Angriffe auf Einsatzkräfte - Mehrere Festnahmen nach Ausschreitungen in Berlin-Neukölln

Di 08.10.24 | 10:02 Uhr
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Brennende Mülltonnen an der Kreuzung Pannierstraße/Weserstraße in Berlin-Neukölln. (Quelle: rbb)
rbb
Audio: rbb24 Inforadio | 08.10.2024 | Werner Schoninger | Bild: rbb

Nach pro-palästinensischen Protesten ist es am Montagabend in Berlin-Neukölln eskaliert. Polizeikräfte wurden attackiert, Steine flogen, Pyrotechnik und Reifen wurden angezündet. Der Senat will am Dienstag eine Bilanz ziehen.

  • Etwa 50 Personen zünden am späten Montagabend in Neukölln Barrikaden an
  • Auf Polizeikräfte fiegen Steine und Böller
  • Die Polizei nimmt mehrere Personen fest
  • Innensenatorin Spranger will am Dienstag eine Bilanz der Einsätze vom 7. Oktober ziehen

Nach Ausschreitungen in Berlin-Neukölln in der Nacht sind vier Personen vorläufig festgenommen worden. Insgesamt wurden nach Angaben der Berliner Polizei 84 Menschen im Zuge der Krawalle überprüft.

Am späten Montagabend bauten laut Polizei rund 50 Menschen in Neukölln Barrikaden und zündeten Reifen an. rbb-Reporter, die vor Ort waren, berichten von Randale in der Pannierstraße auf mehreren hundert Metern. Unter anderem wurde demnach ein Dreirad umgeworfen, viel Feuerwerk gezündet und auch Schreckschusspistolen benutzt. Den Reportern zufolge herrschte eine hitzige und aggressive Stimmung.

Nach Polizeiangaben wurden Einsatzkräfte im Weserkiez mit Pyrotechnik sowie Steinen beworfen. Auch Sprechchöre seien zu hören gewesen, hieß es weiter. Ob die Ausschreitungen im Zusammenhang mit der pro-palästinensischen Demonstration zuvor standen, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Die Situation sei schnell unter Kontrolle gebracht worden.

Innensenatorin Spranger zieht Bilanz

Bei der Demonstration in Berlin-Kreuzberg am frühen Montagabend hatten Teilnehmer Flaschen auf Polizisten geworfen und israelfeindliche Parolen skandiert. Auch hier habe es mehrere Festnahmen gegeben, teilte die Polizei auf X mit. Am ersten Jahrestag des Überfalls der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel beteiligten sich nach Angaben der Polizei rund 400 Menschen an der Kundgebung. Auch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg war bei der Demonstration dabei.

Der erste Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober ist auch bei der Sitzung des Berliner Senats am Dienstag ein zentrales Thema. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) zieht eine Bilanz der Polizeieinsätze. Die verschiedenen Gedenkveranstaltungen in der Stadt wurden von mehr als 2.000 Polizisten aus der Hauptstadt und anderen Bundesländern abgesichert.

Wegner räumt Versäumnisse ein

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) räumte am Montag in der rbb24 Abendschau Versäumnisse bei der Antisemitismus-Bekämpfung in der Stadt ein. Es habe schon vor dem Überfall der Hamas auf Israel antisemitische Straftaten in Berlin gegeben, sagte er. Jedes Mal sei Betroffenheit geäußert worden und der Ruf, etwas zu ändern: "Aber leider ist nie etwas passiert. Und das muss seit dem 7. Oktober letzten Jahres vorbei sein. Wir müssen hinschauen, genau hinschauen."

Jeder, der friedlich seine Sorge und Trauer wegen der Lage in Nahost äußern wolle, könne das auf Berlins Straßen tun, so Wegner. Aber wenn es zu Gewalt, Antisemitismus oder Israel-Hass komme, werde die Polizei weiter sehr konsequent durchgreifen. Da habe sie seine volle Unterstützung. "Und ich möchte diese Menschen einfach mal fragen: Was nützt es einem Kind im Gazastreifen, wenn Steine auf unsere Polizeibeamte fliegen", sagte Wegner.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.10.2024, 8 Uhr

Kommentar

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27 Kommentare

  1. 27.

    1989 haben die Bürger der damaligen DDR friedlich gegen den Staat demonstriert. So etwas scheint heutzutage nicht mehr gefragt zu sein.
    Die Politik und seriösen Medien erreichen längst nicht mehr alle. Da folgt man lieber T*kT*k und Co....
    Wo ist die Toleranz, die friedliche Koexistenz der Menschen mit unterschiedlichen ethnischen Wurzeln und Kulturen geblieben in Berlin, die früher vorhanden war?
    Es kommt mir vor, als ob es ein Hobby geworden ist, in die Kietze zu reisen, um Randale zu machen.

