Ausbildungszentrum in Götz eröffnet - Brandenburger "Wärmepumpenlabor" will Fachkräftemangel abfedern
Termine für die Installation von Wärmepumpen sind schwer zu bekommen: Es fehlen geschulte Fachleute. Abhilfe schaffen soll das "Wärmepumpenlabor" der Handwerkskammer Potsdam, das in Götz eröffnet wurde. Von Lisa Steger
- Im "Wärmepumpenlabor" in Götz (Potsdam-Mittelmark) sollen Handwerker den Umgang mit Wärmepumpen trainieren
- Betriebe fehlen die Mitarbeiter, den wenigen Bewerbern oftmals das Rüstzeug
- Experten meinen, dass Wärmepumpen dauerhaft an Bedeutung gewinnen werden
Zehn Wärmepumpen brummen und blinken vor sich hin, alle bekannten Hersteller sind vertreten. Reinhold Illgen, Elektro- und Installateurmeister, ist bereit für die ersten Lehrgangsteilnehmer: "Sie lernen, wie man eine Wärmepumpe hydraulisch in die Heizungsinstallation des Gebäudes einbaut, wie man sie überhaupt von der Größe her richtig auswählt und wie man sie elektrotechnisch richtig ausrichtet", sagt Illgen. "Nachher sollten alle zufrieden sein, denn es wird warm. Der Kunde freut sich und die Anlage funktioniert lange sorgenfrei."
Die Lehrgänge sind Teil der Meisterausbildung im Elektro- und Installateurberuf, auch Auszubildende sollen hier trainieren. Zudem gestandene Handwerker, die sich weiterbilden wollen. "Wir feilen noch, wir müssen überlegen: Wollen wir, dass der Teilnehmer schnell mal was zusammenschraubt? Oder wollen wir fundierte Kenntnisse vermitteln?" Da müsse man sehen, wie lange so ein Kurs dauern sollte, erzählt Illgen.
Ausbildung soll dauerhaft nutzbar sein
Nach dem Einbau soll der Handwerker in der Lage sein, die Anlage auch zu warten - über Jahre, so das Ziel, sogar online als Fernwartung. "Und viele wollen das auch", berichtet Illgen. Die Nachfrage nach Kursplätzen sei sehr groß. "Wir sind am Limit", so der Handwerksmeister. "Zum einen ist es ein Zwang, denn das Gebäudeenergiegesetz wird die Wärmepumpe fordern, und der Installateur braucht dieses Wissen", sagt Illgen. "Aber es ist auch eine tolle Technologie; beides spielt ineinander."
300.000 Euro hat das Wärmepumpenlabor gekostet. Das Bundeswirtschaftsministerium hat es mit 240.000 Euro gefördert, so Staatssekretär Michael Kellner. "Wir haben oft kleine, spezialisierte Handwerksbetriebe, die nicht acht verschiedene Wärmepumpensysteme im Einsatz haben", so der Grünen-Politiker. "Und deshalb ist es gut, wenn ich hierherkommen und dann alle technischen Anwendungen ausprobieren kann." Deshalb unterstütze das Ministerium die Einrichtung.
Fachkräftemangel behindert Wärmewende
Die Nachfrage nach der Pumpe war zeitweise groß, "es war ein Riesenboom" wegen des Gebäude-Energiegesetzes, berichtet Robert Wüst, Präsident der Handwerkskammer Potsdam. Viele Wärmepumpen seien bestellt worden.
Als das Heizungsgesetz jedoch nicht beschlossen wurde - wegen Uneinigkeit in der Ampel - sei die Nachfrage "schlagartig eingebrochen". Doch Wüst ist sicher: "Diese Nachfrage wird wieder steigen, wegen der höheren Kosten für fossile Brennstoffe - unter anderem wird ja die CO2-Steuer im nächsten Jahr wieder erhöht." Die Wärmepumpe werde dauerhaft an Bedeutung gewinnen, ist Robert Wüst sicher.
Ab dem nächsten Jahr sollen in Deutschland jährlich 500.000 Wärmepumpen verbaut werden, so der Plan von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Robert Wüst ist skeptisch. "Unsere Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerker bemühen sich jeden Tag, aber es fehlen Hände dazu", so Wüst. "Allein in Brandenburg gibt es 2.500 freie Plätze in den Klimaberufen."
"Es fehlt oft das nötige Rüstzeug"
Die Betriebe täten alles, um Leute zu finden. Als Hemmschuh erweise sich neben der geringen Zahl der Bewerber aber auch das Niveau der Schulbildung, kritisiert Wüst. "Es fehlt oft das nötige Rüstzeug gerade in Mathematik und Deutsch", so Wüst, "wir stehen deshalb mit dem Bildungsministerium in ständiger Verbindung." Die Forderung: Lehrerstellen müssten besetzt sein, Stundenausfall reduziert werden. "Physik, Mathe und Deutsch sind die Grundfächer und müssen verstärkt unterrichtet werden."
Ohne Handwerker keine Wärmewende - das weiß auch Wirtschaftsstaatssekretär Michael Kellner (Grüne). "Ich lasse mir meinen Optimismus nicht nehmen", sagt er. "Das wäre eine ganz schlechte Haltung für einen Politiker."
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 31.08.2023, 19:30 Uhr