Insolvenz abgewendet - Galeria rettet sich erneut - Gläubiger stimmen für Sanierungsplan

Di 28.05.24 | 14:19 Uhr
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28.05.2024, Nordrhein-Westfalen, Essen: Die Gläubigerversammlung von Galeria Karstadt Kaufhof entscheidet über den Insolvenzplan in der Messe Essen. (Quelle: dpa/Fabian Strauch)
Audio: rbb|24 Inforadio | 28.05.2024 | Jörg Marksteiner | Bild: dpa/Fabian Strauch

Die Gläubiger haben dem Sanierungsplan der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof zugestimmt. Damit können die neuen Eigentümer das Unternehmen zeitnah übernehmen und mit der Sanierung beginnen.

  • Gläubigerversammlung stimmt Sanierungsplan zu
  • Gläubiger verzichten auf hunderte Millionen Euro
  • 16 Filialen werden zum 31. August geschlossen, darunter vier in Berlin und Potsdam
  • Warenhauskette heißt künftig nur noch Galeria

Galeria Karstadt Kaufhof hat die letzte große Hürde für seine Rettung genommen. Die Gläubigerversammlung stimmte am Dienstag in der Messe Essen dem Plan zur Sanierung der angeschlagenen Warenhauskette zu, wie Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus mitteilte.

Formell steht das Insolvenzverfahren damit vor dem Abschluss. Nach Ende der Einspruchsfrist kann das zuständige Amtsgericht Essen das Verfahren im Juni aufheben. Dann ist der Weg endgültig frei für die Sanierung des Handelsriesen und die Übernahme durch die neuen Eigentümer: Dabei handelt es sich um die US-Investmentgesellschaft NRDC und die Beteiligungsfirma des Unternehmers Bernd Beetz, der bis 2012 Vorstandschef des Kosmetikkonzerns Coty war. Im Juli möchte Denkhaus an sie übergeben.

Galeria betreibt in Berlin noch acht Warenhäuser, in Brandenburg eines in Potsdam.

Gläubiger verzichten erneut auf viel Geld

Die Beschäftigten haben schon jetzt weitgehend Klarheit. Das Zittern nach der dritten Insolvenz innerhalb von weniger als vier Jahren hat vorerst ein Ende. Anders als es mancher Handelsexperte vorhergesagt hatte, geht es für Galeria weiter. Dennoch zahlen Unternehmen und Beschäftigte erneut einen großen Preis. Deutschlandweit schließen 16 Filialen, 1.400 Menschen verlieren dadurch ihren Job. In Berlin und Brandenburg sind insgesamt vier Standorte von Schließungen betroffen: die drei Berliner Häuser in Lichtenberg, Spandau und Tempelhof, sowie das Haus in Potsdam.

Die Gewerkschaft Verdi stellte vor dem Messegebäude für jede Schließfiliale ein symbolisches Holzkreuz auf. "Herr Beetz, investieren Sie in die Mannschaft", steht auf einem der Plakate. Auf einem anderen heißt es: "Benko, danke für nichts!" Der Schnitt bei Galeria erfolgt dabei längst nicht so tief wie erwartet. Experten hatten im Januar vorhergesagt, dass allenfalls 20 bis 30 Standorte erhalten bleiben. Viele äußerten Zweifel, dass sich überhaupt ein Interessent finden würde.

An der nicht-öffentlichen Veranstaltung in Essen nahmen am Dienstag rund 120 Personen teil, die rund 4.600 Gläubiger vertreten haben. Sie müssen mit der Annahme des Insolvenzplans wieder auf viel Geld verzichten. In den vergangenen Wochen hatten Vermieter, Lieferanten und andere Gläubiger wie der Bund Forderungen in Höhe von 886,1 Millionen Euro angemeldet. Voraussichtlich fließen nur bis zu 22,5 Millionen Euro - das sind 2,5 bis 3 Prozent - an sie zurück.

