Jahrestag des Hamas-Angriffs - Festnahmen bei Pro-Palästina-Demo in Kreuzberg - Greta Thunberg unter Teilnehmern

Di 08.10.24 | 06:32 Uhr
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07.10.2024, Berlin: Polizisten führen bei einer propalästinensischen Kundgebung unter dem Motto «Solidarität mit Palästina» am Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel am Südstern in Berlin-Kreuzberg eine Person ab (Quelle: dpa/Christoph Soeder).
Video: rbb|24 | 07.10.2024 | Andrea Vannahme/ Martin Halweg | Bild: dpa

Anlässlich des Jahrestags des Angriffs der Hamas auf Israel gab es am Montag mehrere Demos. Bei einer pro-palästinensischen Demo in Kreuzberg kam es zu Rangeleien und Festnahmen. Auch danach kam es in Neukölln zu Ausschreitungen.

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  • Festnahmen bei Pro-Palästina-Demo in Berlin-Kreuzberg
  • Klima-Aktivistin Thunberg unter pro-palästinensischen Demonstranten
  • Schweigemarsch von Gedächtniskirche zu Jüdischer Gemeinde in Fasanenstraße
  • In Neukölln kommt es am Abend zu Ausschreitungen

Am Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel hat es am Montag in Berlin sowohl pro-israelische als auch pro-palästinensische Demonstrationen gegeben.

Zu der Veranstaltung "Solidarität mit Palästina" am Südstern in Kreuzberg nahmen laut Polizei rund 400 Demonstranten teil. Viele Teilnehmer trugen Palästinenser-Tücher und palästinensische Flaggen. Sie riefen Parolen wie "Palestine will be free" oder "Deutschland finanziert – Israel bombardiert". Mehrfach kam es zu Rangeleien mit der Polizei.

Festnahmen nach Flaschenwürfen und verbotener Parolen

Wegen teilweise verbotener Parolen und vereinzelten Flaschenwürfen kam es zu mehreren Festnahmen. Auch Medienvertreter wurden laut Polizei mit Flaschen beworfen. Die Veranstaltung sei gegen 19:30 Uhr von der Versammlungsleiterin beendet worden. Die Teilnehmer zerstreuten sich anschließend.

Wie rbb-Reporter berichten, kam es in Neukölln am späten Abend zu Ausschreitungen, Mülltonnen und Baucontainer in der Pannierstraße standen in Flammen. Auf der Plattform X schrieb die Polizei, dass Einsatzkräfte im Weserkiez mit Pyrotechnik beworfen worden seien. Am frühen Morgen war von vier Festnahmen die Rede, 84 Personen seien im Zuge der Krawalle überprüft worden.

Klima-Aktivistin Thunberg unter pro-palästinensischen Demonstranten

Unter den pro-palästinensischen Demonstranten war nach Beobachtung von rbb-Reportern auch die Klima-Aktivistin Greta Thunberg. Zunächst hatte die "Bild"-Zeitung berichtet. Die Schwedin hatte sich dem Angriff der Hamas auf Israel und dem anschließenden Krieg in Gaza mehrfach mit den Palästinensern solidarisiert und Israel Völkermord vorgeworfen.

Wegen des großen Andrangs bei der Demonstration war der U-Bahnhof Südstern zeitweise geschlossen.

Rund 20 Teilnehmer einer Gegendemonstration in unmittelbarer Nähe stellten Kerzen auf und hielten Schilder mit Aufschriften wie "Shalom Salam Peace" und "Hamas is not Resistance" hoch.

Gedenken und Protest am Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel

Schweigemarsch zieht zum Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße

Unterdessen sind die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung "Erinnerung an den Überfall der Hamas auf Israel" schweigend durch die City-West gezogen. Der Schweigemarsch führte von der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, wo zuvor ein interreligiöser Gottesdienst stattfand, über den Kurfürstendamm bis zum Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße. Dort wurden am Abend die Namen der Opfer des Hamas-Angriffs auf die Fassade projiziert.

Nach Einschätzung einer rbb-Reporterin beteiligten sich rund 200 Menschen an dem Schweigemarsch. Sie trugen ein Banner mit der Aufschrift "Zusammen gegen Antisemitismus - Für ein weltoffenes und tolerantes Berlin" vor sich her.

Pro-israelische und pro-palästinensische Veranstaltung am Potsdamer Platz

Am Potsdamer Platz in Mitte war ab 17:30 Uhr ebenfalls ein Gedenken an die Opfer des Terrorangriffs geplant. Kurz darauf, um 18 Uhr begann dort eine pro-palästinensische Demonstration. Wie die Polizei auf rbb-Anfrage sagte, verlief dort alles friedlich.

