Die "Schön hier"-Bestenliste - Gold, Silber, Nass - Seen für mehr als nur das Schwimmabzeichen

Sa 12.08.23 | 09:50 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
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Eine Frau spielt an einem Badesee bei Berlin mit ihrem Hund. (Quelle: dpa/Robert Guenther)
Bild: dpa/Robert Guenther

Brandenburgs nasser Trumpf ist Wasser, das schon da ist, selbst wenn es nicht regnet: die Seen. Auch Berlin hat davon ordentlich. Aber: Welcher See ist besonders? Eine Rangliste mit den Kategorien Wortwert, Kaffeetauglichkeit - und natürlich Baden. Von Stefan Ruwoldt

- "Tief?"
- "Ja, wäre schön, aber muss nicht."
- "Blau?"
- "Naja, grün geht auch."
- "Wiese nebendran?"
- "Ein echtes 'Muss!'"

Dann kommen noch die Kategorien "Imbiss", "Spielplatz", "Bademeister", "Einsamkeit", "Wasserrutsche", "Nacktbereich" und "Erreichbarkeit": Badengehen und Seespaziergang in Brandenburg ist ein Fall für die Freizeitexperten. Die Wahl einer Bademöglichkeit ist verbunden mit Checklisten, Eckpunkten, Pros und Cons. Und der beste Seespaziergang definiert sich durch die Vögel in den Ästen obendrüber.

Brandenburg - das wahre Seenland neben der Seen-Stadt Berlin

Brandenburg hat laut seen.de und Statistischem Bundesamt rund 3.000 Seen mit einem Hektar oder mehr Fläche und ist damit Deutscher Meister. Selbst Mecklenburg-Vorpommern kann mit seiner Seenplatte nicht mithalten im Stechen um den Bundeslandtitel "Badeland".
In den ganz unterschiedlich definierten Bundesseenstatistiken hängt STRANDenburg nicht nur BADEN-Württemberg und BAY-ern ab, sondern auch das Seenland MEcklEnbuRg-vorpommern schlechthin - zumindestes mengenmäßig.

Im Rennen um den größten (Bodensee, Bayern/Baden-Württemberg), den tiefsten (auch der Bodensee) oder den östlichsten See (Berzdorfer See, Sachsen) kann Brandenburg nicht mithalten (südlich und westlich und nördlich von Brandenburg liegen in Deutschland natürlich auch noch ein paar Seen). Brandenburg punktet ganz einfach mit der Allgegenwärtigkeit seiner Seen, die auch für Vielfalt sorgt. Berlin wiederum kann immerhin die Nähe zur Metropole und Anbindung an den ÖPNV dagegenhalten.

Eiszeit, Bergbau und Wassermangel - Seen mit Geschichte

Die meisten der Berliner und Brandenburger Seen sind das Ergebnis eiszeitlicher Ausschürfungen und darum auch seit Jahrtausenden da und somit ordentlich umwachsen - in Berlin reichlich umbaut. Zu diesen Uralt-Gewässern kommen hunderte gewässerte Kiesgruben, vollgelaufene Ex-Steinbrüche, ein paar Stauseen und Gewässer auf Polderflächen entlang der Flüsse. Ganz vorn mit dabei: Tagebauseen.

Brandenburgs und Berlins ganz eigene Seen-Bestenliste mit einer klaren Ansage: Diese Seen sind auf jeden Fall die nassesten

Spremberger Stausee (Quelle: dpa/Soeren Stache)

1) Der größte künstliche See Deutschlands WIRD der Cottbuser Ostsee (19 Quadratkilometer, Spree-Neiße). Der Cottbuser Ostsee läuft noch voll. Er soll aber final - zuletzt geplant für 2024, vielleicht auch erst später - ein wenig größer sein als der sächsische Tagebausee Geiseltal (bislang der größte künstliche See Deutschlands mit 18,4 Quadratkilometern).

