Ex-US-Präsident in der Mercedes-Benz-Arena - Eine Stunde mit Obama in Berlin

Do 04.05.23 | 08:29 Uhr
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Archivbild: Der frühere US-Präsident Barack Obama bei einer Presseveranstaltung. (Quelle: dpa/J. Carstensen)
Audio: rbb24 Inforadio | 04.05.2023 | Sabina Matthay | Bild: dpa/J. Carstensen

Berlin war die letzte Station der Europatournee von Barack Obama. Der ehemalige US-Präsident wurde am Abend mit lautem Jubel empfangen. Er kann noch immer Menschen begeistern, sonderlich konkret wurde es allerdings nicht. Von Sabina Matthay

Barack Obama war schon öfter in Berlin, doch diesmal ging es für ihn, nun Privatier, ums Geldverdienen. Wer den früheren US-Präsidenten erleben wollte, musste für einen Platz in der Mercedes-Benz-Arena zwischen 61 und 550 Euro zahlen. Offenbar war das nicht zu viel verlangt, die allermeisten Plätze waren jedenfalls besetzt, als Obama kurz nach zwanzig Uhr unter dem lauten Jubel des Publikums zur Talk Show antrat. Die Einnahmen sollen nach Darstellung des Ex-Präsidenten und seines Teams seiner Stiftung zugutekommen.

Angela Merkel, Bundeskanzlerin a. D., und Barack Obama, früherer US-Präsident, sitzen gemeinsam beim Essen in einem Restaurant. (Quelle: dpa/Bildfunk)
Obama und Merkel trafen sich am Dienstag zum Essen. | Bild: dpa/Bildfunk

Tulpenzüchterin blieb in Erinnerung

Es war der letzte von drei solcher Abende in Europa. Wie schon in Amsterdam und Zürich ging es um – so das Programm – "die großen Herausforderungen und Chancen unserer Zeit": um Klimawandel und Demokratie, um den Umgang mit künstlicher Intelligenz, Desinformation und die Polarisierung der Gesellschaft.

Berliner glauben gern, dass Barack Obama ein besonderes Verhältnis mit ihrer Stadt verbindet. Schließlich hatten hier 2008 mehr als 200.000 Menschen die Rede des damaligen Präsidentschaftskandidaten an der Siegessäule gefeiert.

Doch Obama streifte nur kurz die Treffen mit seiner alten Freundin Angela Merkel und mit deren Nachfolger Olaf Scholz – stärker beeindruckt hatte ihn offenbar die niederländische Tulpenzüchterin, die ihn um seine Freundschaft mit Bruce Springsteen beneidete.

Archivbild: Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Barack Obama, geht am Donnerstag (24.07.2008) an der Siegessäule in Berlin über einen Steg. (Quelle: dpa/R. Jensen)
2008 besuchte Obama Berlin als Präsidentschaftskandidat | Bild: dpa/R. Jensen

Darauf sprach ihn der Moderator nicht an

Obama ist der erste Afroamerikaner, der es ins Weiße Haus schaffte, selbst ein Rockstar - der politischen Art. Die angenehme Stimme, die wohlgesetzten Pointen, die geschickten Kunstpausen – auch ein deutlicher Kontrast zu seinen Nachfolgern.

Der Charismatiker Obama kann noch immer Menschen begeistern und für sich einnehmen. Das Berliner Publikum nahm ihm auch nicht übel, dass er an diesem Abend in Berlin weder in die Tiefe ging noch sonderlich konkret wurde.

Dabei hätte man gern mehr erfahren: was etwa hat seine Präsidentschaft zur Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft beigetragen? Und wie sieht Barack Obama sein außenpolitisches Vermächtnis, hat seine Zurückhaltung Putin vielleicht ermuntert, den russischen Herrschaftsanspruch immer aggressiver durchsetzen – siehe Syrien, siehe Ukraine? Darauf aber spricht der Moderator ihn nicht an.

Nach genau einer Stunde ist die Vorstellung in Berlin zu Ende, Barack Obama schließt sie ab mit einem leidenschaftlichen Appell an die Jugend: deren Enthusiasmus und Idealismus werde gebraucht, um die Politik zu heilen und die Welt zu retten. Und die Alten? - "Geht aus dem Weg!", scherzt der Politpensionär, der sich so umtriebig auf die lukrative Vermarktung seine politischen Ansichten und privaten Einsichten verlegt hat, und verlässt winkend die Bühne. Es geht zurück nach Hause, in die USA.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.05.2023, 06.00 Uhr

41 Kommentare

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  1. 40.

    Obama hat den von den Republikanern zu verantwortenden Flint-Skandal anfangs heruntergespielt, später aber den Notstand ausgerufen und auch vor den langfristigen Umgang gewarnt und sich entsprechend eingesetzt. Und die politischen Mechanismen in den USA dürften auch Ihnen bekannt sein. Aber eine sachliche Diskussion mit jemandem, der Moore als Informationsquelle empfiehlt...?

  2. 39.

