Unternehmen bestätigt - KaDeWe-Gruppe hat Insolvenzantrag gestellt - Wegner will sich für Erhalt einsetzen

Di 30.01.24 | 11:45 Uhr
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Menschen stehen vor dem geschlossenen KaDeWe.(Quelle:rbb/R.Schneider)
rbb/R.Schneider
Video: rbb24 Abendschau | 29.01.2024 | Laurence Thio | Bild: rbb/R.Schneider

Schon am Wochenende waren erste Berichte durchgesickert, jetzt ist es amtlich: Die KaDeWe-Gruppe hat einen Insolvenzantrag gestellt. Der Betrieb der drei Standorte soll zunächst weitergehen. Die Landespolitik bleibt derweil optimistisch.

  • Die KaDeWe-Gruppe ist insolvent - Amtsgericht bestätigt Erhalt des Insolvenzantrags
  • In den drei Standorten Berlin, München und Hamburg sind 1.700 Beschäftigte betroffen
  • Unternehmen verweist auf "exorbitant hohe Mieten"
  • Regierender Bürgermeister und Wirtschaftssenatorin äußern sich zuversichtlich

Die KaDeWe Group um das gleichnamige Berliner Luxus-Kaufhaus hat einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht Berlin Charlottenburg habe dem Antrag bereits stattgegeben und den Rechtsanwalt Christian Graf Brockdorff zum vorläufigen Sachwalter bestellt, teilte das Unternehmen am Montag mit. Die KaDeWe Group wolle nun in dem Verfahren in Eigenverwaltung ihre Zukunft sichern, die Warenhäuser blieben geöffnet, hieß es.

Hintergrund des Antrags seien "exorbitant hohe Mieten" für die Warenhaus- Immobilien. Nach Unternehmensangaben sind die Mieten der KaDeWe-Group im Vergleich zum Geschäftsjahr 2018/2019 um fast 37 Prozent gestiegen. Das mache "ein nachhaltig ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich". Das solle sich ändern. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass es gemeinsam mit der Geschäftsführung gelingen wird, die Gruppe erfolgreich fortzuführen", sagte Sachwalter Brockdorff. Ähnlich optimistisch äußerte sich auch KaDeWe-Geschäftsführer Michael Peterseim im rbb. Ziel, so der CEO, sei es, die KaDeWe-Group zu schützen. "Wir lassen Altlasten hinter uns und streifen vor allem die hohen Mietlasten für unsere Häuser ab."

Vom Insolvenzantrag sind neben dem Berliner KaDeWe die Standorte Oberpollinger (München) und Alsterhaus (Hamburg) betroffen. Eine Insolvenz in Eigenverwaltung anstatt mit Hilfe eines Insolvenzverwalters beantragen in der Regel Unternehmen, die gute Aussichten haben, den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Es ist eine Variante des Insolvenzrechts, die statt auf eine Abwicklung auf die Sanierung eines Unternehmens zielt.

Insolvenzverfahren mit strategischem Kalkül?

Experten sehen im Insolvenzverfahren ein klares strategisches Kalkül. "Man kann sich im Rahmen eines solchen Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung auch von unliebsamen - und ich sage mal marktüberhöhten - Mieten trennen", sagte Johannes Berentzen von der BBE Handelsberatung am Montagabend in der rbb24 Abendschau. Wenn man sich nicht in einer Insolvenz befinde, könne man "nicht einfach sagen, die Mieten sind zu hoch", so Berentzen. "Doch im Insolvenzrecht geht das in bestimmten Fällen schon".

Das Insolvenzverfahren jetzt könnte ein Versuch der Central-Group sein, sich die Gesamtanteile an der KaDeWe-Group und den Grundstücken zu sichern. Auf rbb-Anfrage teilte die Central-Group mit, sie seien weiter offen für Gespräche – vor allem bei den Mietpreisen.

Johannes Berentzen sagt, es sei, wenn man die letzten großen Insolvenzen betrachte, "fast schon eine Modeerscheinung, sich durch eine Insolvenz in Eigenverwaltung unliebsamer Verträge – und leider auch Mitarbeitender - zu entledigen."

Signa-Probleme ziehen KaDeWe mit in den Strudel

Die in Schieflage geratene Signa Gruppe des Tiroler Investors René Benko hält 49,9 Prozent der Anteile an der KaDeWe Group, die auf Handel spezialisierte Central Group aus Thailand 50,1 Prozent. Die drei Luxuskaufhäuser beschäftigen eigenen Angaben zufolge rund 1.700 Menschen.

Die Immobilien der Kaufhäuser in besten Innenstadt-Lagen gehören den Angaben zufolge Signa. Teil von Benkos zerfallendem Imperium ist auch der deutsche Warenhausriese Galeria, der ebenfalls Insolvenz angemeldet hatte. Die Signa Retail hatte Ende November angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln. Galeria Karstadt Kaufhof beantragte vor drei Wochen ein Insolvenzverfahren.