2) Der flächenmäßig viertgrößte Stausee Deutschlands ist der Spremberger Stausee (Spree-Neiße), ein fürs Flachland ausgesprochen ansprechender Talsperrensee. Der Stausee hilft unter anderem, den Spreewald vor Hochwasser zu schützen. Eine Sache allerdings, die hier zuallererst im Sommer von großem Vorteil ist, macht den See zu einem wirklichen Seehighlight abseits seiner Regulierungskapazitäten: das Baden.

3) Der Helenesee bei Frankfurt (Oder) hat es gerade ein wenig schwer, genauer macht er es den Badegästen schwer. Denn der Helenesee ist derzeit der mit Abstand schönste und größte abgesperrte und nicht nutzbare See Deutschlands: Wegen Rutschungen darf er nicht bebadet werden und seine Ufer sind gesperrt. Auch er entstand aus einem ehemaligen Tagebau.

S-Bahn, Buchstabenwert und Löcher: Die ganz eigenen Statistiknormen von Platz 1 bis 3 kann Brandenburg sogar noch toppen. Und Berlin hilft ein bisschen.

Ein Kind sitzt auf einem aufblasbaren Einhorn im Wasser im Strandbad Wannsee. (Quelle: dpa/Carsten Koall)

4) Im Berliner Südwesten liegt der Wannsee, der mit dem Bestwert glänzt: Deutschlands größter See in der Nähe einer Endhaltestelle der Berliner S-Bahn. Wer vom Wannsee spricht und gleichzeit KEINE Segelyacht besitzt, der meint vor allem den Strand des Strandbads. Dieser wurde und wird besungen und wurde und wird immer mal wieder saniert. Vor allem aber wird der Wannsee genau an vielen seiner Ufer bebadet. Der auf mehreren Internet-Seiten dokumentierte Bestenlistentitel für den Wannsee und sein Strandbad lautet: eines der größten Freibäder an einem Binnengewässer in Europa. Kontinental planschen - nasser geht's nicht.

5) Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz liegt mit dem Altdöberner See der größte deutsche Tagebausee mit einem "A" als Anfangsbuchstaben. Auch hier gilt wie am Cottbuser Ostsee: Der See wächst noch, Baden und Segeln also erst in ein paar Jahren. Der See macht das Schloss Altdöbern zu einem Wasserschloss - wenn auch mit etwas Abstand. Erst das Schloss gebaut, dann mit dem See den Pool nebenan gesetzt: Dieser Pool-Aspekt, also genauer die Reihenfolge, macht den Altdöberner See auch noch zum hollywoodigsten See Brandenburgs. Schließlich handhaben es dort die Stars genauso.

6) Deutschlands größter See mit einem Loch in der Mitte, das nicht von einer Tagebaugrabung stammt ist der Schwie-loch-see (Dahme-Spreewald). Der See ist mit 13,3 Quadratkilometern ausgesprochen imposant, er ist eine Wasserstraße und auch noch ein Badesee. Offiziell hat der See zusätzlich den Titel größter natürlicher See Brandenburgs.

Platz 7 bis 10 sind Seen, die in Kategorien glänzen, in denen weltweit wahrscheinlich kaum Konkurrenten mithalten können, in Deutschland aber ganz sicher nicht:

Seepyramide im Branitzer Park (Quelle: imago images)

7) Die Fülle der natürlichen Seen Brandenburgs wird fast übertroffen von der Fülle der durch Menschenhand erschaffenen Seen im Land. Der See im Schloss Branitz ist zwar ein natürliches Wasser, aber es umschließt eine von Menschen erschaffene Pyramide. Brandenburg verfügt damit seit rund 150 Jahren über Deutschlands einzigen Pyramidensee. Zu beachten: Baden verboten!

8) Die Bestmarke eines Berliner Sees ist eine kleine: Deutschlands einziger See an einem Milchhäuschen - der Weiße See in Weißensee im Berliner Nordosten. Den See gibt's seit der Weichseleiszeit, das Milchhäuschen seit 1967, zumindest das heutige. Ein paar Jahrzehnte früher gab es auch schon ein Vorgänger-Milchhäuschen, weil es hier Milch gab. Jetzt gibt's Kaffee, Eis und natürlich auch Milch. Und das alles mit Blick auf die Fontäne im See.