    Diese Logik sollten Sie mal erklären. Weil man ein Thema mit dem Ex-Führer des einen fernen Landes hat, soll man seine Heimat verlassen und in ein anderes fernes Land ziehen? :-))
    Made my day

  3. 38.

    Grundsätzlich gebe ich ihnen in allen Punkten Recht. Ergänzend würde ich noch den Umgang mit Ed Snowden. Das sind auch die Dinge die mich persönlich enttäucht haben und einen Friedensnobelpreis keinesfalls rechtfertigen. Gut den Schuh muss sich das Komitee anziehen, wie übrigens bei vielen inflationären Vergaben solcher Preise.
    Aber Obama hat trotzdem, wenn auch nicht in Gänze, viele Verwerfungen seines Vorgängers G. W. Bush korrigiert und auf Ausgleich (Diplomatie) gesetzt. Die Rückführung der Guantanamo-Inhaftierten scheiterte schon daran, dass die betreffenden Länder ihre Staatsbürger nicht mehr aufnehmen wollten. Zugegeben ein schwaches Argument. Die Wallstreet oder besser die Banken (Finanzkapital) sind einfach zu mächtig, als das sich mit denen jemand grundsätzlich anlegt, bzw. bestimmte Praktiken, die zyklisch immer wieder zum Finanzgau führen müssen, ändert.
    Es ist eine Binsenweisheit, dass das gesamte Finanzsystem im Urkapitalismus ein Spielcasino ist und bleiben wird.

  4. 37.

    Ja ist er, oder sind sie Farbenblind? One-Drop-Theory, was soll das wieder für ein Schwachsinn sein? Ich kenne nur die Mendelschen Vererbungsregeln.

  5. 36.

    Haben Sie nicht verstanden, dass es nicht um die Verantwortung für den Flint-Skandal geht, sondern um den Umgang des amerikanischen Präsidenten damit? Sinnerfassendes Lesen scheint nicht zu Ihren Kompetenzen zu gehören.
    Meine Informationsquelle zeigt nur die Szenen, die sich offensichtlich zugetragen haben ;-) Augen auf und Sie werden sehen.

  6. 34.

    Richtig, andere Meinungen werden nicht geduldet.
    Noch besser ist natürlich der Klassiker „ Dann geh doch nach drüben “.

  7. 33.

    Die Republikaner haben ja auch fleißig etliche Vorhaben blockiert...

  8. 32.

    Haben Sie meinen Kommentar nicht verstanden? Meine Kritik galt Ihrer "Informationsquelle". Michael Moores Produktionen sind polemisch, zwar teilweise auch durchaus unterhaltsam, aber alles andere als sachlich und informativ. Zudem verschweigen Sie, dass der damalige republikanische Gouverneur Michigans der Hauptverantwortliche für den Flint-Skandal ist.

  9. 31.

    Warum ziehen die Amerika Hasser nicht einfach nach Russland? Würde hier einige Probleme lösen.

  10. 30.

    ich finde das nicht witzig, eher bedrückend und bedenklich mit Blick auf die Jubelorgien verblendeter deutscher und europäischer Staatsbürger und Politiker.
    Zudem habe ich nicht als "Beleg" die Doku von Michael Moore angeführt, eher als eventuell interessante Informationsquelle. Entlarvend wie er sich ein Glas verseuchtes Trinkwasser reichen lässt, um den Armen, die damit leben müssen, vermeindlich zu zeigen, dass es kein Problem darstellt, dies zu trinken, sich jedoch selbst gerade mal die Lippen benetzt und sich im Anschluss ne Flasche abgefülltes Wasser geben zu lassen.

  11. 29.

    Es haben eigentlich alle realistisch denkende Menschen hier verstanden, außer ihnen und Erna. Es wird niemand am Spenden für eine gute Sache gehindert, aber bei solchen gehabten Sachen ist immer Vorsicht geboten. Wir haben genügend Probleme im eigenen Land

  12. 28.

    So gut wie niemand kann sich in den USA gänzlich dem Umstand entziehen, dass Wahrheit bzw. Wahrhaftigkeit einerseits und bewusste Lüge andererseits Ausdruck eines darüberliegenden Kalküls sind: Dem des Nutzens. Der Vorwurf der Lüge trifft nur den, der zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden weiß.

    Das ist in Europa so, dass sich da jemand rechtfertigen muss; in vielen anderen Ländern nicht.

    Nicht, dass ich das jetzt verteidigen wollte; mensch muss es nur wissen.

  13. 26.

    Witzig, dass Sie Obama u.a. als Showmaster und Manipulator bezeichnen, und dann als vermeintlichen Beleg ausgerechnet eine Dokumentation von Michael Moore anführen...

  14. 25.

    Wer bestimmt in einer Stiftung?
    Was ist das Ziel einer Stiftung und woher kommt das Geld?
    Ist eine Stiftung nicht dazu da um Steuern zu sparen?

  15. 23.
    Antwort auf [Ule] vom 04.05.2023 um 11:23

    Bloß, dass sie sich nicht verantworten müssen.

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