Hubschraubereinsätze - Anwohner in Panketal beklagen Helikopter-Lärm aus Berliner Krankenhaus

Sa 24.02.24 | 15:40 Uhr
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Symbolbild: Ein Helikopter der Luftrettung fliegt am Himmel. (Quelle: dpa/Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 23.02.2024 | Cenan Köhler, Stefan Kunze | Bild: dpa/Pleul

Zehn Starts und Landungen pro Tag: Ein neuer Hubschrauber-Landeplatz an einem Klinikum im Berliner Nordosten sorgt in der benachbarten Gemeinde Panketal für Ärger. Viele Anwohner beklagen den zusätzlichen Lärm – manche wollen schon wegziehen.

Es ist laut in Panketal im Brandenburger Landkreis Barnim: Viele Bewohner beklagen den zugenommenen Lärm. Der stammt von einem Anfang Januar in Betrieb genommenen, neuen Bodenlandeplatz für Hubschrauber in einem nahliegenden Berliner Krankenhaus, direkt an der Grenze zu Brandenburg. Nur rund 150 Meter Luftlinie und ein kleiner Wald trennt die Häuser in Panketal und den neuen Landeplatz des Helios-Klinikums Berlin-Buch.

"Wir haben große Probleme damit, dass hier die untere Luftfahrtbehörde völlig an den Anwohnern vorbei die Genehmigung erteilt hat", beklagt Panketals Bürgermeister Maximilian Wonke (SPD). Auf ihre Forderungen und Einwände sei nicht eingegangen worden, es finde kein aktiver oder passiver Schallschutz statt, so Wonke. Dadurch hätten die Anwohner während des Flugbetriebs erhebliche Einschränkungen.

3.000 An- und Abflüge pro Jahr

Auf dem Dach des Klinikums existierte bereits ein Landeplatz, der laut Daten der Gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg etwa 230 Mal im Jahr benutzt wird. Die Behörde rechnet für den neuen Bodenlandeplatz anfangs mit 3.000 An- und Abflügen pro Jahr.

Das bedeutet eine Zunahme des Flugbetriebs um das Vierzehnfache. Damit "können wir dann wirklich nicht mehr leben“, sagt Liane Reinecke, eine Anwohnerin. Andere Panketaler berichten, dass bereits jetzt ungefähr zehnmal am Tag ein Helikopter am Klinikum startet oder landet.

Der neue Landeplatz war 2019 vom Land Berlin ausgeschrieben geworden, weil es in der Hauptstadt bei steigender Zahl von Rettungseinsätzen nur zwei sogenannte Luftrettungsstationen gab - Orte, an denen Hubschrauber dauerhaft für die Luftrettung stationiert sind - eine in Marzahn, eine in Steglitz. Ein dritter Standort wurde gesucht und schließlich in Buch gefunden.

Hubschrauberlandeplatz bei Panketal (Bild:rbb)Der neue Hubschrauberlandeplatz bei Panketal. Bild:rbb

Anwohner messen Lautstärke von bis zu 81 Dezibel

Seit der Inbetriebnahme soll es sehr laut sein, beklagen die Anwohner in Panketal. Berlins zuständige Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt teilte dem rbb mit, dass die am stärksten von Fluglärm belasteten Grundstücke in der Goethestraße in Panketal liegen. "Der berechnete äquivalente Dauerschallpegel beträgt dort bis zu 59 Dezibel", heißt es.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Lärm ab 60 Dezibel gesundheitsschädlich. Doch Messungen von Anwohnern mit entsprechenden normierten Geräten weisen höhere Werte auf. "Die Werte, die wir festgestellt haben, liegen zwischen 70 und 81 Dezibel", sagt ein Anwohner dem rbb.

Hubschrauber dürfen nur in Ausnahmefällen über Panketal fliegen

Die Luftfahrtbehörde und das Klinikum haben im Genehmigungsverfahren vereinbart, dass die Abflüge über Berliner Gebiet zu erfolgen haben. "Überflüge über die Wohnbebauung der Gemeinde Panketal sind möglichst zu vermeiden", steht in den Genehmigungsdokumenten. Allerdings sind Ausnahmen zulässig, zum Beispiel bei ungünstigen Windverhältnissen oder wenn es besonders schnell gehen muss. Doch die Anwohner berichten, dass immer wieder über Panketal geflogen wird.

