Berliner Verwaltung - Bürgeramtsbesuch ohne Termin: Praxistest ist in Vorbereitung

So 13.10.24 | 10:41 Uhr
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Archivbild: Schlange vor Berliner Bürgeramt am 26.09.2014. (Quelle: Imago Images/Olaf Wagner)
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Audio: Radio Fritz | 13.10.2024 | Philipp Boerger | Bild: Imago Images/Olaf Wagner

Einfach ins Bürgeramt ohne Termin - kann das funktionieren? Die Staatssekretärin für Verwaltungsmodernisierung will das ausprobieren lassen. Probleme dabei hält sie aber durchaus für denkbar.

In Berlins Bürgerämtern soll testweise ausprobiert werden, was es bringt, an einzelnen Tagen ohne Terminvergabe zu öffnen. "Wir würden gerne eine entsprechende terminfreie Aktion ausprobieren", sagte die Staatssekretärin für Verwaltungsmodernisierung, Martina Klement, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir hatten kürzlich eine weitere Runde mit den Bezirken und arbeiten gerade gemeinsam ein Konzept beziehungsweise die Rahmenbedingungen für diese Aktion aus."

Das Konzept soll in den nächsten Wochen zu Ende ausgearbeitet werden. "Ende November wollen wir dann im Lenkungskreis Bürgerdienste mit den Bezirksstadträten besprechen, welche Bezirke sich an der Aktion beteiligen werden", sagte Klement.

Test soll im neuen Jahr starten

"Wir möchten die Aktion dann 2025 durchführen", so Klement. Wegen des Vorausbuchungszeitraums im Online-Terminbuchungssystem betrage Vorlaufzeit dafür mindestens 56 Tage. Danach wolle man entscheiden, "ob und wie wir dauerhaft auch terminfreie Tage anbieten können."

"Ich bin zuversichtlich, dass es an den terminfreien Tagen nicht so lange Schlangen geben wird, wie das vor einigen Jahren noch der Fall war", so die Staatssekretärin. Die weit überwiegende Anzahl der Berlinerinnen und Berliner bekomme einen Termin fürs Bürgeramt und nutze den dann auch. "Außerdem halte ich die Bugwelle an Terminwünschen, die wir vor uns herschieben, für nicht so hoch wie von einigen befürchtet."

Bezirke befürchten Schlangen - und Frust

"Deshalb würde ich terminfreie Tage gerne mit den Bezirken ausprobieren, die dabei mitmachen wollen. Wenn sich die terminfreien Zeiten bewährt haben, dann sollten wir ein solches Angebot auch auf Dauer einführen", erläuterte Klement.

Aus den Bezirken gab es bereits kritische Hinweise, an Tagen ohne Terminvereinbarungen sei erheblicher Andrang nicht auszuschließen - und Frust bei längeren Wartezeiten.

Mehr Sicherheitspersonal für die Testphase

"Leider kommt es in den Bürgerämtern immer mal wieder zu unschönen Situationen und manchmal auch zu Übergriffen auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", sagte Klement. Das sei je nach Standort der Ämter zum Teil unterschiedlich. Für die terminfreie Aktion werde ausreichend Sicherheitspersonal eingeplant.

"Wir müssen natürlich sicherstellen, dass nur so viele Bürgerinnen und Bürger in die Ämter hineinkommen, wie es für die Bürgerämter leistbar ist." Das müsse entsprechend organisiert werden. "Die Zugangssituation kann über einen Sicherheitsdienst abgefedert werden. Wir werden sicherlich auch eine Lösung hinsichtlich der Kosten für das Sicherheitspersonal finden", sagte Klement.

Klement will doppelgleisig fahren

"Der Regierende Bürgermeister und ich sind uns vollkommen darin einig, dass wir beides anbieten müssen: den Bürgeramtsbesuch mit und ohne Termin", so die Staatssekretärin.

Bürgeramtsbesuche ohne Termin seien im Übrigen schon jetzt verbreitet. "Über ein Viertel der Dienstleistungen in den Bürgerämtern wird ohnehin ohne zuvor vereinbarten Termin erbracht."

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner hatte Anfang August vorgeschlagen, an einem Tag der Woche Bürgeramtsbesuche ohne Termin zu ermöglichen. Daran gab es allerdings sowohl aus der Opposition als auch vom Regierungspartner SPD Kritik. Nach seiner Wahl als Bürgermeister im April 2023 hatte Wegner angekündigt, das Ziel sei, Bürgeramtstermine innerhalb von 14 Tagen zu ermöglichen.

Sendung: Radio Fritz, 13.10.2024, 11:30 Uhr

Kommentar

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16 Kommentare

  1. 16.

    Es gibt genug offene Stellen in den Bürgerämtern, bewerben Sie sich doch bitte, und übernehmen dann den Samstagsdienst. Gerne komme ich dann Samstags zu Ihnen.

  2. 15.

    Es gab Zeiten, da konnte man einfach am Samstag hingehen….

