Theaterkritik | Kinderbuchklassiker - Nils Holgerssons wundersame Abenteuer an der Komischen Oper

Mo 13.11.23 | 10:35 Uhr
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Nils Holgerssons wundersame Abenteuer an der Komischen Oper. (Quelle: komische-oper-berlin.de)
Audio: rbb24 Inforadio | 13.11.2023 | B. Wiegand | Bild: komische-oper-berlin.de

Die Anfang von Selma Lagerlöf geschriebene Geschichte wurde weltberühmt - und jetzt entstand auch eine Kinderoper: "Nils Holgerssons wundersame Abenteuer" feierte Uraufführung in der Komischen Oper Berlin. Barbara Wiegand war dabei.

Auf einem Bauernhof in Schweden lebt der 14-jährige Nils Holgersson. Ziemlich faul und frech ist er anfangs in Selma Lagerlöfs Geschichte, weil er gerne mal die Tiere auf dem elterlichen Hof herumscheucht und quält, etwa die Gans, beziehungsweise den Ganter Martin. Hier, im Berliner Schillertheater, wo die Komische Oper während der Sanierung ihres Stammhauses in der Behrenstraße spielt, hängt er als dicklicher, aber doch irgendwie knuffiger Teenager auf der Couch ab und weiß – sehr zum Frust seiner Eltern – so gar nichts mit sich und er Welt anzufangen. Außer sich vor lauter Langeweile mit dem Wichtel Ville Vätte anzulegen.

Komische Oper Berlin | Nils Holgerssons wundersame Abenteuer © Jaro Suffner
Bild: Jaro Suffner

So ist das, wenn man ein Wichtel ist

Keine gute Idee, denn der großspurige Nils wird zur Strafe geschrumpft. So klein ist er, dass er sich zwar mit Ganter Martin auf Augenhöhe unterhalten, ihn aber nicht davon abhalten kann, abzuheben, um mit seinen wilden Artgenossen gen Norden zu ziehen, in die Freiheit. Stattdessen fliegt Nils, anfangs unfreiwillig, mit und die wundersame Geschichte um Abenteuerlust, Mut, und echte Freundschaft nimmt ihren Lauf.

Spielraum für Fantasie

Bezaubernd einfach wird sie hier erzählt: Denn dankenswerterweise macht das Team um Regisseurin Ruth Brauer-Kvam gar nicht den Versuch, mit Videobildern oder aufwändiger Bühnentechnik an vorangegangene Verfilmungen heranzukommen. Vielmehr nutzt man einfache Einfälle für fantasievolle Effekte:

Nils zum Beispiel, unprätentiös wie kraftvoll gesungen von Caspar Krieger, wird hier nicht kleiner, sondern die Welt um ihn herum einfach größer: Die Möbel im Haus der Eltern, die Gräser am See, die Kunstnebel Wolken, durch die er mit Martin und den anderen Gänsen fliegt. Gänse, die hier ganz offensichtlich Menschen sind, mit ihren Armen als Flügel schlagend, flatternd, schnatternd, mit schnittigen Fliegermützen auf dem Kopf. Nur bei Hausgans Martin sieht das aus wie eine biedere Nachtmütze.

Tierisch gute Freunde

Ein Trip übers Land, bei dem man dem charmant schmierigen Smirre Fuchs, ganzen Rattenbanden und von Umweltsünden bedrohten Moorhühnern begegnet. Ein bisschen die Welt, und noch viel mehr seine neuen Freunde rettend, besteht der kleine Nils Holgersson seine großen Abenteuer und wächst an sich selbst.

Die von Susanne Felicitas Wolf nach Selma Lagerlöf verfasste Geschichte erlebt man hier mit angenehmer Leichtigkeit. Auch weil die Sängerinnen und Sänger voller Spiellust und stimmlicher Power agieren. Dazu tönt aus dem Orchestergraben die Musik von Elena Kats-Chernin, die mit Balladen, Walzer, Revue-Nummern so solide wie klangfarbenreich ihre Bögen zieht. Auch wenn er für diese abgehobene Geschichte manchmal doch recht brav und bodenständig daherkommt: Insgesamt macht dieser Nils Holgersson jede Menge Laune - und erntet vom jungen Publikum dafür jede Menge Applaus.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.11.2023, 6.00 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Kann nur besser sein als die unsäglich animierte Version, die für Kinder im Fernsehen lief. Nils mit nem Hamster o.s. auf der Schulter...
    Das Buch habe ich geliebt. Ein Reisebericht für Schweden. Voller Phantasie anregend, einfach nur schön.

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