Am - im übrigen Berlin - verkaufsoffenen Sonntag war das KaDeWe geschlossen geblieben. Shoppingfreudige Berliner und Touristen standen vor verschlossenen Türen. Ob es einen Zusammenhang mit dem Insolvenzantrag gibt, ist nicht klar. Schon am Samstag hatte das KaDeWe Anfragen offen gelassen, ob es am verkaufsoffenen Sonntag anlässlich der Grünen Woche teilnehme. Zunächst hatte das Wirtschaftsmagazin "Capital" über Vorbereitungen auf einen Insolvenzantrag berichtet.

Wegner: Senat wird nach Lösungen suchen

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) kündigte an, der Senat werde sich dafür engagieren, dass so viele Arbeitsplätze wie möglich beim Kaufhaus erhalten bleiben: "Das KaDeWe wurde vor 117 Jahren in Berlin eröffnet und ist wahrlich eine Berliner Institution. Der Berliner Senat wird sich dafür einsetzen, dass eine Lösung für Berlins berühmtestes Kaufhaus gefunden werden kann und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten werden. Eine Insolvenz kann aber immer auch die Chance für die Weiterentwicklung der Kaufhausstandorte bieten", teilte er am Montagnachmittag mit.

Wirtschaftssenatorin Giffey sieht Zukunft zuversichtlich

Auch Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) zeigte sich optimistisch. "Für uns ist ganz klar: Das KaDeWe ist eine Warenhaus-Ikone. Es ist das bekannteste Kaufhaus Deutschlands. Es ist ein absolutes Flaggschiff und auch Wahrzeichen unserer Stadt", sagte sie dem rbb am Rande der SPD-Fraktionsklausur in Leipzig.

Die Senatorin verwies auf laufende Gespräche auf verschiedenen Ebenen, die allerdings vertraulich seien. "Es geht natürlich um die Mietbedingungen, es geht um die Frage der Anteilseignerschaft", so Giffey. Es sei bekannt, dass die thailändische Central Group bereits rund 50 Prozent am KaDeWe halte "und, dass es gegebenenfalls auch eine Bereitschaft geben könnte, mit mehr einzusteigen". Laut Giffey schätzt die Central Group das KaDeWe als "besonderen Standort".

Der Senat werde sich, wo immer es möglich sei, einbringen. Man werde alles dafür tun, um "den Erhalt des KaDeWe zu sichern und die Möglichkeiten dafür auszuschöpfen". Die Wirtschaftssenatorin verwies auch auf die über hundertjährige, wechselvolle Geschichte des Nobel-Kaufhauses: "In dieser Zeit hat es sieben Mal einen Wechsel des Mutterkonzerns gegeben."

Handelsverband macht sich wenig Sorgen um Arbeitsplätze

Die Mitarbeiter, die am Sonntag aus dem Gebäude kamen, wollten sich gegenüber dem rbb nicht offen äußern. Einige schienen erst aus den Medien von dem drohenden Insolvenzantrag erfahren zu haben.

Der Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, sieht die Arbeitsplätze zunächst nicht akut gefährdet. "Wenn ich im Einzelhandel in Berlin beschäftigt wäre, wäre das hier sicherlich einer der Arbeitsplätze, um den ich mir am allerwenigsten Sorgen machen würde", sagte Busch-Petersen dem rbb.

Der Handelsverband sieht den Grund für den drohenden Insolvenzantrag nämlich nicht in etwaigen roten Zahlen des KaDeWe. Im Gegenteil: Laut dem Branchenverband läuft das Kaufhaus überdurchschnittlich gut. Möglicherweise wolle man einen Insolvenzantrag nur nutzen, um sich neu aufzustellen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 29.01.2024, 19:30 Uhr

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52 Kommentare

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  1. 50.

    Das sehen Sie so.......ich nicht. Die Lebensmittelabteilung ist für mich ein Tempel wo ich mir mit meinem mittleren Gehalt einfach ab und zu mal etwas "Schönes" gönne. Die Käseabteilung ist einfach ein Traum:-)
    Eine Tasche von "Prada" bekomme ich auch woanders.

  2. 49.

    Die Central Group hält 50,1 Prozent an der KaDeWe Group ...das ist ein feiner Unterschied...

  3. 47.
    Antwort auf [anorak2] vom 28.01.2024 um 13:54

    Der letzte Satz Ihres Kommentares haut hin.
    Ich habe genau die selbe Meinung.

  4. 46.

    Tja, die CO2-Ausstoßquellen, die waren auch in der DDR manigfaltig, und beispielsweise durch die Schornsteine gelangten sie in die Atmosphäre.

  5. 45.

    Nach dem Abriss viel Fläche am Wittenbergplatz für sehr viele Sozialwohnungen mit U-Bahn-Anschluss. Packen wir's an!

  6. 44.