  2. 26.

    Gestern jährte sich der Tag an dem mindestens 1200 Männer, Frauen und Kinder, auch Babys(!), massakriert wurden, viele entführt und Schlimmstes angetan wurde. An einem solchen Tag kann kein normal, nicht geistig kranker, denkender Mensch feiern, so ein Theater veranstalten oder dafür irgendwie Verständnis haben. Egal was ist. Demonstrieren hätte man ab heute wieder können. Aber das scheint hier niemanden zu interessieren. Schämt euch!

  3. 25.

    Gegen 16:30 Uhr beobachtete der 38-jährige Vater den späteren Täter, als dieser Aufkleber mit politischem Inhalt an einem Baum am Segelflieger Damm anbrachte, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Als er den Unbekannten darauf ansprach, sprühte dieser plötzlich Pfefferspray in die Gesichter des 38-Jährigen sowie seines zweijährigen Sohnes, wie es weiter hieß. Anschließend flüchtete der Täter.

    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/10/berlin-vater-kind-von-mann-angegriffen-pfefferspray.html

    hmmm, um welchen politischen Inhalt könnte es sich handeln?

  4. 24.

    Ich denke das ist eher die Ohnmacht der Menschen dass die Ampelpolitik an der Seite eines rechten Fanatikers Netanjahu statt bei den Bürgern - und man nicht sagt „Es ist genug“. Weder Biden noch UN können dieses Treiben stoppen. Alle wissen das er nicht aufhört - man setzt dem keine Grenzen. Ich kann die Wut der Menschen verstehen - beide Seiten, es sind Politiker und Generäle die niemand stoppt. Ein Kommentar verweist auf ARTE. erschreckend was da passiert mit Israels Politik

  5. 23.

    Faeser und Scholz haben hartes Eingreifen bei Eskalation freigegeben. Die Polizei hat viel zuviel durchgehen lassen. Ich denke, dass es wieder nur ein Spruch war von der Politik. Traurig, was hier abgeht. Es muss endlich verboten werden. Geht seit Monaten so

  6. 22.

    Antwort auf "Inchen" vom Dienstag, 08.10.2024 | 11:58 Uhr
    "Erst einmal beide Seite kennen, bevor die Demonstranten nieder gemacht werden, während die Polizei bejubelt wird." Folgen Sie denn auch der Berliner Polizei in den sozialen Medien? Wie wird sich der Polizist in dem Auto, das mit Brandbeschleuniger anzuzünden versucht wurde, gefühlt haben? Wie werden sich die Polizisten fühlen, die ständig irgendeinem wütenden Mob ausgesetzt werden und morgens nicht wissen, ob sie abends noch gesund sind? Hören Sie auch deren Stimmen? Sie folgen virtuell den Demoteilnehmern - wundert es Sie gar nicht, dass immer punktgenau eine Kamera und ein Mikrofon da sind? Wie einfach sich solche Aufnahmen falschen und beliebig ändern lassen.... Die Aufnahmen der Bodycams der Polizei dürfen ja leider nicht veröffentlicht werden ...

  7. 21.

    Der Auslöser sind mal wieder diese ungezügelten, auf Krawall schon im Vorfeld gebürsteten Krawallmacher! Die sind leider immer wieder das Problem! Und stecken somit andere an ! Es müsste viel mehr gegen diese Art der Demos vorgegangen werden. Friedliche Demos sind ok. Aber Reifen anzünden und Feuerwerk auf Polizei schießen ist Lebensgefährlich !!

  8. 20.

    Mich nervt dieses blinde Vertrauen den Medien gegenüber. Seit ein paar Wochen verfolge ich Personen auf den sozialen Medien, die an diesen Demos teilnehmen.

    Haben Sie schon mal gesehen, wie die Berliner Polizei auf die Demonstranten losgeht? Einer wurde vor kurzem bewusstlos geprügelt und ein Kommentar eines Polizisten lautete in der Art "Schlag nochmal drauf, vielleicht wacht er dann auf".
    Auch wurde vor kurzem ein Kind von einem Polizisten gejagt, weil er eine Fahne geschwungen hatte.

    Wie so oft im Leben: Erst einmal beide Seite kennen, bevor die Demonstranten nieder gemacht werden, während die Polizei bejubelt wird.

  9. 19.

    Das Versammlungsrecht läßt es zu, das Versammlungen bei denen Gewalt zu erwarten ist verboten werden. In Anbetracht der Gewalthistorie dieser "Pro-Palästina-Demos" wäre es an der Zeit hier von diesem Mittel des Versammlungsrechtes Gebrauch zu machen!

  10. 18.