  3. 14.

    Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man drüber lachen. Jetzt wird also der Quatsch noch quätscher gemacht, und damit am terminlosen Tag die Bürger nicht sich oder die Mitarbeiter hauen, ein Sicherheitsdienst beauftragt? Früher hat es doch auch ohne Termin funktioniert, zwar mit Wartezeit, aber musste man eben einplanen. Sooft geht man ja nicht zum Bürgeramt. Ehrlich, Berlin, ein Affentheater.

  4. 13.

    Stimme Dir vollkommen zu. Wir leben bereits im Königreich Absurdität. Ich fand auch, damals funktionierte es, auch wenn es voll war. Aber viele haben nun mal ein Anliegen. Damit muss man leben.

  5. 12.

    Also in Prenzlauer Berg gab es die Möglichkeit Wartemarken zu ziehen und stundenlang zu warten oder bei den "Händlern" vor dem Gebäude bereits vor mehreren Stunden von diesen gezogene Wartemarken zu kaufen und relativ schnell dran zu kommen.

    Da ist vor 15 Jahren ein ganzer Geschäftszweig weggebrochen.

  6. 11.

    Liebe Berliner Regierende, testen Sie doch neue Regeln: kein Meldepflicht und kein Ausweispflicht (wie mal in England).

  7. 10.

    Vor ein paar Wochen,bei uns in Potsdam,saß der Erste schon um 05.45 Uhr , am Terminlosen Mittwoch,vor dem Bürgerservice.

  8. 9.

    Ich war letzte Woche in einem Berliner Bürgeramt ohne Termin alle Mitarbeiter super freundlich. Es hat geklappt, auch der Sicherheitsbeamte super freundlich so müsste es überall sein. Es liegt nur am Bürgeramt dies zu organisieren.

  9. 8.

    Kommen sich die Berliner nicht langsam veräppelt vor?
    Wie alt ist Herr Wegner nochmal? Er müsste doch wissen dass die Bürgerämter früher immer ohne Terminvergabe gearbeitet haben, da gab‘s Wartemarken und dann wurde gewartet bis die Nummer aufgerufen wurde……vollkommen normal in allen Ämtern, so wurde ein Ämterbesuch zwar zum Tagesausflug (was in Brandenburg übrigens schon vor 15 Jahren anders geregelt war, maximal 30 Minuten Wartezeit) aber man hat’s halt hingenommen.

  10. 7.

    Die Politik versteht es nicht und einige Bürger leider auch nicht. Es wird also ein Tag für die Terminbuchung gestrichen. Was bitte ändert das positiv an der Möglichkeit Termin buchen zu können? Richtig, nix, wieder weniger Termine. Und an dem terminlosem Tag ist Chaos durchaus möglich. Es könnte Schlangen geben und Menschen werden sich beschweren, weil 5 Minuten nach Öffnung alle Wartemarken vergeben sind.

  11. 6.

    Oder nach Brandenburg ziehen. Meine Mutter hat sich letztens aufgeregt, das sie 20 Minuten warten musste beim Bürgeramt (das heißt dort anders,glaube ich).Ohne Termin. Bloß gut, das man nicht allzu oft zum Bürgeamt muss.

  12. 5.

    Vorgestern dicker Artikel hier: Kai Wegner sieht die Verwaltungsreform auf der Zielgeraden...
    Dieser Artikel straft ihn lügen....

    Werter Herr regierender Bürgermeister,
    für wie blöd halten sie eigentlich die Bürger?

    Gehen Sie doch mal auf die Strasse und stellen sich den Bürgern mit ihren Problemen
    ..
    Sie werden ganz schnell erkennen, dass die Zielgerade, die Sie schon im Auge haben, nicht mal Ansatzweise in Sicht ist...
    Machen Sie endlich Ihre Arbeit, die Sie den Bürgern versprochen haben !

  13. 4.

    Jetzt hätte nur noch gefehlt - dieses früher normale - als ,Pilotprojekt' zu betiteln.
    Was für ,irrwitzige' Dinge passieren nur in unserem Land?
    Ich bin hier auch langsam raus ;-(

  14. 3.

    Viele Bürgerämter bieten das ohnehin an in dringenden Angelegenheiten. Einfach hingehen und man wird dazwischengeschoben, wenn ein Terminkunde nicht kommt oder alles schneller ging als geplant.

  15. 2.

    Pro Tipp.
    Nur bei richtig miesem Wetter zum bürgeramt gehen. Und schön drauf achten das es mit den öffis nicht so gut zu erreichen ist. Also keine S-Bahn U-Bahn in der Nähe. Dann wartet man such nicht so lange. ;)

  16. 1.

    Also wir testen dann das was bis vor ca 15 Jahren normal war und vorher jahrzehntelang funktionierte?
    Na prima!
    Erster Gedanke: Langsam reichts, wie werde ich anerkannter Reichsbürger, wo bekomme ich den Pass?

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