Probleme bei Zulieferungen - Tesla-Fabrik in Grünheide stoppt die Produktion für zwei Wochen

Mo 29.01.24 | 08:42 Uhr | Von Martin Krauß
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Archivbild:Das Werk der Tesla-Gigafactory Berlin-Brandenburg am 12.01.2024.(Quelle:picture alliance/P.Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 29.01.2024 | M. Krauß | Bild: picture alliance/P.Pleul

Das Werk des Elektroauto-Herstellers in Brandenburg steht für zwei Wochen fast still. Hintergrund sind Verzögerungen in der Lieferkette infolge von Kämpfen im Roten Meer. Die Mitarbeiter sollen aber weiterbezahlt werden. Von Martin Krauß

  • Produktionsstopp bis zum 11. Februar in Grünheide
  • keine Kurzarbeit - alle Mitarbeiter sollen weiterhin bezahlt werden
  • Hintergrund sind Zulieferprobleme
  • Lager vor Ort sollen in Zukunft für mehr Stabilität sorgen

Erstmal keine Tesla Model Y "Made in Germany": Der US-Elektroautobauer stellt ab Montag für zwei Wochen einen Großteil seiner Produktion in seinem einzigen europäischen Werk in Grünheide (Oder-Spree) ein. Das teilte das Unternehmen dem rbb mit. Benötigte Bauteile für die Fahrzeugproduktion in Grünheide kämen derzeit verspätet an, heißt es. Bis zum 11. Februar soll die "Gigafactory Berlin Brandenburg" mit Ausnahme weniger Teilbereiche stillstehen.

Alle Mitarbeiter sollen bezahlt werden - Teilbereiche laufen weiter

Der Produktionsstopp soll laut Tesla keine negativen Auswirkungen auf die Mitarbeitenden haben. Das Unternehmen hat eigenen Angaben nach keine Kurzarbeit beantragt. "Alle Mitarbeiter*innen inklusive unserer Zeitarbeiter*innen werden weiterhin bezahlt", heißt es von Tesla. Die Gewerkschaft IG Metall hatte zuvor gefordert, dass der Produktionsstopp wegen Lieferkettenproblemen nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen soll.

In einigen kleineren Abteilungen soll ohnehin weiter gearbeitet werden. "Die Fahrzeugfertigung an sich wird ruhen. Dort wo es möglich ist, werden Teilbereiche weiter produzieren", teilte das Unternehmen in der vergangenen Woche auf Anfrage dem rbb mit. Um welche Bereiche es sich handelt, wollte Tesla nicht beantworten. Vollumfänglich soll die Produktion erst am 12. Februar wieder aufgenommen werden.

Produktionsstopp war angekündigt

Der E-Autobauer hatte den zweiwöchigen Fertigungsstop bereits Mitte Januar angekündigt. Konkret hieß es: "Die kriegerischen Auseinandersetzungen im Roten Meer und die damit verbundenen Verschiebungen der Transportrouten zwischen Europa und Asien über das Kap der Guten Hoffnung wirken sich auch auf die Produktion in Grünheide aus. Durch die erheblich längeren Transportzeiten entsteht eine Lücke in den Lieferketten." Laut rbb-Informationen handelt es sich dabei insbesondere um Bauteile für Batterien, die Tesla bislang aus China importiert.

Infolge der Kämpfe im Roten Meer, wo Huthi-Rebellen von Jemen aus Frachtschiffe angreifen, um sich mit der islamistischen Terrororganisation Hamas zu solidarisieren, mussten Lieferrouten angepasst und verlängert werden. Viele Schiffe meiden das Rote Meer und den Suezkanal inzwischen. Tesla gehörte zu den ersten Konzernen, die deshalb eine Produktionslücke bekannt gaben.

Frachtschiffe fahren fast 6.000 Kilometer Umweg von Asien nach Europa

Mit seinen Lieferketten-Problemen dürfte der Autobauer aber nicht alleine sein: Etwa zwölf bis 15 Prozent aller weltweit gehandelten Waren werden normalerweise durchs Rote Meer und den Suezkanal verschifft. Im Falle Deutschlands sind es vor allem Importe aus Asien - Elektronik, Chemikalien oder Solarpaneele beispielsweise. Tanker mit Rohöl nehmen häufig den Weg durchs Rote Meer. Die engen Seestraßen sind der kürzeste Weg zwischen Europa und Asien. Viele Schiffe die jetzt ausweichen, müssen über Südafrika fahren - ein Umweg von rund 6.000 Kilometern.

