Drehort: Rathaus Charlottenburg - Im Amtsgericht
Trotz erheblicher Kriegsschäden im Rathaus sind einige Amtszimmer und Säle mit aufwendiger Holzvertäfelung erhalten. Gefilmt werden hier die Szenen, die im Amtsgericht Charlottenburg spielen.
Charlottenburg ist um 1900 eine aufstrebende moderne Großstadt vor den Toren Berlins. In nur zwanzig Jahren verdreifacht sich die Bevölkerung: 100.000 Einwohner zählt sie 1893, 1913 sind es bereits über 300.000. Mit dieser Entwicklung hat das Schloss Charlottenburg nichts mehr zu tun, seit 1888 ist es nur noch Museum. Wichtiger sind Handel und Gewerbe, Schulen und die Technische Hochschule, Gasanstalt und Elektrizitätswerk, Krankenhaus und die Säuglingsfürsorge, Theater und das Opernhaus.
Mit dem Kurfürstendamm entsteht ein Prachtboulevard voller Geschäfte, Kaffeehäuser und schicker Wohnungen. Obwohl nicht jeder Charlottenburger reich ist, liegen hier Wohnviertel vermögender Bürgerinnen und Bürger. Die Stadtverwaltung kann sich über hohe Steuereinnahmen freuen, Charlottenburg ist zeitweilig die zweitreichste Stadt Preußens.
Eine prosperierende Großstadt braucht ein repräsentatives Rathaus. Zwei Rathausbauten sind bereits zu klein geworden. Daher errichtet die Stadt ab 1899 in der heutigen Otto-Suhr-Allee, damals Berliner Straße, einen Neubau mit Bürgermeisterzimmer, Empfangsräumen, Sitzungs- und Festsälen und Ratskeller. Bei der Fassade entscheidet man sich für Jugendstil und gegen die ursprünglich geplante mittelalterlich-gotische Gestaltung. Besonders prägnant ist der 88 Meter hohe Turm, der die Kuppel des Schlosses Charlottenburg deutlich überragt. In einem Festakt wird der Neubau 1905 kurz vor der Zweihundertjahrfeier von Charlottenburg eingeweiht. Aber selbst dieser große Rathausbau reicht nur wenige Jahre aus, bereits 1910 wird ein Erweiterungsbau geplant, in dem auch die Stadtsparkasse Unterkunft findet.
Politisch brisante Verfahren
Trotz erheblicher Kriegsschäden im Rathaus sind einige Amtszimmer und Säle mit aufwändiger Holzvertäfelung erhalten. Gefilmt werden hier die Szenen, die im Amtsgericht Charlottenburg spielen. Das Amtsgericht Charlottenburg residiert eigentlich in zwei anderen historischen Gebäuden: Zivilverfahren werden in den Zwanzigerjahren am Amtsgerichtsplatz geführt, Strafprozesse schräg gegenüber in der Kantstraße, wo sich auch die Gefängniszellen im Hinterhof befinden.
Besonders brutal geht es in diesen Gefängniszellen während der Herrschaft der Nationalsozialisten zu, als zahlreiche Regimegegnerinnen, unter anderem Widerstandskämpferinnen der Roten Kapelle, hier inhaftiert sind. Auch die Filmszenen sind politisch brisant: In einer macht Gereon Rath seine Falschaussagen zu den Schießereien am 1. Mai in Anwesenheit der Hinterbliebenen. In einer anderen werden die Haftbefehle für die hohen Militärs ausgestellt, die Kampfstoffe für die "schwarze Wehrmacht" angeschafft haben.