"Neonazi-Jäger" -
Der ehemalige Berliner Polizeiführer Michael Knape ist tot. Das bestätigte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) dem rbb. Knape verstarb im Alter von 72 Jahren nach schwerer Krankheit. Zuvor hatte zuerst die "Berliner Zeitung" berichtet.
Feindbild der rechtsextremen Szene
Knape trat 1970 in die Berliner Polizei ein. Lange Zeit leitete er die Direktion 6, die für die Berliner Verwaltungsbezirke Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick zuständig war. Auch viele Großeinsätze, wie zum Beispiel zur Walpurgisnacht oder am 1. Mai liefen unter seiner Leitung.
Der Polizist im Ruhestand hatte sich als "Neonazi-Jäger" von Berlin einen Namen gemacht. Gegenüber Neonazis wendete Knape das Polizeirecht offensiv an. Er ließ Partys sprengen und Springerstiefel bei Aufmärschen verbieten.
Die rechte Szene übte viel Druck auf Knape aus. Steckbriefe wurden in seinem Kiez aufgehängt, rechtsextreme Bands widmeten dem verhassten Polizeiführer eigene Lieder, Telefonterror verunsicherte die Familie.
"Ich kann damit leben, wenn die rechte Szene meint, ich bin ein Nazijäger. Dann sag ich mal: 'Viel Feind, viel Ehr'", sagte er in einem rbb-Portrait im Jahr 2004.
Auch im Ruhestand noch aktiv
Knape war zudem 28 Jahre lang Dozent an der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) - auch nach seiner Pensionierung im Jahr 2014. Ebenso lehrte er an der Polizeiakademie in Oranienburg (Oberhavel) junge Beamte in polizeilicher Einsatzlehre.
Er galt als Experte für den Einsatz von Tasern (Elektroschocker). Als solcher geriet er in die Kritik, weil er 2017 Zweifel an der Rechtsgrundlage des Taser-Testlaufs bei der Berliner Polizei äußerte.
Sendung: rbb24 Inforadio, 20.09.2023, 10:04 Uhr