In Kreuzberg soll zudem um 18 Uhr am Mariannenplatz eine Gedenkveranstaltung beginnen, zu der rund 500 Teilnehmer erwartet werden. Zur gleichen Zeit ist eine Mahnwache gegen Antisemitismus am Bebelplatz in Mitte mit etwa 1.000 Teilnehmern geplant.

Bereits seit dem Morgen findet auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor eine Gedenkveranstaltung statt, bei der unter anderem die Namen der Opfer des Hamas-Überfalls vor einem Jahr verlesen werden.

Innensenatorin befürchetet verstärkte "Welle des Antisemitismus"

Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) geht davon aus, dass die "Welle des Antisemitismus" bei pro-palästinensischen Demonstrationen in der Stadt anhalten und sich womöglich noch verstärken wird. "Wir müssen damit rechnen, dass der gefestigte Teil dieser Szene in seinem Aktionismus nicht nachlassen wird und damit die Gefahr einer weiteren Radikalisierung besteht", sagte Spranger im Verfassungsschutzausschuss des Abgeordnetenhauses.

Für den Fall, dass auf solchen Versammlungen weiterhin "Hass und Hetze" verbreitet würden, werde die Polizei mit aller Konsequenz dagegen vorgehen. Erst Sonntagabend hatte die Polizei einen pro-palästinensischen Protestzug mit mehr als 3.000 Teilnehmern in Kreuzberg nach massiven Stein- und Flaschenwürfen vorzeitig beendet. Bei den Ausschreitungen wurden nach Angaben des Leitenden Polizeidirektors Roman Seifert 20 Beamte verletzt.

Innensenatorin Spranger beklagte zudem, dass auf den Demonstrationen zunehmend Minderjährige dazu "missbraucht" würden, antisemitische und israelfeindliche Parolen zu skandieren und zu provozieren. Die Erziehungsberechtigten schickten die Kinder offenbar bewusst vor, weil sie wüssten, dass diese nicht strafmündig seien.

Mehr als 2.000 Polizisten im Einsatz

Um die Gedenkveranstaltungen und die Demonstrationen in Berlin zu sichern, sind etwa 2.300 Polizisten aus der Hauptstadt und anderen Bundesländern im Einsatz. Schon am Wochenende fanden anlässlich des Jahrestags Gedenkveranstaltungen, Mahnwachen und Demonstrationen in Berlin statt.

Am 7. Oktober 2023 überfielen palästinensische Terroristen Israel, töteten etwa 1.200 Menschen und verschleppten mehr als 250 als Geiseln, die teilweise bis heute in der Hand der Hamas sind. Die Terror-Attacke war der Auslöser des Gaza-Kriegs mit mehreren Zehntausend Toten auf palästinensischer Seite, der bis heute anhält.

Sendung: rbb|24, 07.10.2024, 21:45 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Diese ARTE-Dokumentation sollte zum Pflichtprogramm für alle (Politiker) werden, BEVOR sie sich zum Thema Naher Osten überhaupt äußern. Ich greife nur einen einzigen von vielen sehr bemerkenswerten Punkten dieser Dokumentation heraus: 2018 erlaubte Ministerpräsident Netanjahu, dass Katar die Hamas direkt finanziert. Die Gründe sind im Film dokumentiert (Minute 38).

    PS: Nun verstehe ich, warum hier Politiker ARTE abschaffen wollen ...

  2. 14.

    Ja, das wäre das Beste. Und eigentlich gab's das ja auch immer mal. Nach Fukushima z.B.: quer durch die Gesellschaft bis weit hinein in die CDU. Die Solidarität für die Ukraine 2022: ebenso unvergessen (wenn auch eher kurzlebig). Und natürlich die Demonstrationen unter dem Motto "Wir sind viele!" usw.: aus fast allen Lagern ein Zeichen gegen Extremismus und Menschenfeindlichkeit.

    Tja, und ein ähnlicher friedlicher zivilgesellschaftlicher Schulterschluss in Sachen Nahost? Der hapert daran, dass die treibenden Kräfte nicht differenzieren können zwischen "Kritik an der israelischen Regierung, bei gleichzeitiger Anerkennung von Israels Recht auf Existenz und Selbstverteidigung", und "Deligitimation und Vernichtungswille gegenüber dem jüdischen Staat". Die Einpeitscher auf den einschlägigen Demos möchten Israel zum Verschwinden bringen ("from the river..."). Drunter machen sie's nicht. Erst wenn es den gemäßigten Kräften gelingt, sich klar abzugrenzen, wird's was mit dem breiten Bündnis.

