Von eigener Zielsetzung weit entfernt -
Das US-Unternehmen Tesla produziert in seinem Werk in Grünheide (Oder-Spree) nach eigenen Angaben inzwischen bis zu 6.000 Elektrofahrzeuge in der Woche. Das bestätige der Leiter des Werks André Thiering am Mittwoch in einem Interview mit dem Tagesspiegel [tagesspiegel.de]. "Ja, wir haben diese Wegmarke geknackt", so Thiering. Der neue Höchststand sei demnach vor dem derzeitigen Produktionsstopp erreicht worden.
Produktion um knapp 20 Prozent gesteigert
Den letzten offiziellen Tesla-Zahlen aus dem vergangenen Jahr zufolge rollten bis dato wöchentlich rund 5.000 Fahrzeuge des Model Y und damit circa 250.000 im Jahr vom Band. In Branchenkreise war aber bereits davon ausgegangen worden, dass die Produktion in Grünheide mittlerweile darüber liegt. Den neuen Zahlen zufolge werden nun im Schnitt über 300.000 Autos hergestellt.
Allerdings liegt das Unternehmen damit immer noch weit von der eigenen Zielsetzung entfernt. Diese peilt 500.000 Autos im Jahr an. Mit dem aktuell geplanten Ausbau der Fabrik sollen langfristig sogar eine Million Fahrzeuge jährlich möglich werden.
Die Produktion in Grünheide ist im Moment weitgehend gestoppt. Grund ist nach Tesla-Angaben eine Lücke in der Lieferkette von Bauteilen als Folge der Angriffe der jemenitischen Huthi-Miliz im Roten Meer auf Schiffe. Laut Thierig werden derzeit unter anderem Instandhaltungsarbeiten vorgenommen. Zudem werden Mitarbeiter geschult. Ab Montag soll die Produktion in vollem Umfang fortgesetzt werden.
Werksleiter wirbt für Bebauungsplan
Derzeit findet eine Bürgerbefragung zu den Erweiterungsplänen der Fabrik in Grünheide statt, die am 16. Februar endet. Sie soll eine Grundlage für Entscheidungen der Gemeindevertretung sein. Tesla will auf einer Fläche neben dem Werksgelände einen Güterbahnhof, Lagerhallen und eine Kita errichten. Für die Erweiterung sollen über 100 Hektar Wald gerodet werden. Der Bebauungsplan ist bisher nicht beschlossen. Die Entscheidung der Gemeindevertretung wird im zweiten Quartal erwartet. Vor rund einem Jahr gab es eine Mehrheit für die Aufstellung.
Im Interview mit dem Tagesspiegel [Bezahlinhalt] hat Leiter Thierig für den Bebauungsplan geworben, damit vom Werk künftig auch über die Schiene Autos abtransportiert werden können. Sollten sich die Menschen in Grünheide für die Erweiterung des Werkes entscheiden, müssten weniger Lastwagen auf den Straßen fahren, sagte der Diplom-Ingenieur. Die Werkserweiterung sei erforderlich, um das Werk auch logistisch besser aufzustellen.
"Wir wickeln momentan unseren gesamten Güterverkehr über die Straße ab, sowohl die Zulieferung von Produktionsteilen als auch den Abtransport der Neufahrzeuge. Wir wollen das weitgehend auf die Schiene verlagern", sagte Thierig. "Dafür benötigen wir den Güterbahnhof. Wir planen dort weitere Logistikflächen, um mehr Teile zu bevorraten, aber auch Sozialeinrichtungen." Das Unternehmen spricht von mindestens 1.000 Lastwagen, die von der Straße verschwinden würden, wenn der Güterbahnhof komme.
Debatte um Werkserweiterung
Vor dem Ergebnis der Bürgerbefragung warnt das Brandenburger Infrastrukturministerium vor erheblichen Belastungen für die Region, sollte ein Bebauungsplan nicht beschlossen werden. Ein Abbruch des B-Plans Nr. 60 würde die Infrastrukturentwicklung in der Region deutlich verlangsamen und eine Verlagerung der Lkw auf die Schiene verhindern, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums am Dienstag.
Nach Angaben des Ministeriums ist der B-Plan für die öffentliche Straßeninfrastruktur rund um das Werk erforderlich - etwa für die neue Landesstraße 386, die Überführung über den Bahnübergang Fangschleuse und die Erschließung des neuen Bahnhofes Fangschleuse. Ein Abbruch des B-Plans würde zu einer signifikanten Verzögerung bei der Umsetzung der öffentlichen Infrastrukturen führen, da separate Baurechtsverfahren notwendig würden, so das Ressort.
Für die Erweiterung sollen über 100 Hektar Wald gerodet werden. Die Bürgerinitiative Grünheide macht mit Flyern, Plakaten und Gesprächen an der Haustür gegen die Pläne mobil. Etwa 800 bis 1000 Gespräche habe man in den vergangenen Wochen geführt, sagte BI-Sprecher Steffen Schorcht der dpa. Mehr als die Hälfte der Bürger hätten mit Nein gestimmt, schätzte er nach einer Stichprobe. Nicht wenige seien zu Beginn für die Ausbaupläne von Tesla gewesen, nun gebe es Unverständnis für noch mehr Flächenbebauung und Waldrodung.
Sendung: Antenne Brandenburg, 07.02.2024, 10 Uhr