Auch die Produktion des schwedischen Tesla-Konkurrenten Volvo im belgischen Gent ist wegen Lieferkettenprobleme zeitweilig eingestellt worden – jedoch nur für wenige Tage. Tesla ist aus mehreren Gründen deutlich vulnerabler, was internationale Lieferketten betrifft.

Teslas Lieferkette besonders anfällig

So ist zum einen die eigene Produktion von Batteriezellen am Standort Grünheide noch nicht angelaufen. Grund dafür waren wiederum steuerliche Anreize, die 2023 von der US-Regierung beschlossen wurden. Der Elektroautohersteller hatte daraufhin die Batterie-Produktion in Amerika priorisiert, um die Steuervorteile in vollem Umfang nutzen zu können. Die Produktion in Grünheide wurde daraufhin bis auf weiteres auf Eis gelegt.

Auch aus diesem Grund bezieht das europäische Werk weiterhin die Batterien beziehungsweise deren Komponenten aus China. Hinzu kommt, dass Tesla bislang keine ausreichenden Lagerkapazitäten in Deutschland aufgebaut hat beziehungsweise aufbauen konnte – auch weil das eigene Werksgelände noch im Aufbau ist. Nach rbb-Informationen werden Komponenten für die Batteriezellen derzeit in Frankfurt (Oder) angeliefert und dort von einem Logistiker umgeschlagen, bevor sie zur weiteren Verwendung über die Autobahn nach Grünheide weiter transportiert werden.

Erweiterungen sollen Abhängigkeiten reduzieren

Seit längerem arbeitet Tesla auch deswegen an Möglichkeiten zur Schaffung von weiteren Logistikflächen in Grünheide. So hatte der US-Elektroautobauer im vergangenen Jahr zunächst seine Erweiterung auf dem bestehenden Werksgelände beantragt. Neben einer Verdoppelung der Produktion auf eine Million Fahrzeuge pro Jahr sehen die beantragten Pläne auch die Schaffung von eigenen Lager- und Logistikflächen am Standort vor.

Zudem will das Unternehmen auch sein Werksgelände um weitere rund 100 Hektar erweitern. Auf der zusätzlichen Fläche sollen neben einem Güterbahnhof ebenfalls weitere Lager- und Logistikflächen entstehen. Dadurch verspricht sich das Unternehmen, seine internationalen Abhängigkeiten verringern zu können: "Eine Erweiterung der Lagerkapazitäten direkt am Werk (inklusive der Möglichkeit einer intensiven Bahnlogistik), würde zu einer Stabilisierung der Lieferketten und Produktion beitragen", so Tesla.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.01.2024, 10 Uhr

Beitrag von Martin Krauß

26 Kommentare

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  1. 26.

    Interessant wird es noch werden, wenn der staatlich gepimperte Markt für E-Autos , in der harten Realität aufschlägt. Man konnte es doch kommen sehen, sollte man nur ein klitzekleines Bisschen ,die grenzenlose Naivität ausblendet. Die Dinger will niemand. Jedenfalls nicht in adäquater Stückzahl. Heute geht auf Tagesschau.de die Meldung um : Die Renaissance des Verbrenners. Man darf gespannt sein, ob es 2035 beim Ende des selbigen bleibt. Jetzt (!!!) werden erst die Fragen gestellt. Wie verkauft sich so ein Ding nach 7, oder 8 Jahren? Ist das denn Elektroschrott? Kann man der Industrie glauben, die von kaum nachlassender Batterieleistung spricht? Ist ein Elektroauto ohne EFH mit eigener Ladestation realistisch? usw usw

  2. 25.

    Er begreifst einfach nicht.

    Und obendrein liest oder versteht er es wie immer nicht richtig.
    Ich schrieb von einen Pkw, der nach Asien zurück geht. Aber er kennt ja wohl jeden Tesla wohin der geliefert wird.
    Manchmal verwechselt er auch einen Kai mit einem Gate. Ist halt so mit ihm, müssen damit leben.

  3. 24.

