Bauern und Förster beunruhigt - Vom kalten, nassen Frühlingsbeginn "direkt in die Trockenphase"

Mi 07.06.23 | 08:04 Uhr
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Viel zu klein und mit teilweise vertrockneten Blättern stehen am 13.08.2020 Maispflanzen am Rand eines Feldes im Landkreis Oder-Spree. (Quelle: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul)
Audio: Studio Frankfurt | 07.06.2023 | Kristin Langen | Bild: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Nach einem nassen Frühjahrsbeginn ist es seit Mai bereits wieder zu trocken in der Region, und eine Änderung ist derzeit nicht in Sicht. Vor allem im Hinblick auf die Landwirtschaft und auf die Wälder wachsen die Sorgen.

"Viel zu nass" war es im März und April in Brandenburg, "unbeständig und nass" mit einem "klassischen April" in Berlin - das ist die eine Seite der Frühjahrs-Bilanz des Deutschen Wetterdienstes [dwd.de]. Die andere: Der Mai war in Brandenburg schon wieder "trocken" und in Berlin "außergewöhnlich trocken".

Nach Daten des ARD-Wetterkompetenzzentrums fiel der letzte flächendeckende Regen in der Region am 23. Mai. Zwar kann es in dieser Woche mal ein paar Schauer und Gewitter in Berlin und Brandenburg geben, flächendeckender Regen ist bis zum Wochenende nicht in Sicht. Die Niederschläge werden sich bei sommerlichen Temperaturen auf einzelne Schauer und Gewitter beschränken, sagt der Meteorologe Frederik Raff voraus. "Da kommen höchstens ein paar Literchen zusammen."

Frühlings-Bilanz durch den Mai noch umgedreht

Die Wetterdaten des DWD zeigen, dass der trockene Mai die Bilanz eines bis dahin nassen und kühlen Frühlings noch gedreht hat. Mit 9,5 Grad Durchschnittstemperatur war es in Berlin von März bis Mai deutlich wärmer als normalerweise (8,7 Grad) - wobei die letzten Frühjahre nicht normal, sondern außergewöhnlich warm waren.

Etwas zu mild mit 8,9 Grad war der Frühling in Brandenburg, hier liegt das langjährige Mittel bei 8,1 Grad. Auch die Sonnenscheindauer lag mit 575 Stunden (Berlin) und 530 Stunden (Brandenburg) über dem Durchschnitt.

Auf die Durchfeuchtung der Böden hatten die Regenfälle im Frühjahr nur geringe Auswirkungen, wie eine rbb|24-Datenrecherche zeigte. So war Mitte Mai in den oberen Erdschichten die Menge an pflanzenverfügbarem Wasser noch im grünen Bereich, tiefer im Erdreich jedoch herrschte weiterhin extreme Trockenheit. Helfen könnte ein ergiebiger Landregen - der ist Meteorologen zufolge in den Sommermonaten aber nicht zu erwarten, da die Niederschläge zu dieser Jahreszeit vor allem als Gewitter oder lokale Schauer auftreten.

Getreide und vor allem Mais könnten Schaden nehmen

Beim Landesbauernverband Brandenburg sorgt man sich wegen der aktuellen Trockenheit unter anderem um die Kornqualität. Die fehlenden Niederschläge wirkten sich vor allem auf die Kornfüllung des Wintergetreides aus, teilte der LBV auf Anfrage von rbb|24 mit. Probleme könnte es auch beim Maisanbau geben, der wegen des kalten und nassen Frühlingsbeginns erst spät begann, um dann "direkt in die Trockenphase zu schlittern". Ähnliches gelte für die Kartoffel. Die Brandenburger Bauern seien aber "erfahrene Klimamanager", die mittlerweile diverse Techniken entwickelt hätten, um die Böden vor dem Austrocknen zu bewahren.

"Noch nicht dramatisch, aber auch nicht schön", beschreibt Reinhard Jung von den Freien Bauern Brandenburg die Situation. Auch er befürchtet negative Auswirkungen vor allem für den Mais, beim Getreide könne es ebenfalls Schäden geben, sagt er rbb|24. Und wie kann sich die Landwirtschaft langfristig mit der Trockenheit arragieren? "Mit resistenten Sorten beschäftigen wir uns seit jeher", sagt Jung. Verbesserungspotential sieht er vor allem beim System aus Be- und Entwässerung.

Waldbrandgefahr wächst mit jedem trockenen Tag

Und spätestens mit dem großen Waldbrand bei Jüterbog ist auch wieder klar, was in den kommenden Wochen bei anhaltender Trockenheit auf die Region zukommen kann. In den nördlichen Brandenburger Landkreisen gilt die höchste Stufe fünf auf der Waldbrandskala [mluk.brandenburg.de], im Süden hat sich die Situation zu Beginn der Woche etwas entspannt. "Mit ausbleibendem Niederschlag steigt täglich die Gefahrenlage an", sagt der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes, Raimund Engel.