Karstadt und Kaufhof verschwinden aus dem Namen

Den Grundstein für den Neuanfang hat der Insolvenzverwalter gelegt. Hauptziel von Denkhaus war es, den Konzern mittelständischer aufzustellen. Der Unternehmenssitz in Essen wird aufgegeben. Die Verwaltung soll 2025 - deutlich verschlankt - in eine Filiale in Düsseldorf einziehen. Von 92 Filialen bleiben 76 übrig. Die Mietbelastung sinkt dadurch dem Vernehmen nach um rund 80 Millionen Euro pro Jahr. Auch der Name ändert sich. Die Warenhauskette heißt künftig nur noch Galeria, die großen, traditionsreichen Marken Karstadt und Kaufhof verschwinden. Zu eng verbunden sind diese mit den jüngsten Pleiten, heißt es.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.05.2024, 14:51 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Solange die Ampel regiert oder RRG, wird das erneut passieren und auch viele andere Firmen treffen, oder hat bereits getroffen, die nicht so prominent sind, über die nicht so berichtet wird. Wacht endlich auf, die Pleiten, Kurzarbeit, Inflation, Preise... sind das Ergebnis von politischen Taten.

  2. 11.

    Also gerettet , ich lach mich schlapp .
    Horden von Rechtsanwälten füllen sich jedes mal die Taschen.
    Wie lange wohl die Rettung anhält-
    .

  3. 10.

    Die Warenhäuser haben nur durch einen Kulturwandel eine Zukunft, danach sieht es aber - leider - nicht aus: Viel Sinn hat nur das Gehandhabte, nicht Dasjenige, was ausschließlich den Sehsinn via PC anspricht und damit auch der Manipulierbarkeit Tür und Tor öffnet.

  4. 9.

    Nicht direkt, aber die Finanzämter verzichten auch gmauf ganz viel Geld, welches das Unternehmen schuldete.

  5. 8.

    Hätten die Gläubiger dagegen gestimmt, hätten sie garnicht bekommen. Also was soll die Polemik?

  6. 7.

    Pseudo-Experte, hat Ihnen Angela das DU angeboten? ;-) - und natürlich rettet sich Galeria nicht erneut, ein Tod auf Raten, einelendes Verrecken, eine nicht mehr wirtschaftliche Reparatur .....

  7. 6.

    Ihre Hoffnung geht leider nicht auf. "...Gläubiger wie der Bund Forderungen in Höhe von 886,1 Millionen Euro angemeldet" heißt im Klartext dass hunderte Millionen Euro verlorene Steuergelder Grundlage der Sanierung sind. Dazu kommt die staatliche Unterstütng der Arbeitslosen infolge der Massenentlassungen etc.

  8. 5.

    Offenbar verkennen auch die neuen Eigentümer die Zeichen der Zeit. Mit Warenhäusern im klassischen Stil ist der Neuanfang eine Totgeburt. Allenfalls Umbau und Weiterbetrieb als Fachmarktzentren hätte eine Zukunft. So aber ist die nächste Insolvenz vorprogrammiert.

  9. 4.

    daran merkt man das du keine Ahnung von Kosten, Gewinnermittlung und Steuern hast.
    du hast den Verlust da du der Galaria was geliefert hast ohne das bezahlt wurde. Man kann diesen Verlust aus Lieferung und Leistung in der Gewinnermittlung aufführen. Aber die Kosten(Warenbeschaffung und Lieferung usw.) sind tatsächlich entstanden...
    Viele die das immer Erwähnen, denken das man es in der Steuer aufführen kann wäre dann Kostenneutral und die Firma mach sich dann einen Reibach, weil man muss ja nur weniger Steuern zahlen. FALSCH!

  10. 3.

    Ich hoffe der Sanierungsplan sieht keine staatlichen Hilfen vor

  11. 2.

    Naja, was die Gläubiger an Minus haben, können die ja vom Finanzamt teilweise wieder ansetzen.

  12. 1.

    Ich hoffe für unsere Spandauer FIliale, dass es DOCH noch weiter geht und verfolge das Geschehen mit regem Interesse.
    Danke, RBB, für die Berichterstattung hierzu.

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