    Neumännchen wieder auf Agitproptour für Tesla. Ich muss würgen, wenn ich lese, wie entwürdigend manche Leute schleimen und sich für den Tesla-Guru im Dreck wälzen. Das Gegenteil von Neumanns Behauptungen ist der Fall, denn weil man die Erweiterungspläne von Tesla sich angesehen hat, nur deshalb hat man begriffen, wie die hiesige Bevölkerung von Tesla und den eigenen Politikern über den Tisch gezogen werden soll. Besonders verachtenswert ist, dass gewissenslose Helfershelfer wie z.B. Neumann sich dafür zur Verfügung stellen, für Teslas schändliche Machenschaften zu werben. Er widerspricht zwar immer, dass er einen Auftraggeber hat, der ihn entlohnt wird, doch es ist schwer zu verstehen, so dumm kann keiner sein, dass er sich ohne Gegenleistung dafür hergibt.

  4. 22.

    Wer leistungsbereit ist, muss auch Entscheidungen treffen können. Sie stellen aber nur Entscheidungen in Frage.

  5. 21.

    Natürlich gehört das zum Thema und zwar zu der Frage ob wir international mithalten können.
    Die Chinesen haben eben vorausschauend und klug in Zukunftstechnologien investiert mit staatlicher Hilfe. Dadurch kommen eben die leistungsfähigsten Batterien, die preiswertesten Solarmodule und demnächst die günstigsten E-Autos eben von da.
    Diese Entwicklungen sind in den 16 Merkeljahren von der Bundesregierung verschlafen worden und nicht mit Leistungsbereitschaft allein auszugleichen.

  6. 20.

    „stolz auf unsere schwarze Null und unsere Schuldenbremse. Ob wir so unseren Wohlstand halten werden“
    Sie senden Ihre private Meinung, als eine Botschaft, nebenbei, die nicht zum Thema gehört, aber nicht so stehen bleiben kann. Der Wohlstand hat mit der Schuldenbremse direkt etwas zu tun. Den Wohlstand halten, hat etwas mit der Leistungsbereitschaft und den richtigen Entscheidungen zu tun, was mit dem Geld passiert. Besonders wenn es Rekordeinnahmen sind. Wo das SPD regierte Brandenburg da steht, seit über 30 Jahren, ist bekannt.

  7. 19.

    Hier in Grünheide gibt es nur sehr wenige, die lautstark mit der Standortentscheidung unzufrieden sind.

  8. 18.

    Dass das im Wesentlichen nur die PLW für Taiwan betrifft, verschweigen Sie wohlweißlich. Das Gros der Produktion aus Grünheide ist für den europäischen Markt bestimmt. Dass sich Tesla durchaus Gedanken gemacht hat, erkennt man auch an den öffentlich ausgelegten Erweiterungsplänen. Schade, dass Sie die sich auch nicht angeschaut haben.

  9. 17.

    Ja, das ist ganz einfach Marktwirtschaft. Heißt alle Unternehmen verkaufen sich nach außen als besonders umweltfreundlich; unterm Strich zählt allerdings die Rendite.
    Die Chinesische Regierung hat mit Subventionen massiv und langfristig die Schlüsseltechnologien Solar, Batterien, E-Mobilität u.s.w. aufgepäppelt und riesige Kapazitäten aufgebaut.
    Tesla könnte ja in Grünheide sein Batteriewerk hochfahren, wenn da nicht die USA ihre Batterieproduktion subventionieren würden.
    Wir in Deutschland sind ja so stolz auf unsere schwarze Null und unsere Schuldenbremse. Ob wir so unseren Wohlstand halten werden. Mal sehen.

  10. 16.

    „Wie BER durch die Politik einfach durchgewunken, entgegen der Expertenmeinung. Einfach Basta!“
    Meinen Sie, dass man mit dieser Art und Weise ewig durchkommt?

  11. 15.

    „Wie BER durch die Politik einfach durchgewunken, entgegen der Expertenmeinung. Einfach Basta!“
    Meinen Sie, dass man mit dieser Art und Weise ewig durchkommt?

  12. 14.

    Genauso ist es!

    Und die ungefragten Bürger der Anwohnerkommunen müssen einfach mit darunter leiden.
    Wie BER durch die Politik einfach durchgewunken, entgegen der Expertenmeinung. Einfach Basta!