Die Niederschläge im März und April hätten zu Beginn der Waldbrandsaison zu einer spürbaren Entspannung der Waldbrandlage in 2023 beigetragen, so Engel auf Anfrage von rbb|24. Die kühle Witterung und die Durchfeuchtung des Oberbodens habe in den beiden Monaten die Gefahrenlage auf wenige Tage reduziert. So gab es bis Ende April nur sechs Waldbrände in Brandenburg. Weil die Niederschläge aber nicht bis in die tiefen Bodenschichten vorgedrungen seien, war es nur eine "Entspannung auf Zeit".

"Die Ausrufung der Gefahrenstufe 5 wird uns auch in diesem Jahr nicht erspart bleiben", so Engel. Der Hochsommer stehe erst noch bevor. Der Waldbrandschutzbeauftragte mahnt, das Rauchverbot im Wald einzuhalten und jegliches Feuer zu unterlassen.

Der Waldbrandgefahrenindex für den 05.06.2023. (Quelle:Deutscher Wetterdienst)DWD-Waldbrandgefahrenindex (5. Juni)

Bei munitionsbelasteten Böden wie dem Gebiet bei Jüterbog gebe es noch ein anderes Problem. So habe der dortige Waldbesitzer eine größere Brandschneise rund um den Bereich gezogen, wie Engel dem rbb sagte. Allerdings handele es sich um einen ehemaligen Truppenübungsplatz - und die Beseitigung der Kampfmittel ist teuer. Das, so Engel, sei ein großer Diskussionspunkt: "Wer kommt dafür auf?"

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.06.2023, 7 Uhr

48 Kommentare

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  1. 48.

    War gerade wandern in Köpenicks Wäldern und mußte traurigerweise feststellen, das wirklich alle Tümpel, Flüsschen und kleine Seeen ausgetrocknet sind, vor zwei Wochen waren die noch gut gefüllt.

  2. 47.

    Selbst heutzutage wird die Wissenschaft nicht ernst genommen bzw man verdrängt das Klimaproblem, weil man immer noch hofft, dass alles wieder so wird wie früher. Also weitermachen wie bisher und wenn es zu spät ist, dann rumjammern.

  3. 46.

    Ich kann mich nur wundern über diese ganzen Kommentare. In den 70 Jahren sagte man dieses Szenario schon voraus und diese Wissenschaftler waren damals für die Meisten Spinner. Jetzt wenn Wald und Felder brennen und wir vor den Flammen rennen, glaube ich ist es schon zu spät. Aber wenn wir überlegen müssen wofür das Wasser verwenden ........ zum Löschen .........zum Trinken oder für die Bewässerung der Nahrungsmittel........
    Dann schlägt die Natur mit kleinen Mitteln kräftig zurück.

  4. 45.

    Nur mit dem Unterschied, dass die anhaltende Trockenheit zu dramatischen Folgen führt, z.B. dem Waldbrand bei Jüterbog.

  5. 44.

    Selbst eine gleichbleibende Niederschlagsmenge würde bei steigenden Temperaturen und damit verbundener höherer Verdunstung zu immer trockeneren Böden führen. Es reicht nicht, sich nur einen Aspekt herauszugreifen um damit was auch immer belegen oder widerlegen zu wollen. Das funktioniert nicht beim Antarktiseis, nicht beim Zusammenspiel von CO2 und Temperatur und auch nicht hier. Unser Handeln hat nun mal Konsequenzen, auch wenn wir keine Verantwortung übernehmen.

  6. 43.

    Würden Sie freundlicherweise den ja völlig richtigen Artikel mit einer verbalen Einschätzung Ihrerseits würdigen? :) Also, welche Aussage wollen Sie damit treffen, worauf wollen Sie hinaus? Danke und Grüße an die Oder.

  7. 42.

    Dann bitte eine weiterreichendere lange Datenreihe posten. Ich denke aber, daß man das Prinzip erkennt und am Anfang wird ja auch etwas dazu erläutert.

  8. 41.

    ... außerdem gibt die Jahresniederschlagsmenge, die ja einen Durchschnitt bildet, keinen Aufschluss über die zeitliche und räumliche Verteilung des Niederschlags. Hierfür muss unbedingt eine kleinmaßstäblichere Ebene in die Betrachtung einbezogen werden. Der Trend geht global, zumindest in der nörflichen Hemisphäre, zu einer zeitlichen wie räumlichen Ungleichverteilung von Niederschlag in Verbindung mit blockierenden Wetterlagen (= Dauerhoch oder Dauertief).