Bürgermeister: Hubschrauber manchmal "Notarzt-Taxi"

Die Anwohner und Bürgermeister Wonke betonen, niemand hätte etwas gegen lebensrettende Hubschraubereinsätze. Aber viele Flüge könnten auch außerhalb des Wohngebietes erfolgen. Denn in Panketal wird bezweifelt, dass alle Flüge tatsächlich notwendig sind.

"Was wir im Ort beobachten, sind oft Flüge, wo nur ein Notarzt zum Ort hingebracht wird, weil der Rettungssanitäter nicht dazu in der Lage ist und nicht befugt ist, einfache Medikamente wie Schmerzmittel oder Ähnliches zu verabreichen", sagt Bürgermeister Wonke. In solchen Fällen handele es sich eher um einen "Notarzt-Taxi" und keinen Rettungsflieger.

Der rbb hat die Berliner Feuerwehr nach der angeblichen Flug-Praxis gefragt und bis Donnerstagabend keine Antwort erhalten.

Anwohnerin Liane Reinecke will aus Panketal ziehen. (Bild: rbb)Die Anwohnerin Liane Reinecke sagt, sie wolle aus Panketal wegziehen.

"Ich werde Panketal verlassen und wegziehen!"

In zwei Jahren will die Luftfahrtbehörde den Genehmigungsunterlagen zufolge den Lärm in der Panketaler Goethestraße messen und die Daten auswerten. Solange werden die Anwohner mit dem Fluglärm leben müssen.

"Ich habe Beschwerden, schon seit eineinhalb Jahren, starke Bauchschmerzen, seitdem ich weiß, dass das hier wirklich genehmigt und installiert, wird", sagt Anwohnerin Reinecke. Sie fühle sich aufgrund des neuen Hubschrauber-Landeplatzes "etwas vertrieben" und habe deswegen für sich schon einen Entschluss gefasst: "Ich werde Panketal verlassen und wegziehen."

Mit Material von Cenan Köhler, Stefan Kunze und Juan F. Álvarez Moreno

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.02.2024, 16:40 Uhr

97 Kommentare

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  1. 97.

    Es gibt noch Menschen die können nett und freundlich sein, dass erlebt man im Internet immer seltener.
    Gerne, einen Gruß ins Havelland.

  2. 96.

    Fliegt der Hubschrauber denn jetzt nur am Tag oder auch in der Nacht?
    Ich habe öfters in Marzahn in der Nähe des Unfallkrankenhauses übernachtet und dort fliegt er ja auch die ganze Nacht.
    Nachts war das natürlich schon eine andere Hausnummer als Tagsüber.

  3. 95.

    Mich triggert es mehr, wenn ein Nachbar, den ganzen Tag zuhause, am Abend 19:30 den Rasen mäht. Dann „lieber „ Rettungseinsätze.
    , ob mit RTW, RTH oder andere. Auch die Sirene, funktioniert bei uns, ist für eine soziale Sicherung unabdingbar.

  4. 94.

    Oh ja! Vor allem aber auch, wenn die Hubi aus Halle oder Jena kamen…Modelle weiß ich nicht. Aber groß , laut und stinkend. Aber es war ein Highlight, wir waren interessiert (trotz dem Hintergrund des Einsatzes) tolle Teile, war eine spannende Zeit. Heutzutage sollte vielleicht mal versucht werden, alle neuen gerade sein zu lassen. Leider ist das Motto heute zu oft:wasch mich, aber mach mich nicht nass. Lärm ist nicht schön, aber Rettung sollte über allem stehen.

  5. 93.

    Einerseits verstehe ich, wenn sich Menschen durch jeglichen nächtlichen Lärm eingeschränkt und belastet fühlen...bin ich doch selbst vom ständigen Fluglärm spätabends BER geplagt.

    Mit diesem Hubschrauber könnten jedoch auch Sie selbst gerettet werden müssen!

    Es ist nach wie vor das sicherste und schnellste Rettungsmittel wenn es um Leben oder Tod geht!

  6. 92.