  3. 13.

    Es ist im wahrsten Wortsinne be-denklich, soweit der Fokus immer stärker auf das Kurzfristige ausgerichtet ist, die Überlegungen nach einer lanfristigen Entstehungsgeschichte von der Tendenz her als Relativierung begriffen wird. Dabei kann etwas nur gelöst werden, wenn die verschiedensten Entwicklungsstränge jeweils für sich betrachtet werden und die Grausamste, was verübt worden ist, dabei nicht außer Blickes gerät, inmitten des "Gesamtzusammenhangs" subsummiert wird. Denn das ist die andere Gefahr - neben der angesprochenen kurzfristigen Perspektive.

    Wer schafft es, die Umstände langfristig zu betrachten und dabei furchtbare Ereignisse dennoch nicht darin untergehen zu lassen? Ist diese Gesellschaft darauf "geeicht", entweder das eine ODER das andere zu denken?

  4. 12.

    Wer das Massaker vom 07.10. relatviert und mit Whataboutism ablenkt hat die moralische Qualität für eine an den Menschenrechten orientierte Diskussion verloren.

  5. 9.

    Alles, aber auch Alles was bis zum 06. Oktober 2023 in dieser Region passiert ist, ist nicht mehr von Relevanz.
    Auch die aktuelle israelische Regierung ist, laut deutscher Politik, voll zu unterstützen - so war es und so hat es auch weiter zu bleiben.
    Da dürfte auch eine arte-Mediathek-Sendung "Israel - Extremisten an der Macht" nicht einen deut dran ändern.

  6. 8.

    Ich finde die Verniedlichung von Gewalt gegen die Polizei auch auffällig beim rbb.
    Es gefällt mir überhaupt nicht!

  7. 6.

    Das hieße, im anderen Menschen zuallererst einen einzelnen Menschen zu sehen und nicht etwa einen bloßen Bestandteil von Tausenden seiner und ihrer Gruppe. Dieses Bestandteil-Denken, d. h. der Rückschluss von der jeweiligen Gesamtgruppe auf einen einzelnen Menschen hin, dies halte ich für das Grundproblem an sich. So, wie es über die Gruppe geschildert wird, so ist der und die doch auch.

    Es gibt zu Viele, die mitlaufen und zu wenig, die von Mensch zu Mensch handeln, gleich, wo der und die herkommt. Und dann ist Frieden.

    Es ist kein Unfrieden, wenn die meisten Menschen in der Ukraine anders sind als die meisten Menschen in Russland. Das ist eine bloße Zahl, solange nicht nach Vorherrschaft, ggf. gar noch nach Alleinherrschaft gestrebt wird. Dergleichen auch zwischen Israel und Palästina.

  8. 5.

    Warum Gewalt und Flaschenwürfe gegen die Polizei als Rangelei verharmlost wird, bleibt das Geheimnis vom RBB.

  9. 4.

    Heute ist der Tag, der uns etwas zur Ruhe bringen sollte. Es ist unsagbar Grausames passiert, genau vor einem Jahr. Wenigstens heute sollten wir aufhören zu Relativieren und der Wahrheit ins Auge sehen.

    Wir alle sind gemeint, der Terror meint auch uns.

  10. 3.

    Können Sie präzisieren, wie Sie sich “ein friedliches Zusammenleben” mit Anhängern oder Unterstützern der Hamas vorstellen?

  11. 2.

    Es ist eine Verhöhnung der Opfer des 07.10.2023. Nicht einmal den Respekt vor den Opfern des unsäglich verrohten und unbegründeten Massakers können sie Menschlichkeit entgegenbringen. Mich fröstelt vor diesen Menschen, die anderer Menschen Leid und angetanes Unrecht nicht anerkennen, die nicht einmal an diesem Tag zur Besinnung kommen.
    Schande, eine Schande ist das.

    Ich schäme mich für euch.

  12. 1.

    Warum gehen nicht alle gemeinsam auf die Straße und protestieren gegen diesen unsinnigen Krieg ? Wir sollten alle , egal welche Nation , für ein friedliches Zusammenleben sein. Schluß mit den Aggressionen in Deutschland , seid alle ein Vorbild für Frieden .

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