  9. 40.

    https://wetterkanal.kachelmannwetter.com/niederschlagsentwicklung-in-deutschland-seit-1881/

  10. 39.

    Die Jahresdurchschnittswerte helfen wenig. Die Klimaveränderung sorgt dafür, dass es lange trocken bleibt und dann richtig extrem regnet. Wenn der Boden dann so verdichtet ist, kann er so gut wie nichts mehr aufnehmen. Wurde auch gezeigt, trotz Regen in den Monaten davor, ist der Boden in den tieferen Schichten trocken. Und die "Frühlings-Bilanz" hat sich ja umgedreht, wie im Artikel steht. Wenn sich das Klima erstmal verändert hat, dann braucht man nicht mehr anfangen mit Maßnahmen, dann kann man nur noch Schadensbegrenzung machen. Bei einem Haus wird ja auch nicht gewartet, bis die Bausubstanz so ist, dass es zusammen fällt. Sehr viele haben defizite im vorausschauenden Denken/Handeln.

  11. 38.

    Datengrundlage bis 2019, also inklusive der heißtrockenen Jahre 2018 und 2019, ohne die überdurchschnittlich heißtrockenenen Jahre 2021 bis 2023

  12. 37.

    "Übertreibungen ist es wie mit dem Kleben" Haben sie alternative Fakten? Also ein Rasensprenger verbraucht schon im Minimum 800 l, d.h. wenn zwei davon aufgestellt worden sind bei 9 Stunden, kommt man locker auf 12000 Liter. Und 30 l/m2 in 9 Stunden ist jetzt auch nicht so viel. Pro Woche soll ein Garten ja ungefähr 15-25 mm2 (l/qm) benötigen. Aber wenn man bewässert, dann morgens oder abends und nicht am Tage wo der Großteil verdunstet. Wenn man etwas Ahnung von Permakultur hat, braucht man sogar noch weniger Wasser.

  13. 36.

    https://wetterkanal.kachelmannwetter.com/niederschlagsentwicklung-in-deutschland-seit-1881/

  14. 34.

    Das Krasse an dieser Sache ist, dass der Prozess unumkehrbar bleibt.
    Wir befinden uns derzeit im Erwärmungsgeschehen.
    1,5 Grad Celsius, partiell sind auch 2 Grad Celsius reale Temperatursteigerung zu verzeichnen.
    Berechnet wurde de facto 4 Grad Celsius, die uns jetzt schon auf jeden Fall blühen werden.
    Diesbezüglich ist das Vollstellen von guten Ackerland mit Solartechnik ein Verbrechen.
    Hier muss geschaut werden, dass, wenn überhaupt, ausschließlich Flächen der schwächsten Bodenkategorie in amtlich ausgewiesenen Dürrezonen für Solarstromerzeugung freigestellt werden.

    Ansonsten: told you so!

    Nachher soll keiner heulen. Ihr habt es alle gelesen und gehört, tausend Male.
    Aber die Urlaubsflieger sind ja schon wieder randvoll ausgebucht....

  15. 33.

    Trotzdem immer weiter wie bisher.
    Ausufernden Verkehr mit "Verbrenner". Gift und chem.Dünger in die Böden auf große Monokulturen.
    Billignahrungsmittel oft giftig oder gesundheitsschädlich aus dem Ausland ohne ausreichend Kontrollen.
    Natur abholzen, Böden verdichten, Wasser verschwenden,....

  16. 32.

    12000 Liter / 400 qm ... macht rd. 30 liter/qm ... verteilt auf vier "Mini-Bäume" ... wow. Müssen Korallenbäume gewesen sein.
    Mit Übertreibungen ist es wie mit dem Kleben - es hilft nicht weiter.

  17. 31.

    Trockene Wetterperioden sind nichts neues und gab es früher auch. Auch das Bewässern von Gärten und Ackerflächen ist uralt. Verwendet man dafür moderne Methoden, z. B. Tröpfenbewässerung, ist die Verdunstung stark reduziert. Nicht alles ist gleich eine Katastrophe.

  18. 30.

    Zustimmung. Mit dem Zusatz, dass das Augen zu drücken sich beileibe nicht auf diese beiden Parteien beschränkt (hüst, SPD)

  19. 29.

    Sie wären garantiert die allererste, die über Wasserrationierungen nach Vorbild Kapstadt und Montevideo sowie über 10 x teurere Lebensmittel als Folge der Erderwärmungen meckern würden.
    Bitte befassen Sie sich mit der Materie. Dann nervt es auch nicht so, wenn man Willens ist, sich mit den Dingen zu beschäftigen. Danke.

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