#musikistkeinhobby | Musikerin Floss - Songs über den Orgasm Gap und zu viel Gras

So 13.08.23 | 15:38 Uhr | Von Hendrik Schröder & Christoph Schrag
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Musik ist kein Hobby: Musikerin Floss (Quelle: Marlen Stahlhut)
Audio: rbb|24 | 10.08.2023 | O-Ton: Musikerin Floss | Bild: Marlen Stahlhut

Floss studierte Mode bei Stardesignern und entdeckt eher zufällig ihre wahre Berufung: Musikerin. Dann spielt Joko Winterscheidt in ihrem Musikvideo mit und die Vogue nennt sie bald eine "Newcomerin to watch". Von Hendrik Schröder und Christoph Schrag

In der rbb|24-Reihe #musikistkeinhobby treffen Hendrik Schröder und Christoph Schrag jede Woche Musiker:innen aus der Region, die gerade auf dem Sprung nach oben sind - und ihre ganz besondere Message und Geschichte erzählen.

Ich bin Floss und mache Feminist Fantasy Pop. Popmusikfan war ich schon immer. Früher habe ich Klavier gespielt und Jazzpiano. Ins Musikbusiness habe ich aber einen kleinen Umweg genommen über die Mode, weil ich mich da sehr gesehen habe. Das sieht man ja auch immer noch, ich liebe alles, was bunt ist.

Ich habe Mode in Hamburg studiert, war auch eine Zeit lang in Paris und habe für Jean-Charles de Castelbajac gearbeitet. Das ist ein sehr berühmter Künstler und Designer aus Frankreich. Alle möglichen Stars haben seine Sachen getragen: Katy Perry, Lady Gaga, M.I.A. - das waren sehr auffällige Sachen, manchmal fast comichaft. Der hat in den 1980ern schon die Rapper eingekleidet in diese riesigen Pullover, wo Micky Maus und sowas drauf war.

Chatten mit Katy Perry

Auf Jean-Charles de Castelbajac bin ich eigentlich über Katy Perry gekommen. Von ihr war ich schon immer Fan. Und so 2007, kurz vor ihrem großen Durchbruch, hatte ich sie auf Myspace entdeckt. Da hat sie einfach selbst ihre Sachen hochgeladen und war noch ziemlich unbekannt. Und dann hab ich sie angeschrieben und wir fanden uns cool und haben angefangen zu chatten. Und seitdem bin ich Fan.

Ich war dann sehr engagiert in ihrem Fanclub und habe den auch mit anderen Fans aus der ganzen Welt geleitet, Meet and Greets organisiert und sowas. Es gab zu der Zeit einfach nichts Vergleichbares zu Katy Perry. So einen Popstar, der diesen Style hat, der aber auch so nahbar ist, das gab es einfach nicht. Und dazu eben diese Popmusik mit ein bisschen Kanten.

Das Weihnachtslied, mit dem alles begann

Ich komme eigentlich aus der Nähe von Braunschweig. Ich habe in Hamburg gelebt und studiert, danach in Los Angeles und Paris. Und dann bin ich irgendwann nach Berlin. Hier hatte ich auch einen Job in der Modeindustrie, der aber total unkreativ war. Ich war genervt davon und dann kam ein Freund aus Paris zu Besuch und ich habe aus Quatsch gesagt: Lass uns mal einen Weihnachtssong machen. Und wenn der was wird, können wir von den Tantiemen für immer leben. Total blauäugig.

Den Song haben wir dann gemacht. Ich habe sogar Gesangsunterricht dafür genommen und den im Heimstudio von meiner Gesangslehrerin eingesungen. Meinen ersten Auftritt hatte ich dann im "Toast Hawaii" zu einer Weihnachtsparty. Der Song wurde dann von der Kampagne "Junge Helden" benutzt, die sich für Organspenden einsetzen.

Das kam so, dass meine Mutter auf eine Spenderniere gewartet hat und in meinem Song ging es ums Warten, ich hatte mir auch ein Musikvideo dazu ausgedacht. Und ich dachte, das wäre jetzt eigentlich der richtige Song, um diese Message, Organspende und wie viele Leute eben auf Organe warten, über einen Popsong an die Massen zu geben. Joko Winterscheidt hat dann den Weihnachtsmann gespielt in dem Video und das wurde recht erfolgreich.

Von allem viel. Vor allem Pink

Nach dieser Erfahrung habe ich meinen langweiligen Job gekündigt. Weil ich dachte, ok, wenn ich so viele Leute mit meiner Kreativität erreichen kann und so viele Leute mitziehen kann, dann ist das jetzt das, was ich weiterverfolgen muss. Das hatte fast was Spirituelles, dass das jetzt der Weg sein sollte, den ich gehen muss.

Seitdem nenne ich mich Floss und bin Musikerin. Es geht dabei aber natürlich nicht nur um Musik, sondern auch um Mode, um Style, um Optik. Ich trag ja super viel Pink, die Haare habe ich oft in eine Wasserwelle gelegt, so ein bisschen an die 20er Jahre erinnernd, dazu eine pinke Brille, viel Eyeliner, pinken Lippenstift, immer eher enge Sachen. In der Vogue war ich mit dieser Mischung aus Musik und Auftreten eine der "Newcomer to watch" 2023.

Die wichtigen Themen

Dabei sind meine Songs aber eigentlich nur wie Clickbaiting für Themen, die mir wichtig sind. Auf meiner EP "Feminist Fantasy Fiction" aus dem Jahr 2022 geht es zum Beispiel um Selbstbestimmung und den Orgasm Gap. Also dass Frauen im Bett immer noch weniger Orgasmen und Vergnügen haben als Männer. Weil wir einfach in einer heteronormativen, patriarchalen Gesellschaft leben und da ist es einfach wichtig, dass man als Frau klar kommuniziert, was man möchte und was man braucht. Und sich nicht dafür schämt.

Auch über Femizide habe ich schon Songs gemacht. Und darüber, dass man toxische Menschen auch verlassen kann und sollte, bevor etwas Schlimmes passiert. Also quasi als Exit-Strategie. Einen Song habe ich auch über einen krass schlechten Marihuana-Trip gemacht, den ich in den USA hatte, wo Gras legal ist und ich so viel geraucht habe, dass es total überdosiert war. Das war eine schlimme Erfahrung. Ich hab zu dem Song dann auch eine kleine Kampagne gemacht mit dem Credo: "Do not legalize it! Ohne darüber aufzukären". Also schön wäre, wenn dann andere Menschen aus meiner Dummheit lernen, über meine Songs.

Beitrag von Hendrik Schröder & Christoph Schrag

1 Kommentar

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  1. 1.

    "den ich in den USA hatte, wo Gras legal ist" So allgemein stimmt das mit der Legalität n.m.M. nicht in den USA.

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