Deutsche Post - Portos für Standardbriefe und Postkarten sollen ab Januar auf 95 Cent steigen
Die Deutschen schicken sich immer weniger Briefe, die Zahl hat sich in den vergangenen 25 Jahren fast halbiert. Damit rechtfertigt die Deutsche Post die steigenden Kosten für die Zustellung - ein Standardbrief kostet ab 2025 fast einen Euro.
Der Versand eines Standardbriefs innerhalb Deutschlands soll ab Januar 95 Cent kosten und damit 10 Cent mehr als bislang. Das hat die Deutsche Post vorgeschlagen, wie am Mittwoch bekannt wurde. Für die Gültigkeit fehlt noch die Genehmigung der Bundesnetzagentur. Die Bonner Behörde hatte am Montag erlaubt, dass sich der Briefversand insgesamt um rund 10,5 Prozent verteuern darf. Daraufhin hat die Post nun festgelegt, wie sie diesen Spielraum zur Preiserhöhung in den unterschiedlichen Sendungsarten nutzen will.
Am stärksten geht es bei der Postkarte nach oben, die bislang 70 Cent kostet und gleich teuer sein soll wie der bis zu 20 Gramm schwere Standardbrief, also 95 Cent. Andere Briefarten wie der bis zu 50 Gramm schwere Kompaktbrief verteuern sich ebenfalls, diese Sendungsart kostet dann 1,10 Euro und damit 10 Cent mehr als bislang. Auch für Pakete, die Verbraucher beim Post-Konzern DHL selbst aufgeben, wird mehr gezahlt werden müssen. Diese Preise dürfen im Schnitt um 7,2 Prozent steigen. Mit der Freigabe der Porti durch die Bundesnetzagentur wird im Dezember gerechnet.
Immer weniger Briefe werden verschickt - das hebt die Kosten
Die Deutsche Post darf die Porti nicht selbst festlegen, sondern ist auf die Zustimmung der Bundesnetzagentur angewiesen. Zwischen dem Bonner Logistiker und der Regulierungsbehörde gibt es Unstimmigkeiten, die Post wollte die Preise noch stärker anheben. Sie begründete dies mit höheren Kosten und dem erheblichen Mengenrückgang - im Digitalzeitalter verschicken die Menschen immer weniger Briefe, das betrifft Deutschland genauso wie andere Länder.
Im Jahr 2000 wurden in der Bundesrepublik täglich noch 80 Millionen Briefe transportiert. Aktuell sind es nur noch etwa 46 Millionen Briefe pro Tag, mit sinkender Tendenz - was einem Rückgang auf 58 Prozent der damaligen Spitzenmenge entspricht. Die Deutsche Post rechnet damit, dass die Briefmenge perspektivisch auf 25 bis 30 Prozent im Vergleich zum historischen Spitzenwert sinken könnte. Diese Entwicklung entspräche dem Trend in anderen EU-Staaten, wo die Digitalisierung bereits weiter fortgeschritten ist.
Alte Briefmarken behalten in den kommenden Jahren ihre Gültigkeit, sie müssen aber zusätzlich frankiert werden. Die Porti gelten für zwei Jahre, also für die Jahre 2025 und 2026. Die bislang letzte Portoanhebung hatte es 2022 gegeben, damals stieg der Preis für die Versendung eines Standardbriefs von 80 auf 85 Cent.
Marktanteil von mehr als 90 Prozent bei Privatkunden-Briefen
Die Deutsche Post AG ist seit der Privatisierung im Jahr 1995 als Aktiengesellschaft organisiert. Es gibt keinen einzelnen Eigentümer; stattdessen wird die AG von einer Vielzahl von Aktionären gehalten, darunter auch viele Mitarbeiter des Unternehmens. Der größte Anteilseigner ist die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die etwa 16,99 Prozent der Aktien hält. Die Deutsche Post hat sich in den letzten Jahren stark auf das internationale Geschäft konzentriert und tritt seit Juli 2023 unter dem Namen DHL Group auf, um die Bedeutung ihrer internationalen Logistikdienste zu betonen. Das internationale Geschäft war zum allergrößten Teil für die Umsatzzuwächse des Unternehmens zuletzt verantwortlich.
Bei der Briefzustellung hat die Post mehrere Konkurrenten, allerdings dominiert sie den Markt nach wie vor deutlich. Im Privatkundenbereich hat sie hier einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent. Es gibt schätzungsweise rund 1.000 Unternehmen in Deutschland, die Briefzustelldienste anbieten, meist regional begrenzt. Alle Konkurrenten zusammen kommen auf weniger als 15 Prozent Marktanteil.
Sendung: radioeins vom rbb, 13.11.2024, 11 Uhr