    Wenn 365 Tage Zeitfenster betrachtet statt ein Gesamtbild. Selbst US-Vize Harris weicht generell aus wenn Sie zu Netanjahu befragt wird. Der Mann und Regierung sind extrem Rechts und leider hat die Hamas ihm am 7.10.23 indirekt legitimiert mit Ihren Terrorangriff sein Allmachtstreben umzusetzen. Die ARTE-Doku würde Dich wohl eher verunsichern.

  11. 17.

    Ich hatte das mal in Kontext mit den Corona Demos gesetzt. Der Rechtsstaat hat nach seiner eigenen Auffassung die Mittel und das Recht bei zu erwartenden Straftaten diese Versammlungen zu verbieten. Es sollte nicht mit zweierlei Maß gemessen werden. Oder sind deutsche Bürger weniger gleich?

  12. 16.

    Das kann man so nicht pauschalisieren. Natürlich müssen Straftäter festgenommen werden. im Idealfall darf so eine Randale erst gar nicht passieren. Diese Kriminellen kann man aber nicht in einen Topf mit Leuten werfen, die einfach nur gegen das Sterben der Menschen im Krieg demonstrieren wollen - egal ob Jude oder Palästinenser. Es sind beides Menschen und die Zivilbevölkerung hat auf beiden Seiten schweres Leid.

    Dagegen zu demonstrieren ist legitim in einem Rechtsstaat und einer Demokratie. Problematisch wird es dann, wenn sich Extremisten darunter mischen und Krawall machen. Diese muss man hindern, Straftaten zu begehen oder sie zumindest hinterher festnehmen. Sehr richtig. Aber dafür kann man nicht die anderen in Haftung nehmen und einfach deren Thema verbieten.

  13. 15.

    Solange eine Demonstration friedlich beginnt und zugelassen ist, können Sie die nicht abbrechen. Es ist Willkür, wenn man Demos pauschal nach unliebsamen Themen verbietet. Grenzen setzen hier nur Verstöße gegen Regeln wie das Grundgesetz oder die konkrete Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Deshalb ist die Pro-Palästinensische Demo am Sonntag in Kreuzberg auch später abgebrochen worden. Weil zu dem Zeitpunkt Flaschen auf die Polizisten geworfen wurden. Dadurch wurde die öffentliche Sicherheit gefährdet.

    Der Beginn der Demo war jedoch relativ "normal", wenn auch sehr laut. Da gibt es erstmal keine Chance auf ein pauschales Verbot. Auch Leute mit unschönen Themen dürfen demonstrieren, wenn sie sich an Recht und Ordnung halten. Das muss man dann aushalten können.

  14. 14.

    Sie verwechseln hier eindeutig Aggressor und Verteidiger. Der Libanon ist kein souveräner Staat wenn er eine riesiege Terror Armee des Iran mit hundertausenden von Raketen auf seinem Territorium gegen Israel operieren läßt.

  15. 13.

    Recht auf freie Meinungsäußerung : ja
    Recht auf Demonstration: ja
    Recht auf Kritik über die israelische Politik:ja
    Aber das Verhalten der propalästanischen Demoteilnehmer ist schon länger widerlich und sehr aggressiv
    Allgemein herrscht hier im Lande eine gewisse
    Community die auch im Alltag entsprechend auftritt .Glaube hier geht es um mehr als nur die Demos und deren Inhalte der pro- Palästiner Teilnehmer.


  16. 12.

    Da muss ich Dir zustimmen. Die neusten Meldungen über israelische Angriffsplanungen auf den Libanon vom Meer aus ist für mich Krieg wie Russland es mit der Ukraine tut. Ein souveräner Staat wird bombardiert, Zivilisten getötet, Bürger vertrieben. Die Politik Israels sieht genau das vor und deren Politiker geben es offen zu. Wir sollten Grenzen setzen wo unsere politische Grenze endet, wirtschaftlich wie militärisch. Ich bin nicht an der Seite Netanjahus sondern der friedlichen Bevölkerung dort

  17. 11.

    "Ob die Ausschreitungen im Zusammenhang mit der pro-palästinensischen Demonstration zuvor standen, konnte die Polizei zunächst nicht sagen." bitte zur Kenntnis nehmen, auch das mit Neukölln und Weserkiez!

    "Bei der Demonstration in Berlin-Kreuzberg am frühen Montagabend hatten Teilnehmer Flaschen auf Polizisten geworfen und israelfeindliche Parolen skandiert." - in Berlin-Kreuzberg!

    Von >Die<: "Überfall auf Israel mit 1200 Toten. Das ist der Ausgangspunkt." und was könnte der Ausgangspunkt dafür gewesen sein?

  18. 10.

    Da fragt man sich warum die Demonstrationen nicht verbten werden. Man weiß doch im vorraus das strabare Handlungen zu erwarten sind. Bei Corona ging das doch auch.

  19. 9.

    Schlichtweg widerlich und beschämend!

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