9) In Berlin-Köpenick liegt ein See, der Deutschlands einziger See ist mit Inseln, die nicht Insel heißen sondern Wall: der Seddinsee. Der See ist außerdem noch ein großartiger Badesee, er ist schiffbar und besegelbar und natürlich wurde er von Fontane erwähnt. Und hier ein Tipp fürs nächste Berlin-Quiz: Nach dem Großen Müggelsee und dem Tegeler See ist der Seddinsee Berlins drittgrößer See.

10) Weil es hier neben den ganzen anderen Kategorien auch ums Baden geht und man dabei, wenn man das Baden richtig macht, so nass wird wie... na, na, was kommt jetzt... ein begossener Pudel hier noch eine Schlechtester-Wortwitz-Bestmarke für einen See der Region: Deutschlands größter See, der sich nicht traut, großartig zu sein ist der - Na, na? - genau, der Scharm-ützelsee. Ab in die Fluten!

Badeseen nicht nur fürs Badengehen

Beitrag von Stefan Ruwoldt

8 Kommentare

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  1. 8.

    Der Grund, weshalb ich Brandenburg und Berlin liebe: die Seen, die Landschaft, die vielfältige Natur und die viele Sonne.

  2. 7.

    Stimmt, der große Müggelsee, die von der Wasserqualität und und Seegrund her "dreckigste" und "flachste" Pfütze in ganz Berlin.... da hilft höchstens noch komplett ausbaggern, alles filtern und Motorboote verbieten....
    Noch heute denke ich an mit Schmerzen an die Bierglasscherbe, die tief in meinem Fuß steckte, als ich dort zum letzten Mal baden war..... es ist im Wasser dort so übel verdreckt, das man sich ekelt, wann man dort 300 Meter weit durch knietiefes Dreckswasser waten muss, bis man endlich schwimmen kann, in Wasser das voll mit dubiosen Schwebeteilchen ist....
    Sorry aber Müggelsee, denn finden höchtsens noch Köpeniker gut.

  3. 6.

    Aber wirklich, und den Müggelsee haben se auch „vergessen“, ist ja auch sooo klein, kann ja mal passieren!

  4. 5.

    ich hab mich auch geftagt, ob das jetzt ein Witz sein sollte, aber der Artikel liest sich auch mehr wie eine Kolumne als ein ernsthafter Artekl

  5. 4.

    Als Lehrerin (bin ich aber nicht) würde ich sagen: Thema klar verfehlt. Ankündigungen in der headline zu den schönsten + vielfältigsten Badeseen und vollmundigen Eingangssätzen, zudem mit Referenz auf über 3000 (!) Seen in Brandenburg(je nach Geschmack Wasserrutsche, Einsamkeit) und was folgt? Eine Top 10 von Seen, in denen man noch nicht baden gehen kann (Tagebauseen), wegen Sperrung bis auf Weiteres nicht gehen kann, als Teil eines Parks sowieso nie darin baden darf und die üblichen Verdächtigen, wie Wannsee, Talsperre Spremberg, Weißer See, Schwielochsee, Scharmützelsee usw. Bei > 3000 Seen wirklich nichts, was mir neu wäre. Und schon gänzlich vermisse ich den See mit "Einsamkeit", wo "die Vögel in den Ästen über einem zwitschern".
    War das jetzt ein Sommerloch-Artikel?

  6. 3.

    Geiseltal ist inzwischen in Sachsen? Sieh an.

  7. 2.

    Also gibt es doch Alternativen zu den überfüllten Badeanstalten in Berlin wenn man Ruhe und Erholung sucht.

  8. 1.

    "die Ufer des Sees seit Monaten gesperrt sind"
    Seit Jahren und für die nächsten Jahre wäre die korrekte Formulierung für die Helene

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