Berliner Staatsanwaltschaft - Ermittlungen zu möglichem Giftanschlag auf russische Journalistin

Fr 18.08.23 | 16:56 Uhr
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Sitz der Generalstaatsanwaltschaft in Berlin, Elßholzstraße. (Quelle: dpa/Bildagentur-online/Schoening)
Bild: dpa/Bildagentur-online/Schoening

Möglicherweise ist eine russische Journalistin vergiftet worden. Der Fall ist der Berliner Polizei schon länger bekannt und das Verfahren wird nun mit neuen Ansätzen wieder aufgenommen. Die Journalistin war im vergangenen Jahr ins Exil nach Berlin gegangen.

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes an der russischen Journalistin Jelena Kostjutschenko.

Nachdem sie gesundheitliche Probleme hatte, wird nun geprüft, ob jemand versucht haben könnte, sie zu vergiften, wie es hieß. Das Verfahren richte sich gegen Unbekannt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag auf Anfrage.

Verdacht der Vergiftung erst nach Monaten

Wie die in Berlin lebende Journalistin der russischen Investigativseite "The Insider" berichtete, fühlte sie sich im Oktober 2022 nach einer Zugfahrt von München nach Berlin orientierungslos und hatte wochenlang Schmerzen. Nach Monaten habe es dann den Verdacht gegeben, sie könnte vergiftet worden sein. Der "Spiegel" [Bezahlbeitrag] hatte den Text auf Deutsch veröffentlicht.

Demnach war der Fall im Mai zunächst eingestellt worden, im Juli habe die Polizei Kostjutschenkos Anwalt mitgeteilt, dass der Fall wieder aufgenommen werde. Derzeit werde geprüft, ob eine kriminologische Untersuchung von Gegenständen sinnvoll sei, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag.

Die russiche Investigativ-Journalistin hatte lange für die unabhängige Zeitung "Novaya Gazeta" gearbeitet. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hatte sie unter anderem von den Kriegsverbrechen dort berichtet. Nach Warnungen ihres Chefredakteurs, sie dürfe keinesfalls nach Moskau zurückkehren, war Kostjutschenko im Frühjahr 2022 ins Exil nach Berlin gegangen, berichtete "The Insider".

Vergiftungsverdacht auch in zwei weiteren Fällen

Die Behörde ist auch im Fall von zwei Exil-Russinnen dem Verdacht einer Vergiftung nachgegangen. Diese hatten nach der Teilnahme an einer kremlkritischen Konferenz in Berlin über Gesundheitsprobleme geklagt und die Vermutung geäußert, vergiftet worden zu sein. Bei einer Vorprüfung des Falles bei der Generalstaatsanwaltschaft Berlin habe sich aber ergeben, dass eine mögliche Vergiftung zumindest auf bundesdeutschem Gebiet auszuschließen sei, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Der bekannteste Gegner von Kremlchef Wladimir Putin, der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny, war im Sommer 2020 bei einer Reise nach Sibirien mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet worden. Er wurde damals in der Berliner Charité behandelt. Dem Investigativnetzwerk Bellingcat zufolge steckte der russische Geheimdienst FSB hinter der Vergiftung. Der Kreml wies die Vorwürfe stets zurück.

Sendung: rbb24 Abendschau, 18.08.2023, 19:30 Uhr

3 Kommentare

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  1. 2.

    Mögiche, wahrscheinliche oder nachgewiesene Vergiftung?
    Gibt es dazu noch nähere Infos?

  2. 1.

    Ein nachvollziehbares Praxis-Beispiel, warum die Möglichkeit zu Anonymität und Leben ohne Tracking (über-)lebensnotwendig ist. An alle, die sich neulich für Bargeldabschaffung und totale Digitalisierung ausschrieben.

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