  13. 13.

    Gab es da nicht im ursprünglichen Bebauungsplan eine Lagerhalle?

    Da werden Batterien aus Asien mit schwerölfahrenden Frachtern nach Europa geschippert, um dann in ein Auto eingebaut zu werden, damit man dieses Auto danach wieder nach Asien schippert. Wie umweltfreundlich ökonomisch Effektiv?

    Sisyphos läßt grüßen!

    Erinnert mich so an die arme fleißige Servicekraft im Supermarkt, die flink den Verbrenner-Lkw entlädt und die Waren im Regal platziert, damit der nette Kunde sofort, das Eingeräumte per Einkaufswagen wieder ins Freie befördert, um es mit seinem persönlichen Transportmittel schnell nach Hause zu bringen. Sisyphosarbeit?

    Wissenschaftlicher der Rüstungsindustrie macht Euch darüber mal Gedanken, statt besserer Granaten zu entwickeln. Auch bei Tesla muss es umweltschonender und ökonomisch sinnvoller vollzogen werden.
    Vielleicht werden wir dann glücklicher.
    Schaun ma mal!

  14. 12.

    Elon Musk ist eine Heuschrecke. Er denkt nur an seinen Gewinn.
    Von mir aus sollte die Produktion garnicht mehr anlaufen.

  15. 11.

    Tesla setzt seine widerwärtige Strategie fort und erhöht den Druck auf Politik und Behörden. Damit sie seinen Erweiterungsplänen zustimmen, verweist der Konzern auf die Störung der Handelswege durch die Huthirebellen. Dadurch sieht Tesla sich nun angeblich gezwungen, die Logistikflächen in Freienbrink zu erweitern. Dieser perfiden Logik folgend und unter Missachtung all der Gründe, die dagegen sprechen, fordert Tesla nachdrücklich, das Betriebsgelände in Freienbrink nach Osten zu erweitern. Wenn diesem Ersuchen nicht nachgegeben wird, steht immer die Drohung, das Werk stillzulegen. Um die Amtsmitglieder der Gemeinde zu beeindrucken startet man gegenwärtig ein Exempel. Statt den zeitweiligen Stillstand der Gigafactory als Anfang einer möglichen Kehrtwende freudig zu begrüßen, ist leider nicht auszuschließen, dass dem Druck von Tesla nachgegeben wird. Es bleibt die Hoffnung, die bekanntlich zuletzt stirbt.

  16. 10.

    Es gibt in Brandenburg auch Logistikflächen mit ausreichend Grundwasser. „Josti“ hatte die Staatsreserve in Fürstenwalde vorgeschlagen. Will Tesla aber näher ran, ein Nachbargrundstück, dann kann man es später umwidmen... was oft geschieht.

  17. 9.

    "Lager vor Ort sollen in Zukunft für mehr Stabilität sorgen"
    Diese Idee wäre ja nahezu revolutionär. Etwas völlig neuartiges machen. Das man sich das zutraut. Wow.*



    *könnte Spuren von Ironie enthalten.

  18. 8.

    Aushilfslehrer werden z.B. jedes Jahr zu Beginn der Sommerferien gekündigt und zum Schuljahresbeginn neu eingestellt. Einige machen das seit Jahrzehnten so. Außerdem scheint ihnen entgangen zu sein, das die Lieferkettenunterbrechung nicht von Tesla verursacht worden ist. Von daher würde eben die theoretische Möglichkeit einer kompletten Firmenschließung ohne Weiterzahlung der Bezüge erfolgen können. Das Arbeitsrecht wäre bei dieser Sache völlig belanglos und greift da auch nicht. Noch dazu handelt es sich bei dem verlängerten Transportweg um höhere Gewalt, somit ist bei den Spediteuren auch nichts zu holen.

  19. 7.

    Das Thema Arbeitsrecht ist bisher an Ihnen spurlos vorbeigegangen? Man kann natürlich Mitarbeiter entlassen. Aber nicht binnen Tagen. Für so etwas gibt es teils langwierige Fristen je nach Zugehörigkeit. Aber eine interessante These, man könne auf die Art ein Unternehmen führen. Angesehen davon frage ich mich, welche Mitarbeiter sich beim heutigen Arbeitsmarkt mehrfach kündigen und wieder einstellen ließen.

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