Berlin und Brandenburg - Deutscher Wetterdienst warnt ab Freitagnachmittag wieder vor Glätte
Minusgrade, kalte Böden, Nieselregen: Der Deutsche Wetterdienst warnt ab Freitagnachmittag erneut vor Glätte und Rutschgefahr. Die Kliniken melden zahlreiche Verletzte durch Stürze. Erst am Samstag soll sich die Situation wieder entspannen.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt für Berlin und Brandenburg ab Freitagnachmittag erneut vor Glätte (Stufe 1 von 4). Am Nachmittag und Abend gebe es vereinzelt Schneegriesel oder Sprühregen mit Glatteisbildung, heißt es in der Mitteilung. Nachts werde der Schneegriesel oder gefrierende Sprühregen dann stärker.
Erst am Samstagmorgen ziehen die Temperaturen demnach von Nord nach Süd zögerlich wieder an, weshalb die Glättewarnung bis Samstag 10 Uhr gelte. Erst im Laufe des Samstagvormittags nimmt die Glättegefahr demnach wieder ab.
Auch die Berliner Feuerwehr warnt auf X (vormals Twitter), die Glatteisgefahr in Berlin bleibe bestehen. Um einen neuen Ausnahmezustand zu vermeiden, bekomme man Unterstützung von Hilfsorganisationen, die auch Notfallkrankentransportwagen einsetzten.
Feuerwehren warnten die Menschen zudem davor, Eisflächen auf Seen zu betreten. Weil die Eisdecke noch nicht dick genug sei, bestehe Lebensgefahr.
Zahlreiche Verletzte seit Donnerstag
Bereits am Donnerstag war es sehr glatt in Berlin und Brandenburg. Berliner Krankenhäuser melden zahlreiche Patienten, die nach Glätte-Unfällen behandelt und aufgenommen werden mussten.
Das Unfallkrankenhaus Berlin berichtete am Freitag bei der Plattform X, es seien seit Donnerstag rund 100 Patienten nach Glätte-Unfällen in der Rettungsstelle versorgt worden. "Viele erlitten Frakturen an Hand- und Sprunggelenken."
Die Charité musste nach eigenen Angaben insgesamt mehr als 80 Menschen nach Stürzen versorgen, vor allem mit Brüchen, Verrenkungen und Sehnenrissen. Wegen des Blitzeises seien auch 39 Operationen notwendig geworden. Vermehrte Autounfälle wegen des Glatteises gab es am Donnerstabend und Freitagmorgen laut Polizei nicht.
Der Oberarzt Thomas Kung von der Elisabeth-Klinik in Berlin-Tiergarten sagte dem rbb am Freitag, dass allein am Donnerstag 20 Patienten behandelt worden seien, die bei der Glätte gestürzt waren. Acht Patienten wurden stationär aufgenommen.
Berliner Feuerwehr zwischenzeitlich im Ausnahmezustand
Am Donnerstag hatte die Berliner Feuerwehr Hunderte Rettungseinsätze gefahren, die auf Glätte zurückzuführen sind. Wie ein Sprecher dem rbb am Freitag sagte, gab es bis 20 Uhr rund 300 entsprechende Einsätze. Danach habe sich die Lage entspannt und die Zahl der Notrufe sei zurück gegangen. Ein ausgegebener Ausnahmezustand konnte kurz vor Mitternacht beendet werden, so der Sprecher weiter.
Auch am Freitagmorgen gab es laut Feuerwehr Glätteunfälle, allerdings nicht so gehäuft wie am Vortag. Die Bevölkerung habe sich auf die Lage eingestellt, hieß es. Man empfehle weiterhin, auf unnötige Wege zu verzichten; vor allem Bürgersteige seien teilweise noch überfroren.
Die Berliner Stadtreinigung ist nach eigenen Angaben im "Volleinsatz": Der Winterdienst streue Feuchtsalz auf wichtigen Straßen, Radfahrstreifen und Überwegen. Auf Nebenstraßen und Radwegen seien Auftaumittel aber gesetzlich nicht erlaubt, so die BSR.
Wie die Polizei dem rbb am Freitag mitteilte, kam es am Donnerstagabend zu einem tödlichen Unfall auf der Hochstraße im Ortsteil Gesundbrunnen. Ob dieser auf Glätte zurückzuführen ist, war zunächst unklar. Anfangs hatte die Polizei dies für den Auslöser gehalten.
Wie eine Sprecherin sagte, hatte ein 74-Jähriger kurz nach 18 Uhr die Hochstraße überquert und wurde von einem Auto erfasst, das gerade einen Linienbus überholte. Der Fahrer oder die Fahrerin flüchtete unerkannt. Der Fußgänger starb einige Stunden später im Krankenhaus. Die Polizei fahndet nach dem Unfallfahrer und sucht nach Zeugen.
Schwere Unfälle in Brandenburg
Bei einem Verkehrsunfall zwischen Plänitz und Wusterhausen/Dosse wurde am Donnerstagabend eine 35 Jahre alte Autofahrerin schwer verletzt. Wie ein Sprecher der Polizeiinspektion Ostprignitz-Ruppin am Freitagmorgen sagte, verlor die Fahrerin auf glatter Fahrbahn die Kontrolle über ihr Auto und prallte gegen einen Baum.
Dabei wurde sie eingeklemmt und musste von der Feuerwehr befreit werden. Die 35-Jährige kam schwerverletzt in ein Krankenhaus. Laut Polizei war die Fahrerin mit unangepasster Geschwindigkeit unterwegs. Es entstand ein Schaden von rund 15.000 Euro. Zu weiteren glättebedingten Unfällen in Prignitz und Ostprignitz-Ruppin kam es laut Polizei nicht.
Doppelt so viele Unfälle in Südbrandenburg
Auch die Polizeidirektion Süd hat seit Donnerstagmittag vermehrt witterungsbedingte Unfälle registriert, wie ein Sprecher rbb|24 sagte. Es sei eine ungefähre Verdopplung der Verkehrsunfälle im Vergleich zu normalen Tagen. Der Schwerpunkt lag demnach im nördlichen Dahme-Spreewald-Kreis. In den meisten Fällen sei es bei Sachschäden zwischen 1.000 und 10.000 Euro geblieben.
Nach einem Unfall Donnerstagabend auf der Autobahn 13 blockierte ein Lkw-Sattelzug zwei Fahrspuren in Richtung Dresden. Der Laster war laut Polizei auf der glatten Autobahn ins Rutschen gekommen, habe sich auf die linke Fahrspur gedreht und dort ein Auto gerammt, das gegen die Mittelschutzplanke stieß. "Entgegen erster Vermutungen wurde niemand verletzt, aber bei einem Sachschaden von etwa 40.000 Euro mussten für beide Fahrzeuge Abschleppdienste organisiert werden."
Zwischen 17 Uhr bis in die Nacht seien die Rettungskräfte in Südbrandenburg zu 20 witterungsbedingten Einsätzen gerufen worden. Am Freitag war es hingegen zunächst ruhig. so der Sprecher.
Sendung: rbb24 Inforadio, 12.01.2024, 07:00 Uhr