    Der Unterschied ist, dass die Berliner Probleme ewig bleiben werden, während um das KaDeWe sich schon Leute kümmern werden. Das ist der Unterschied zwischen verdreckt, verkommen und Luxus. Das dritte ist natürlich wesentlich angenehmer.

  7. 43.

    Wenn die Thailänder übernehmen sollten, dann wirken noch nicht einmal negative Meldungen in der Presse. Die Nachrichten von hier liest in Thailand einfach niemand. Einen Österreicher wie Benko hatte das wenigstens noch etwas an seinem Image gekratzt.

  8. 42.

    Nicht so schlimm

  9. 41.

    Das stimmt nicht. Der CO²-Ausstoß war niedriger, dann wir hatten von allem viel weniger, vor allem viel weniger LKWs und viel weniger Pkws!

  10. 40.

    Na ja, die DDR war eine Mangelwirtschaft, aber der CO2- Austoß und die Umweltverschmutzung waren gravierender als in der Bundesrepublik.

  11. 39.

    Tja. Weil das Management der Meinung ist das KaDeWe war früher erfolgreich weil sie jetzt am Ruder sind.
    Der Mix ist nur noch auf Touristen zugeschnitten, der Berliner Kunde kommt kaum noch. Zu viele Mieter, kaum noch etwas in Eigenregie und kein eigenes Konzept mehr. Traurig was aus dem KaDeWe geworden ist.
    Ich habe dort von 1984 -2014 Gearbeitet,
    erst unter Hertie, dann Karstadt, Arcandor, KaDeWe Group. Die Herren Jahndorf, Tietz und Karg würden sich im Grab umdrehen ....

  12. 38.

    Liebe Karina,mittlerweile wird in Deutschland und allgemein in der EU alles reguliert. Fragt sich nur in welchem Sinne und wem nützt das was .Leider funktioniert die soziale Marktwirtschaft nicht mehr so richtig.Die Wirtschaft in der DDR hat übrigens dann auch gar nicht funktioniert.

  13. 37.

    Ich finde es auch fabulös wie es einige wenige Privatpersonen oder unternehmensgruppen schaffen, aus kulturgütern einfach Geld rauszuziehen und sich dann damit aus dem Staub zu machen. Denn theoretisch ist dann nichts insolvent. Dort hat einfach nur jemand das ganze Geld mitgenommen

  14. 36.

    Ja eben,Philipp.Dsrum soll sich Deutschland selbst um seine Kaufhäuser kümmern und kein Ösi.

  15. 35.

    Leider bestätigt sich nun selbst an diesem Traditioshaus, dass Immobiliendeals nicht die Lösung sind, um an Geld zu kommen. Der Herr Benko ist nur an Geld(gier) interessiert und schafft nun dabei ein wirklich exquisites Kaufhaus ab. Wo will er denn sein Geld lassen? Ich meine, die wenigsten im Forum werden in der Lage sein, das was sie möchten, dort zu kaufen. Aber mir würde es sehr leid tun dass das Kaufhaus aller Kaufhäuser "die Segel streichen müsste". - Also, Gewinne personalisieren und Verluste sozialisieren - dieses Modell hat sich also als untauglich erwiesen! Man fragt sich wirklich bange, wohin das führen soll. Den Beteiligten wäre allein schon aus Gründen, Berlin als Touristenmagnet zu erhalten, eine tragbare Lösung erarbeiten zu können. Schade für den gegenwärtigen Zustand. Eine soziale Verantwortung einiger Großverdiener sowie Verantwortung für die Gesellschaft, die Benko das Geld scheffeln ermöglichen musste (Privatfa.)ließ, hat er jedenfalls nicht!

  16. 34.

    Sie haben eine vorgefertigte Meinung. -Es liegt nun gewiss nicht an der Politik dieser Regierung, dass sich der Strom in diesem Lande verteuern wird. Es fehlt einfach am Leitungsausbau in die südl. Bundesländer. Das kann man in seriösen Wirtschaftsmagazinen nachlesen, - wenn man denn will o. kann. Süddeutschland hat "erfolgreich" gegen die Einführung der erneuerbaren Energien im Mix "gekämpft". Weil die Kapazitäten dafür dort einfach(noch)nicht den enormen Bedarf decken können.Der Steuerzahler wird das aber 'sehr gern' bezahlen, genauso wie die Wirtschaft ran muss.Dabei könnten wir die EE eigentl. preiswerter haben. Das sich Sträuben/Diskutiere um die EE wird uns wohl noch sehr teuer zustehen kommen. Dabei unterstelle ich nicht einmal, dass die Firmen nicht selbst Schritte in die(richtige) Richtung gehen würden. Aber diesesMal sitzen 2 MPs im Bremserhäuschen.Es hilft also nur, zu sparsameren Elektroenergieverbräuchen zu kommen, überall, weil der Energiehunger scheinbar unbegrenzt ist.

  17. 33.

    Wie kann es eigentlich immer sein. daß Politiker egal aus welcher Partei davor solche Typen in größten und höchsten Tönen immer gelobt haben?

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