rbb-Intendanten-Posten - Jan Weyrauch zieht Bewerbung zurück - Personalrat kritisiert rbb-Gremien
Ein zweiter Kandidat hat seine Bewerbung um den Intendanten-Posten beim rbb zurückgezogen. Jan Weyrauch, Programmdirektor von Radio Bremen, tritt bei der Wahl am Freitag nicht mehr an. Der Personalrat übt Kritik an den Vorsitzenden zweier rbb-Gremien.
Der Programmdirektor von Radio Bremen, Jan Weyrauch, wird am Freitag nicht zur rbb-Intendantenwahl antreten. Zur Wahl stehen nun noch die Kandidatinnen Heide Baumann und Ulrike Demmer.
In einer Erklärung verweist Weyrauch darauf, dass - nach einer möglichen Entscheidung für ihn durch den Rundfunkrat - die Gefahr bestanden habe, dass mit dem rbb-Verwaltungsrat kein Vertrag zustande kommt. Weyrauch schreibt: "Der Schaden für den rbb, für seine Gremien und nicht zuletzt für den Kandidaten wäre in der Öffentlichkeit riesig und kaum erklärbar."
Weyrauch: Neben Gehalt spielten viele weitere Aspekte eine Rolle
Zwar sei er bereit gewesen, Abstriche beim Intendantengehalt in Kauf zu nehmen. Allerdings habe es bei der Gehaltsspanne des Intendantenvertrages Vorstellungen gegeben, bei denen er auch aus strategischen Überlegungen für die Folgewirkung auf das gesamte Gehaltsgefüge im rbb "bei allem Verständnis für den sorgsamen und sparsamen Umgang mit Beitragsgeldern" nicht mitgehen könne, so der 55-Jährige.
Weyrauch betonte, dass neben dem Gehalt auch viele weitere Aspekte eine Rolle spielten. Sein Rückzug sei "schade" und tue ihm weh - unter anderem wegen dem Zuspruch, den er auch aus der Belegschaft heraus gespürt habe. "Im rbb arbeiten tolle Menschen, die sich nach einem Neuanfang sehnen", schrieb Weyrauch. Er hätte gerne dazu beigetragen, den RBB wieder auf die Erfolgsspur zu setzen und "die Wunden der Krise zu heilen", doch "es bzw. ich soll nicht sein", so Weyrauch.
Der Vorsitzende des rbb-Rundfunkrats, Oliver Bürgel, bedauert die Entscheidung. "Wir stehen vor grundlegenden Neuorientierungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und im rbb, das musste allen klar sein, die für das Intendantenamt antreten", erklärte Bürgel. Der Rundfunkrat freue sich auf die Kandidatinnen, die sich dieser Herausforderung am Freitag stellen werden.
Personalrat kritisiert Vorsitzende von rbb-Gremien
Unterdessen übt der Personalrat harsche Kritik an den Vorsitzenden der rbb-Gremien. "Wir haben großes Unverständnis über die mangelhafte Professionalität des Vorsitzenden der Findungskommission, Herrn Bürgel, der offensichtlich nicht in der Lage war, mit den Kandidaten und Kandidatinnen professionell zu kommunizieren, sodass nun 50 Prozent der von uns ausgewählten Kandidaten auf der Strecken geblieben sind", sagte die Personalratsvorsitzende Sabine Jauer. Ein abstimmendes Gespräch mit der Findungskommission, der auch Jauer angehört, habe es am Donnerstag in Anbetracht des drohenden Rückzugs von Weyrauch nicht gegeben.
Noch größeres Unverständnis habe sie für den Verwaltungsratsvorsitzenden Benjamin Ehlers, der sich in das Wahlverfahren "unangemessen eingemischt" habe. Er habe seine eigene Meinung auch zur Meinung der Findungskommission erklärt, ohne dies abzusprechen, bemängelt Jauer.
Aus dem Bewerberkreis für die Wahl zur rbb-Intendatin bzw. zum rbb-Intendanten hatte sich zuvor bereits die Kandidatin Juliane Leopold, Chefredakteurin Digitales von ARD aktuell, zurückgezogen.
Wahl der neuen Intendantin am 16. Juni
Die neue rbb-Führung soll am 16. Juni 2023 vom Rundfunkrat gewählt werden. Eine Findungskommission hatte aus 50 eingegangenen Bewerbungen zunächst drei Bewerberinnen ausgewählt und später mit Jan Weyrauch einen weiteren Kandidaten zugelassen.
Am 8. Juni, hatten sich die Bewerber:innen um den höchsten Job im rbb dem Rundfunkrat des Senders vorgestellt und sich am 12. Juni in einer Online-Schalte den Fragen der Mitarbeiter des rbb gestellt.
Amtierende rbb-Intendantin ist Katrin Vernau, sie folgte auf die im letzten Jahr entlassene Patricia Schlesinger. Vernau hatte sich nicht fristgerecht beworben, nur die Bereitschaft zur Fortsetzung des Amts erklärt. Der Rundfunkrat hatte dann einen Antrag abgelehnt, Vernau für die Wahl nachträglich zuzulassen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 15.06.2023, 20:00 Uhr