    Oha, hab ich mich so undeutlich ausgedrückt oder ist das Absicht?ich kann mich drüber ärgern muß es aber nicht. Ich hatte schon mal den Notarzt gebraucht. Im übrigen Nachts.Danach flatterte glattweg eine Anzeige wegen Ruhestörung rein mit ner Zeit wo ich geschlafen hatte. Was glauben die lieben Mitmenschen was ich abends alles höre. Auch Nachts. Am We regelmäßig im Wohnzimmer zu schlafen, weil es nachts ist. Ist auch nicht das Schönste auf der Welt. Weiss zwar nicht wie sich Helis Nachts anhören, aber daran gewöhnt man sich tagsüber.

  7. 90.

    Es ist leicht sinnloses Gequatsche von sich zu geben, wenn man nicht betroffen ist

  8. 89.

    Man könnte auch so sagen : seit Ich Tinnitus habe und über 60 bin, regt mich Alles auf.
    - schön das es den Heli gibt ! -

  9. 88.

    Der Rasenmäher vom Nachbarn, regt mich am meisten auf und dazu der ewige Straßenlärm.
    Am schlimmsten sind die schweren Geländewagen und die Motorräder im Barnim.

  10. 87.

    Reisende sollte man nicht aufhalten,es warten viele Menschen auf eine freie Wohnung!!! Werden beide 78 Jahre alt ,wir sind froh daß es den Heli gibt u.ziehen den Hut vor den helfenden Ärzten, Sanitätern u.Piloten.Beim Herzinfarkt muss es schnell gehen,diese Frau hat wahrscheinlich noch keinen Notfall erlebt so wie wir.Also bitte mehr Verständnis für alle die im Notfall helfen

  11. 86.

    Na, dann sollten alle Einwohner:innen von Brandenburg/BRD ganz schnell ihr Auto stehen lassen.

  12. 85.

    Der ,,gemeine Deutsche Wutbürger,, ist doch schon gegen Alles : ob gegen Arbeitsplätze bei Tesla, neue Infrastruktur, neue Wohnungen, oder wie in Panketal gegen Rettungsflüge.

  13. 83.

    Ich lebe in der Nähe einer Feuerwache - dort sind jeden Tag mehrere Blaulicht Einsätze - klar, ist etwas lauter, wie im Wald zu leben - aber sehr sehr notwendig, für eine Gesellschaft.
    Für die Einwohner:innen in Panketal, habe Ich, nicht das geringste Verständnis, Viele Grüße.

  14. 82.

    Schwachsinniger Vergleich. Tesla rettet keine Leben sondern vernichtet Natur und Ressourcen, während ein Helikopter der Rettungsflugstaffeln Leben zu retten vermag.

  15. 81.

    1. Sitzen auf einen RTW nicht nur Rettungssanitäter sondern auch Notfallsanitäter die auch Medikamente geben dürfen
    2. Ist ein RTH in erster line ein Notarzt Zubringer und kein "Taxi"

    Und wenn man als Bürgermeister Interviews oder Kommentare von sich gibt sollte man sich vorher informieren !!!

  16. 80.

    Guter Hinweis, danke!
    Noch eine Info für die Anwohner: wetterbedingt gibt es viele Tage an denen der Hubschrauber nicht einsatzbereit sein wird, dann bleibt es ruhig. Das Martinshorn der bodengebundenen Rettungsfahrzeuge gibt es wetterunabhängig täglich. Geht nun mal nicht anders.
    Lernen Sie Solidarität!

  17. 79.

    Oh doch! Ich komme aus der Pfalz, habe in einer BG-Klinik gearbeitet und direkt am Hubschrauberlandeplatz Jahre gewohnt. Ich hatte mich daran gewöhnt, auch nachts. Allerdings die Anwohner im Neubaugebiet haben direkt geklagt. Wohlgemerkt, BG und Hubi waren früher. Soviel zu dem Thema, im Westen ist das nicht. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass diese ewigen Ost-West-Vergleiche einen Bart haben und nicht zuträglich sind. Wir müssen unsere gemeinsame ! Zukunft gestalten, nicht zurückblicken.

  18. 78.

    Was auch immer Sie mit "fast pausenlos im Einsatz" meinen - ein Start-/Landevorgang bemisst sich auf etwa 120 Sekunden, acht Minuten sind äußerst ungewöhnlich! Oder messen Sie die Zeit vom Zünden des ersten Triebwerks, bis Sie den abfliegenden Hubschrauber in der Ferne nicht mehr hören können?

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