wolle der Tourismusverband zudem helfen, interne Prozesse in Unternehmen zu optimieren. Unter anderem digitale Einarbeitungen sollen künftig helfen, Personal aus anderen Branchen einzusetzen.

Auch Selbstbedienung und Tischbestellungen per App sollen helfen, Mitarbeiter zu entlasten. In einigen Gastätten der Region seien diese Modelle erfolgreich. Auch Roboter, die das Essen bringen, würden immer häufiger eingesetzt. Zudem haben laut Rußig viele Betriebe ihre Speisekarte reduziert.

Doch Gästen ein Wohlgefühl sowie Kontakte zu vermitteln, sei auf diesem zunehmenden digitalen Weg schwierig. "Auf der einen Seite will man dem Gast Brandenburg nahebringen und man will authentisch sein. Auf der anderen Seite fehlen einem die Arbeitskräfte", so Rußig. Letztendlich gebe es kein "Allheilmittel" - jeder Unternehmer müsse ein individuelles Modell entwickeln.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.08.2023, 15:12

Mit Material von Martina Rolke und Elke Bader

71 Kommentare

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  1. 71.

    Oh, Sie haben es missverstanden. Es war eine Antwort auf Kommentar Nr. 41 von >Sizilianer<. Ich bin kein Sizilianer, lebe schon immer hier, wie auch meine Vorfahren. Aber ich habe hier in Deutschland für eine italienische Firma mit sizilianischen Kollegen gearbeitet und la famiglia ist alles für sie, das meinte ich mit Heimweh, nicht die Preise. Familie ist unbezahlbar. Ok? :-)

  2. 69.

    Kartoffeln und Gemüse aus den Acker und Hausschlachtung. Aufteilen und selbst kochen!
    Was soll das ganze Theater mit den Restaurants, die immer teurer werden.

  3. 68.

    Also ich nenne das mal ne Naturkonstante.

    Das schimpfen der Älteren auf die Jungend von heute.

    Wird wohl immer so bleiben...

  4. 67.

    Nein, es geht tatsächlich um weniger Arbeit bei gleichem Einkommen. Funktioniert zum Beipiel in der Automobilindustrie, da Automatisierungsgrad und Produktivität sehr hoch sind. Da muss der Mitarbeiter tatsächlich weniger arbeiten, um die selbe Wertschöpfung zu erzielen.

  5. 66.

    Und trotzdem leben sie in Deutschland. Also irgendwas schätzen sie an Deutschland mehr als an Italien und das werden nicht ihre aufgezählten niedrigen Preise sein.

  6. 65.

    Eine Viertagewoche funktioniert nur in hochproduktiven, hochautomatisierten Industriezweigen, alles andere ist eine schwärmerische Utopie.

  7. 64.

    Sie machen Werbung für Sizilien, müssen Sie aber nicht. Es ist eine schöne Insel und die Menschen dort sind total nett. Im Gegensatz zu den Provinzen im Norden verdienen sie zu wenig Geld, auch in der Gastro und das Essen und der Wein sind sooo lecker. Ich hätte Heimweh.

  8. 63.

    Ruhetage in der Ferienzeit! Berlin ist Deutschland, Deutschland ist Berlin. Von Berlin kommt die Politik- Musik was ganz Deutschland betrifft. Fachkräftemangel zieht in alle Bereiche, ob Gastronomie oder Pflege, alles wird teurer. Fachkräfte sind teuer, die Sparbremse ziehen viele in einer Stadt an und am Land. Trotzdem machen einige Lokale 3 Wochen Betriebsurlaub schließen das Lokal. Wer das sich leisten kann, ist nicht arm dran.

  9. 62.

    Wenn es um die Theorie geht, das Bürgergeldempfänger nur zu faul sind, regelmäßig Arbeiten zu gehen, ihren Fachjob kündigen und lieber nebenbei irgendwo gegen Cash nebenher jobben gehen. Da müßten die Gastronomen ja völlig überrannt werden, wo doch gerade da Gelegenheitsschichten durchaus üblich sind und selbst bei offizieller Anmeldung das Trinkgeld nicht angegeben wird.

  10. 61.

    Wenn man die Coronazeit als Maßstab sieht, sahen viele, die ansonsten die Sozialversicherung scheuten, wie der Teufel das Weihwasser, die Verpflichtung des Staates, ihnen alles bis zum letzten Cent zu ersetzen, inklusive den zu erwarteten Gewinn.

  11. 60.

    Da haben Sie ihre Begründung, warum die Arbeitskräfte nicht wieder zurückgekehrt sind. Hat man sich erstmal an geregelte Arbeitszeiten, regelmäßiges festes Einkommen und Freizeit auch bei schönen Wetter mit Freunden gewöhnt hat, sind die wenigen Tage mit ordentlich Trinkgeld schnell vergessen.

  12. 59.

    Wer sagt das?Bürgerged?
    Laut Statistk sind die AN nur abgewandert im andere Jobs.Also nix "Bürgergeld"!
    Und es geht den Leuten im grossteil nicht um mehr Geld sondern um die Arbeitszeiten.Siehe die Forderung der 4-Tagewoche.

  13. 58.

    Fachkräftemangel ist hausgemacht von den Gastronomen.
    Gäste müssen viel Geld ausgeben
    ABER
    Gastronomen wollen ihren Mitarbeitern nur Hungerlöhne bezahlen.

    Ist doch klar, dass manche Bürger dann lieber von dem sog. Bürgergeld leben.

  14. 57.

    Das war mein erlernter Beruf und habe diesen bis zur Rente auch ausgeführt.

  15. 56.

    Der Meinung bin ich auch denn Gastronomie ist Dienstleistungen und die Mitarbeiter opfern Wochenende und Abendstunden um uns zu versorgen sowie ein paar schöne Stunde zu verbringen.

  16. 55.

    Dann herzlich willkommen zur Diktatur. Enteignung, Verstaatlichung ist der Anfang vom Ende der Demokratie.

  17. 54.

    Erzählen Sie Ihre witzigen Geschichten von "Leistung" und "Jugendwahn" doch mal den Kindern, die unter den unnötigen Schulschließungen in den letzten Jahren gelitten haben, während Oma und Opa entspannt zum Gottesdient marschiert sind.

  18. 53.

    Üblich in Gastronomien ist doch heute folgendes: „keine Kartenzahlung“ oder „nur Barzahlung“. Steuerlich bedenklich, Kontrollen unerlässlich. Wo sind die Corona-Milliarden hin? Die meisten Gastronomen wären auch ohne Corona-Geschenken Pleite gegangen, habe ich immer gesagt. Herausgeschmissenes Steuergeld. Pro AfD.

  19. 52.

    Die Leistung des simplen, ungestörten „Seins“. Verstehen Sie die junge, woke Linke denn nicht?

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