Interview | Experte zu Trump und Musk - "Es könnte Tesla auch belasten, wenn Trump stärker gegen China vorgeht"
Tesla-Chef Elon Musk hat im US-amerikanischen Wahlkampf Donald Trump mit viel Geld unterstützt. Von dessen Wahlsieg will Musk nun profitieren. Beim Thema E-Autos könnte es jedoch zwischen beiden krachen, sagt Börsenreporter Victor Gojdka.
Tesla-Chef Elon Musk ist der reichste Mensch der Welt – und könnte jetzt noch einer der mächtigsten werden. Inzwischen kursiert sein Name als jemand, der einen wichtigen Posten in der neuen US-Regierung unter Donald Trump übernehmen könnte. Im US-Wahlkampf hatte sich Musk eindeutig auf die Seite von Trump geschlagen - und auch viel Geld eingebracht. Doch wird sich das für den Tesla-Chef auch in harten Dollars rentieren? Eine Einschätzung gibt Victor Gojdka, Wirtschaftsexperte und Börsenreporter von rbb24 Inforadio.
rbb: Herr Gojdka, kann man in Zahlen bemessen, wieviel Geld Elon Musk in den Wahlkampf von Wahlsieger Donald Trump gesteckt hat?
Victor Gojdka: Musk hat 119 Millionen Dollar gespendet für eine Art Lobbyorganisation "America PAC". Für den reichsten Mann der Welt, der Musk laut Schätzungen ist, ist das wahrscheinlich eher die Kategorie Portokasse. Und manche sagen, er hat auch wohl über sein soziales Netzwerk X, früher Twitter, die eigenen Posts im Wahlkampf bevorzugt ausspielen lassen. Damit hat er laut Analysen 17 Milliarden Views seit Juli erzielt. Wenn man jetzt das als Anzeigenkunde kaufen würde, würde man dafür auch noch mal rund 25 Millionen Dollar auf den Tisch legen. Dann lägen wir also circa bei 140 Millionen Dollar, die in harten Dollars reingeflossen sind.
Und jetzt hat Trump schon angekündigt, Musk könnte ein offizielles Amt in der Regierung bekommen. Wofür wäre er dann zuständig?
Er könnte für die Effektivität der Regierung zuständig sein – im Klartext: Bürokratie abbauen. Im Wahlkampf hatte Musk gesagt, die USA hätten 428 Regulierungsbehörden auf nationaler Ebene. Er frage sich, wieso man überhaupt Hundert brauche, und könne sich vorstellen, da Milliardensummen einzusparen, wenn er dafür zuständig würde. Ob Trump ihm die Zuständigkeit am Ende aber tatsächlich anbietet und ob Musk das dann auch annimmt – er ist ja ein vielbeschäftigter Mann –, das ist noch völlig unklar.
Falls es am Ende dazu kommt, dann könnte Musk im Grunde die Aufsichtsbehörden zusammenstreichen, die ihn selbst betreffen, oder?
Ganz genau, so ist es. Er hat ja das Raumfahrtunternehmen SpaceX, das über die vergangenen zehn Jahre 15 Milliarden US Dollar Regierungsaufträge bekommen hat. Auch Tesla hat profitiert von Steuervergünstigungen, die es zum Beispiel für einen Fabrikbau in Nevada erhalten hat. Auch das ist am Ende eine Art Regierungszuschuss. Also da hat er durchaus profitiert. Er liegt aber auch immer wieder im Clinch mit Aufsichtsbehörden, zum Beispiel mit der Börsenaufsicht der USA. Da könnte es durchaus einen Interessenkonflikt geben, sagen Experten.
Elon Musk stellt mit seinem Unternehmen Tesla E-Autos her. Donald Trump ist nicht unbedingt Fan dieser Autos und dieser Technologie. Könnte es nicht auch einen Konflikt von zwei sehr großen Egos geben?
Ja, in der Tat sind E-Autos ein wichtiges Thema. Trump hat schon im Wahlkampf wiederholt gesagt, dass er eigentlich kein großer Fan davon ist. Das könnte das Geschäft belasten, gerade wenn bestimmte Zuschüsse für E-Autos und Steuervergünstigungen wegfallen sollten.
Es könnte Musks Autounternehmen auch belasten, wenn Trump stärker gegen China vorgeht – das ist ein wichtiger Markt für Tesla. Und klar, wenn irgendwann einer der beiden das Gefühl hat, er kriegt nicht so viel aus der Freundschaft raus wie er hereingibt, dann könnte auch das Ego der Personen zum Problem werden.
Vielen Dank für das Gespräch!
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine redigierte Fassung. Das Interview führte Christoph Kober für rbb24 Inforadio.
Sendung: rbb24 Inforadio, 07.11.2024, 7:25 Uhr